Ich sprang aufgeregt hin und her, schnuffelte an allem neuen da es hier sehr aufregend war. Zuletzt war ich hier gewesen als ich noch sehr klein war, daran konnte ich mich kaum erinnern. Als Mama uns etwas fragte setzte ich mich zu ihr und überlegte angestrengt, das was du gesagt hast glaube ich. Also man muss jagen weil man essen muss und es gibt mehr Tiere als dieses Ding was du uns gegeben hast. Die sind alle anders, manche größer. Sagte ich wie auswendig gelernt und wedelte dann mit der Rute.
Ich sprang Mama ungelenk aber doch irgendwie gekonnt hinterher und stolperte öfters, tat es aber als normal ab und legte mich neben Naik man muss gegen den Wind stehen sonst riechen einen die Beutetiere sagte ich und sah Mama an. Ich roch viele andere Wölfe und in meinem Fell brannte die Neugierde.
Ich hörte anhand des Pfotentapsen, dass einer von beiden stehengeblieben war und reagierte sofort. Ich drehte mich zu meinen Jungen um und nickte sanft zu ihren Antworten. "Die Theorie ist richtig", lobte ich Niak und Flora für ihre Ausführungen. Ich war tatsächlich zufrieden, dass Niak sich meine Ausführungen gemerkt und Flora schon ein bisschen was erschlossen hatte. Sanft wedelte meine Rute. "Es gibt unterschiedliche Beutetiere. Wir töten sie, damit wir nicht verhungern. Das kleine Wesen, welches ihr vielleicht mal neben Fenris' Vater gesehen habt, ist ein Kaninchen. Normalerweise fressen wir sie. Sie sind schnell und schwer zu fangen, aber nahrhaft. Marco wird aber nicht gefressen, denn er gehört zum Rudel." Meine Stimme wurde bei dem letzten Satz etwas eindringlicher, strenger. Ich hatte keine große Lust meine Welpen irgendwann aus Barbossas Maul zu kratzen, wenn sie Marco versehentlich angriffen. Grübelnd sah ich mich um. Kaninchen waren hier oben nicht oft zu finden. In meiner Jugend hatten wir eher Gemse oder Steinböcke gejagt. Aber ein Kaninchen wäre ideal. "Bevor wir uns mit den anderen Beutetieren beschäftigen, würde ich eher auf Kaninchen setzen. Ich schlage vor, ihr seht zu, wie ich ein Kaninchen erlege. Anschließend suchen wir euch in einem anderen Gebiet entweder Kaninchen oder Mäuse. Es ist wichtig dass ihr vernünftig jagen könnt, bevor ihr lernt zu töten." Ich sah die Jungwölfe kurz nachdenklich an, bevor ich mich umdrehte und losstiefelte. Meine Nase verfolgte geübt die verschiedenen Fährten, bis ich eine Fährte fand. "Kommt schnell her", wies ich meine Jungen an und deutete auf den Boden, wo die Fährte intensiv zu wittern war. "So riecht ein Kaninchen. Etwas weiter links war vor ein paar Stunden noch ein Reh unterwegs. Das lernt ihr später kennen." Kurz gab ich den Jungen Zeit, sich mit der Fährte zu beschäftigen, dann lief ich im ruhigen Trab weiter. Meine Ohren waren aufmerksam gespitzt und zuckten bei dem kleinsten Geräusch. Ich war so konzentriert, dass ich alle anderen Gerüche ausblendete. Schließlich erspähte ich mein Beutetier - ein Kaninchen - und wurde wieder langsamer. "Seht zu", wies ich die Jungwölfe an, dann wechselte ich in eine geduckte Haltung. Meine Muskeln waren angespannt und meine Augen starrten durchgehend auf das Objekt meiner Begierde. Schließlich sprang ich los und jagte das Kaninchen zwischen den Bäumen umher. Immer wieder schnitt ich ihm den Weg ab, reagierte auf seine wilden Richtungswechsel, bis ich es schließlich zu fassen bekam und ihm den Nacken durchbiss.
Ich merkte mir ganz genau was Mama sagte und roch angestrengt, ja prägte mir den Geruch ein Ehe ich los sprang und Mama genau beobachtete Cool !! meine Rute wedelte kräftig hin und her und ich wollte am liebsten Mama nach.
