Es war so laut, so unfassbar laut das ich zuerst zwischen den Bäumen stehen blieb und mich daran gewöhnen musste.
Schließlich wurde es nach einiger Zeit erträglicher und ich tappte auf das Uferkies.
So viel Wasser führte unser Territorium nicht. Ich schnupperte neugierig und fand eine Vielzahl von neuen Gerüchen. Nicht nur roch es irgendwie überall nach Wölfen, sondern nach allen möglichen Dingen.
Im Wasser glitzerten immer wieder schlanke Körper.
Ich beobachtete sie fasziniert, bis ich schließlich versuchte mich mit den Pfoten darauf zu stürzen.
Der Körper wich aus und es gab unter der Wasseroberfläche keinen Boden.Mit einem Ruck landete ich im Wasser, nur mit Mühe konnte ich meinen Kopf oben halten und klammerte mich an das Ufer. Während meine Beine verzweifelt versuchten Grund zu finden.
Ich hab nie wieder eine Idee. schwor ich mir. Nie wieder. während ich mich langsam aus dem Wasser zog und schlotternd am Ufer stand.

<-- Rudelplatz Schattenwölfe

Es dauerte eine Weile bis ich das Rauschen hörte. Es klang ähnlich wie der Bach, an dem ich mit Vitani gewesen war. Doch dieses Rauschen hier war viel viel lauter und als ich aus der Böschung trat, sah ich auch warum. Mein Bruder war für den Moment vergessen.
Dieses Wasser war so viel größer als das in der Nähe unseres Rudelplatzes und so faszinierend der Anblick auch war, so schauderte es mich doch ein wenig. Immerhin wollte ich nicht noch einmal so nass werden! Ich machte ein paar Schritte zurück und stellte mich schließlich hinter Papa, während ich zaghaft meine Rute hin und her schwingen ließ, schaute ich den großen Wolf unsicher an.

Seths Reaktion auf den großen Wasserlauf, der sich schließlich vor uns erstreckte, amüsierte mich doch ein bisschen, auch wenn sie nur natürlich war, immerhin war der junge Rüde noch nie an diesem Fluss gewesen. Mit einem Lächeln sah ich zurück zu Seth und lachte dann leise. Hab keine Angst. Das ist der Lachsfluss. Hier treffen sich viele Wölfe und man kann hier fischen. Fischen ist jagen im Wasser, das wirst du auch bald lernen.

Nette Wölfe?, fragte ich gleich ganz interessiert und reckte meinen Kopf in alle Richtungen, um nach ihnen zu suchen. Doch ich konnte weder fremde, noch bekannte Wölfe sehen. Vollo., dachte ich und rief mir in Erinnerung, dass wir wegen ihm hier waren. Doch Papa erwähnte etwas, dass mich leicht entsetzte. Diese komischen Dinger aus dem Wasser?, fragte ich nach und hatte nun wenigstens einen Namen für sie. Fische! Ihhhh! Ich machte ein angeekeltes Gesicht. Muss ich das wirklich lernen?

Ich wiegte den Kopf etwas hin und her und machte ein unschlüssiges Gesicht. Manche von ihnen, es kommt darauf an. Man kann sich nicht sicher sein welche Intentionen sie haben, bis man mit ihnen geredet hat. Und auch dann nicht wirklich. Seths Reaktion auf meine Erklärung zu den Fischen verwunderte mich und ich sah ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an. Magst du keine Fische?

Nachdem ich meinen Hunger gestillt hatte, richtete ich mich langsam auf und lief für meine Verhältnisse recht gut gelaunt am Ufer des Flusses entlang. Und bemerkte nach kurzer Zeit am Ufer zwei Wölfe, die sich anscheinend unterhalten hatten. Sehr schön, eine weitere Chance mehr über dieses Tal in Erfahrung zu bringen, dachte ich mir und ging mit langsamen Schritten auf die beiden zu.

