Ich hörte Akela aufmerksam zu und folge ihren Anweisungen genau.
Ich versuchte ebenfalls, die anderen im Blick zu behalten, so gut es mir eben gelang, vor allem aber, galt meine Aufmerksamkeit dem Pfad und der restlichen Umgebung.
So wunderschön... Aber doch birgt es eine gewisse Bedrohlichkeit, zu wissen, dass Unachtsamkeit einem hier schnell den Tod bringen kann...
Mein Fell war vor Anspannung leicht gesträubt und meine Ohren zuckten aufmerksam.

Je höher wir steigen desdo schmaler wurde der Pfad. Es wurde windig und irgendwann dunkel.
Das letzte Stück mussten wir klettern.
Benutzt die Steine die ich auch verwende... die sind sicher. Mit der Zeit werdet ihr ein gespür dafür bekommen welche locker sind. Steine mit rissen meidet ihr, ebenfalls welche unter denen es nass ist, denn sie sind nicht im fels verankert.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir unser Ziel. Ich setzte mich auf die Plattform.
Svobodas Grab war seid langer Zeit unbesucht.Ich wartete bis die Kinder da waren.

So... ihr hattet die Aufgabe euch den Stand der Sonne zu merken. Kann mir einer jetzt sagen wo sie war bevor wir losgegangen sind?

Mutters Worte kreisten immer wieder in meinen Gedanken. Obwohl ich mir Mühe gab mich selbst nicht zu verunsichern, schwang immer großer Respekt vor der totbringenden Tiefe mit. Vorsichtig setzte ich eine Pfote vor die andere und verfolgte aufmerksam jeden einzelnen Schritt unserer Mutter. Es sah bei ihr so leicht aus.. Ab und an bröckelten ein paar Kiesel unter meinen Pfoten weg und sprangen mit rasender Geschwindigkeit den Gipfel hinunter. Die Vorstellung selbst zu stürzen brachte mich zum schaudern. Doch mein Wille war stark genug und ich motivierte mich in Gedanken selbst, bis es mir schließlich leichter fiel und ich sogar ein wenig an Geschwindigkeit zunahm. Oben angekommen nahm ich mir einen Moment um die Schönheit der Umgebung aufzusaugen. Es war wirklich atemberaubend und nicht mit dem zu vergleichen, was man von unten sehen konnte. Mama's Worte unterbrachen meine Gedanken und ich blickte richtung Himmel. Die Sonne war ein ganzes Stück gewandert. Unsicher blickte ich mich um, nur um mir ins Gedächtnis zu rufen, an welchen Stellen wir die Richtung gewechselt hatten.

Konzentriert hatte ich meine Pfoten beobachtet, wie sie akkurat auf die Stellen traten auf die Mutter vorher gestiegen war.
Als wir oben auf dem Gipfel ankamen war es schon duster geworden und die Sonne war fast verschwunden. Nur ein dünner Streifen am Horizot zeigte sich noch.
Bei Mutter's Frage wedelte ich aufgeregt mit dem Schwanz. Ja! Ich wusste das noch ganz genau, ich hatte es mir genaustens gemerkt. Freudig suchte ich nach der Richtung aus der wir gekommen waren und versuchte zu entschlüsseln wie wir gelaufen waren und so zu schlussfolgern wo die Sonne gestanden hatte.
Dort! Selbstsicher zeigte ich in die Richtung aus der die Sonne aufgestiegen war.

Vorsichtig folgte ich den Anderen und achtete dabei genau auf meine Pfoten.
Denk nicht an dieses "Was wäre wenn", Sete... Konzentrier dich!, ermahnte ich mich.
Oben angekommen sah ich mich um. Die Aussicht war überwältigend...
Das alles hier war generell einfach unglaublich!
Ich hörte Akelas Frage gerade so, weil ich vollends in Gedanken war.
Ihre Stimme riss mich zurück in die Gegenwart und ich blinzelte einige Male um meinen Kopf zu klären...
D... Dort... Glaube ich... Ich deutete mit meinem Kopf gen Süden.
Ich hatte zwar auf die Anweisung, ihrem Verlauf zu folgen, gehört, doch meine Orientierung war in diesem Gebiet ein wenig unzuverlässlich, weshalb ich mir nicht sicher war.

Es dauerte eine Weile bis ich den Gipfel erreichte, da ich mir Zeit ließ und mit den Gedanken wo anders war.
Natürlich passte ich auf wo ich hin trat aber gleichzeitig waren diese wegen für mich fast so leicht wie das atmen.
Oben angekommen merkte ich, dass ich nicht alleine war. Kurz war ich etwas enttäuscht aber ich würde einfach warten bis die anderen weg waren.
Freundlich lächelte ich während ich die letzten paar Meter kletterte.
Hallo. lasst euch nicht stören ich wollte nur ein bisschen nachdenken . Grüßte ich während ich an den Rand zu den Gräbern trat und mich hin setzte.