Die letzten Tage hatte ich hier oben in den Bergen verbracht. Die Sonne schien, jedoch wurde es durch den Wind nicht all zu warm. Gerade lag ich auf einem Felsvorsprung und döste etwas vor mich hin, als eine Böhe mir nur all zu bekannte Gerüche entgegen wehte. Schlagartig öffnete ich meine Augen, hob meinen Kopf und stellte meine Ohren auf. Lange musste ich nicht suchen, denn die vier Wölfe waren leicht gefunden. Bei dem Anblick setzte mein Herz kurz aus ehe es schnell und schon fast schmerzvoll weiter pochte. Ein Altwolf mit drei weiteren Jungwölfen lief unterhalb meiner Erhöhung entlang, davon waren 2 ganz klar. Niak und meine geliebte Fauna. Die anderen beiden kannte ich nicht, doch war davon auszugehen, dass Flora ebenfalls dabei war. Doch wer ist der andere? Als Gefährte von Fauna würde er schon ausscheiden, hoffte ich jedenfalls. Er könnte sie nie Beschützen oder den anderen beiden das jagen beibringen. Letzteres schien Fauna jedoch vor zu haben. Interessiert setzte ich mich auf und hörte wie sie etwas zu den anderen drei sagte, leider jedoch nicht, was genau. Ihre grazilen und bedachten Bewegungen beobachtete ich gespannt, während meine Rute leicht auf den Stein unter mir klopfte. Genau so kannte ich die Fähe.
Ich beobachtete Mama ganz genau, lauschte angestrengt und nickte immer wieder damit sie merkte, dass ich zuhörte. Als sie das Kaninchen jagen ging hopste ich aufgeregt hinterher aber ein Geruch lenkte mich ab. Ich drehte den Kopf in alle Richtungen, Mama Nikai ist hier. Der Wolf der mich zurück gebracht hat , rief ich aufgeregt.
Nachdem ich die Wölfe einige Zeit lang beobachtet hatte, war ich schließlich aufgestanden und hatte mich auf die Suche nach einer Linderung für das Brennen in meinem Körper gemacht. Irgendwann hatte ich das Wasser gefunden. Und Odhran hatte Recht, es war eiskalt. So kalt das es unter meinen Pelz sickerte und meine Haut zu prickeln begann. Hmmmm... wohlig brummte ich. Ich trank und lies die Kälte sich somit auch von innen ausbreiten. Ich wusste nicht wo Odhran und Akela abgeblieben waren, ich wusste auch nicht was sie taten, aber ich konnte es mir denken. Es war klar, dass ich nicht mehr hier sein wollte, wenn sie irgendwann zurückkommen würden. Überllaunig sprang ich einem kleinen Fisch nach, fing ihn und verzehrte ihn im ganzen. Er war nicht wirklich da um meinen Hunger zu stillen. Manchmal, so sehr ich es auch verdrängte, hatte ich das Bedürfnis einfach ein Leben auszulöschen. Und sei es nur ein Fisch. Es war nur unklar wie weit die anderen wohl entfernt waren, aber ich hielt es für eine Möglichkeit mir endlich all den Ballast von der Seele zu heulen. So hob ich meinen Kopf und lies mein tiefes Heulen erklingen. Es schallte von den Felswänden zurück, wurde lauter und heller als ich es kannte. Es war ein Abschiedslied. Ein Abschied von allem was mir die letzten Monate wichtig und lieb gewesen war. Es war ein Abschied von Saki, von Odhran, von meinen Wünschen, meinen Träumen und meiner Hoffnung. Und als meine Stimme langsam verebbte, war es auch ein Abschied von den Bergen.
Meine Ohren zuckten und ich ging zu meinem Bruder, sah den Wolf an den mein Bruder meinte du warst weg? murmelte ich ihn verwirrt zu. Ja ich hatte eindeutig zu viel verpasst. Meine Aufmerksamkeit raste von Mama zu Niak und dann zu Fenris, dann wieder zu dem anderen Wolf und ich setzte mich verwirrt. der sieht Niak aber ähnlich dachte ich verwirrt und ging langsam näher auf ihn zu, die Neugierde trieb mich Mal wieder an.
Mit leicht bleiernen Pfoten erklomm ich den die letzten Meter bis zurück zum Plateu, es war ein langer Rückweg doch ich war glücklich. Der lange Marsch durch die Berge hatte mir gefallen und ich fühlte mich besser. Die letzten Monate waren hart und war irgendwo zwischen der suche nach schlaf und meinem Hunger verloren gegangen. Odhran hatte mich ein ganzes Stück zurückgeholt. Als ich unseren Platz erreichte stellte ich eine gähnende leere fest. Morgra ist fort. stellte ich fest. Ein bisschen trauerte ich dem schon nach, sie war umgänglich gewesen und ich hätte mich gern mit ihr angefreundet.
