Es dauerte kurz bis ich verstad, dass Posey mit mir sprach. Mein Atem beruhigte sich etwas als ich ihre Frage verstand, darüber konnte ich reden ohne Probleme. Das war ein Thema das ich mochte. Es war knapp gewesen, meine Überforderung hatte fast zu einem Systemausfall in meinem Gehirn geführt. Doch jetzt glättete sich mein Fell, Das Nebelrudel lebt in Gebieten wo es fast immer leicht neblig ist. Daher kommt unser Name. Zu unserem Revier gehört das Nebelmoor, man muss aufpassen wo man hin tritt aber es ist ein interessanter Ort. Der Nebelsumpf ist gut zum Jagen, viele Tiere leben dort. Genauso wie im Wäldchen, dort wachsen fast nur Fichten, also ist es immer grün auch im Winter. Meistens sieht man den Boden nicht richtig weil es so neblig ist. Der Mondscheinteich ist der ruhigste Ort, der Boden ist weich vom Moos und in der Nacht sieht das Wasser silbern aus wenn der Mond voll ist. Dort kann man sich gut ausruhen. Der Rudelplatz ist in der Mitte, eine Lichtung mit zwei großen Weidenbäumen. Unter einem schläft Mama, sie ist die Alpha und Papa ist der Beta und Heiler. Er macht jeden gesund dem es nicht gut geht. Mama ist groß und schwarz und sehr stark. Wenn sie über das Rudel redet sagt sie immer, die Nebelwölfe sind ein Rudel in dem Wölfe die denken es gibt für sie keinen Platz in der Welt, ihren Platz finden. Erklärte ich als würde ich alles abspulen und aufzählen was ich wusste und in gewisser Weise war es auch so. Über das bekannte zu reden beruhigte mich. Den Satz den Mama sagte hatte ich nie verstanden, denn ich war einerseits der Meinung jeder Wolf hatte einen Platz, schließlich hätte er sonst gar nicht auf der Welt sein können und wenn dem nicht so wäre, könnte er ja auch in unserem Rudel keinen Platz finden, wenn es auf der Welt keinen für ihn gab. Aber das sagte ich nicht, das hätte die anderen vermutlich eher verwirrt.

Ich begann tatsächlich, bei Cupos Erzählung mit der Rute zu wedeln. Das klingt ganz wundervoll!, wuffte ich leise. Jabez widmete ich nur einen Schelmischen Blick und rbte noch ein winziges Stück näher. Und w-wie sollen wir deine Worte dann v-verstehen? D-du bist nicht gerade e-ein Paradebeispiel f-für gutes Benehmen, o-oder? Man hörte, dass ich meine Worte nicht ernst meinte, ich kicherte und sah den Rüden weiter von unten an. W-Warum willst du k-keine Freunde haben? Ich h-hätte mal alles dafür g-getan... Dann sah ich wieder zu Cupo. Bist du glück-glücklich dort? B-bei deiner Famiie, in deinem R-Rudel?

Dass die Aufmerksamkeit der anderen wieder zu Cupos allzu liebem Nebelrudel schwenkte, war mir nur recht. Mein Interesse für irgendwelche Rudel war genauso gering wie das, welches ich für Bekanntschaften pflegte. Und doch konnte ich meine Ohren nicht davon abhalten, ein wenig mitzuhören.
Cupos Erzählung über sein Rudel war wirklich detailliert und ich fragte mich, ob er sich bewusst war, wieviel er gerade ans Licht brachte. Nun gut, im Grunde ist er bloß auf Posys Fragen eingegangen, doch hätte ich nicht erwartet, dass ein Rudelwolf tatsächlich derart offen und recht ausführlich über sein Territorium sprach.
Meine Gedanken blieben in erster Linie besonders an der Betonung des dichten Nebels hängen. Einen Wolf würde man also auch nicht so schnell sehen können, schloss ich daraus, natürlich nicht völlig ohne Hintergedanken.
Edme sprach mich erneut an und diese verborgene Absicht verflog für einen Moment.
„Ich brauche sie einfach nicht. Ich bin immer gut ohne Freunde klargekommen. Wieso sollte ich das jetzt also ändern?“, fragte ich schulterzuckend, erwartete jedoch keine Antwort.
„Ich-“ ...finde Freundschaften nutzlos und nichts als belastend, dachte ich meinen Satz zuende, schluckte ihn jedoch sogleich hinunter als mein Blick Edmes graue Augen fand. Wow, ich brachte es echt nicht übers Herz.
Jeder hatte nun mal seine eigenen Ansichten, was Freundschaften anbelangte. Und ihre waren eben so viel anders als meine. So viel... positiver. Für sie schien es wohl eine Art Anker zu sein, ein Anker gegen Einsamkeit. Wieso sollte ich ihr dieses Bild nun schlechtreden.
„Ich bin für so etwas einfach nicht gemacht“, endete ich stattdessen, als wäre es eine Grundwahrheit wie die Existenz von Sonne & Mond. Etwas, das fix war – das sich auch mit aller Glaubenskraft nicht ändern ließ.

