Ja, das verstehe ich. Ich hatte gute Eltern, aber bei uns war es Brauch Platz zu machen, wenn die Mutter wieder Nachwuchs erwartete. Darum musste ich gehen. Das ... das war nicht einfach! Ich erinnerte mich nur zu gut, wie es war, als ich fortgeschickt wurde. Aber hier ist alles anders, andere Sitten, andere Gebräuche! Du und Lola! Das passt einfach und ist schön! Ich freue mich für euch beide, Saikko! Die Anderen tun das auch, denke ich und erinnerte mich an die Blicke der Anführerin und der Reaktion von Odhran. Dann sah ich Sakko in die Augen. Du bist sehr empfindsam und außerdem noch sehr aufmerksam. Du wirst es mit Lola schon richtig machen! Davon war ich fest überzeugt. Dann seufzte ich. Iki, ja Iki. Er ist ein guter und verlässlicher Freund, aber ich denke nicht, dass er sich für mich als Fähe interessiert. Dann kicherte ich verlegen. Ich hab´ihn einmal meinen Gefährten genannt, weil ich dachte, dass da vielleicht mehr wäre, aber er hat sich nur gewundert und war darüber erstaunt. Dann senkte ich meinen Kopf. Nicht mal auf dem Höhepunkt der Paarungszeit hat sich ein Rüde für mich interessiert. Letztes Jahr war Casanova da. Ich konnte riechen, dass er kurz vorher eine Affäre gehabt hatte. Aber mich hat er ignoriert, als ob ich ein Welpe wäre. Ich seuftzte erneut. Warum das so ist? Ich weiss es nicht! Vielleicht bestraft mich die große Wolfsmutter auf diese Weise, weil ich damals nicht die Gespielin des fremden Rudelführers werden wollte.
Ich seufzte Vielleicht war Iki einfach überrascht das du grade IHN als deinen Gefährten gewählt hast. Ich habe ihn bisher nur beobachten können. Doch so wie ich ihn bisher einschätzen, ist er ein Rüde, der nicht daran glaubt wichtig für andere zu sein. Hast du mal daran gedacht, das für ihn die Situation, als Gefährte bezeichnet zu werden etwas erstaunliches, ja schönes ist? Aufmerksam sah ich Svoboda an. Jeder im Rudel hat einen Teil seines Herzens verwundet, hat schlimmes erlebt..oder etwas das den Wolf prägt. Selbst Casanova. Ich sah in die Ferne. Nur zu gut erinnerte ich mich an das Kribbeln, welches die Gegenwart von Casanova in mir ausgelöst hatte.
Saikkos Worte gingen tief. Ich überlegte. Mmmh, du könntest Recht haben! Iki ist sehr sanft und sehr zurückhaltend, aber er ist treu und verlässlich. Er ist jetzt auch ein guter Jäger und er weiss das auch. Er ist wichtig und wertvoll für das Rudel. Wie kann er glauben, dass er es nicht ist? Ich mag ihn sehr und ich denke, er mag mich auch. Aber dennoch reagiert er überrascht. Das ist sehr seltsam. Vielleicht liegt es an mir - oder auch an Iki. Vielleicht will er ja keine Gefährtin - oder lieber einen Gefährten. Ich weiss es nicht, aber ich werde ihn auch nicht mehr fragen. Das ist peinlich! Ich schnaufte kurz. ... Und wie gesagt: Casanova wolllte nicht mal in der Paarungszeit ...
Verspielt sprang ich Svoboda an So ist Casanova nunmal. Er liebt es Fähen zu verführen, aber grade weil er weiß, wie er auf Fähen wirkt, nutzt er es eben nicht aus. Er hat gewiss gespürt, das du eine tiefere Aufgabe hast. Meine Rute wedelte fröhlich. Ich bin mir sicher, das Iki sehr gerne dein Gefährte sein will! Du hast ihn eben sehr überrascht, auf positive Weise! Ich stubste Svoboda an der Flanke mit der Nase an. Ich weiß, ich bin noch jung und unerfahren..aber ich finde, jener Rüde der dich als Gefährtin bekommt, bekommt eine wundervolle Fähe an seine Seite. Jedes Wort kam von Herzen.
Gerührt vernahm ich Saikkos aufmunternde Worte. Sie war sooo lieb! Ich erwiederte ihre liebevolle Geste und schmiegte mich kurz an sie. Vielleicht hast du ja recht und Iki war nur überrascht. Es wird sich bald zeigen, denke ich. Du bist auch etwas ganz Besonderes, Saikko! Und jetzt hast du auch noch Lola! Die wird bestimmt eine prima Wölfin! Das ist schön! Hast du gemerkt? Alle freuen sich für dich. Du wirst geliebt und geschätzt im Rudel, ehrenwerte Heilerin! Dann machte ich eine kurze Pause und fügte hinzu: Wenn du willst, dann helfe ich dir auch beim Sammeln von Medizin, wenn die Zeit dafür da ist.
