Wohoo! Mit wedelnder Rute lief ich einmal im kreis und ließ mich auf meinen Po plumpsen. Wann g-gehen wir los? W-wo müssen wir hin? Ich lächelte schüchtern und sah erwartungsvoll zu Cupo. Die Freude hatte sich in mir breit gemacht. Und Posy UND Jabez würden mitkommen. Fantastisch!! Ich gewann stetig an Selbstbewusstsein, in der Gegenwart meiner drei Freunde. Ich merkte es selber daran, dass das Stottern weniger wurde.

@Edme @Posy @Jabez

Ich zuckte mit dem Fell auf meinem Rücken und sah zum Höhlenausgang. Wir können los gehen, folgt mir einfach, sagte ich ausdruckslos und stand auf. Dann lief ich los und schaute mich um ob jemand mir nach kam.

Edmes Freude – von der sie wirklich eine Menge hatte – ließ ich meinerseits ungeteilt und schleppte mich hinter Cupo voran zum Höhlenausgang. Um die beiden Herzensfreundinnen dahinten musste man sich sicher keine Gedanken machen, dass sie nicht mitkamen. Die klebten ja förmlich an der Idee eines Rudels. Während mein Kopf noch immer in der Hoffnung schwelgte, dass sich der anstehende Weg nicht als zu anstrengend herausstellte.

Eilig stolperte ich Cupo hinterher. J-ja, auf g-geht's!, wuffte ich aufgeregt.

-> Rudelplatz, Nebelwölfe

Ich staunte nicht schlecht, als sich zwischen dem ganzen Gestrüpp ein Höhleneingang auftat. Vorsichtig schnupperte ich hinein, doch konnte ich nichts gefährliches riechen. Als ob ich überhaupt eine Ahnung von Gefahr gehabt hätte. Wenn ich wirklich ehrlich zu mir selbst gewesen wäre, würde ich mir wohl eingestehen müssen, dass ich ziemlich behütet aufgewachsen war und die einzige Gefahr der ich jemals ausgesetzt gewesen war, wohl die Begegnung mit den anderen Rudeln mit Onkel Dash gewesen war. Doch heute fühlte ich mich stark und selbstsicher genug um anscheinend entscheiden zu können ob hier eine Gefahr lauert.

Der interessante Geruch hatte sich im Sand verlaufen und anstatt umzudrehen, bin ich einfach weiter gelaufen. Immerhin befand ich mich nach meinem Wissen noch im Revier der Schattenwölfe. Unbemerkt hatte ich es verlassen und stand nun hier vor dem Eingang der Höhle und glotzte blöd hinein.

Vorsichtig trat ich ein und blickte mich weiter um. Von den Wänden hingen komisch verformte Felsen, von denen das Wasser tropfte und etwas weiter innen erblickte ich einen klaren See, der saphirblau schimmerte. In nur wenigen Schritten hatte ich die kurze Entfernung überwunden und nahm einen Schluck vom frischen Wasser, ehe ich versuchte zu erkennen, was das hier eigentlich war.

Meine Augen hatten sich schnell an das Licht in der Höhle gewöhnt, denn dunkel war es hier nicht. Von draußen wurde das Mondlicht reflektiert und ließ die Höhle in einem rötlichen Licht erstrahlen. Neugierig schnupperte ich an den Glitzersteinen. In den dunkleren Ecken wirkten sie bläulich, doch der Großteil war rot. Ansonsten schien die Höhle eher uninteressant zu sein. Außer dem See und diesen glitzernden Steinen war hier nichts zu entdecken und ich drehte mich um. Ich wollte mich gerade wieder zum Eingang der Höhle begeben, als ein Schatten dort auftauchte. Ziemlich schnell erkannte ich, dass es sich um eine helle Wölfin handeln musste, doch dank den ganzen reflektierenden Steinen wurde auch ihr Fell in rotes Licht getaucht und sie wirkte, als würde sie am ganzen Körper bluten. Doch ich konnte kein Blut riechen, dafür Angst. Ihre Haltung zeigte auch deutlich, wie unwohl sie sich fühlte, denn sie drückte sich ganz nah an die Höhlenwand. Unentschlossen verharrte ich ruhig und beobachtete die Situation. Würde ich die Wölfin erschrecken, wenn ich sie ansprach? Oder würde ihr das helfen? Vorsichtig trat ich einen Schritt vor. "Hallo. Geht es dir nicht gut? Wovor hast du Angst?"

