Je näher Kasai mir kam, umso nervöser wurde ich, doch auch mein Wille es auszusprechen, wurde immer intensiver. Als die rote Fähe neben mir hielt, sah ich sie von der Seite an und nickte. "Ja", stimmte ich ihr zu und lächelte vorsichtig. Dann drehte ich die Ohren zurück und sah ins Tal. "Weißt du, Kasai. Es tut mir Leid wie ich mich dir gegenüber verhalten habe. Das war unreif und egoistisch. Ich habe mich nicht wie ein erwachsener Wolf benommen, sondern wie ein kleiner Jungwolf. Dafür möchte ich mich entschuldigen." Ich sah sie wieder an und ließ kurz eine Pause, bevor ich mich zu ihr ausrichtete und fortfuhr. "Ich habe lange darüber nachgedacht, was du mir gesagt hast. Das war mutig von dir. Ich weiß nicht ganz wie ich es ausdrücken soll, aber...also...du bist eine wahnsinnig tolle Fähe. Wenn ich dich sehe, dann fühle ich mich gleich lebendiger, aber auch einfach wohl. Wenn du hingegen nicht anwesend bist, fühl ich mich allein und sorgenvoll. Du bist stark und wunderschön. Dein Temperament, deine Güte, ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht von dir. Also...was ich eigentlich damit sagen möchte, ist...", ich holte tief Luft, "ich habe mich total in dich verguckt! Und ich schätze, ich hatte einfach Angst, dass ich nicht gut genug für dich wäre. Und als du mir deine Liebe gestanden hast, da...keine Ahnung, ich konnte es einfach nicht glauben und verfiel in Panik."

Als Gin meinte er hätte sich wie ein Jungwolf benommen, wollte ich einen Einwand erheben. Was er als nächstes jedoch sagte sorgte dafür dass mir die Worte im Hals stecken blieben und dafür meine Augen größer und größer wurden. Mein Fell begann sich kribbelnd aufzustellen und meine Rute wischte erst langsam, dann immer schneller und kräftiger hin und her. Mit leicht geöffnetem Maul starrte ich Gin eine Weile nur an. Wa..warte mal..er..liebt mich? Wirklich? Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ja Gin hatte mich gerade mit seinem Geständnis völlig aus dem Konzept gebracht. Ich hatte damit gerechnet dass er mich eher nach dem Rudel fragen würde, doch nun? Wi..wirklich? Ich war nun aufgesprungen und zitterte vor Freude. Wie gerne hätte ich mich nun gegen ihn geworfen. Doch etwas hielt mich zurück. Ich schloss die Augen Auch..wenn etwas in mir ist, dass jederzeit zur Gefahr für mich und für das Rudel werden kann? Ich liebte Gin wirklich, doch was war wenn dieses Dunkle in mir sich zwischen uns stellte? Fest sah ich Gin an. Ich will weder dich, noch Jangal noch das Rudel verlieren..ich weiß, dass wenn du bei mir bist..dass dieses Dunkle sich fern hält. Deine Anwesenheit gibt mir Kraft und Sicherheit. Ich sagte es dir bereits. Ich liebe dich und werde diese Worte nicht zurück nehmen..niemals.

Ich war zugegebenermaßen ein wenig erschrocken, als sie zitternd aufsprang und mich aus großen Augen ansah. Meine Ohren hatten sich während meines Monologs schüchtern zurückgedreht und ich hatte den Kopf deutlich gesenkt. Liebesgeständnisse waren einfach nicht mein Ding. Dafür aber Kasais Worte, wie sie reagierte, all dies ließ mich zaghaft aufsehen und mit der Rute wedeln. Ihre Unsicherheit drang mehr denn je durch, doch ich kannte das ja schon. "Kasai", begann ich mit sanfter Stimme, während ich mich ihr langsam näherte. "Ich hab dich als starke und tapfere Fähe kennengelernt. Du sorgst für dein Junges, baust die Wölfe in deinem Rudel wieder auf. Du hast dich mit Arjuna ausgesöhnt, obwohl dir nicht danach war. Du bist einfach unglaublich und willst mir immer noch weiß machen, dass du mir gefährlich wirst? Ich bin hier und ich beschütze dich. Die Dunkelheit ist ein Teil von dir, doch du kannst ihn besiegen. Ich bin da und ich werde nicht mehr von deiner Seite weichen. Ich möchte als dein Gefährte an deiner Seite stehen, Jangal mit dir zusammen aufziehen und mit dir alt werden. Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit. Und du musst das auch nicht." Mittlerweile war ich bei Kasai angelangt und stand direkt vor dir. Ihr Geruch verzauberte mich und ihre wunderschönen Augen strahlten in der Abendsonne. Langsam neigte ich den Kopf zu ihr runter und berührte mit der Schnauze sanft ihre Stirn, bevor ich ihr über den Nasenrücken leckte. "Ich liebe dich, Kasai."

