Ich sprang die Felsen hoch und sah über die Ebene , ein tiefes Seufzen drang aus meiner Kehle. Hier war es friedlich aber die Gräber verliehen allem eine ehrwürdige Ausstrahlung.
Erinnerungen schwammen durch meinen Kopf, wie ich hier stand und die tote Wölfin von dem Felsvorsprung barg. Oder wie ich mit Boreas lange Stunden hier oben saß und schwieg oder über alles mögliche redete. Ich vermisste meinen Freund sehr und ich vermisste Maurizio und meine Kinder.

Casanova seuftzte schwer und ich sah ihn an.
Er wirkte plötzlich traurig.
Ob das Erinnerungen waren?
Sei nicht traurig, mein neuer Rudelgefährte, flüsterte ich sanft zu ihm.
.... dabei hatte ich ihn eigentlich für einen Sonnywolf gehalten
Ich leckte ihm über die Ohren.
Auf einmal tat er mir leid.

Ich drehte mich mit meinem üblichen fröhlichen Lächeln zu ihr um. Mein Kopf geneigt als sie mir über das Ohr leckte. Meine Nase stubste gegen ihre Schulter, danke aber ich bin okay. Sagte ich ehrlich auch wenn ich innerlich leicht traurig war kannte ich sie nicht gut genug. Außerdem war ich kein Wolf der Traurigkeit, hier liegen ein paar Rudel Mitglieder. Mizu unser alter Alpha , eine Fähe die sich hier das Leben genommen hat und leider auch zwei Welpen. Sie haben hier einen schönen Platz. Man sieht an bestimmten Tagen die Himmels Lichter. Erklärte ich der Wölfin neben mir lächelnd.

Ah, ein Ort der Toten! Das verstehe ich. Da wird man nachdenklich.
Auch ich dachte oft an meine Toten.
Die liebevolle tapfere Lena, den fröhlichen Zlatan, der abends immer so schöne Lieder sang, den schlauen Dottore, der immer ein Heilmittel oder einen tröstenden Spruch parat hatte, Jurka, die für mich starb, als sie sich in die Bahn der Kugel warf, die mir gegolten hatte ...
Ich war still geworden an Casanovas Seite.

Ich nickte, ja. Ich dachte an meinen besten Freund und sah in den Himmel. Ich bin nicht mehr gerne hier oben, gab ich zu.
Sie war still geworden und ich war mir sicher sie dachte an die, die sie verloren hatte.

Nach einer langen Zeit, in der wir gemeinsam und still unseren Gedanken nachgegangen waren, sah ich Casanova an und meinte.
Es ist trotzdem sehr schön hier oben. Danke, dass du mir diesen Ort gezeigt hast!
Und dann schmiegte ich mich ein bisschen an ihn, damit er verstand, dass man allein und doch nicht allein sein konnte.

Ich lächelte sie an denn sie verhielt sich schon als wäre sie lange im Rudel. Auch wenn ich den Trost nicht brauchte war Zuneigung eines Rudelmitgliedes etwas angenehmes. Ich erwiderte die Geste und stand auf. Bitte bitte, jetzt kennst du die Gebiete. Es war nett mit dir zu reden, ich habe übrigens auch sonst immer ein offenes Ohr. Ich werde mal gehen, wir sehen uns.
Gewohnt kletterte ich den Berg herunter und lief am Rand des Platzes zum Weg der an den Fluss führte. Ich würde bald wieder kommen aber ich hatte erneut das Bedürfnis mich frei zu bewegen.

-über Lachsfluss in den Wald

Ich blieb noch eine zeitlang alleine sitzen und dachte nach.
Dann wandte ich mich ab und lief zurück zum Rudelplatz.


>>>>> Rudelplatz der Bergwölfe

Ich trug mein Stück Fleisch bis auf den höchstens Punkt des Gipfels und legte mich neben dieses auf einen Felsen. Mein Blick glitt in die Weite Ich schaffe es nicht einmal Rolf dazu zu bringen, dass er frisst. Und die anderen Jungwölfe und ihre Wölfen halten sich auch sehr zurück. Mehr als die Pflanzen zu sammeln kann ich nicht.. Ich legte meinen Kopf zwischen den Pfoten ab und seufzte tief.