Die Augen von Jabez begegneten meinem Bluck woraufhin ich meine Lider schüchtern nieder schlug. Während ich weiter auf Cupos Antwort wartete widmete ich mich also dem grauen Rüden. Tut mir leid, sagte ich schließlich leise und sah ihn wieder an. Tut mir leid, dass dir nie jemand e-ein guter Freund ge- gewesen ist. I-ich denke, du würdest sonst anders e-empfinden... Unbeholfen setzte ich mich auf, um dem Rüden richtig in die Augen zu schauen. B-bitte gib uns eine Chance...! Etwas wehmütig sah ich ihn an. Ich war deutlich kleiner als er. Ich war zwar von nichts anderem ausgegangen, doch als ich mich setzte bemerkte ich es erst so richtig. W-Weißt du, es ist n-nicht alles schlecht! Vorsichtig streckte ich meinen Kopf vor und berührte Jabez sanft an seiner Schnauze. Wieder dieses verlegene Lächeln, das meine Lefzen zierte, im Gesicht.

Da ich mich durch die Fakten beruhigt hatte, saß ich nun wie immer ausdruckslos da und beobachtete. Mein Blick war auf die Interaktion zwischen Edme und Jabez gerichtet, aber es war mir noch eine Frage gestellt worden, weshalb ich also versuchen wollte diese zu beantworten. Allerdings bestand dabei das Problem, dass ich von meinen Gefühlen sprechen sollte. Glücklicherweise besaß ich allerdings ein vorgefertigtes Skript in meinem Kopf für diese Frage. Ich bin sehr glücklich, es ist schön und das Rudel ist eine Familie, erklärte ich also genauso wie ich zuvor auch das Terretorium beschrieben hatte. Nicken, Rutewedeln, Kopf schief legen. Vermutlich sah es ein wenig steif aus, aber ich hoffte es war nicht zu einstudiert. Um es etwas natürlicher wirken zu lassen, versuchte ich an Dinge zu denken die ich gerne Tat. Ich bin gerne bei meiner Schwester und ich habe auch zwei Freunde, Twix und Freya. Da auch ihre Unterhaltung um Freunde ging, dachte ich das wäre vielleicht eine gute Information. Dann schwieg ich und beobachtete mit leicht vorgebeugter Haltung ganz genau was Edme tat, ich konnte es jedoch nicht verstehen, Jabez sagte doch dauernd er wolle das alles nicht. Warum sagt ihr dauernd eine Sache und tut eine andere?, platzte es schließlich aus mir heraus. Sofort kippte ich die Ohren unruhig vor und zurück, denn damit hatte ich offenbart, dass ich ihre Unterhaltung nicht verstand.

