Ich sträubte das Nackenfell und auch Sola schien nicht erfreut zu sein, obwohl ich das schlecht sagen konnte. „Nava...wir sollten lieber verschwinden“, sagte ich unsicher. Glücklicherweise waren die Wölfe nicht sehr schnell. „Sie stinken nach Tod!“, knurrte Sola hasserfüllt.

<- Wäldchen

Während ich dem Rüden hinterherlief, bewunderte ich seine langen geschmeidigen Sprünge. Normalerweise wären wir sicherlich gleich schnell, heute aber schaffte ich es mit Müh und Not, dass er mich nicht abhing. Meine Lunge fühlte sich an, als würde sie zerreißen und ich atmete schneller, um wenigstens ein bisschen Luft abzubekommen. Die Zunge hing mir auch schon fast zu Boden, weswegen ich nicht undankbar war, als Tayro stoppte. Sein musternder Blick war mir unangenehm und verlegen sah ich zur Seite. "Ja" japste ich, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein. Ich brauche eine Pause. Meine Muskeln brennen und wenn ich noch einen Schritt machen muss, werde ich wahrscheinlich vor Müdigkeit und Erschöpfung umfallen." Obwohl ich Tayro erst so kurz kenne, vertraue ich ihm. Ich hatte ihm auch mein Leben zu verdanken. "Können wir uns ein geschütztes Plätzchen suchen, bevor wir das Silberrudel suchen?"

Die unheimlichen Wölfe, kamen immer näher an Nava heran und schnappten nach ihr. "Nava!", rief ich erschrocken und rannte zu ihr. Bei ihr angekommen, packte ich sie sofort am Nackenfell und zog sie weg. "Kmm d wg!", sagte ich mit ihrem Nackenfell im Maul. Als plötzlich Sola an mir vorbeistürmte. "Für meinesgleichen!", brüllte sie und stürmte in die Menge von Untoten. "Sola!" Fassungslos ließ ich Nava wieder los. Ich kannte Sola noch nicht lange, doch war mir sicher, dass sie gegen diese Menge an Zombie-Wölfen nicht ankommen würde.
Die Zombie-Wölfe schnappten nach Sola und kletterten auf sie drauf. Sola befreite sich grollend und sprang wütend auf ein paar der Wölfe, um sie zu zerquetschen. Doch die Untoten erhoben sich wieder und trugen sie geifernd in den dunklen Wald hinein. "Vergesst mich nicht!", hörte ich Sola schreien. "Nein! Sola!", schrie ich verzweifelt und rannte los. Ich rannte hinter der Zombie-Meute her, die irgendwie viel schneller waren als zuvor bis ich plötzlich am Waldrand stand und weder etwas noch etwas hörte. Ich suchte den Boden nach Spuren ab, konnte aber keine finden. Ich schnupperte nach der Fährte der Verwesenden und roch nichts anderes außer Nava ein wenig weiter entfernt und noch ein paar andere Wölfe, die ich nicht kannte. Erschüttert stand ich da und spürte, wie sich mein Brustkorb hob und senkte. "Sola..", sagte ich leise. Ich drehte mich um. Da lag der Leuchtwald vor mir. So schön wie sonst. Mit seinen vielen Glühwürmchen und leuchtenden Farben und in all seiner Pracht ohne irgendwelche verrückten seltsamen Eigenschaften. Ich blinzelte verwirrt und begann langsam zurück zu Nava zu laufen. Ganz vorsichtig. Bei jedem Schritt drohte ich einzuknicken. Meine Beine zitterten. Nichts deutete auf Zombies, Gnome oder Spinnen hin. Es war alles wie immer. Habe ich das alles geträumt? Ich schüttelte benommen den Kopf. Meine Verwunderung war mir deutlich ins Gesicht geschrieben.

Immer noch verwirrt, versuchte ich Nava zu beruhigen und leckte ihr beruhigend über die Stirn. So wie Mama es damals bei mir gemacht hatte. „Es kommt mir alles vor wie ein langer Traum“, sagte ich unsicher und sah mich um. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass gleich wieder irgendwelche Kreaturen aus dem Wald gekrochen kamen.