Ich hatte mir den Stand der sonne nicht gemerkt, weswegen ich einfach woanders hinsah und hoffte das es Mutter nicht auffallen würde.

Die Jungs wussten scheinbar keine Antwort, dafür Bricca und Sete.
Irgendwann gesellte sich auch Casanova dazu. Ich nickte ihm lediglich zu. Ich wollte wirklich nicht gestört werden.
Das ist korrekt. bestätigte ich die beiden.
Und dort wo sie nun unter geht... da ist westen. erklärte ich während die letzten strahlen verschwanden und sich die Nacht über uns senkte.
Ich möchte euch eine Lektion über Orientierung erteilen. Merkt euch folgendes Sprichwort: Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, doch im Norden... wir sie nie gesehen. zitierte ichund hatte das Gefühl ich klang wie meine Mutter.
Allerdings gibt es bei dieser Methode der Orientierung ein Problem. Kann mir jemand sagen, welches?

Ich hatte gehofft alleine zu sein aber Akela und der Rest schien länger hier bleiben zu wollen.
Seufzend grüßte ich in Gedanken unsere früheren Rudel Mitglieder. Fast sanft strich ich ein paar Blätter von den Gräbern und dachte einen Moment an die junge Fähe die sich das Leben genommen hatte. Der Moment spielte in meinen Gedanken, ich war auf einen Vorsprung am Abhang gesprungen. Es war ziemlich gefährlich gewesen aber ich hatte mich für sie verantwortlich gefühlt, doch sie war schon tot gewesen. Hatte ihren Welpen zurück gelassen, weil sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte.
Trauer flammte in meinem Blick auf als ich auf den Vorsprung blickte. Einen Moment nahm ich mir um an die gefallenen zu denken, dann stand ich auf und verschwand wordlos wieder. Ich erinnerte mich an einen Ort von dem mir boreas ein mal erzählt hatte und obwohl ich ein großes Risiko einging machte ich mich auf den Weg dorthin.
- Mondscheinteich Nebelwölfe

Es gibt ein Problem? Darüber grübelte ich angestrengt nach aber ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
Mit großen fragenden Augen schaute ich meine Brüder an, vielleicht hatte jemand eine Idee?

SETE

Ich überlegte und sprach dann sehr zögerlich: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sind einfach zu identifizieren, aber wann steht die Sonne am höchsten? Und in der Zeit dazwischen wandert sie ja unaufhörlich über den Himmel, daher kann man fast nie Hundert-prozentig die Richtung, in der die Sonne steht, bestimmen?
Ich legte den Kopf schief und sah Akela an.
Ob sie wohl das meinte?

Außerdem ist die Sonne ja gar nicht da wenns dunkel ist! mischte auch ich mich nun ein.


Akela
Ich nickte stolz. Ihr habt beide Recht. Es ist am tage, besonders bei schlechtem wetter schwer zu erkennen wo die Himmelsrichtungen liegen. Und Nachts scheint keine sonne, nur der Mond.
Seht... wenn ihr in den Himmel blickt... dann könnt ihr dort einen Stern erblicken.
Ich deute mit der Nase richtung kleinem Bär am Nachthimmel.
Der Hellste, der nordstern. Wenn ihr ihm folgt. Dann geht ihr nach Norden. Er wird sich nie bewegen, das ganze Jahr nicht. Niemals.

Das muss ja verdammt langweilig sein, wenn man sich das ganze Jahr nicht bewegen darf. Schlussfolgerte ich und zog meine Nase kraus. Bei weitem konnte ich mir das nicht vorstellen.

Während ich Mama und den anderen zuhörte, versuchte ich mir die Worte einzuprägen. Im Osten geht die Sonne auf.. Ein seltsamer Spruch, ein bisschen wie ein Lied. In meinem Kopf wurden die Worte zu einer Melodie. Das kann ich mir merken! stellte ich zufrieden für mich selber fest. Ich blickte schließlich suchend in den Himmel, als Mama über den Nordstern sprach. "Aber wenn ich gar nicht nach Norden muss..?" dachte ich etwas zu laut. Ich blickte in die andere Richtung. Sehr genau konnte man die Himmelrichtungen meiner Meinung nach nicht anhand dieses einen Sterns bestimmen. "..gibt es denn keine andere Möglichkeit die Himmelsrichtung zu bestimmen?" fragte ich jetzt schon etwas leiser in der Hoffnung nichts dummes gefragt zu haben. Es sah nach einer Menge Arbeit aus sich das alles zu merken.

Leicht fand ich meine Familie und hörte ihren Gesprächen kurz zu, bevor ich zwischen den Felsen hervortrat.
Aha, es ging gerade um die Himmelsrichtungen!
Doch die gibt es, antwortete ich auf Rhys´Frage.
Achtet auf die Bäume! Fast überall wachsen Bäume.
Auf Bäumen wächst Moos. Da wo das Moos ist, ist Osten. Bäume wachsen auch nicht immer gerade. Ein Baum, der sich in eine Richtung neigt, neigt sich meistens nach Westen.