Was Cupo erzählte, war wirklich wundervoll. Er beschrieb viel von seinem Rudel und in meinem Kopf malte ich mir schon die ganzen Gebiete aus. Meine Neugier die Orte auch in Realität zu sehen, stieg immer mehr.
Als Edme sprach stimmte ich ihr gleich darauf zu.
Genau! An Freundschaften ist eigentlich nichts schlecht, sobald man sich dem öffnet.
Ich glaube du musst einfach nur lockerer werden. Ich grinste neckisch und nachdem Edme Jabez anstupste, gab ich ihm mit der Pfote einen kumpelhaften Stups auf die Schulter.
Cupos Frage überraschte mich etwas, da ich sowas nicht erwartet hätte. Trotzdem versuchte ich so gut es ging sinnvoll auf seine Frage einzugehen.
Naja, manchmal weiß man einfach selbst nicht, was man will, antwortete ich und konnte mir einen bedeutsamen Blick zu Jabez nicht verkneifen. Und manche muss man eben zu ihrem Glück drängen.

Ich stutzte bei Edmes Entschuldigung und zog verwundert die Augenbrauen hoch. Ich empfand das keinesfalls als Verlust. Im Gegenteil, es kam mir und meinem unabhängigen Leben nur zugute. Wenn ich mir vorstellte, jemanden die gesamte Zeit über im Schlepptau zu haben, während meine Pfoten mit Stehlen fremder Beute beschäftigt sind, konnte ich wunderbar darauf verzichten.
Edme scheinbar weniger. Ich konnte mir denken, dass sie bedeutsamen Wert auf enge Bekanntschaften legte, aber dass sie derart beständig darauf beharrte, einem Fremden zu untermauern, welch zuversichtliche Wirkung Freundschaften entfalten können, erstaunte mich durchaus.
Haben ihr Freundschaften so sehr das Hirn verkohlt?
Und als hätte man mich nicht noch mehr in meiner Verwunderung haften lassen können, dachte Edme doch ernsthaft, mich mit aller Einfühlsamkeit wohlwollend anstupsen zu müssen. Wie eine Art Trostgeste – die ich nicht einmal brauchte.
„Himmel, dir sind Freundschaften ja echt wichtig.“ Vielleicht ein Stückchen zu sehr. Ich zog die Schnauze etwas weg. Ich brauchte weder Trost, noch Bedauern. Nur, weil ich keine Freunde hatte und wollte.
Dass Posy auch gleich munter zustimmte, war beinahe schon vorherzusehen. Nur ihre letzte Anmerkung verblüffte mich innerlich. Unerwartet stellte ich die Ohren auf.
Lockerer?, dachte ich wundernd und ließ ihren kumpelhaften Hieb unbewegt an mir abprallen. Ich- ich bin doch locker! Ich bin der lockerste Typ, den ich kenne.
Bloß, weil ich keine engen Bekanntschaften gebrauchen konnte, hieß es doch nicht, dass ich verklemmt und trocken war. Ich blieb nur gerne meiner Unabhängigkeit treu.
Diesmal ließ ich diese allerdings tatsächlich kalt liegen. Allerdings bloß, um diesem viel zu wohlmeinenden Drängeln zu entkommen.
„Bei Luna – wenn es euch glücklich macht...“, hörte ich mich trotz mattem Ton sagen, auch wenn mir die beiden ein Stück zu weit darauf beharrten, mir unbedingt eine Freundschaft aufzudrängen. „Solange ihr mir nicht allzu sehr auf die Pelle rückt.“
Es war schließlich schon bitter genug, dass ich doch tatsächlich bemitleidet wurde. Ich war der Letzte, der so etwas brauchte.
„Nur um die Sache klarzustellen: Ich mag Alleinsein.“ Und genau das wäre mir im Moment auch sogar lieber gewesen.

Freudig wedelte meine Rute, als Jabez mehr oder weniger einer Freundschaft zustimmte. Nicht mit so einer Freude, die ich und vermutlich auch Edme empfand, aber das war verständlich. Jabez kannte wie es aussah einfach keine engen Freundschaften und würde er die erst einmal kennenlernen, würde er mit Sicherheit anders darüber reden.
Er schien halt nicht wie jemand, der anderen aufs Wort glaubte, sondern sich erst selbst vergewissern musste.
Dann wirds Zeit, dass wir das ändern, lächelte ich vergnügt bei seinem letzten Satz und ignorierte die Sache mit "zu sehr auf die Pelle rücken". Freundschaftlich schmiegte ich mich ganz kurz an seine Seite.
Er müsste sich eben erst einmal daran gewöhnen, an Freundschaften und all das. Ich war mir sicher, dass er bald sehen würde, wie gut einem Freunde tun. Dass Edme und ich ihm das beweisen durften und vielleicht sogar seine ersten wahren Freunde werden würden, schätzte ich sehr.