Mit aufgestellten Ohren hörte ich meinem Vater aufmerksam zu. Es war also wichtig mit anderen zu reden, ehe man irgendein Urteil über sie fällen konnte. Das machte Sinn und ich nickte einmal kurz, ehe ich schließlich meinen Kopf schüttelte. Nein! Die sind nass! Und ich will nicht nass sein., erklärte ich kurz zu den Fischen. Schmeckt das denn?, fragte ich skeptisch, ehe meine Aufmerksamkeit auf einen stärker werdenden Geruch gelenkt wurde. Ein schwarzer Wolf näherte sich.

Ich unterdrückte ein weiteres Lachen und stupste meinen Sohn sacht mit der Schnauze an. Okay, das verstehe ich, aber Fischen musst du trotzdem lernen. Man weiß nie wann man das braucht. Ich wollte meine Welpen so gut auf die Welt vorbereiten wie möglich, sie sollten selbstständige und starke Wölfe werden. Fische schmecken... eigentlich so wie sie riechen. Ich drehte den Kopf, als der Geruch eines anderen Wolfes stärker wurde. Eine nachtschwarze Fähe (Blacksoul) näherte sich uns. Ich kannte sie nicht und sie roch nach keinem unserer Rudel, sie musste also eine Streunerin sein. Ich bewegte mich kaum merklich zur Seite, so dass ich leicht zwischen Seth und der schwarzen Fähe stand, der ich aufrecht und aufmerksam entgegen sah.

Ein kleines kaltes Lächeln glitt über meine Lefzen, als mich die beiden bemerkten und ermahnte mich zugleich freundlich zu bleiben. Auch wenn mich dieses freundliche tue, mir nicht wirklich gefällt. Hallo, grüßte ich die beiden und setzte mich zwei Körperlängen vor ihnen hin. Ich bin zwar schon einige Zeit in diesem wunderschönen Tal, weiß aber noch nicht viel darüber. Könntet ihr zwei mir ein wenig über das Tal erzählen , fragte ich in einer ruhigen Tonlage und blickte die beiden Wölfe vor mir an.

Ich gab ein kleines Grummeln von mir. Nagut.., sagte ich knapp. Ich wollte es nicht lernen, wenn ich dafür ins Wasser musste, aber ich würde meinem Papa auch nicht widersprechen. Immerhin musste es wirklich wichtig sein, wenn er es sagte. Und vielleicht, ganz vielleicht machte es ja doch irgendwie Spaß. Aber dafür hatten wir jetzt keine Zeit. Ich konnte kaum darüber nachdenken wie ein Fisch riecht und somit auch schmeckt, denn die Fremde begann mit uns zu sprechen. All die Fische auf dieser Welt waren vergessen und wurden von meiner Neugier überlagert. Hallo., sagte ich freundlich und lächelte die Fremde an, während ich dicht bei Papa stehen blieb. Auf ihre Frage konnte ich nicht antworten, weil ich bisher selbst nicht viel darüber wusste und so schaute ich von der Schwarzen hoch zu meinem Papa.

Die schwarze Fähe verbrachte nicht viel Zeit mit einleitenden Worten, sondern sprang fast sofort zur Frage nach Informationen über das Tal. Hallo. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah einen Moment zu meinem Sohn, ehe ich wieder die Fremde mit meinem Blick fixierte und sie ein weiteres Mal eingehend musterte. Ich bin hier aufgewachsen, ich schätze mal ich kann dir einiges erzählen. Was interessiert dich genau?

Ich blickte zwischen älteren und jüngeren Rüden hin und her und fragte mich, was die beiden verbannt. Waren sie Vater und Sohn oder nur zwei Mitglieder desselben Rudels, und der ältere musste Babysitter spielen. Ich würde gerne mehr über die fünf ansässigen Rudel erfahren. Wo liegen ihre Reviere, und worauf sollte man bei ihnen achten? Dann wäre da noch die große Höhle Fluss abwärts, die mein Interesse geweckt hat. Und zum Schluss wo kann man ungestört auf Jagt gehen. Ich faste mich so kurz wie möglich, da mir der musternde Blick des älteren Rüden nicht gefiel. Ich hasste es schon früher, wenn man mich so ausgiebig musterte, Glaube bloß nicht das ich schwach sei Rüde ! dachte ich und ließ Krallen leicht in den Boden. Ich hatte keine Probleme mich ein Rüde entgegenzustellen, doch dieser sah um einiges kräftiger, aus als die Rüden die mir schon übern Weg liefen.

