Mit immer noch leicht gesträubtem Fell betrat ich den Rudelplatz, wo sich nicht viel getan hat.
Gunter hielt offenbar ein Auge auf den kleinen Rüden und sonst war niemand zu sehen.
Ich hatte etwas Hunger und lief zu der Beute. Da bemerkte ich, dass offenbar davon bereits gegessen worden war.
Das besänftgte ein wenig meine Gefühle.
Immerhin nehmen sie deine Beute mittlerweile an!
Ich riß ein saftiges Fleischstück aus dem Hinterlauf des Damhirsches und verspeiste es genüßlich.
Dabei sah ich mich noch einmal um. Casanova war fort und zeigte den Neuen vermutlich das Revier. Von der Anführerin war nichts zu sehen. Eigentlich war nur Gunter da, der die Stellung hielt. Ich wollte schon zu ihm gehen, als mir einfiel, dass der aggressive Wolf Rolf und Gunter ja Gefährten waren.
Vielleicht war es doch besser, einen Abstand einzuhalten. Ich wusste noch nicht wirklich, wem ich hier trauen konnte. Ich wusste ja noch nicht einmal, mit wem ich hier reden konnte. Das Leben in einem Wolfsrudel ist wirklich sehr verwirrend! Ach Lena!
Da ich trotzdem das Gefühl hatte, jemand Rechenschaft geben zu müssen, sprach ich Gunter aus vorsichtiger Distanz an.
Einen schönen Tag wünsche ich dir, Gunter vom Bergrudel!
Ich wählte diese formelle Anrede, weil ich sicherstellen wollte, dass ich ihm etwas Offizielles mitteilen wollte und nicht einfach plumpen Smalltalk machen wollte.
Ich möchte dich nicht gerne stören, aber da die Anführerin und auch Casanova abwesend sind, solltest du wissen, dass Iki und ich die Grenzen des Reviers abgelaufen sind und die Markierungen überall erneuert haben. Wir haben auch Ausschau nach einer möglichen Gefahr oder einer Bedrohung von außen gehalten, aber nichts Auffälliges entdeckt.
Dann - nach einer kurzen Pause - meinte ich.
Auf dem Gipfel haben wir allerdings nicht markiert, denn dort war dein Gefährte und hat uns angeknurrt. Ich wollte keinen Kampf und keinen Streit - und will es auch weiter nicht. aber vielleicht solltest du deinem Gefährten mal sagen, dass er mich nicht ständig unnötig provozieren muss. Ich bin zwar neu, aber jetzt auch ein Mitglied im Rudel und suche hier keine Feindschaft, aber wenn er es darauf anlegt, werde ich mich irgendwann wehren müssen, verstehst du? Das möchte ich gerne vermeiden. Ich - für meinen Teil - werde ihm aus dem Weg gehen, aber ich werde nicht fliehen, wenn er unbedingt kämpfen will.

Irritiert sah ich Svoboda an, als sie einen Redeschall sondergleichen vom Stapel ließ. Was sie mir da erzählte war schön und gut, aber ich hatte keinen hohen Posten im Rudel, das alles musste sie Casanova oder Lyvianne erzählen. Trotzdem nahm ich mir vor ihnen das alles weiter zu leiten. Was Svoboda dann aber ansprach traf bei mir auf Granit und ich war ein bisschen genervt. Sie bildet sich ein Rolf zu verstehen. Trotzdem blieb ich bemüht freundlich und lächelte weiter. Svoboda, du verstehst da etwas grundlegend falsch. Rolf will nicht kämpfen, er will nur sich und sein Rudel beschützen. Du bist nicht die einzige die er anknurrt. Jeder der ins Rudel kommt muss einige Zeit da sein, ehe er sich beruhigt. Er vertraut nicht, aber er ist ein guter Waffenbruder für jedes Mitglied dieses Rudels. Nun bekam ich allerdings ein warnendes Funkeln in den Augen. Aber wenn du vorhast mit ihm zu kämpfen sei gewarnt. Rolf ist ein Soldat, ein Krieger. Und er ist nicht alleine. Das Funkeln verschwand und ich lächelte wieder freundlich. Gibt es noch etwas worüber du reden willst? Wie gefällt dir das Revier?

Es ist gut, dass du mir das sagst - nein, - wie ich schon gesagt habe möchte ich nicht mit ihm kämpfen! Es ist mir auch wichtig, dass du mir sagst, dass er ein verlässlicher Waffenbruder ist. Dir glaube ich Gunter. Deshalb habe ich dich ja auch gefragt. Ich möchte keinen Ärger. Wenn er nur misstrauisch ist, dann kann ich das verstehen, aber ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Deshalb habe ich ja auch dich gefragt.
ich wedelte mit der Rute.
Du bist ein erfahrener Wolf und schon lange hier. Wen hätte ich denn sonst fragen sollen?
Ach und übrigens das Revier ist schön, müsste aber vielleicht öfter mal markiert werden, denke ich.

