Ich hatte lange geschlafen. Die Nacht war längst vorbei und der neue Tag fortgeschritten. Aber ich hatte es gebraucht. Jetzt fühlte ich mich frisch und ausgeruht. Ein Stück weiter lag Morgra und schlief immer noch tief und fest.

Ich wachte auf, als ich merkte das auch Odhran sich bewegt hatte.
"Hallo" murmelte ich verschlafen. Ich hätte schon lange nicht mehr so gut und fest geschlafen, ohne Angst gestört oder angegriffen zu werden. Ich streckte mich und gähnte.

Oh, sie ist wohl auch gerade aufgewacht!
Guten Morgen, Morgra! sagte ich höflich.

"So erholend hab ich schon ewig nich mehr geschlafen". Ich schüttelte mich durch. Ich schaute mich um und nahm Witterung auf. Ich wollte sichergehen das sich hier nicht noch jemand rumtreibt.

Ist niemand sonst da, bloß ich, meinte ich trocken.

"Sagst du". Ich war immer skeptisch. Vor allem in neuen Gebieten.

Ich zuckte kurz mit den Ohren und sagte nichts dazu.
Mir war nicht nach Diskussionen am Morgen zumute. Stattdessen überlegte ich, wohin ich als nächstes gehen wollte.

Odhran kam mir schlecht gelaunt vor. Also stand ich auf und ging los um mich hier ein wenig umzusehen.

Als ich sah, dass sie losmarschierte, setzte ich mich ebenfalls in Bewegung. Eine Richtung war mir im Moment so gut wie die andere.

Im Wald angekommen schaute ich mich um, es war schon eine Weile dass ich hier war. Vorsichtig ging ich vorran und sah mich um, und suchte die Stelle wo ich damals das Revier des Zigeuner Rudel's betreten hatte.

Ich fand einen kleinen Bachlauf und trank ein paar kräftige züge. Dann machte ich in einiger Entfernung ein Kaninchen aus. Ich duckte mich und schlich mich näher heran.

Ich war Morgra hinterhergetrabt und trank auch aus dem Bachlauf.
Dann sah ich, wie die schwarze Fähe Anstalten machte zu jagen.
Schon wieder?
Ich war immer noch pappesatt von dem Damhirsch und es war bestimmt auch noch genug davon da, wenn man wieder Hunger bekam, es sei denn, andere Wölfe hätten sich in der Zwischenzeit darüber hergemacht.
Warum also jagte sie erneut?
Ob es die Erinnerung an den Mangel war?
Mir kam in den Sinn, wie sie mich nach der letzten Jagd erst einmal angeknurrt hatte, bevor sie schließlich bereit war zu teilen und ich dachte auch, wie kurz angebunden sie zwischendurch war.
Sie hatte nicht einmal meinen Morgengruß erwiedert.
Vielleicht will sie ja auch einfach allein sein und in Ruhe gelassen werden, dachte ich und dachte über das nach, was sie mir von sich erzählt hatte.
... und da läufst du ihr hinterher und bist nur lästig!
Nein, lästig wollte ich nicht sein!
Ich warf Morgra einen letzten Blick zu, den sie natürlich nicht bemerkte und schlug dann eine andere Richtung ein.

>>>>> Berge

Es war nicht der Hunger der mich Antrieb. Viel mehr war es die Freude, die Lust und der Instinkt sich immer etwas sicher zu müssen.
Es ging alles ganz schnell. Ehe das Kaninchen realisierte was passiert, hätte ich es bereits gepackt und seine Knochen bersteten unter meinem Kieferdruck.
Ich war nicht hungrig, doch die Angst nicht so schnell wieder an etwas zu kommen, brachte mich dazu das komplette Tier zu verspeisen.

Erst nach meines kleinen Mahls würde mir bewusst, dass sich Odhran entfernt hatte. Ich war also wieder alleine. Wie immer auf mich selbst gestellt. Irgendwie hatte ich gedacht da wäre eine Sympathie zu dem seltsamen Rüden. Aber besonders gut war ich nie darin andere einzuschätzen.

Ich ging zu dem kleinen Bachlauf und machte mich sporadisch sauber. Das Wasser beachte mich in Gedanken zurück zu den letzten Tagen. Irgendwie war ich traurig. Fast hätte ich das Gefühl gehabt endlich wieder jemanden in meiner Nähe zu haben der einigermaßen mit mir umgehen konnte. Es war fast so wie früher, als ich mit meinem alten Freund durch die Gegend gesteigert bin. Etwas in meinem Kopf war wütend, dass ich mich schon wieder so schnell an andere Wölfe gewöhnt hatte. Enttäuscht ließ ich mich nieder, wieder unwissend wo ich hin sollte.

Meine Nase sagte mir in welche Richtung Odhran aufgebrochen war. Bergauf. Dorthin würde ich niemanden folgen. Also streikte ich weiter immer der Nase nach.

--> Felsenfälle

Ich spürte wie mir die Bewegung, nach der langen Zeit des Schlafens und Ruhens gut tat, auch wenn ich mich noch nicht vollständig von meinen Verletzungen verheilt hatte, was ich bei jedem Schritt besonders in der Schulter merkte. Doch die Wunden waren halb so wild und würden mich nicht weiter behindern. Ich schnupperte mal hier und mal dort, fand einige Hasenfährten. Zu klein. Wir brauchen eine große Beute.. Gerade hatte ich den Gedanken beendet, da vernahm ich einige Wolfslängen entfernt ein Rascheln. Sofort duckte ich mich in die Sträucher und beobachtete, wie ein Elch sich langsam durch den Wald bewegte, das Geweih stolz erhoben. Ich wusste, dass ich bei einer längeren Verfolgung den kürzeren ziehen würde, da ich weder besonders schnell war, noch schnelles Tempo über einen langen Zeitraum halten konnte.

So prüfte ich den Wind und bewegte mich dann wie in Zeitlupe vorwärts, einen leichten Bogen machend, damit mein Geruch nicht zu dem großen Tier gelangte. Ich muss gezielt treffen, sonst trifft er mich mit dem Geweih oder den Hufen.. Ich drückte mich zu Boden und schlich noch näher. Schließlich trennte mich nur noch eine Wolfslänge von dem durchaus imposanten Tier. Ich konnte einige frische Bissspuren entdeckten an den Hinterbeinen des Elchs, was wohl bedeutete, dass ein anderes Raubtier, vielleicht sogar ein Wolf, versucht hatte ihn zu erlegen. Ich drückte mich noch mehr auf den Boden und katapultierte mich dann nach oben und vorne. Gezielt erwischte ich die Kehle des Elchs und verbiss mich mit aller Kraft. Das Tier röhrte erschrocken auf und versuchte mich abzuschütteln.

Mein Gewicht jedoch sorgte dafür, dass der Elch am Hals nach unten gezogen wurde. So schaffte ich es ihm meine Vorderpfoten um den Nacken zu schlingen. Sofort begann ich damit mein eigenes Gewicht zu Boden zu drücken. Bis der Elch nachgab und ebenfalls zu Boden sackte. Ich nutzte es aus um meinen Fang noch mehr um seinen Hals zu drücken, bis ein Knacken verriet, dass ich dem Tier den Nacken gebrochen hatte.

Ich atmete eine Weile durch, ehe ich meinen Fang löste und dann aufstand. Triumphierend begann meine Rute zu wedeln. Ja dieses Tier würde für uns alle reichen. Entschlossen packte ich den Elch an der Kehle und zog und zerrte ihn Richtung Felsenfälle.

-->Felsenfälle