Zuerst dachte ich nicht schnell genug gewesen zu sein. Der Fremde warf sich mir in den Weg. Als ich mich mit angelegten Ohren vom Boden aufrappelte erkannte ich, dass er den Hasen zu beschützen schien. Aufgrund meiner Verwirrung erwiderte ich nicht einmal das Knurren, sodass mein Magen diese Aufgabe für mich übernahm, als der andere mit dem Hasen im Maul verschwand. Leicht perplex starte ich ihm hinterher, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.
--->Lachsfluss

(Ach, damit habe ich quasi schon gerechnet ;) Es eilt nicht :) )

Umsichtlig hatte ich den Leuchtwald betreten. Immer wieder sah ich mich um ob Kibo mit meinem Schritt mithalten konnte oder es ihm Probleme bereitete. Am Tag war der Wald hell erleuchtet von den Sonnenstrahlen die wie viele kleine Alleen zwischen den Bäumen hindurchfielen. Aber das wirklich wunderbare an diesem Ort zeigte sich eben nur Nachts. Zu meinem Bedauern gab es hier keine größere Wasserquelle in der Nähe. Unter einer alten Kiefer rollte ich mich zusammen. Warte nur die Nacht ab, es ist wunderschön. Ich sprach zwar zu Kibo, drehte aber nur die Ohren in seine Richtung.

Ich folgte der schwarzen Wölfin ohne Probleme und sah mich immer wieder neugierig um. Es war ein wunderschöner Wald, den wir durchquerten. Alte Baumstümpfe ragte vereinzelt aus dem Boden und waren von Moos bedeckt, welches sich auch weitläufig über den Boden ausbreitete. Seltsamerweise war hier wenig vom Schnee hingekommen, sodass nur vereinzelt weiße Flächen zu sehen waren, die aber auch schon langsam verschwanden. Die Nadelbäume standen dicht, ließen aber noch genügen Sonnenlicht hindurch. Dies sorgte für ein einzigartiges Schauspiel zwischen Licht und Schatten. Bedächtig folgte ich Morgra zwischen den Baumstämmen. Nach einiger Zeit hielt sie an einer alten Kiefer und rollte sich darunter zusammen. Ich blieb einige Schritte entfernt stehen und schaute mich um und atmete den Kiefernduft ein, der in der Luft hing. Genießerisch schloss ich die Augen. Noch schöner? Es ist jetzt schon ein eizigartiger Wald. Ich sprach leise, während ich mich etwa ein Wolfslänge entfernt von Morgra hinsetzte.

Still hatte ich verharrt, bis die Nacht hereingebrochen war. Das wunderbare an diesem Wald war, dass sobald es etwas wärmer wurde, die Glühkäfer ihre Tänze veranstalteten. Selbst in der Nacht war es taghell an diesem Ort und so sehr ich die Nacht, die Dunkelheit und die Kälte liebte, so sehr faszinierten mich die kleinen Insekten mit ihren leuchtenden Leibern. Leise summend kreisten sie die ganze Nacht ihre Bahnen um unsere Schnauzen, bis die ersten Sonnenstrahlen das Leuchten ablösten.
Hab ich zu viel versprochen? Meine Augen glänzten vor Begeisterung für diesen Ort.

Als es Nacht wurde, erkannte ich was Morgra meinte. Es ereignete sich ein Schaupiel, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Erst langsam und dann immer schneller, krochen Glühwürmchen aus ihren Löchern und erhoben sich in die Luft. Am Anfang nur vereinzelt, doch dann war der Wald nahezu taghell erleuchtet. Glühwürmchen?! Un dann auch so viele. Verzaubert blickte ich umher und beobachtete die kleinen Käfer, wie sie umher schwirrten. Das leise Summen ließ mich träumen und meine Rute zuckte die ganze Zeit über vor Freude. Ich verfolgte eines der Käferchen, wie es auf Morgra, die zusehend selbst vor Begeisterung umher schaute, zusteuerte und sich auf ihrem Fell niederließ und umher wanderte.
Also die Dämmerung langsam hereinbrach, verschwanden die Glühwürmchen wieder mit dem stärker werdenden Tageslicht. Ich ..wow..also.... Ich zitterte vor Freude und war glücklich so etwas gesehen zu haben. Das war ... unglaublich! Noch nie habe ich so viele von diesen Käfern an einem Ort gesehen.. Ich war einfach sprachlos und noch völlig in der Erinnerung daran gefangen.

Über Kibo's Sprachlosigkeit musste ich schmunzeln. Sowas hat er wohl noch nicht gesehen. Ich war selbst noch erfüllt von der Faszination dieser Nacht. In Flair dieses besonderen Ortes und dieses unglaublichen Naturspektakels meldeten sich immer wieder die Gefühle zu Wort, die ich tief in mir vergraben hatte. Ich fasste mir ein Herz, wollte einfach nur diesem Drang nachgehen, stand auf und lies mich neben Kibo wieder auf den Boden fallen. Meinen Kopf bettete ich auf seinem Rücken und vergrub ihn in dem weißen flauschigem Fell. Sein Geruch hing in jedem der feinen Haare und steig mir in die Nase. Hmmm. Ich brummte leise, zufrieden, ruhig.

Noch völlig in Gedanken versunken, merkte ich nicht, dass Morgra zu mir herüber kam und sich neben mich legte. Erst als sie ihren Kopf auf meinen Rücken legte, zuckte ich kurz überrascht und blickte die dunkle Wölfin verwundert an. Ich spürte, wie sich der Rhythmus meines Herzschlages leicht änderte.Durch diese plötzlich Nähe schloss ich etwas verunsichert die Augen und atmete einmal tief ein. Ook. Als sie leise zu brummen began, beruhigte ich mich auch und legte mein Kopf auf meine Pfoten. Es war zwar schon lange her, aber ich genoss ihre Nähe.

