Vorsichtig machte ich die ersten Schritte, um sicherzugehen, dass ich das Gewicht tragen konnte. Als ich an Nanouk vorbei kam, flüsterte ich ihm zu: "Ich liebe dich auch", und streifte ihn der ganzen Länge nach im vorbeigehen. Um Luen allerdings nicht aus den Augen zu verlieren, sputete ich mich, ihm zu folgen.

>>Rudelplatz Zigeuner

Seine Worte brachten mir ein trauriges, aber ehrliches Lächeln auf die Lefze. Allein, dass er mir nicht böse zu sein schien war ein unglaublicher Gewinn und dass er sich auch darum sorgt, ob wir noch Freunde sind nahm ich sehr zu Herzen. Hoffentlich ändert es sich nicht, falls Emfan doch das alles schlecht entgegen nahm. Es bereitete mir jedoch Sorgen, die gesamte Situation. Was ist wenn Krieg ausbrach? Es war verständlich, dass ich bei Luens bitte nicht ablehnen würde sie zu unterstützen.. Doch musste ich dann gegen Nanouk und Aylia stehen? Der Gedanke kam mir das erste mal und er jagte mir einen Schauer über den Rücken, als sich die Bilder in meinen Kopf abspielten, wie ich Nanouk verletzen würde. Nein wird nicht passieren, das lasse ich nicht zu... Einmal durchatmend duckte ich mich leicht, sodass mein Kopf nun auf gleicher Augenhöhe war als die des zwar schon gewachsenen, dennoch kleinere Rüden. "Natürlich, ich denke wir beide kennen uns gut genug, um sicher zu sein, dass sich nichts zwischen uns ändert. Mein Groll hegt sich nicht gegen da Schattenrudel, sondern gegen die Führung und die Entscheidungen, die getroffen wurden" erklärte ich noch einmal ruhig. Eigentlich war Nanouk ebenfalls dabei gewesen, als ich am Rudelplatz dem Rudel entgegengeschrieben habe, was schief lief. Ob er es verstand? Als er mir Anbot, dass ich jederzeit mit ihm reden konnte stellten sich meine Ohren leicht wieder auf, doch nicht zur vollen Gänze. "Aber du doch auch..." seufzte ich. Es wunderte mich, warum er es nicht getan hatte. Er hatte gerade eben erwähnt, dass er die ganze Zeit nachgedacht hatte, doch auf mich zugekommen war er auch nicht. Doch verübeln tat ich es ihm nicht. Stattdessen stupste ich ihn kurz an und überlegte. "Nun... erst einmal wahrscheinlich auf eigenen Pfoten laufen. Viel zu lange schon bin ich nicht mehr für mich eingetreten, ich glaube... Erstmal in meine alte Form zurück treten" gab ich sogar leicht lächelnd von mir. Ich erinnerte mich an das eine mal, an dem ich selbst den weißen Rüden neben mir angeschnauzt hatte und das war nicht ich gewesen. Nein das war der Stress und die Wut gewesen.

Ich lauschte Leevi aufmerksam. Genau, wieso hab ich das nicht gemacht?, fragte ich mich selbst stumm, als sie mich darauf ansprach, dass das Gleiche natürlich auch für mich galt. Ich beschloss, den Gedanken beiseite zu schieben,so schwer es mir auch viel. Tatsächlich beschäftigte mich diese Frage, war ich so verschlossen, hatte ich mich so sehr abgekapselt von allem? Plötzlich wurde mir klar, wie schwer die Fehler waren, die ich begangen hatte. Ich fühlte mich schlecht, dass ich Hikari angeschuldigt hatte, mich nur vor allem bloßstellen zu wollen. Sie hatte recht gehabt, ich hatte mich nicht genug um sie gekümmert. Hikaris Worte lösten in mir ein Zusammenspiel aus vielen Emotionen, vor allem jedoch Erleichterung und Freude, aus. Ihren Pelz an meinem zu spüren, beruhigte mich ungemein. Ich blickte ihr kurz nach, bevor ich mich wieder an Leevi wandte.

"Ich bringe es in Ordnung, Leevi. Ich gebe mein Bestes... Ich will nicht, dass schlimmere Dinge passieren...", murmelte ich leise. "Bitte, lauf nicht wieder weg. Ich will mich wieder mit dir treffen, ja? Ich verstehe, was du meinst. Ich will es besser machen. Ich will mit Emfan reden, obwohl ich... Angst habe. Dass er mich für einen Verräter hält, oder so. Ich will mit Chryso reden, und mit Aylia. Ich will dem Rudel nicht still dabei zusehen, wie es zerbricht. Und ich will Hikari nicht verlieren... Ich will die Kleinen nicht verlieren, und ich will dich nicht verlieren." Ich seufzte leise, blickte wieder zu ihr hinauf und zuckte mit dem Ohr. Mit einem langen Schnauben rieb ich meinen Kopf leicht an ihrer Brust. "Ich weiß, dass du auf dich aufpassen kannst, aber ich sage es dir trotzdem. Pass auf dich auf." Ich senkte meinen Blick wieder. Leevi war mir unglaublich wichtig geworden und ich hatte vieles von ihr gelernt, ich war in meiner Persönlichkeit gewachsen und war mutiger und stärker geworden.

