Ähm nein? In meinem inneren tobte ein wilder Kampf, doch ich brachte nichts davon hervor. Wo willst du hin? Ich grinste vorsichtig, beschloss seine Frage einfach mit einer Gegenfrage auszuheben. Hmmmm.

Reglos und stumm beobachtete ich Morgra einen Moment. Ich seufzte kaum hörbar und schloss die Augen, nur um dann grinsend mein Kopf zu schütteln. Ich gehe da hin, wohin mich meine Pfoten tragen. Also eigentlich nichts bestimmtes. Der Himmel hatte sich zugezogen und mein Blick richtete sich nach oben. Und da kamen sie schon, die ersten Tropfen. Nach kurzer Überlegung, setze ich mich in eine unbestimmte Richtung in Bewegung.

Ich schloss fest die Augen und atmete so gut es ging ein und aus, ohne zu Schluchzen. Es klappte nicht so recht, aber Mayestrils Summen beruhigte mich etwas, ebenso wie seine Worte, die mir gut taten, auch wenn ich sie nicht glauben konnte. Danke.

So wie ich. Brummte ich, setzte mich in Bewegung und folgte Kibo. Der Regen verstärkte sich und das leise tropfen wurde irgendwann zu einem lauten Trommeln, als die Wassertropfen anwuchsen und auf den Boden, das Blätterdach der Bäume und unsere Köpfe fielen. Vielleicht sollten wir uns irgendwas zum unterstellen suchen? Ich wusste nicht in wie weit das schlechte Wetter Kibo anstrengte. Ich selbst mochte den Regen, die Kälte und die Nässe und vorallem den herrlichen Geruch nach einem erfrischenden Regenschauer, wenn die Natur wieder atmen kann.

Stumm lauschte ich dem Regen, während wir liefen. Mit der Zeit wurde das rhytmische Tropfen stetig mehr, bis zu einem kräftigem Trommeln. Mein Fell sog langsam das Wasser in sich auf und lag als nasse Bahnen an meinem Körper an. Der Boden begann aufzuweichen und mir fiel es schon etwas schwerer vorran zukommen. Verdammtes Alter.. dachte ich grimmig. Eigentlich hatte ich nichts gegen Regen aber das der Boden dabei immer so schwergängig wurde. Als Morgra vorschlug sich unterzustellen, lief ich zunächst weiter. Ich wollte nicht der Schwache sein, allerdings fand ich die Idee einer kleinen Pause doch schon sehr verlockend. Zögernd nickte ich und schaute mich suchend um.

Kibo war verschwiegen und grimmig vorausgelaufen. Ich wusste, dass es nur eine Pfote voll Sprünge entfernt einen kleinen Felsvorsprung gab, der zumindest direkt unter sich ein trockenes Plätzchen für uns bereithalten würde. Komm hier lang. Ich knuffte ihn in die Seite und lief dann voraus. Ich drückte mich durch einen Brombeerbusch, das dichte Fell hielt die Dornen und spitzen Äste gut in Schach, doch große Fetzen meines Winterfells blieben auch in dem Grün hängen. Muss eh langsam weg. Meine Augen zwinkerten gegen den Regen an. Da drüber direkt. Mit der Nase winkte ich auf einen vollig deplaziert wirkenden graubraunen Steinvorsprung. Ich hatte Recht behalten, solange der Wind nicht drehte, hätten wir hier ein trockenes Plätzchen. Ich lief vor, schüttelte mich und setzte mich dann auf die staubig trockene Erde unter dem Felsen.

Das sie mich anknuffte, bekam ich kaum mit. Ohne ein Laut folgte ich Morgra mit einigem Abstand zu einer Reihe von Brombeersträuchern, durch diese sie sich auch schon zwängte. Etwas von ihrem Fell blieb an den Dornen hängen. Kurz blieb ich davor stehen, ehe ich mich auch durch die Sträucher kämpfte. Auch mein Fell verhakte sich an den Äste und einige Büchel blieben zurück. Auf der anderen Seite angekommen zeigte die Wölfin auf eine graubraune Fläche. Ich blinzelte kurz und erkannte dann einen Felsvorsprung, zu dem Morgra schon unterwegs war. Langsam folgte ich und beobachte, wie sie sich schüttelte und ins trockene setzte. Angekommen tat ich es ihr gleich und schaute in den Regen, wobei mein Ohren leicht zuckten.