Wir waren wieder zurück. Nun kannte Akela einen großen Teil der Berge aus eigener Ansicht. Wir hatten nicht viel geredet. Es war nicht nötig gewesen. Sie war eine Wölfin der Berge und verstand, was sie sah. Es war gut, nicht reden zu müssen. Viele Wölfe redeten einfach zu viel, so fand ich. Da war sie wie Morgra. aber wo war meine schwarze Kriegerin? Im kleinen Tal war sie nicht, nicht bei der Beute, die sie bewachen sollte. Hier auf dem Plateau war sie auch nicht. Hatte ich sie enttäuscht, weil ich mit Akela losgezogen war? Hatte ich schon wieder etwas falsch gemacht? Ich verstand die Fähen einfach nicht. Mal suchten sie Freundschaft und Nähe, mal bissen oder verachteten sie einen. Vielleicht war sie auch nur von mir enttäuscht, als sie erfuhr, dass ich eben gerne ein "normaler" Wolf gewesen wäre. Wie dem auch sei! Sie war fort und ich respektierte ihre Entscheidung, obwohl ich mich so gefreut hatte, als sie gekommen war - in die Berge, die sie wirklich nicht besonders mochte. Wahrscheinlich hockt sie jetzt wieder bei Saki, ein anständiger, aber ein wenig seltsamer Wolf, den ich nicht wirklich verstehen konnte. Dann sah ich zu Akela. Was war mit ihr? als ich sie willkommen geheißen hatte, hätte sie mich gebissen, wenn ich nicht auf der Hut gewesen wäre. Jetzt wirkte sie entspannter. Offenbar taten die Berge ihre Wirkung. Sie fand wohl allmählich wieder ihre Balance. Das war gut. Wenn das so ist, dann brauchte sie mich nicht mehr. ich seufzte. Ja, die Berge! Ein mächtiger Zauber lag auf ihnen und eine mächtige Kraft steckte in ihnen. Denen, die sie liebten, ließen sie davon etwas zufließen. Die anderen, die anderen vertrieben sie. Du hast viel gesehen, Akela,meinte ich. Du kommst klar. Ich werde mich für ein paar Tage dorthin zurückziehen. und deutete auf einen Berggipfel, der die meisten anderen Berge überragte. Dort war einer meiner Lieblingsplätze. Rufe mich, wenn du etwas brauchst! Eigentlich war die letzte Bemerkung völlig überflüssig, aber ich war gerade redselig. Dann wedelte ich mit der Rute und verzog mich. Jetzt wollte ich nur noch allein sein - mit den Bergen.
Schon als ich die erste Pfote auf den höchsten Punkt der Berge gesetzt hatte, hatte ich ein leicht beklemmendes Gefühl. Der Anblick war herrlich und atemberaubend, doch verspürte ich ein Gefühl des zwiegespalten sein, seit dem Beginn meiner Rückreise und seit ich den einen Wolf verließ. Jane fehlte mir, auch wenn sie und ich niemals ein reales Paar geworden wären. Müde schwenkte meine Rute, als ich die Mittellinie der Berge überquerte und mich somit wieder an den Abstieg wagte. Nur diesmal lief ich ins Tal. Meine Ohren waren aufmerksam gespitzt - zeigten nicht mal eine Regung, als ich an diversen Wölfen in meiner unmittelbaren Umgebung vorbeilief. Ihre Gerüche kamen mir bekannt vor, doch ich sah nicht auf. Ich war ein einsamer Wanderer - so wie damals, als ich das erste Mal eine Pfote in das Tal gesetzt hatte. Leicht hechelte ich, als ich den Fuß der Berge erreichte und mich kurz unschlüssig umsah. Der Wald grenzte direkt an die Berge. Ich legte den Kopf in den Nacken und schickte ein tiefes Heulen ins Tal - nur für mich. Es vibrierte in der Luft und gab mir Halt. Leicht und stark drang es durch die Berge, den Wald, bis zum Lachsfluss. Ja, sogar außerhalb des Tals wurde es noch vernommen. Für einen Moment hörte ich Janes Stimme, die mir von außerhalb des Tals antwortete, dicht gefolgt von den Stimmen vier anderer, die in ihr Heulen einstimmten. Ich hörte Zeppel. Es dauerte ganze drei Minuten, in denen wir miteinander sangen, dann kehrte wieder Stille ein und ich blieb zurück. Langsam öffnete ich die Augen, die ich zum Singen geschlossen hatte. Es war ein Abschied gewesen. Der Klang war eindeutig in Janes Stimme gewesen. "Vergiss mich und blick nicht zurück." Auch wenn es mir schwerfiel, so würde ich ihre letzte Bitte erfüllen. Doch erst würde ich eine Pause machen. Müde setzte ich mich nieder und blickte von einem niedrigen Felsvorsprung auf die Bäume des Waldes, die sich direkt vor mir erhoben. So lange, bis meine Vorderbeine wie von selbst ihrer Aufgabe als Stütze versagten und mein Körper wie ein nasser Sack nach vorne fiel. Hart traf mein Brustkorb und mein Bauch auf den steinigen Untergrund des Vorsprungs, doch das bekam ich gar nicht mehr mit, weil mein Kopf voller Müdigkeit in einen ohnmachtgleichen Schlaf sank.