Meine großen weichen Pfoten trugen mich zielsicher den Gipfel hinauf. Saikko saß etwas zusammen gesunken dort und ich musterte sie kurz. Hey kleine Seerose,sagte ich und in meiner dunklen Stimme klang ein deutliches Lächeln. Darf ich mich zu dir setzten ?, fragte ich sie sanft währned mein Blick ihr dunkles Fell streifte.

Ich schrak auf, als ich eine Stimme hörte und machte leise fiepend einen kleinen Satz rückwärts, wodurch ich über die eigenen Hinterpfoten strauchelte und mich mit einem "Uff" lang legte. Verlegen richtete ich mich schnell auf und schüttelte mich durch. Du..hast..hast mich erschreckt.. Ich setzte ein Lächeln auf, welches jedoch meine Augen nicht erreichte. Dann trat ich wieder neben den Felsen. Dies ist unser Revier..du..darfst dich hinsetzten wo du willst.. Wieder spürte ich wie ich unter dem Fell in meinem Gesicht rot wurde und legte rasch beim Hinsetzten meine Rute um die Vorderpfoten, starrte auf das Fell der Rute. Ich..komme gerne hier oben hin. Man kann soweit blicken.. Ich versuchte mich davon abzulenken dass Casanova mich musterte.

Ich unterdrückte ein Lachen, was ein dumpfes Brummen in meiner Brust erzeugte. Besorgt legte ich den Kopf schief, alles in Ordnung ? Entschuldigung ich wollte dich nicht erschrecken. Sagte ich ehrlich und setzte mich zu ihr. Meine Augen wanderten noch ein mal prüfend über sie bevor ich in den Himmel blickte. Ich saß oft mit Boreas hier, ich vermisse ihn. Aber es ist ein wirklich schöner Ort. Kiara mochte es hier oben auch, sagte ich aus einem mir unerfindlichen Grund. Ich wusste nicht wieso ich jetzt an sie denken musste. Zumindest stellte ich beruhigt fest, dass sich mein Herz nicht mehr schmerzhaft zusammen zog. Es wurde nur ein wenig schwerer.
Du wirkst bedrückt, stellte ich dann fest und sah sie aus sanften braunen Augen an. In der Zeit die ich hier lebte hatte ich gelernt zumindest mein Rudel sehr gut zu beobachten. Vorher wären mir kleine Veränderungen nicht aufgefallen aber Saikko schien nachdenklich und zurück gezogen.

Ich starrte über das Tal und seufzte dann Ich..weiß nicht. Irgendwie habe ich oft das Gefühl dass das Rudel mich nicht braucht. Entfuhr es mir dann leise. Oder dass das was ich tue falsch ist. Ich ließ sichtlich die Ohren hängen. Boreas und ich sind uns sehr ähnlich. Auch wenn ich nie viel mit ihm zu tun hatte. Er hat mich hier akzeptiert.. Dass ich nur bei Ambi das Gefühl gehabt hatte, dass sie mich als Teil der Familie sah, verschwieg ich lieber. Ich hätte mit ihnen gehen können..aber..ich war..war der Meinung das das Rudel mich braucht. Immerhin hat Ambi mich ja zur Heilerin ausgebildet..oder vielmehr die Ausbildung begonnen. Doch es gibt noch soviel was ich lernen muss.. Das Fleisch nehmend und darauf herum nagend sah ich wieder über das Tal. Und dann kommt diese Fähe und will sich auf den Platz drängen, um den ich immer kämpfe! Ich konnte nicht verhindern dass mir ein tiefes, aggressives Knurren bei diesem Gedanken entfuhr. Auch legte sich ein kalter - fast mordlüsternen Blick auf mein Gesicht, ehe ich meinen Kopf schüttelte. So durfte ich nun wirklich nicht über ein neues Rudelmitglied denken. Immerhin hatte sie sich ja um meine Verletzungen gekümmert.

Wir waren nicht allein.
Casanova war da und wurde von Lyvianne sogleich freundlich begrüßt - und - Saikko.
Der jungen Heilerin ging es offenbar wieder viel besser. Ich war erleichtert, daß das der Fall war. Das Rudel brauchte eine Heilerin und mein Wissen war sehr begrenzt.
Hallo Casanova! begrüßte ich den freundlichen und hilfsbereiten Rüden, der mir schon zuvor das Gebiet gezeigt hatte.