Lass ihm einfach seinen Freiraum. Ich lächelte und setzte mich wieder auf, mich streckend. Boreas hatte eigentlich Whimper damit beauftragt die Grenzen im Blick zu behalten, aber dann ist der ganze Umbruch passiert und Whimper verschwand, da ist das wohl in Vergessenheit geraten.

Saikko:

Die Schmerzen in meiner Schulter hatten jeden Schritt zur Qual gemacht. Doch ich hatte es geschafft. Zumindest funktioneirt meine Nase ganz gut.. Ich starrte kurz auf meine Pfoten, nachdem ich das Plateau erreicht hatte und stolperte kurz. Rasch fing ich mich wieder ein, fiepte jedoch auf, da ich durch das Ausbalancieren die verletzte Schulter zu stark genutzt hatte. Egal..Whimper braucht diese Pflanze. Ich trabte weiter, dieses mal vorsichtiger, und trug meine Sammlung in die Heilhöhle. Ein paar der Blätter nahm ich von der Rinde und lief dann langsam Richtung der Schlafhöhle von Whimper. Sofort sah ich dass Svoboda und Tril sich unterhielten, weshalb ich höflich auf Abstand blieb und mich nieder ließ. Ich muss die Brennesseln gleich ausspülen und erneuern. Mit dem Gedanken linste ich zu meiner Schulter.

Ich lächelte Gunter an.
[b]Du hast natürlich Recht, Gunter! Jeder braucht seinen Freiraum. Aber ich denke, ich werde mich mal ein wenig um die Grenzen kümmern.[b]
Dann sah ich wie Saikko den Rudelplatz betrat. Sie sah ziemlich fertig aus, aber ich wollte sie nicht noch einmal beleidigen und hielt ebenfalls Abstand.
Ich hatte nicht gedacht, dass es in einem Rudel so formell zugehen würde. Man musste auf so viele Dinge achten, um andere Wölfe nicht zu kränken! ...

Ich wollte Svoboda etwas erwidern, doch dann hörte ich Saikko fiepen und stand auf. Sobald die junge Fähe näher kam lief ich auf sie zu und sah besorgt zu ihr hinab. Ich bin ja kein Heiler, aber so wie sich das eben angehört hat musst du dich unbedingt hinlegen.

Saikko:

Ich sah Tril an und legte die Blätter vor seine Pfoten. Dann sah ich mit einem höflichen Nicken zu Svoboda. Ich..hoffe es war in Ordnung dass ich Whimper..dem Wolf in der Schlafhöhle etwas von deiner Beute gegeben habe..er braucht es um wieder zu Kräften zu kommen. Dann sah ich Tril wieder an. Whimper muss diese Blätter fressen. Sie sollten ihm helfen sein Erinnerungsvermögen zu stärken.. Ich versuchte die brennende Schulter so gut es ging zu entlasten. Ich muss die Brennesseln aus der Wunde waschen..entschuldige mich bitte. Damit erhob ich mich, nickte Svoboda nochmals zu, ehe ich zu dem kleinen Wasserrinnsal ging, um mir die Wunde zu reinigen.

Ich kam an und hatte alles mit gekriegt. Ich kam neben Svoboda zum stehen und sagte fröhlich Schön zu hören das diesmal etwas von unsere Beute genutzt wurde

Meine Beute? Ich hatte für das Rudel gejagt!
Ich habe gejagt, das ist richtig, aber es war für das Rudel. Du musst nicht fragen, wenn du von der Beute nimmst. Sie ist für ist für alle da, Saikko![b],
Dann als ich sah, dass Saikko in Nöten war, flüsterte ich ihr zu, so dass es keiner hören konnte:
[b]Soll ich dir helfen, Saikko?
Ich versuchte es nicht gönnerhaft klingen zu lassen, aber ich war auch unsicher, nach dem, was gewesen war und ich wollte gerne helfen.

Ich sah Svoboda einen Moment unsicher an und flackte mit den Ohren. Gerade da traf das kalte Wasser auf die Wunde und ließ mich auffiepen. Ich muss neue Brennnessel in die Wunde reiben, damit sie sich nicht entzündet. Aber ich komme selber nicht so gut an die Wunde heran. Gab ich dann leise zu. Ich wartete bis die Wunde ausgespült war und trat vom Wasser weg. Ich konnte mir die Wunde nicht einmal richtig ansehen, egal wie sehr ich den Kopf drehte.

Natürlich helfe ich dir. Ich schleckte Saikko über den Kopf und lächelte sie an, ehe ich die Kräuter nahm und zu Whimpers Höhle zurück ging, wo ich diesem die Blätter vor die Nase legte. Saikko sagt die sollst du fressen.

Mach´ich!
Als sich Gunter entfernte, rieb ich Saikko die zerkaute Brennesselpaste auf die verletzte Schulter.

Ich musste ein Schmerz erfülltes Jaulen unterdrücken. Dankbar sah ich Svoboda an Danke. Es ist eben nicht ungefährlich andere zu behandeln. Ich grinste schief und sah dann seufzend zu Whimpers Schlafhöhle. Ob die Blätter ihm helfen würden?

Was ist denn eigentlich mit ihm los? Warum ist er so seltsam?