Leichtpfotig lief ich die Bergpfade hinab, denn um zu diesem speziellen Berggipfel zu gelangen, musste ich erst hinunter bis zur Waldgrenze. Ich kannte die Wege in meinen Bergen. Doch dann sah ich ihn - den weissen Rüden, der verhindert hatte, dass ich meine Ehre zurückerlangen konnte. Den Rüden, der dafür gesorgt hatte, dass mein Onkel sein Gesicht und seine Kinder verlor. .... Er schlief. Mitten auf dem Weg. Es war @Lunas! Was hatte er hier zu suchen? Wollte er mich schmähen und demütigen? Unwillkürlich sträubte sich mein Nackenfell und dann mein ganzer Pelz. Ein tiefes grollendes Knurren entfuhr meiner Kehle und ich spürte, wie sich langsam der rote Schleier über meine Augen zu legen begann. Meine Gedanken wurden langsamer und weniger. Reißen, Beißen, TÖTEN! In meinem Hinterkopf waren zwei sachliche Stimmen. Die eine riet mir Frieden zu halten. Du bist nur ein Bradwr, ein Wolf ohne Ehre. Das hier sind freie Gebiete! Die andere Stimme klang wie die meines Vaters. Er ist dein Feind! Töte ihn und trinke sein Blut! Mein Knurren verstärkte sich. Ich WOLLTE den Kampf.
Meine Ohren zuckten leicht, als ich ein alarmierendes Geräusch hörte. Eine Sekunde später war ich hellwach und richtete mich blitzschnell auf, um mich mit gebleckten Zähnen umzudrehen. Mein Herz jagte pochend das Adrenalin durch meinen Körper und ließ das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Blick erfasste den braunen Rüden, dessen Namen ich längst vergessen hatte. Ich erinnerte mich nur noch, ihn neben Conn gesehen zu haben. Conn! Keine schöne Erinnerung. Meine Pupillen verkleinerten sich, als ich mich bei dem Gedanken an den grauen Rüden anspannte und ließen das Braun meiner Augen leuchten. Langsam erhob ich mich, während ich den knurrenden Rüden beobachtete. Ich achtete auf jede meiner Bewegungen, denn dass er mir nicht freundlich gesinnt war, war nicht zu übersehen. Als ich auf allen vier Pfoten stand, trat ich langsam zurück. Ich wollte nicht kämpfen und wandte mich wortlos zum Gehen.
Als mich Odhran stehen ließ wäre ich ihm am liebsten hinterher gesprungen um ihm in seinen flauschigen Hintern zu beißen. Was fällt ihm eigentlich ein?! schimpfte ich laut vor mich hin, doch ich schlug den gegenüberliegenden Weg ein und beschloss das Plateu zu säubern. Zuerst schleppte ich die Überreste zu einem Abgrund und stieß sie hinunter, dann entfernte ich alle Knochen und Knochensplitter. Als ich endlich fertig war sah das Plateu aus wäre nie jemand hier gewesen, nur meine Unterwolle fusselte noch herum. Schnaubend ließ ich mich nieder und fing an mit der Fellpflege, er sagte einige Tage... Ob er zurück kommt?
Ich fixierte den weißen Rüden mit mit meinen Augen. Wenn du kämpfen willst, musst du klar denken! Keine Gefühle! Keine Ablenkung! Unwillkürlich kamen mir die Worte meines Ausbilders in den Sinn. Er ist stark, stärker als du. Er ist erschöpft. Auf der einen Seite wird er langsamer sein. Eine Finte nach rechts, ein Ducken und dann der Wirbel, Argyles Angriff gegen das Schlüsselbein, durchtauchen, halbe Drehung, dann auf die Seite gehen und dann ... Die Reihenfolge der möglichen Kampfsequenzen schossen mir durch den Kopf und vertrieben den roten Schleier. Plötzlich konnte ich wieder klar denken. Was tust du, Odhran? ... Pack´ihn! Töte ihn! Schau´er wendet sich ab! Deine Chance! Nutze sie!, Dann die Erinnerung. Aaah, so viel Blut! Verletzte, sterbende Wölfe! Das herbe Lachen meines Vaters. ... NEIN, VATER!
Der weisse Wolf hatte sich abgewandt. Er wollte keinen Kampf. Ich war ja auch nur ein Bradwr! Der Weg war frei zum Berggipfel. Verwirrt knurrte ich noch einmal und lief dann an Lunas vorbei.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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16.07.2018 16:45
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