Demütig blickte ich auf Gin`s Grab und grub meine Krallen immer tiefer in den Schnee. Es reicht, gebt Ruhe! brachte ich mit einem Knurren hervor und blickte auf. Ich fühlte mich in diesem Moment als wäre ich wieder in meiner alten Heimat, nur mit dem Unterschied, dass man dort die Verstorbenen nicht begrub. Doch was die Streitereien um dessen Position im Rudel anging, war es fast genauso. Bei allem Respekt dir gegenüber Kasai. Ich finde, mit dieser Ankündigung hättest du noch etwas warten können, gab ich von mir. Da in meinen Augen dies nicht der richtige Ort war, um diese Sache auszudiskutieren. Ich hoffe doch mal du hast aus deinen Fehlern gelernt Huttser, als Alpha kannst du nicht einfach so in die Freie Gebiete laufen und ein Mitglied eines anderen Rudels töten nur, um Luft abzulassen. Denn es gibt kein über dir, der diese noch ausbügeln kann. Deine Entscheidungen und deine Handlungen leiten das Schicksal dieses Rudels, meinte ich und sah den silbernen Rüden kurz an. Und wenn dies hier gerade den Zusammenhalt des Rudels zeigen sollte, wäre ich viel lieber wieder eine Streunerin fügte ich mit fester Stimme hinzu, bevor ich mich mit angelegten Ohren und leicht hängenden Kopf in Richtung Rudelplatz aufmachte. Ich hatte einfach die Schnauze voll, so wollte ich Gin nicht gedenken.


Rudelplatz <<<-----

Das sich zu allem Überfluss auch noch Arjuna in die ohnehin angespannte Situation einmischen musste, trug nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Ich schenkte der schwarzen Wölfin nur einen kurzen Blick, da war sie auch schon verschwunden noch ehe ich ein Wort finden konnte. Innerlich verdrehte ich die Augen.

Ich knurrte nur, während meine Pfoten mehr und mehr zitterten. Es war so anstrengend stehen zu bleiben. Auch ich war einst eine Streunerin. Eine Wölfin die ein Monster in sich trug und die niemand um sich haben wollte. Begann ich dann mit einer Stimme zu sprechen, in welcher Erschöpfung, Trauer und auch Wut lagen. Wenn mich damals nicht Luen und seine Gefährtin aufgenommen und beschützt hätten..dann..dann würde weder ich hier stehen noch du Jangal! fuhr ich dann fort und sah meinen Sohn fest an. Luen! Ich muss ihm erzählen was Gin passiert ist.. Minimal senkte sich meine Rute, ehe ich der Erschöpfung meiner Pfoten nachgab und mich langsam zu Boden sinken ließ. Als Luen verschwand, war ich mit seiner Gefährtin und ihren gemeinsamen Jungen allein..und dann zog auch noch sie fort und ihre Jungen ebenso. Kurz darauf begegnete ich Gin..er..er hat mich so sehr an seinen Bruder Luen erinnert. Die beiden sind sich so ähnlich gewesen.. Obwohl es kaum noch möglich war, so rannen mir erneut Tränen durch das Wangenfell. Beide wollten mich beschützen..und Gin wollte auch dich immer beschützen obwohl er..er nicht.. ich legte die Ohren an. Nein jetzt war nicht der Zeitpunkt Jangal zu erzählen, dass Gin nicht sein leiblicher Vater war. So brach ich meine Erklärung ab und sah hilflos zu Huttser, welcher noch immer an meiner Seite stand, dann zu seiner Gefährtin. Liebe kennt keine Grenzen. Keine Rudel. Liebe ist etwas, was unser Herz trägt. Da ist es egal wem wir sie schenken. Dass wirst du auch eines Tages lernen und erleben Jangal.. fuhr ich dann leise fort, während ich meinen Sohn anblickte. Ich habe Huttser weder befohlen Alpha zu sein, noch gesagt er muss es tun. Ich habe ihn darum gebeten, da ich er in meinen Augen nun einmal am geeignetsten ist..und Gin ja nicht mehr diese Entscheidung treffen kann. Es lag an Huttser ob er wirklich den Posten des Alphas annahm, oder in seiner Funktion als Beta sich bemühte das Rudel solange zu führen bis dieser ernannt worden war.