Als Kibo sich unter meinem Kinn entspannte, hörte ich auf zu brummen. Wieso bist du hier? Die Frage war tiefgründiger gemeint als sie wohl rüberkam. Läufst du vor etwas weg? Ich hatte meine Augen geschlossen sprach nicht wirklich in seine Richtung.

Auf Morgra's Fragen, hüllte ich mich in Schweigen. Ohne Ziel glitt mein Blick durch den Wald, ohne das ich mich dabei bewegte. Ohne das ich es wollte kamen die Erinnerungen hoch. Gute wie auch schlechte. Als anfing zu sprechen, war meine Stimme leise. Nein...wie schon gesagt, bin ich auf der Suche nach jemanden. Beziehungsweise nach mehreren Wölfen. Ich machte eine kurze Pause, unschlüssig, wie viel oder was ich Morgra erzählen sollte. Seitdem sind schon mehrere Winter vergangen, aber ich kann nicht aufhören daran zu denken. Manchmal komme ich mir tatsächlich vor, als ob ich auf der Flucht bin. Vor mir selbst. Davor das ich damals nicht besser aufgepasst habe. Aber glaube mir ich habe nie aufgehört zu suchen. Das Rudel die Kleinen. Doch all die Zeit keine Spur. Zum Schluss flüsterte ich fast. Also Kaala sag mir ,laufe ich weg? Denn ich weiß es nicht. Ich merkte nicht, dass ich Morgra mit falschem Namen angesprochen hatte.

Mir fiel sofort auf, dass es Kibo schwer fiel über seine Vergangenheit zu reden. Da ich kein neugieriger Wolf war, beschloss ich ihm nicht mehr abzuverlangen. Ich würde es selbst nicht wollen.Schon gut. Brummte ich leise um ihn zu beruhigen. Ich vergrub meine Nase schnaubend in seinem Fell. Du brauchst keine Beichte ablegen. Was vorgefallen war, wusste ich nicht aber ich würde ihn nicht drängen. Das er mir einen anderen Namen gab, ließ ich erstmal unter den Tisch fallen. Er ist halt aufgekratzt.

Ich ...eh....'tschuldige.. murmelte ich verlegen, als ich bemerkte, das ich mich hatte gehen lassen. Lass dich doch nicht immer so mit reißen und bleib konzentriert! Ich wieß mich selbst zurecht, da es mich nervte, wenn ich vergaß wo ich war oder was ich tat. Morgras Brummen zeigte tatsächlich wieder etwas Wirkung, dennoch blieb ein Hauch des unbestimmten Gefühls des Versagens zurück. Ich lachte stumm, um meine Gedanken abzulenken. Der schwere Tannenduft vermischte sich mit dem von der schwarzen Wölfin. Ein leises Rauschen ging durch die Bäume und das Sonnenlicht bahnte sich einen Weg bis zum Boden.

Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Meine Stimme war ruhig, leise aber fest. Genauso wenig, wie du Rechenschaft ablegen musst. Ich spielte bereits mit dem Gedanken, was ich ihm als nächstes zeigen sollte, doch war ich mir unsicher ob er nicht lieber noch etwas hierbleiben wollte also schwieg ich. Wenn du reden willst, höre ich zu. Wenn du schweigen willst, schweige ich mit. Ich lächelte kurz aufmunternd.

Dankend stubste ich sie mit der Schnauze an und erwiederte das Lächeln. Ich legte meine Kopf vorsichtig auf Morgras Pfoten und schloss einen Moment die Augen. Es fühlt sich soo fremd und doch soo gut an. Zufrieden brummte ich kurz, ehe ich mich vor ihr wegrollte und auf die Pfoten sprang, um dann wie ein Welpe umher zu hüpfen. Kurz blieb ich stehen und blickte Morgra mit klaren Augen an. Dann sprang ich hinter eine umgestürzte Tanne und kroch flach auf den Boden gedrückt den Stamm entlang.

Huch?! Ich zuckte kurz verwundert zusammen, als Kibo anfind herumzuhüpfen. Was wird das denn? Misstrauisch beäugte ich sein tun. Ähm? Ein wenig musste ich schmunzeln. Ich hatte verlernt zu toben, verlernt zu spielen über all die Härte der vergangenen Jahre. So stand ich nur vollkommen perplex da und beobachtete wie Kibo schlagartig jünger wurde.

Ich kroch hinter der Tanne weiter und war so leise ich konnte. Durch einen kleinen Spalt, beobachtete ich Morgra, die einfach nur da stand und mich ihrerseits zu beobachten schien. langsam pirschte ich um den umgestürzten Baum und versuchte, pinibel darauf bedacht außer Sicht zu bleiben, mich ihr zu nähern. Hinter einem moosbedecktem Baumstamm hielt ich inne und lauschte auf die Geräusche, die mich umgaben. Vergessen waren die Sorgen, die sich vor einigen Momenten noch ausgebreitet hatten. Mit einem plötzlichem Sprint, schoss ich aus meinem Versteck, welches sich rechts hinter Morgra befand, hervor und schoss über die kleine Lichtung. Ich überwuerte den kleinen Platz diagonal, sprintete knapp an der Wölfin vorbei und verschwand auf der anderen Seite in einem Gebüsch.