Ich blickte freundlich zu @Cupo. Das h-hat manchmal a-aber auch mit - mit Ironie zu t-tun. Das i-ist genau das... Etwas s-sagen, aber e-etwas anderes meinen!, fügte ich @Posy s Erklärung hinzu. Als @Jabez schließlich nachgab hüpfte ich auf meine Pfoten und sprang mit allen vieren mehrfach leicht in die Luft. Wohoo!, wuffte ich, etwas lauter als angedacht, was wahrscheinlich für eine normale Lautstärke meiner Stimme sorgte.S-Sehe ich auch so, P-Posy!, stimmte ich meiner besten Freundin zu. Obwohl ich normalerweise viel zu schüchtern gewesen wäre, ging ich ihrem Beispiel nach und kuschelte mich - wenn auch etwas zaghafter - an den grauen Rüden, wobei ich fröhlich kicherte. S-Siehst du, Grumpy? G-Gar nicht schlimm!, neckte ich ihn lachend. C-Cupo, möchtest d-du nicht zu uns kommen?, fragte ich freundlich.

Sie versuchten es mir zu erklären aber so genau ich auch aufpasste, ich verstand es nicht. Frustriert blickte ich zwischen den dreien hin und her, analysierte die Körpersprache so gut ich konnte. Es wirkte als seien Posey und Edme fröhlich und Jabez nicht. Doch Edmes Bemerkung riss mich aus meiner Analyse und ließ mich die Ohren aufstellen. Ironie, das Wort kannte ich nicht aber es schien genau das zu sein was ich nicht verstand, was ich nie verstand. Ich glaube ich verstehe keine Ironie, sagte ich daher langsam mit ausdrucksloser Miene. Ihr Schrei ließ mich so stark zusammen zucken, dass ich mich beinah auf den Boden gelegt hätte. Laute Geräusche waren schrecklich und kurz kniff ich meine Augen zu. Doch ihr letzter Satz entlockte mir dann tatsächlich eine emotionale Reaktion. War doch schon das zusehen unangenehm für mich, die Vorstellung so nahen Körperkontakt zu drei Wölfen zu haben, die noch dazu fremd waren, löste Panik in mir aus. Nein!, erschrocken sprang ich rückwärts und knallte etwas unsanft gegen die Höhlenwand. Es war unangenehm aber nicht schmerzhaft. Nachdem ich mich ermahnte ruhig zu atmen und mein silbriges Fell ausgeschüttelt hatte, verschwand der Ausdruck von Panik wieder aus meinem Gesicht. Mit klopfendem Herzen starrte ich Edme an, ich meine nein danke das ist nicht nötig. Ich... sollte dann auch mal zurück und meine Schwester suchen. Versuchte ich mich aus der Situation heraus zu winden. Es gefiel mir nicht wie sich alles entwickelte und ich wollte mich wieder fühlen, als habe ich alles unter Kontrolle.

Beruhigend lächelte ich Cupo zu. Das ist n-nicht schlimm. I-Ich auch nicht immer. Ich war ein Stück von Jabez abgerückt. Als der Jungwolf bei meinem Vorschlag aufschrie drückte ich mich ängstlich auf den Boden. C-Cupo, h-hey... Alles i-in Ordnung?, wimmerte ich. Mir waren vor Schreck die tränen in die Augen gestiegen und mein Herz raste. Auch meine Stimme blieb vom Zittern meines Körpers nicht unverschont, was ich hasste. Ich... Bitte w-warte, C-Cupo... Ich m-möchte... möchte mit... Ich wollte mich aufrappeln, doch ich zitterte zu sehr. Betreten vergrub ich mein Gesicht unter meinen Pfoten.