Ein Teil des Rudels hielt zu Huttser, ein anderer Teil zeigte mir dass ich nicht ganz so im Unrecht war. Zum Glück verschwand dieser Streuner, wenn dieser auch nicht von der Fähe begleitet wurde, welche sich statt dessen mehr zu Huttser bewegte. Ich wollte ihr gegenüber meine Stimme erneut erheben, da begann Mama zu sprechen. Sie knurrte nicht mehr, oder fletschte gar die Zähne - doch konnte ich noch die Wut in ihren Worten hören. Ich runzelte die Stirn als Mama sich abbrach, nachdem sie meinte dass Gin etwas nicht sei. Was hatte sie sagen wollen? Dass sie ein Monster in sich gehabt hatte, wusste ich ein wenig, immerhin hatte ich im sehr frühen Alter auch immer etwas Dunkles in mir gespürt. Doch durch Papa war es lange nicht da gewesen. Es war als fürchtete sich das Dunkel vor ihm. Ich konnte jedoch nicht Glauben, dass Mama nicht im Zigeuner - Rudel geboren worden war, so wie sie es nun erzählte. Ich dachte immer, du seist in diesem Rudel geboren.. Ich ließ nun die Ohren hängen, längst die Zähne nicht mehr gefletscht. Es wirkte immer so, als seist du schon immer Teil des Rudels gewesen.. Ich konnte mich nicht an die Wölfe erinnern, von denen Mama erzählte. Papa sollte einen Bruder gehabt haben? Wo war dieser jetzt? Hätte Papas Bruder etwas tun können? Warum war er einfach fort gegangen? Kurz war ich so in diese Gedanken vertieft, dass ich Mama kaum zuhörte als sie von Liebe zu sprechen begann. Doch entfur mir bezüglich dieser Worte nur ein Schnauben. Ich würde niemals einer Fähe mein Herz geben, die nicht zu meinem Rudel gehört. Das ist einfach nur falsch.. murrte ich dann. Wie kam Mama darauf dass Huttser, nach allem was er getan hatte, sich eignete?

Ich hatte Sam ein unsicheres Lächeln geschenkt, ehe dieser davon lief. Es tat mir leid, dass er von Jangal derart angefahren worden war. Für einen Moment kam in mir die Überlegung auf, es Sam gleich zu tun und davon zu laufen, doch dann erinnerte ich mich daran dass ich Huttser unterstützen wollte. So schob ich mich noch mehr an diesen heran, bis sich unsere Flanken leicht berührten. Dass ich etwas zitterte konnte ich nicht verhindern. Noch nie war mir jemand mit derartigem Hass gegenüber Streunern begegnet - oder gar Verabscheuung mir gegenüber. Sicher, mein Fell war ungewöhnlich - weshalb viele mich mieden - aber derart ablehnend war bisher niemand gewesen. Nicht einmal Kasai, welche mit ihren Worten über Liebe dafür sorgte dass ich ihr einen überraschten, jedoch auch dankbaren Blick zuwarf. Nur um kurz darauf meinen Fang unter Huttsers Kehle zu schieben. So fühlte ich mich gerade einfach am sichersten. Zumal, wenn ich Kasais Erzählung für mich richtig deutete - Gin wohl nicht der leibliche Vater von Jangal gewesen war. Doch würde ich mich hüten dies nun laut auszusprechen, es war auch nicht meine Aufgabe es zu tun. Ob das alles gut ausgeht? Wie kann ich Huttser helfen..wie nur..?

Ich half beim Graben und hatte dem abschiedsheulen mit eingestimmt, immerhin kannte ich Gin nicht lange aber einwenig. Ich hatte den Rest ganze in Ruhe angesehen und war eigentlich eine stille Beobachterin gewesen. Ich fragte mich wie es nun weiter ging. Ich konnte Jangal verstehen, aber Kasai hatte recht man suchte sich nicht aus in wen man sich verliebt und mit wem man Junge bekam. Meine Poften waren durchnässt und dreckig vom Graben, trotzdem trat ich einige Schritte auf die Gruppe zu und neigte meinen Kopf vor dieser. „Ihr macht gerade alle eine Schwere Zeit durch, euer Verlust tut mir leid. Wenn ihr wollt, werde ich euch auch verlassen und so wie Samotny vorher gesprochen hatte, würde ich wieder kommen wenn ihr eure Rudel Angelegenheit geklärt habt.“, ich wollte nicht Zuviel reden und versuchte mich daher kurz zu fassen.

Mein Blick folgte Runa, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden war. Es war mir ganz recht, dass wir die Sache hier etwas auseinanderzogen, auch wenn ich Arjunas Ansage und Auftreten daneben fand.
Als ich Makulay's Berührung spürte, zuckte ich erschrocken zusammen. Sie zitterte. Als sie ihre Schnauze an meine Kehle schmiegte, drückte ich auch meine gegen sie.
Alles ist gut. Meine Stimme war nur ein flüstern. Mach dir keine Sorgen.
Den Disput zwischen Jangal und Kasai bekam ich zwar noch mit, aber gerade war mir zu wichtig, dass es Makulay gut ging.

Ich fiepte leise. Warum nur musste diese Situation so angespannt sein? Können wir zum Rudelplatz zurück? Ich..ich fühle mich hier nicht wohl. meine Stimme war kaum mehr als ein zittriges Flüstern. Im Moment hatte ich weder die Nerven, noch die Kraft mich in das Gestreite zwischen Kasai und Jangal einzumischen. Ich will unsere Jungen sehen.. fuhr ich dann leise fort. Ich wollte meine Kinder an mich drücken, ihnen sagen wie lieb ich sie habe - und dabei Huttser in meiner Nähe wissen.