Ich legte kurz meinen Fang auf Svobodas Rücken ab und brummte. Wir mochten keinen wirklich guten Start miteinander gehabt haben, doch umso verbundener fühlte ich mich inzwischen mit ihr. Danke. Aber ich finde du solltest erst einmal an dich denken. Ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann von dir gesagt bekomme " Saikko, meine Jungen kommen! Hilf mir! " Ich sah Svoboda sanft an ehe ich sie anstubste. Lass uns zurück gehen. Ich möchte Lola nicht so lange alleine lassen..und ich bin mir sicher dass Iki erleichtert sein wird, wenn du wieder an seiner Seite bist. Ich trat langsam auf den Weg nach unten zu, ehe ich meinen Blick in die Ferne richtete. Meine Ohren zuckten. Ich erinnerte mich an den Tag, an welchem ich heraus geflohen war, als das Abschiedsheulen von Boreas und Ambi verklungen war. Ich hatte soviele Male mein Heil in der Flucht gesucht. Doch jetzt? Jetzt ging das nicht. Ich hatte dem Rudel gegenüber eine Verpflichtung - aber vor allem Lola gegenüber. Mein Herz hüpfte freudig, so dass ich unbewusst zu summen begann, während ich langsam den Abstieg wagte.
Ja, da hatte Saikko etwas gesagt! Ich hatte wirklich Schiss davor, Welpen zu kriegen und sie dann auch noch aufziehen zu müssen. Ich sah mich einfach nicht als Muttertier - aber die Liebe? Natürlich werde ich dich fragen, wenn ich so weit bin! meinte ich ernsthaft. Dann lächelte ich maliziös. Wenn Iki es ernst meint, dann wird er es beweisen müssen. Dann sah ich zu Saikko, die fröhlich vor sich hin summte und meinte: Es ist schön, eine Freundin gefunden zu haben! Dann folgte ich Saikko zurück zum Rudelplatz.
Der Weg war verschneit, aber das machte nichts. Ich lief ihn, denn ich kannte ihn schon. Ich hatte mir schon am Anfang alles genau eingeprägt. Revierläufer, Grenzläufer haben zu laufen und nicht zu suchen oder nach dem Weg zu fragen. Der Himmel war klar und die Sonne schien auf den frostigen Schnee. Das Revier war schön. Es machte Spass es zu durchlaufen. Meine Stimmung war heiter und fröhlich. Ich lachte. Wie lange ist es her, dass ich zum letzten Mal gelacht hatte! Als ich mich dem Gipfel näherte, sah ich mich nach meiner Gefährtin um.
Akela Ich folgte Odhran schweigend und genoss die Landschaft. Die Ruhe und die schönheit der Berge... Als wir am Gipfel ankamen stellte ich mich neben ihn und sah mich um.
Sie war da. Sie war immer da! Ein warmes Gefühl durchströmte mich. Ich drehte mich zu Akela um und meinte: Schön, nicht! Unsere Heimat! Unsere Berge! Unser Revier! Dann setzte ich meine Markierung ab.
Akela Mhmm ich brummte zustimmend, entspannt und schloss kurz die Augen. Hier oben war es wunderschön, ich spürte wie die Ruhe und Kraft des Berges durch meine Venen schoss und mir neue Kraft gab. Der Winter ist fast vorrüber, nur noch ein bisschen. Vielleicht einen Mond oder zwei...
Jaaah, meinte ich. Der Winter ist fast vorbei und die Zeit der Paarung ist bald da Hast du dir darüber Gedanken gemacht, meine Liebe? Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort. Wir haben ein Zuhause, ein Revier. Wir haben ein Rudel. Wir haben einen sicheren Platz. Dann senkte ich meinen Kopf in der uralten Geste der geringeren Unterwerfung und meinte: Am Ende ist es immer die Fähe, die entscheidet.
Akela Nein das habe ich noch nicht. antwortete ich kurz angebunden. Als er den Kopf senkte musste ich schmunzeln und streckte den Hals um ihn am Ohr zu knabbern. Wir werden sehen was die Zeit bringt.
Ich genoss die Liebkosung meiner Gefährtin und ich verstand auch, dass sie über diese Angelegenheit gründlich nachdenken musste. Ja, wir werden sehen ... gab ich ihr recht. Aber ich werde immer an deiner Seite bleiben, meinte ich.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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24.01.2019 14:36
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