Ein kleines Winseln entfuhr mir als Gin näher und näher kam. Doch es klang eher aufgeregt als ängstlich. Meine Rute wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Als er sagte er wollte mein Gefährte sein hüpfte mein Herz wild. Gefährte..wie..schön das klingt. Ich zuckte mit den Ohren und gab dann ein genießendes Knurren von mir, als Gin mit seiner Schnauze erst meine Stirn berührte und dann meinen Nasenrücken leckte. Sachte machte ich einen Schritt vor, ehe mich bei seinen Worten welpenhafte Freude übermannte und ich einfach meine Vorderpfoten über seine Schultern warf und ich ihm völlig außer mir immer wieder über die unteren Lefzen und seine Wangen schleckte. Mein Ganzer Körper wurde vom heftigen Wedeln meiner Rute mit gerissen. Ich liebe dich auch Gin. So sehr!

Kasai reagierte heftiger als erwartet auf die Liebkosung. Aber bei ihrem Temperament war das auch nicht anders zu erwarten gewesen. Man sah es ihr anfangs nicht an, doch in ihr steckte unglaublich viel Liebe. Überrascht trat ich einen Schritt zurück, als sie sich auf mich stürzte und mein Gesicht mit ihrer warmen Zunge liebkoste. Mit einem leisen Lachen ließ ich mich auf meine Hinterläufe nieder und von dort auf die Seite fallen, wobei ich Kasai mit meine Vorderpfote mitzog und immer wieder mit meiner Zunge über ihre Stirn schleckte. "Mein Herz."

Ich gab ein überraschtes Fiepen von mir, als Gin sich auf die Seite fallen ließ und mich mitzog. Da ich ja unsicher gestanden hatte, war das ja auch nicht schwer gewesen. Ich brummte glücklich und schmiegte meine Schnauze in das dichte Fell von Gins Kehle. Dabei schloss ich die Augen. Wie lange hatte ich es mir gewünscht dass jemand meine Gefühle auf diese Weise erwiderte? Während Luna hatte ich mich ja lediglich von meinen körperlichen Gefühlen leiten lassen. Für immer. knurrte ich genießend in Gins Fell und seufzte dann. Jangal sieht dich ohnehin als seinen Vater. Ich weiß..dass dies eine seltsame Bitte sein mag..doch ich möchte dass es so bleibt. Ich möchte ihm niemals erzählen müssen dass ein fremder Rüde sein Vater ist. Ich hatte mein Gesicht aus Gins Fell gezogen und sah ihn nun ernst an.

Ich brummte wohlig, als Kasai sich an mich kuschelte und entspannte mich ebenfalls. Ich hatte mich halb auf den Bauch gedreht, eine Pfote lag halb über Kasais Rücken, während mein Kopf auf ihrem Haupt ruhte. Meine Augen waren leicht geschlossen, doch als Kasai Jangal erwähnte, hob ich den Kopf und sah in ihre ernsten Augen. "Wenn er mich fragt, kannst du nicht erwarten, dass ich ihn anlüge. Aber...solange er es selber glaubt, werde ich der letzte sein, der ihm diesen Glauben nimmt. Das verspreche ich dir."

Ich nickte zufrieden und kuschelte meine Nase dann wieder in Gins Fell an der Kehle, atmete genießend seinen Geruch ein. Gerade fühlte ich mich wohl wie schon lange nicht mehr. Aber ich darf nicht vergessen dass er nach wie vor mein..nein unserer Alpha ist. Er hat Enya und Sinner aufgenommen. Doch was ist mit Arjuna und Treb..und auch Keyib? Ob sie auch zum Rudel gehören dürfen? Ich hob meinen Kopf wieder und leckte langsam über Gins Fang. Wir sollten die anderen nicht zu lang allein lassen..aber..ein wenig würde ich gerne einfach hier nur mit dir hier sein..ist..das in Ordnung?