Da ich mich selbst langsam beruhigte, trat ich wieder einen Schritt vor. Edme reagierte ähnlich wie ich eben, daher vermutete ich den selben Ursprung. Sie zitterte und das konnte bedeuten ihr war kalt, was nicht sehr wahrscheinlich war, oder sie hatte Angst.
Ich habe dich erschreckt, stellte ich daher fest und formulierte es ausnahmsweise mal nicht als Frage. Entschuldigung ich wollte dich nicht erschrecken, ich... Mag nur keine Berührungen. Erklärte ich etwas stockend auch wenn mein Gesicht ausdruckslos blieb. Ihr letzter Satz ließ mich meinen Kopf schief legen. Du willst mit zum Rudel? Warum? , es war eine reine Interessens Frage. Sie konnte mitkommen wenn sie wollte, ich verstand nur nicht wieso. Allerdings hatten beide Fähen vorher schon gesagt es klang nach einem schönen Ort. Vielleicht wollten sie ihn sich ansehen. Wollt ihr euch die Rudelgebiete ansehen? Dann muss ich euch zu meiner Mutter bringen. So wie Twix und Freya . Erklärte ich ihnen weiter obwohl ich ja noch gar nicht wusste, was sie wollten.

I-Ist schon o-okay, stammelte ich leise. ich w-wollte dich keines F-falls bedrängen! Bei @Cupo s Frage auf meine Aussage hin, schaffte ich es mich wieder etwas aufzurichten. Es klingt s-so schön u-und... Ich h-hab hier d-doch - Ich habe hier doch auch keinen Platz, wollte ich sagen, doch ich brachte es nicht heraus. Ich h-hätte gerne e-ein Rudel!, wuffte ich also schließlich und nickte. Sehr gerne w-würde ich das! Ich blickte zu @Jabez und @Posy . K-Kommt ihr mit? Bitte?

Oh ja!, rief ich begeistert und meine Augen fingen an zu leuchten. Ich wollte wirklich gerne das Nebelrudel sehen.
Ich blickte zu @Jabez und erwartete, dass er vielleicht nicht so begeistert wie wir darüber sein könnte.
Du kommst doch mit oder? Ich legte den Kopf in die Schräge. Das wird sicher toll.
Etwas verträumt schaute ich an die Höhlenwand. Wer weiß, was wir alles sehen werden. Weite Wiesen, schöne Wälder. Ecken, die wir noch nie gesehen haben! Aufgeregt wedelte meine Rute.
Wie oft hat man schon die Chance, von einem Rudel eingeladen zu werden?, lächelte ich Jabez zu, in der Hoffnung er würde sich überzeugen lassen.

Verzeihung, sprach ich in Verschlüsselungen? Eigentlich hatte ich geglaubt, dass "Nicht zu sehr auf die Pelle rücken" so etwas bedeutete, reichliche Menge an Distanz zu halten und vor allem nicht lästig zu werden. In den Ohren von Edme und Posy schien dies wohl fremd.
Das muss jetzt echt nicht sein, dachte ich bedrängt und war umso erleichterter, dass alles Augenmerk zu Cupo und seinem plötzlichen Panikanfall schwenkte. Meine Ohren zuckten verblüfft.
So mies bin ich nicht einmal dran.
Mich überkam der Drang, jemandem einen belustigten Blick zuzuwerfen. Berührungsängste – woran erinnerte mich das wohl. Doch fiel mir auf, dass keiner der Wölfe den anspielenden Witz dahinter verstehen würde. Mija hätte es. Stattdessen war mein vergnügtes Schmunzeln nichts als eine kontextlose Geste.