Ich sah Arjuna und Runa nach, ehe ich mich wieder Jangal zuwand Keiner der Wölfe, welche zu unserem Rudel gehören, ist in diesem Geboren worden..bis auf dich, deine Geschwister und die Welpen von Luen und Xenia. Ich konnte mich nicht daran erinnern dass sonst noch Welpen geboren worden waren, seit ich im Zigeunerrudel lebte. Es ist deine Entscheidung wen du liebst. Doch lass anderen ihre Entscheidung, wem sie ihr Herz schenken. Du hast nicht über die Gefühle anderer zu bestimmen. Ich wand mich halb ab, wohl auch um zu zeigen dass ich nicht weiter über dieses Thema reden würde. Zu sehr schmerzte mich der Verlust von Gin noch immer. Es ist Huttsers Entscheidung. Er ist der Beta des Rudels, und somit bis ein neuer Alpha gefunden wurde, derjenige dessen Worten du zu folgen hast. Ende der Diskussion. Damit wand ich mich völlig ab, warf einen letzten Blick auf das Grab, bevor ich mich schleppend auf den Weg machte.

--> Rudelplatz

Ich wollte erneut meine Worte erheben, doch Mamas bestimmter Ton ließ mich inne halten. Mit leicht hängenden Ohren sah ich sie an, als sie mir vorwarf dass ich über die Gefühle anderer bestimmen wollte. Denn das war etwas, was ich nie im Sinne hatte. So ließ ich den Kopf hängen. Tut mir leid..so..so habe ich das doch nicht gemeint. Meine Ohren zuckten vor und zurück Es macht mich nur wütend, dass er weg war, als wir ihn brauchten, als Papa ihn brauchte.. fügte ich dann nuschelnd hinzu. Und es macht mich so traurig, dass meine Geschwister nicht die chance hatten Papa so kennen zu lernen wie ich sie hatte. Sie hätten es verdient. Denn Papa war ein toller Wolf. Ich hob den Kopf, nur um zu sehen wie Mama begann sich abzuwenden. Bei ihren letzten Worten, fletschte ich erneut die Zähne, spürte jedoch dass ich bei weiteren Einwänden nicht weiter kommen würde. Ich warf Huttser und seiner Gefährtin einen kurzen Blick zu, ehe ich auch Amal einen Blick zuwarf. Sie war bei uns gewesen als Papa starb, und hatte Mama versucht zu trösten, wenn ich mich recht entsann. Erneut warf ich einen Blick in die sich lichtende Runde, ehe ich wuffte und Mama nachlief.

--> Rudelplatz

Stumm schaute ich den anderen nach, dann drückte ich meine Nase an die von Makulay. Aber ja, komm wir gehen. Ich schüttelte mich kurz, dann machte ich mich in einem gemächlichten Trab auf den Weg zum Rudelplatz.

(Rudelplatz Zigeunerwölfe)

Ich blickte den Wölfen des Zigeunerrudels nach, nachdem ich keine Antwort von keinem der Wölfe erhalten hatte. Jangal hatte mir nur kurz zugenickt, was ich dankbar mit einem Nicken erwiderte. Nur Huttsers Gefährtin war noch da. Ich nickte ihr kurz zu, da ich nicht wusste wie weit sie bei Entscheidungen mit entscheiden konnte und trat dann an Gins Grab, wo ich mich leise nur für mich von ihm verabschiedet und mich für alles bedankte. Danach nickte ich Makulay nochmal kurz zu und trabte aus dem Rudelgebiet.

(Großer Lachsfluss)

Da Jangal mich ignorierte und Arjuna mich nicht zu bemerken schien, sagte ich gar nichts mehr. Ihre Worte trafen mich sehr, was wenn meine Gefährtin wirklich das Rudel verlassen wollte?
Nur Makulay stand noch da.
Na dann wollen wir mal. murmelte ich und schenkte ich ein schwaches Lächeln, da ich sowieso nicht wusste was ich sagen sollte.
-> Rudelplatz

Ich war der Fährte der ganzen Meute gefolgt, sodass ich schnell bei den stillgelegten Gleisen ankam. Ich hielt mich im Hintergrund, denn um den frisch aufgehäuften Erdhaufen hatten sich noch ein paar Wölfe versammelt und mir war momentan überhaupt nicht nach Gesellschaft. In mir tobte eine Gefühlswelle von Trauer über Hass, doch ich versuchte das zu schlucken. Es fiel mir schwer vorzustellen, dass unter diesem Haufen Erde Gin lag und eine Träne kullerte mir aus dem Augenwinkel, die ich sofort versuchte wegzuschütteln.
Irgendwann sehen wir uns wieder Papa. Und dann nehme ich deinen Platz in diesem Rudel ein. Versprochen!

Ich warf keinen Blick zurück, als ich das Revier verließ.

-> Jägerstand