Der Fluss spülte noch immer unmengen an Wasser und ich folgte ihm eine Weile.
Wo kommt das ganze Wasser her? Und wo geht es hin?
Mit den Pfoten versuchte ich das Wasser aufzuhalten, aber es floss einfach über meine Pfoten hinweg. Und außerdem war der Fluss so breit das ich vielleicht hundert Pfoten brauchte um ihn zu stoppen.
Vielleicht könnte ich so lange Steine hinein werfen bis es aufhört?
Nach drei Steinen hatte ich keine Lust mehr.
Frustriert biss ich in das Wasser. Sofort spülte Wasser in meine Nase und ich musste heftig niesen und Husten.
Verfluchter Fluss knurrte ich. Wie konnte er es wagen?
Doch außer das er weiter vor sich hin rauschte passierte nichts.
Ja RRSSSSCCCHHHH du auch. bellte ich und versuchte sein rauschen zu imitieren.
Ich würde schon dafür sorgen das das aufhörte. Wir würden ja sehen wer zuletzt lachte.
Frustriert versuchte ich das Ende zu finden aber irgendwann hatte ich mich so weit weg begeben das ich nicht mal mehr wusste wo ich angefangen hatte.
Noch frustrierter wechselte ich die Richtung Flussaufwärts und versuchte jetzt herauszufinden woher das Wasser kam.
Aber auch das entpuppte sich als völlig nutzlos.
Ich hatte fast aufgegeben als ich schließlich in der Ferne drei Wölfe entdeckte. Zwei davon kamen ihm sehr bekannt vor. Papa. Seth. Ich näherte mich möglichst gelassen obwohl ich müde war und hungrig und gestresst. Dieser dumme Fluss rauschte weiter und langsam hatte ich das Gefühl die ganze Welt rauschte. Alles war laut und nervig. Ich würde später dafür sorgen das diese Verschwendung von Platz aufhörte zu existieren. Und wenn ich hundert Steine hinein schmeißen musste.
Grummelnd näherte ich mich und ließ mich neben Seth plumbsen.

Ich hörte der schwarzen Wölfin neugierig zu. All die Dinge, die sie wissen wollte, waren auch für mich interessant. Ohhh... eine Höhle!, dachte ich und sah über meine Schulter. Ob diese Höhle weit von hier entfernt war? Vollo!, stieß ich aus, als ich meinen Bruder auf uns zu kommen sah. Meine Rute wedelte kräftig hin und her und als er sich neben mich setzte stupste ich ihn fröhlich mit meiner Schnauze an. Wo warst du? Und wo sind Mama und die anderen?, fragte ich aufgeregt und sah mich suchend um. Vielleicht waren sie ganz in der Nähe.

Die Fähe stellte ihre Fragen und ich überlegte kurz, ehe ich begann ihr zu antworten. Die fünf Rudel in diesem Tal sind das Silberrudel, das Bergrudel, das Nebelrudel, das Zigeunerrudel und unseres, das Schattenrudel. Die Grenzen der Reviere sind klar markiert und sollten nicht überschritten werden. Besonders die Zigeunerwölfe sind aggressiv und unvorhersehbar, die Nebelwölfe sind hinterlistig, die Bergwölfe schwach und die Silberwölfe hochnäsig. Und mit uns brauchst du sich gar nicht erst anzulegen. Auch wenn wir gerade ein eher kleines Rudel waren und ich nicht wusste wo die anderen steckten, aber das würde ich sicherlich nicht sagen. Mein Tonfall war kühl und sachlich, dominat aber ruhig. Zur Jagd bietet sich vor allem der nahe Wald an, oder auch der Fluss hier zum fischen. Ich wollte gerade fortfahren, als eine kleinere Gestalt zu uns lief und sich neben Seth setzte. Ich konnte nicht anders als aufzuatmen, als ich einen meiner vermissten Welpen erkannte. Da bist du ja, wir haben dich gesucht. Ich stupste meinen Sohn sacht an und wandte mich dann wieder der schwarzen Fähe vor uns zu. Meinst du die große Höhle mit dem See?