„Du würdest uns ernsthaft in euer Revier bringen?“ Ich war ehrlich überrascht, auch wenn mein Ton mehr Skepsis als Verblüffung hören ließ. Weil er es von Natur aus tat.
Dass Edme gleich fröhlich zustimmte, war beinahe schon traurig. Wie konnte man bloß derart verzweifelt sein. Geblendet von der Sehnsucht nach einem Rudel. Als gäbe es ohne dieses kein Leben. Erst der Wunsch nach Freundschaft, dann das Sehnen nach einem Rudel – sie hatte wahrhaftig irgendwelche Angstkomplexe. Monophobie oder was weiß ich. Und Posy wollte scheinbar nicht anders sein, als auch sie nicht zögerte, um mit ebenso enormer Freude zu reagieren.
Ich musste mich ehrlich zurückdrängen, nicht gleich etwas hochzuwürgen. Peinlich, wie einem ein unabhängiges Leben derart egal sein konnte. Man konnte auch gut ein Leben ohne Rudel führen. Aber ein Rudel erleichtert es..., hallten mir allzu bekannte Worte in den Kopf.
Oh nein. Auf gar keinen Fall. Das Letzte, was ich brauchte, war eine Vergangenheit, die mich in die Irre führen wollte.
Das eine Mal in einem Rudel sollte auch das erste und letzte Mal bleiben. Damals war es eine Zwangslage gewesen, eine kleine Stütze, um den unbarmherzigen Winter über auf den Pfoten zu bleiben. Zugegeben, es war einfacher gewesen, den Schnee des Winters zu genießen, statt ihn als Qual anzusehen. Doch selbst das hatte mich nicht weiter halten wollen. Ein Rudel war kein Leben für mich. In einer Hierarchie festzustecken, auf jemanden hören, der nicht du selbst bist. Und von Artgenossen, die ich nicht leiden kann, mit denen ich jedoch trotzdem denselben Boden teilen muss, brauchte ich erst gar nicht anzufangen.
Ich wollte nie wieder einem Rudel angehören, einerlei für wie lange. Sei es nur für einen Mond. Sei es für einen Tag.
Aber vielleicht musste ich das auch gar nicht.
Posys überredende Erzählungen drangen intensiver an meine Ohren, als mir vermutlich lieb war. Ihre Worte von Wiesen und Wäldern, unentdecktem Boden; und als wäre das nicht genug, mischte sich auch gleich Cupos vorige Erzählung in meinen Kopf – vom dichten Nebel, der alles in ihrem Gebiet so wundervoll verhüllte.
Sich ein Revier anzuschauen, heißt schließlich noch lange nicht, direkt dazuzugehören.

„Wie oft hat man schon die Chance, von einem Rudel eingeladen zu werden.“ Stimmt – und wie oft hat man schon die Chance, Schlupflöcher in einem Revier ausfindig machen zu dürfen. Ecken und Nischen, die vielleicht nicht allzu regelmäßig patrouilliert werden. Ecken und Nischen, die einen im dichten Nebel hervorragend verdeckt hielten. Ecken und Nischen, die missachtete Beute erhaschen ließen.
Meine Pfoten kribbelten aufgeregt. Doch diese Aufregung war definitiv anders, als die die in den beiden Wölfinnen perlte.
„Wenn's sein muss“, ich zuckte mit den Schultern, als wäre es mir einerlei.
Ja, ich würde mitkommen. Nur um die Sache mit dem Bleiben stand es wohl etwas anders.
Zumindest ein kleines Bild vom Nebelgebiet würde ich mir machen; schauen, wo sich ein Stück Pelz wie ich am ehesten unentdeckt aufhalten konnte. Je nachdem wie die Beute war, natürlich. Meistens war diese auf Rudelerde schließlich besser als im konkurrierenden Niemandsland.
Eine gewisse Ironie war es schon. Ich würde es hinnehmen, in ein Territorium einzudringen und mit etwas Pech den Groll eines Rudels auf mich zu hetzen, aber selbst dazuzugehören und mir all den Ärger zu sparen, würde ich nie. Das war es mir einfach nicht wert.
„Ich hoffe, es ist kein weiter Weg bis zu deinem Rudel.“ Nicht, dass ich jammern wollte, aber bei dem Gedanken an eine lange Wanderung wollten meine Pfoten schon jetzt lieber Rast machen.