Meine Ohren klappten sich zurück, doch hörte ich zu. Seinen Sorgen, seiner Hoffnung und zugleich seiner Verzweiflung. Es klang zuerst fast schon, als würde er erwarten, dass ich mitkommen würde. Dass, wenn er mit Emfan redete, dass alles wieder gut sein würde und das jagte mir einen Schauer über den Rücken. Es jagte mir angst ein, Trauer mir vorzustellen ich müsse es ihm erklären, dass dem nicht so ist. Bei der Erwähnung des Treffens bildete sich ein kurzes, ehrliche Lächeln, doch wich aus meinem Gesicht nicht die Traurigkeit. Ja dieses Gespräch brachte mich herunter auf den harten Boden der Wahrheit, doch das musste sein. Diese Worte mussten fließen, vielleicht auch Tränen, denn es war ein Abschied. Ich wusste, dass Nanouk nie das Schattenrudel verlassen würde, nicht für mich und nicht einmal für Hikari. Ich hoffte inständig, dass ihm nicht irgendwann das widerfuhr, was ich jetzt überstanden hatte. Und dennoch war ich stolz auf ihn. Stolz dass er durchhielt. Dass er seine Fehler einsieht und sich besser wollte. Dass er sich nicht der Verbitterung einfach hingab. Seine Worte klangen aber irgendwie fast nicht nur nach einem vorübergehenden Abschied. Aufmunternd schob ich meine Schnauze unter sein Kinn, drückte es hoch, sodass er gerade da saß und setzte mich direkt vor ihn. "Nanouk. Natürlich kannst du mich immer aufsuchen. Selbst nur um mich zu sehen. Du kannst mich auch Rufen und ich verspreche dir zu reagieren. Du bist ein starker Wolf, wächst noch immer und gerade jetzt, wächst du am meisten. Aus Fehlern lernt man, man findet zu sich zurück und ich wünsche mir, dass du dies ebenfalls tust. Steh hinter deinen Fehlern, gib ruhig zu dass du welche gemacht hast, denn das bedeutet wahre Größe und die kann niemand dir wegnehmen." raunte ich stolz und gab ihm ein aufbauendes Nicken.

Langsam war ich über die Hügel und Felsen der Berge gelaufen, schaute mich immer wieder nach den Dreien um und warf auch einen Blick zurück zu unserem Revier. Meine Gedanken kreisten um die Wölfe des Rudels, um Casanova und seine Reise nach Italien, um Marek und die Verluste seines Rudels, aber auch um meine eigenen Jungwölfe. Ob sich Jora und Saikko wieder vertragen würden? Und würden sie Ruhe bewahren während dem Alphatreffen? Nervös zuckte meine Rute hin und her, während ich den Aufstieg erklomm und mitten in der Bewegung inne hielt. Es roch nach Schattenwolf! Mein Ohren klappten sich an, meine Rute stellte sich auf und mein Nackenfell plüschte sich leicht, während ich auf meine Nachkommen wartete.

Freudig wetzte ich Mama nach, verlor dabei immer mal wieder fast den Anschluss da ich mir versuchte jeden Strauch und jeden Grashalm einzuprägen. Wie groß doch alles war! Neugier und Freude bündelten sich in mir, sodass ich immer hibbeliger wurde und kaum still stehen bleiben konnte als ich mit Saikko bei Mama ankam. Woooow, ich sah mich begeistert um und trat ein paar Schritte vor Mama. Mir kamen 2 Wölfe ins Blickfeld und ich blieb mit aufgestellten Ohren und leicht gehobener Rute stehen, mich zu Mama drehend. Wer ist das, Mama? Ich drehte mich wieder zu den beiden Wölfen und machte weitere Schriete auf diese (Leevi und Nanouk) zu. Hallo!

Ich schluckte leicht, als sie meinen Kopf anhob. Dass sie mir jetzt wahrscheinlich etwas sagen würde, was eine größere Bedeutung haben würde, war mir bewusst. Ich lauschte ihren Worten und ihrem Lob aufmerksam, auch bemerkte ich den Schmerz, der ihr ins Gesicht geschrieben stand. Sie tat mir leid. Hoffnung blitzte in meinen Augen auf, begleitet von tief sitzendem Stolz. Ich starrte in ihre Augen, suchte nach dem Stolz, und tatsächlich fand ich ihn, den Stolz, von dem sie gesprochen hatte. Es fühlte sich merkwürdig an. Stolz? Auf mich?, wiederholte ich in Gedanken. Ich konnte es zunächst gar nicht richtig glauben, Worte wie diese hatte ich noch nie so wirklich gehört. Ich schluckte und ein erfreutes Lächeln zierte meine Lefzen. "Danke, Leevi. Ich will alles versuchen, um das wieder... hinzukriegen." Ich seufzte leise. "Das bedeutet mir so viel, dass du in mir Stärke siehst, Leevi. Wirklich, danke dir." Mein Blick glitt von Leevi über zu der Kuhle am Felsen. "Wirst du heute hier sein? Ich meine... zum Treffen?" Ich wandte mich wieder zu der größeren Fähe um und legte den Kopf ein wenig schief, zuckte neugierig mit dem Ohr. Eine helle, weibliche Stimme riss mich komplett aus dem Kontext, jemand hatte doch mit uns geredet, nicht? Ich blickte um mich, dabei fielen mir direkt vier Wölfe auf, nur eine von ihnen war ausgewachsen. Mein Instinkt - und meine Nase natürlich - sagten mir, dass es sich um Bergwölfe handelte. Wie die Fähe uns gegenüber stand, wusste ich nicht, doch sie schien nicht besonders erfreut über unsere Anwesenheit zu sein.

