Auch ich erwachte und bemerkte, dass meine Gefährtin neben mir lag. Sie war auch bereits wach.
"Hallo, meine Schöne! Hast du auch ausgeschlafen?"

"Ich dich auch, Saphirauge!"
Ja, ich war mir jetzt ganz sicher, dass Dagger eine wundervolle Gefährtin war.
"Wollen wir langsam wieder zurück zum Rudelplatz? Da könntest du dann auch allmählich die anderen Wölfe kennenlernen."

"Na, dann komm´!" meinte ich gutgelaunt und schlug den Weg ein zum Rudelplatz.

------ Rudelplatz der Nebelwölfe

Ich kam an den Teich, den Morgana mir gezeigt hatte und wieder klappte mir fast die Kinnlade heruter, doch ich schüttelte meinen Kopf. Konzentrier dich! Ich lief zu einem der umstehenden Bäume und mit viel Mühe brach ich ein größeres Stück Rinde heraus. Triuphierend nahm ich die Rinde und füllte sie am Teich mit Wasser.
Dann lief ich konzentriert zurück zum

-> Rudelplatz

Auf dem Weg blickte ich immer zu Jive oder knuffte ihm liebevoll in die Flanke, wobei ich hin und wieder beinahe stolperte.
"Magst du eigentlich immer noch kein Wasser?", fragte ich, als ich zwischen dem Nebel und den letzten Bäumen, bereits das glitzernde Wasser sehen konnte. Meine Pfoten trugen mich geradewegs zum Ufer, wobei ich mich nach meinem Gefährten umdrehte und an der Wasserkante kurz innehielt. Ich betrachtete ihn mit einem glücklichen Lächeln und senkte meine Schnauze schließlich zum kühlen Nass hinab, um meinen Durst endlich zu stillen.

Ich hatte schnell zu Kobalt aufgeschlossen - den ganzen Weg lang neckten wir uns verspielt und sprangen umeinander herum. Diese Fähe - sie verdrehte mir den Kopf, so wie sie es schon immer getan hatte. Ich erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit als Jungwölfe, draußen am Lachsfluss. Wir waren Freunde und wir waren es noch immer. Sie würde auf ewig meine beste Freundin bleiben und ich hatte sie schon immer dafür geliebt. Ich konnte nicht sagen ab wann ich in sie verliebt war, es war einfach gefühlt schon immer so gewesen. Sie war meine Partnerin, meine Gefährtin.

Als der Mondscheinteich zwischen den Bäumen aufblitzte, hielt ich inne und betrachtete das glitzernde Wasser. Kobalt lief derweil voraus. Ihre Frage ließ mich augenblicklich die Ohren zurückdrehen und ein angewiderter Gesichtsausdruck trat in mein Gesicht. Der Gedanke an klitschnasses, an der Haut klebendes Fell reichte und ich musste mich schütteln. Wasser war überlebenswichtig und ich schätzte es - doch würde mir auf ewig schleierhaft sein, wie jemand freiwillig seinen ganzen Körper darin tauchen konnte. Nickend näherte ich mich meiner Gefährtin, die bereits zu trinken begonnen hatte. "Schon irgendwie", gab ich knapp zurück, noch immer argwöhnisch die durchscheinende Flüssigkeit betrachtend, die in der Sonne glitzerte. Neben Kobalt blieb ich stehen, ebenfalls meinen Durst nun stillend. Es war so friedlich hier. Man hörte das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und das leise Plätschern des Teichs, wann immer unsere Zungen hineinfuhren. Neben mir stand Kobalt, ihr Geruch umspielte meine Nase. Ich spürte wie ich mich entspannte und wie mir bewusst wurde, wie glücklich ich war.

Allein seine Reaktion - oder vielleicht die damit verbundene Vorstellung - war Antwort genug. Während Jive sich schüttelte und angewidert dreinblickte, musste ich einfach schmunzeln. Ich konnte seine Abneigung gegen Wasser verstehen, sie jedoch nicht direkt nachvollziehen. Immerhin liebte ich es - Gerade an heißen Sommertagen, wenn die Sonne nur so auf dem Pelz brannte, gab es doch gar nichts besseres als eine eiskalte Abkühlung! Spielerisch knuffte ich meinen Gefährten in die Flanke und verteilte dabei feine Wassertropfen in seinem Pelz. "Wie überlebst du nur den Sommer?" Die Frage war... natürlich nicht ernst gemeint.
Inzwischen war mein Durst gestillt. Ich blieb trotzdem neben Jive stehen und genoss seine Nähe. Unsere Pelze berührten sich leicht und allein diese kleine Berührung verpasste mir - wie so oft - eine Gänsehaut. "Wir... sollten vermutlich langsam zurück", murmelte ich aufseufzend und drückte meine Nase zärtlich in sein dichtes Fell. Der friedvolle Moment fand damit ein jähes Ende und ich schloss kurz meine Augen, um mich noch für ein paar weitere Sekunden daran festzuklammern.
Es tat mir leid, dass ich unseren Augenblick so bald schon wieder zerstörte. Doch... wir waren direkt nach dem Nebel verschwunden und inzwischen viel zu lange fort - Nicht, dass man sich noch Sorgen um uns machte oder uns noch suchte.

Kobalts Reaktion war ein Schmunzeln und eine rhetorische Frage. "Im Schatten", gab ich trocken zurück, während ich ihr mit funkelnden Augen entgegenblickte. Eine Antwort bekam ich nicht, jedoch war Kobalt sichtbar versunken. Ich wartete geduldig an ihrer Seite, spürte das Prickeln auf meiner Haut, als mein Körper ihr Fell berührte. Dieser Ort war einfach magisch - allein deshalb, weil ich hier mit Kobalt war. Nach einer Weile hörte ich, wie Kobalt das Wort ergriff und ich nickte zustimmend. Die liebevolle Geste ihrerseits erwiderte ich - ich spürte, dass es ihr schwerfiel. Zärtlich leckte ich der grauen Fähe über die Schnauze. "Wir können wiederkommen", raunte ich ihr leise zu und schloss für einen Moment die Augen, um den Moment in mir abzuspeichern. Als ich sie wieder öffnete, lag ein dickes Grinsen in meinem Gesicht. "Wer zuletzt da ist, ist ein faules Ei", rief ich feixend, dann zischte ich auch schon los. Ich hatte vor den Weg über das Nebelmoor zu nehmen, von dort war es nur ein Katzensprung zum Rudelplatz.

(Nebelmoor, Nebelwölfe)

Noch immer klammerte ich mich an unseren - für diesen Ausflug vermutlich letzten - friedlichen Moment der Zweisamkeit. Doch schließlich nickte ich zustimmend und betrachtete das glitzernde Wasser nochmals. Wir würden wiederkommen.
Jives dickes Grinsen sah ich nicht. Ich hörte dafür seinen Ruf und sah gerade noch, wie er pfeilschnell im Nebel verschwand. "Hey!", rief ich ihm lautstark hinterher, "Das war ein Fehlstart!" Lachend stürmte ich ihm hinterher und folgte seiner Fährte, die zum Nebelmoor hinüberführte.

>> Nebelmoor (Nebelwölfe)

Langsam aber sicher wurde es unerträglich eng. Platz!!!, dachte ich. Ich konnte mir unter dem Wort nicht wirklich etwas vorstellen, aber so oder so kannte ich dieses beengende Gefühl mittlerweile zu gut. Ich wollte es nicht mehr kennen.
Ich trat unzufriden um mich und stieß um mich herum auf Widerstände, die mich störten (@Adria , @Marlo ).