Irgendwann hatte der Regen nachgelassen. Ich hatte noch lange auf die Tropfen gestarrt, die sich auf dem Boden zu Pfützen sammelten. Der Winterpelz juckte auf meiner Haut und so kam ich nicht darum hinweg, mich immer wieder ausgiebig zu kratzen und dabei mehr oder weniger große Haufen Fell zu hinterlassen. Irgendwann muss um mich herum quasi ein Berg an Pelz angewachsen sein. Nach einigen Blicken auf das Chaos um mich herum schnaufte ich und lies mich in den Fellhaufen plumpsen. Da Kibo nichts sagte, beschloss ich ebenfalls zu schweigen.

Ich schaute lange still in den Wald, von dem der frische Regengeruch zu uns herüber wehte. Als ich mich von dem Anblick endlich losriss und zu Morgra blickte, legte ich den Kopf verwundert schief. Sie lag inmitten eines Fellhaufens, so wie ein Kaninchen in seinem Bau. Schmunzelnd stellte ich mich neben das Fellnest. Na gemütlich? Ich drehte den Kopf auf die andere Seite. Vielleicht sollte ich mir auch sowas bauen. Sieht kuschelig aus. Langsam streckte ich mich.

Ich werde immer für dich da sein. Ich danke dir, dass du mir vertraust. Du bist so stark Rolf, du kannst das sicher alleine, aber bitte lass mich, lass uns dir helfen, so wird es einfacher. Ich liebe dich und das werde ich immer, egal was passiert. Du bist der stärkste Wolf den ich kenne. Der stärkste, der klügste, der schnellste und der liebenswerteste. Ich hatte mein Summen unterbrochen, um zu reden, doch nahm es dann wieder auf, in regelmäßigem Takt über Rolfs Ohren schleckend.

Ich beruhigte mich langsam, ganz langsam immer mehr und atmete schließlich ruhig ein und aus. Meine Haut fühlte sich endlich nicht mehr zu eng für meinen Körper an und der Boden schien nicht mehr mein Fleisch aufzureißen. Danke... Meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen in der Luft, ehe mein Körper der Erscöpfung nachgab und ich einschlief, dicht an Mayestril gekuschelt, als wollte ich mich in seinem kurzen Fell verkriechen.

Für immer, mein Herz, ich werde für immer zu dir stehen. Ich bemerkte wie Rolf einschlief und blieb noch eine ganze Weile ruhig neben ihm liegen, weder mein Summen, noch das Schlecken unterbrechend, bis ich mir sicher war, dass mein Gefährte fest schlief. Da schob ich mich dann sanft unter seinen dürren Körper und hob ihn mit Leichtigkeit auf meinen Rücken. Mit gemäßigten Schritten trat ich so den Heimweg an.
(Rudelplatz - mit Rolf)

Ich klopfte mit den Vorderpfoten auf einen der Fellberge. Kannst Probeliegen. Dann ließ ich meinen Kopf auf die Unterwolle sinken, die ich unter ihm wie eine Art Kopfkissen zusammengeschoben hatte. Ein paarmal musste ich niesen, als sich einzelne Haare in meine Nase verirrten.

Ohne lange zu überlegen, ließ ich mich in den Fellhaufen plumpsen, sodass einige Büschel davonstoben. Ausgiebig rutschte ich hin und her, um es mir gemütlich zu machen. Vielleicht etwas zu ausgiebig. Ja! Gar nicht schlecht, ließ ich dann verlauten. Kurz ließ ich mein Blick über die Umgebung schweifen. Es ist viel passiert und nun nach den ganzen Wintern, scheint es, das ich eine neue Begleitung habe. es ist so ungewohnt. Aus alter gewohnheit, die langsam aufkam, knabberte ich kurz durch Morgra's Schulterfell, ehe ich meinen Kopf dort platzierte.

Ich beobachtete, wie die einzelnen, aufgescheuchten Haare wieder zu Boden wirbelten. Das vermochte mir fast ein Lächeln zu entlocken. Kibo wirkte wie ein Welpe im Nest, so wie er es sich in dem Fell gemütlich machte. Sein weißes Fell stach in lauter Schwarz hervor wie eine Blume im Schnee. Zuerst erschrak ich ein wenig, als er seinen Kopf auf meine Schulter legte, aber dann entspannte ich sehr schnell wieder. Es fühlte sich warm und weich an, angenehm. Verrückt.