"Du brauchst dich nicht entschuldigen! Der Treibsand unter meinen Pfoten hat mich mehr Kraft gekostet, als erwartet." versuchte ich Tayro zu beruhigen und stupste in mit der Nase in die Seite. "Hoffentlich ist dieser Wald hier nicht so gruselig, wie das Wäldchen."

Interessiert blickte ich mich um und sog den Geruch ein. Der Wald roch, wie ein Wald riechen sollte, trotzdem hatte er etwas magisches, beruhigendes an sich. Die Stille hier war nicht unangenehm, sondern legte sich über einen. Ich merkte, wie ich meine Stimme automatisch senkte und flüsterte zu Tayro: "Warum heißt das eigentlich Leuchtwald?" Natürlich schimmerte Licht zwischen den Lichtungen hindurch, aber das war in allen Wäldern so.

Dankbar lehnte ich mich gegen den muskulösen Wolf, der sich an meine Seite gestellt hatte. Eine Pause würde uns sicherlich beiden gut tun und eine Mütze Schlaf würde die Welt schon wieder anders aussehen lassen.

Müde lächelt ich meinen Begleiter an. Ich hatte das Gefühl, als würden wir uns ewig kennen - dabei wussten wir eigentlich so gar nichts übereinander. "Vielleicht schaffen wir es ja, den Leuchtwald noch im Dunklen zu erleben. Ich bin neugierig, welche Wirkung der Wald hat."

Es war nicht schwer, die Stelle zu erkennen, die Tay vorschlug. Der Ort lud praktisch zum verweilen an. Meine Muskeln protestierten, als ich mich wieder in Bewegung setzte. Doch sie hatten keine Wahl. Das Moos unter meinen Pfoten war weich und dämpfte meine Schritte. Dieses Mal war der Boden wirklich weich und nicht so schwammig, wie im Wäldchen. Erleichtert seufzte ich auf, drehte mich ein paar Mal im Kreis und ließ mich dann wie ein Hörnchen auf die Erde nieder, den Kopf auf meinen Hinterläufen, mit der Rute bedeckte ich meine Nasenspitze. Ist das schön! dachte ich und blickte wieder zu Tayro. Nach Bastas Rudelerwähnungen wollte ich eigentlich zum Schattenrudel... aber bin ich bereit Tay einfach beim Silberrudel zu lassen und weiter zu ziehen? Bei dem Gedanken an eine Trennung wurde ich traurig und seufzte nochmal leise. "Sag mal Tay, glaubst du an Schicksal?"

Ich hatte meine Mühe Tayros Worten zu Folgen, denn meine Augenlider wurden schwer wie Blei. Ich gähnte und zeigte dabei eine ganze Reihe spitzer Zähne.

"Ich glaube auch an das Schicksal." murmelte ich leise und rückte dabei näher an Tayro. "Ich glaube, dass alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund und jedes Erlebnis macht einen entweder Stärker oder lehrt einen."

Ich dachte kurz nach, bevor ich weitersprach. "Ich hatte vorgehabt, das Schattenrudel aufzusuchen. Doch jetzt bin ich mir nich mehr sicher. Ich würde gerne an deiner Seite bleiben..." Diese Worte flüsterte ich schon fast. "Zumindest solange, wie es zwischen uns passt. Dafür würde ich mich auch den Silberwölfen anschließen, wenn das dein Wunsch ist!" Diese Entscheidung hatte ich getroffen, schon nachdem Tayro mich aus dem Sumpf gezogen hat. Mir war es wichtiger, dass er an meiner Seite blieb, als irgendein Rudel, dass ich nur aus Erzählungen kannte.

Ich gähnte noch einmal und kuschelte meine Nase noch tiefer in mein Fell. Innerhalb weniger Sekunden war ich eingeschlafen.

Ich nickte. „Ja!“ Ich wollte auch nach Hause. Ich hatte noch kein Wort mit meiner Schwester gesprochen. Langsam lief ich voran und schnappte plötzlich Wortfetzen auf. Silberwölfe! Neugierig blieb ich stehen und sah mich um. Es waren Wölfe in der Nähe. Ich witterte ihre Fährte und sah in ihre Richtung.