Schnell war ich den drei Fähen gefolgt und staunte ebenfalls nicht schlecht, als wir ankamen. Fasziniert schaute ich mich um und beobachtete die anwesenden Wölfe. Hier also?, fragte ich ganz leise Mama und würde mich wohl die nächste Zeit an Jora und Saikko halten.

(zieht Aski einfach mit, wenn Bedarf ist)

ich kam an und legte mich auf meinem platz

Meine Ohren zuckten, als Jora mit ihren Geschwistern ankam und Erstere sofort Kontakt aufnehmen wollte. Jora, mahnte ich sie leise und trat neben sie. Das sind Schattenwölfe, erklärte ich knapp und sah den beiden entgegen. Guten Abend, grüßte ich freundlich, obwohl ich lieber geknurrt hätte. Sie hatten Ethan umgebracht und das würde ich ihnen wohl nie vergeben, aber dennoch verbot mir meine Erziehung hier an diesem Ort unfreundlich zu sein. Ich drängte mich gegen meine Jungwölfe und führte sie ein Stück abseits. Bleibt bitte hier, bat ich alle Drei und sah jeden einzeln an, ehe mein Blick an Jora hängen blieb. Bitte. Ich erkläre euch alles, sobald das Treffen vorbei ist und wir wieder in Sicherheit sind. Es war ein Versprechen und ich würde mich daran halten. Doch für den Augenblick war mir der Schutz meiner Kleinen das Wichtigste.

Mein Lächeln wurde etwas weicher und ich nickte. Er hatte diese Wort gebraucht und auch verdient. Ich war wirklich stolz auf ihn, auch dass er es so gut verkraftete. Auf seine Frage hin begann ich kurz leise zu lachen. "Natürlich, immerhin sind wir schon hier oder? Du denkst doch nicht, dass ich mir das entgehen lasse" sagte ich fest, munter als wäre nichts passiert. Ja eindeutig würde ich hier bleiben. Nicht nur wollte ich hören, was Emfan zu sagen hatte, auch waren eigene Eindrücke immer die besten. Auch wenn ich Luen immer glaubte, wollte ich mit eignen Augen sehen was hier geschah und davon würde mich nie jemand abhalten. Ich sah empor zum Felsen, wo ich vom letzten mal noch genau wusste, wo wer gesessen hatte. Ich würde auf jeden Fall noch etwas weiter nach oben gehen, in die erste Reihe der Zuhörer und ich fixierte die Stelle, an der Luen sich setzen würde. Es war genau gegenüber vom den Schatten. Ich wechselte mit Nanouk einen Blick, der ihm bewusst machen sollte, dass ich mich nicht zu ihn setzten konnte. Ich atmete einmal durch, stand dann auf und wollte gerade herüberlaufen, als ich einen Ton von der Seite hörte. Aufmerksam sah ich zu dem Ursprung und sah mir unbekannte Wölfe, doch kannte ich ihren Geruch. Bergwölfe. Auf die Laute des kleinen huschte mir ein kleines Lächeln auf die Lefze, ehe ich ein neutrales "Nabend" antwortete und mich zu meinem Platz begab, wo ich mich setzte und wartet, um irgendwann Luen zu erblicken.

Meine Rute baumelte sofort zwischen meinen Hinterläufen und ich legte meine Ohren an als Mama meinte, dass die beiden Schattenwölfe waren. Oh.. Ich ließ mich von ihr wegführen, schaute jedoch nochmal zurück. Sie sehen gar nicht böse aus.. Eher wie wir und alle anderen aus dem Rudel. Ich setzte mich mit den anderen und sah zu Mama auf. Okay. Und wenn was passiert? Dürfen wir dann hoch?, hakte ich nach und wackelte nervös mit den Ohren.

Stumm folgte ich und setzte mich hinter Marek, darauf achtend nicht zu nahe zu kommen. Eher dort wo auch freie Wölfe dazutreten durften. Ich war kein Beta, kein Kind und keine Gefährtin, somit hatte ich meinen Platz hier gut gefunden. Schweigend besah ich mich der Anwesenden.