Langsam suchte ich mir einen weg immer weiter nach oben. Es war steiler als ich es in errinerung hatte. Ich wusste nicht genau wann es das letzte mal war, aber ich war mit leevi hier. Ich erinnerte mich daran, passte nicht auf und rutschte leicht weg. Ich hörte wie unter mir steine nach unten prasselten, ignorierte es aber um weiter zu kommen. Nur einen schritt weiter hatte ich eine stimme vernommen, oder war es in gedanken. Es hörte sich nach kasai an, die ich schon öfter gesehen hatte. Unsicher drückte ich mich flach an den berg in der Hoffnung mein Schneeweißes fell verstecken zu können

Schweigend hatte ich Gins Antwort abgewartet, als der Wind mir einen bekannten Geruch heran trug. Knurrend und die Zähne fletschend erhob ich mich Schattenwolf.. entfuhren es mir verächtlich, ehe ich Richtung Pfad ging und mit gesträubtem Fell in die Richtung sah, aus welcher der Geruch heran wehte. Jeder Muskel in mir spannte sich an um anzugreifen.

Ich hatte sanft genickt und mich entspannt. Natürlich, auch ich wollte Zeit mit Kasai. Gedankenverloren schleckte ich der roten Fähe unter mir immer wieder durch das Fell und seufzte leise. Es war so ruhig, so entspannend. Doch nicht lange, denn plötzlich schrak Kasai auf und starrte angespannt in eine Richtung. Ihre Worte ließen mich aufsehen und -stehen. Meine Rute war dominant erhoben und aus meiner Kehle drang ein warnendes Grollen. "Du hast hier nichts verloren, Schattenwolf!", sprach ich mit dominanter Stimme, während ich mich mit ruhigen Bewegungen dem Gebüsch näherte.

Ich wusste plötzlich nicht mehr wieso genau ich eigentlich da war. Ich blieb einfach still in der Position liegen und hoffte, das die büsche über mir mich eventuell decken würden. Es war nicht einfach leise zu sein während mein eigener Puls immer lauter wurde. Mehr blieb mir jedoch nicht übrig außer abzuwarten und zu hoffen das es nicht schlimm enden würde

Ich trat neben Gin, auch wenn ich ein Stück weiter zurück blieb. Dieser Geruch..SYRA! Meine Augen funkelten kalt. Ich habe dir damals schon gesagt dass du in diesem Revier nichts zu suchen hast! Kehr zu deinem Rudel zurück, sonst kann ich für nichts garantieren! Die Dunkelheit in mir war begeistert und kroch immer mehr hervor, was man daran merkte dass meine Stimme zum Schluss hin dunkler geworden war. Auch meine Haltung war dominant, wenn auch nicht so sehr wie die von Gin.

Ich räusperte mich vernehmlich und kam dem Busch mit gesträubten Fell näher. Zuvor hatte ich Kasai einen warnenden Blick zugeworfen. Die Veränderung in ihrer Stimme war mir nicht entgangen und ich wollte verhindern dass sie ausflippte. "Lauf zum Rudelplatz. Wenn einer hier oben ist, sind vielleicht noch andere im Revier", raunte ich ihr zu, bevor ich wieder dominant auf den Busch stierte. "Ich wusste ja dass ihr feige seid, aber für so feige habe ich euch nicht gehalten", schnaubte ich frustriert zu dem fremden Schattenwolf, dessen helles Fell zwischen den Zweigen durchschimmerte. Hätte Kasai nicht soeben einen anderen Namen genannt, hätte ich den Wolf für Dash gehalten. "Jetzt beweg deinen Arsch aus dem Busch oder unserem Revier." Seltsamerweise war in meiner Stimme kein Funken von Wut zu hören, obwohl ich allen Grund dafür gehabt hätte.

Ich zögerte sekundenlang. Mir behagte der Gedanke nicht, dass Gin mit einem dieser Schattenwölfe alleine hier war. Aber andererseits hatte er auch recht. Ich musste die anderen informieren, damit wir auf alles vorbereitet waren. Ich wuffte kurz und warf nochmal einen vernichtenden Blick zu dem Busch in welchem Syra hockte, ehe ich den Pfad Richtung Rudelplatz einschlug und mich mit raschen Schritten auf den Weg machte. Wag es dich meinen Gefährten zu verletzen Syra, und ich werde dich bei unserer nächsten Begegnung in Stücke reißen! Die Dunkelheit war von dem Zorn in mir begeistert und lachte hämisch.

--> Rudelplatz Zigeuner