Ich hatte sie doch erschreckt und sofort tat es mir Leid. Das war überhaupt nicht meine Absicht gewesen, weswegen ich direkt ein paar Schritte zurück ging um der Wölfin Platz zu machen. Sie sollte sich nicht fürchten. Hektisch sah sie sich in der Höhle um, als würde sie auf jemanden warten. Oder um zu überprüfen, ob sie in einen Hinterhalt geraten war dachte ich und legte sorgenvoll die Ohren an. Für einen kurzen Moment schien sie nachgeben zu wollen und sie wirkte so zerbrechlich, dass ich mich am liebsten direkt an sie gekuschelt hätte um ihr Schutz zu bieten. Doch schnell wurde ihre Stimme wieder fest und sie behauptete, dass alles okay war. "Dann ist gut. Ich hatte schon Sorge, dass du hier umkippst." murmelte ich und wedelte freundlich mit der Rute. Sie machte ein paar Schritte auf mich zu, brach aber sofort ab. "Ich war einem interessanten Geruch gefolgt und bin hier gelandet. Ich würde also sagen, die Neugier hat mich hierher gebracht." Meine Haltung war entspannt, denn ich glaubte nicht, dass ich etwas vor der Wölfin zu befürchten hatte. Der kurze Moment der Schwäche hatte eine nette Seite von ihr offenbart, sodass ich den Eindruck hatte, dass sie ihre Härte gerade vorspielte. "Ich heiße Polaris." stellte ich mich daher vor.

Da war sie wieder, diese freundliche zarte Stimme, als sie leise meinen Namen wiederholte. "Liora" wiederholte ich ihren um ihn im Gedächtnis zu behalten und trat dabei ein paar Schritte näher. Meine Nase tanzte in der Luft um ihren Geruch aufzunehmen. Sie roch nach einem nebligen Frühlingsmorgen, nach einem Tag an dem sich die Sonne gerade zwischen den Wolken hervorkämpfte und dabei im Tau auf der Wiese glitzerte. Kurz musste ich über meinen eigenen Vergleich schmunzeln. "Von wo kommst du Liora?" Ich hatte zu wenig mit den anderen Rudeln zu tun gehabt um direkt zu wissen, welchem Rudel sie angehörte. Doch ich konnte ihn riechen, den Rudelgeruch. Als sie nach dem interessanten Geruch fragte, dachte ich kurz nach. "Ich weiß gar nicht, was daran so besonders war. Es roch einfach besonders gut. Vielleicht ein Tier? Hier in der Höhle war der Geruch jedoch verflogen."

Vielleicht täuschte mein Eindruck, aber scheinbar schien sich Liora zu entspannen. Ich ließ mich neben ihr auf den Boden plumpsen. "Ja, ich gehöre zum Schattenrudel." bestätigte ich ihr - aber damit war für mich die Rudeldiskussion bereits beendet. Liora schien nicht gefährlich zu sein und da mich nie jemand wirklich aufgeklärt hatte, war sie für mich ein Wolf. Egal ob Rudellos oder nicht - sie war ein Wolf wie ich und im ersten Moment kein Feind. Erst jetzt bemerkte ich, wie das Licht in der Höhle sich verändert hatte und warf einen Blick nach draußen. Doch dort schien weiterhin der Mond am Himmel - doch die Höhle schimmerte nun bläulich und die Steine an der Wand haben die rote Farbe komplett abgelegt. "Hast du das auch gesehen? Zuerst war die Höhle rot und jetzt schimmert sie blau." Neugierig sprang ich auf und schnupperte nochmal an der Wand, doch der Geruch hatte sich nicht verändert. Ich weiß nicht, ob ich das toll oder komisch finden soll." murmelte ich verlegen. Ich hatte keine Erklärung für dieses Phänomen in der Höhle und sah Liora an. "Verstehst du das?"

"Der rote Mond?" Ungläubig blickte ich die Wölfin an. Ich war nach meiner Schnüffelaktion wieder zurück zu meinem Platz getrottet und sie hatte sich nun neben mich gelegt. Ein wohliges Gefühl kroch in mir auf. Es fühlte sich anders an, als wenn meine Geschwister neben mir lagen, aber das neue Gefühl mochte ich auch. "Ich habe den Mond noch nie in einer anderen Farbe als diesem hellen Grau gesehen." gestand ich und legte den Kopf auf den Pfoten ab. "Vermutlich hätte es mir auch Angst gemacht." Als sie weiter sprach, zuckten meine Ohren. "Du kennst Corvin? Er ist sowas wie mein Bruder... naja Adoptivbruder. Zayn hat unser Rudel verlassen, aber Corvin wollte bleiben. Seine Mama ist gestorben, weißt du? Und ich glaube er hat sich einsam gefühlt." Die Worte sprudelten aus mir heraus ohne nachzudenken. Es fiel mir leicht mit Liora zu sprechen, sie gab mir das Gefühl, dass ich gesehen werden. "Wie sind denn die anderen Schattenwölfe? Also ja, ich bin zwar einer von ihnen - aber warum denkst du, dass ich anders bin als sie?"