Ich hatte eine Weile stumm dagestanden und erst den anderen nachgesehen, erst als Huttser sich auf den Weg machte folgte ich ihm, noch immer in einer eingesunkenen Haltung. Dabei lief ich wohl an Sky vorbei - auch wenn mir dies nicht auffiel. Vielleicht liefen wir auch andere Routen, wer wusste das schon. Ich wollte einfach nur noch weg von diesem Ort.

--> Rudelplatz

Es war noch viel zu frisch, die Erde auf Gin's Grab hatte sich nicht einmal richtig abgesetzt und sie stach noch immer stark hervor. Mein Magen zog sich zusammen.
Fast ein wenig mechanisch, wie ferngesteuert, trat ich zu Runa und hob mit ihr gemeinsam kräftig aus. Es war ein leichtes ein entsprechend großes Loch auszuheben.

Treb war noch immer nicht zurück, was mich beunruhigte. Für die Toten konnte ich nichts mehr tun, aber für die Lebenden sehr wohl.

Runa und auch Huttser hatten mich überholt, was in meinem entkräfteten Zustand nicht wunderlich war. Während sie gruben legte ich mich vor Gins Grab Es tut mir so leid..ich konnte ihn nicht beschützen..ich konnte keines unserer Jungen schützen.. Ich schloß winselnd die Augen, ehe ich diese wieder öffnete und scheinbar in die Ferne sah. Wie weit ich wohl gehen musste um Luen zu finden? Würde meine Kraft reichen? Jangals Entscheidung hatte ich nicht mit bekommen.

Mit Runa hatte ich es geschafft Zilas neben das Grab von Papa zu bringen. Ich warf kurz einen Blick zu Mama, ehe ich begann den beiden anderen zu helfen. Ich kann Mama nicht allein lassen, jetzt wo sie weder Papa noch eines meiner Geschwister an ihrer Seite hat. Nach einigem Graben war das Loch wohl tief genug, so dass ich wie Mama es bei Papas Grab getan hatte, etwas Moos auf den Grund warf, welches ich in der Nähe rupfte. Mögen die beiden in Frieden Ruhen.. entfuhr es mir leise, während ich begann Zilas mit dem Fang zum Loch zu schieben.

Zilas lebloser Körper wurde von Runa und Jangal in die Erde gebettet. Das war's. Das Rudel wird auseinanderfallen und Du kannst nichts dagegen tun. Was hätte ich nur dafür gegeben jetzt Makulay bei mir zu haben.
Es war schwer, sehr schwer. Kaum ein klarer Gedanke kam durch, so schrecklich viel ging mir durch den Kopf.
Treb und Arjuna waren noch immer weg, nichts von ihnen gehört und das dauerte alles schon viel zu lange. Ich machte mir Gedanken darüber was schief gegangen sein konnte. Noch einen Todesfall würde ich nicht verkraften.
Mein Kopf schien zu platzen, als wäre eine Horde Wisente drüber gelaufen. Runa schien mir wie ferngesteuert, sie sagte nichts, bewegte sich irgendwie anders als sonst.
Kasai willst du noch etwas sagen? Jangal?
Die Worte sprach ich zwar aus, aber mein Mund war taub, meine Ohren schienen von Watte verstopft. Ich war überfordert mit so viel Tod, aber ich funktionierte - irgendwie. Ich musste.

Ich beobachtete Jangal und Runa und erhob mich dann, nur um dichter zu Runa zu treten und einen Moment meinen Kopf an ihren zu drücken. Wie auch Huttser war mir nicht entgangen dass die sonst so fröhliche Fähe anders wirkte. Doch es war eben viel geschehen. Nein..ich..ich hoffe nur dass er und sein Vater sich wieder finden, wo auch immer ihre Seelen nun sein mögen. antworte ich dann auf Huttsers Frage, ehe ich zu Jangal tapste und meine Kehle auf seinem kräftigen Rücken ablegte. Mein Ältester war gerade die letzte Stütze, das letzte bisschen Familie was ich noch hatte.

Ich starrte einen Moment auf den Leichnam meines Bruders, wie er so da im Grab lag. Deshalb zuckte ich auch kurz zusammen als Mama ihre Kehle auf meinem Rücken ablegte. Doch dann sah ich Huttser an und schüttelte den Kopf, wobei meine Ohren merklich herab hingen, ebenso wie die Rute. Ich musste stark für Mama sein, auch wenn dies hieß dass ich meine Familie, mein Rudel zurück lassen musste.

Ich tat es Runa gleich und schob ebenfalls einige Schwall Erde in das Grab. Danach berührte ich die Wölfin kurz an der Schnauze, eine Geste die hoffentlich ihren Sinn nicht verfehlte, Runa schien mir sehr zerstreut.
Der Blick von Kasai sprach Bände, sie wollte in der Tat aufbrechen, es bestand kein Zweifel daran, dass Jangal seine Mutter nicht allein würde gehen lassen. Ich hielt dem Blick des Jungen Rüden stand. Ich kann euch nicht zum bleiben zwingen, dennoch muss ich euch bitten nicht zu gehen. Es war meine Pflicht und ich meinte es auch im Herzen so. Ihr gehört hier her, ihr beide. Das ist euer Zuhause, das ist eure Familie. Das Rudel wird euch immer den Rückhalt geben den ihr haben wollt. Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Wobei ich dich wahrscheinlich mit 1000 Büffeln nicht zum bleiben bewegen kann, so wie ich dich kenne Kasai. Mein Blick ruhte jetzt auf der roten Wölfin. Du wirst mir fehlen. Diese Worte waren ehrlich und sie taten weh. Schon wieder ein Verlust. Vor lauter Schmerz schien mir mein Herz schon ganz taub zu sein.

Ich sah Runa und Huttser zu, wie sie die Erde wieder in das Grab füllten bis nichts mehr von dem roten Fell meines Sohnes zu sehen war. Alles in mir krampfte sich zusammen, sorgte dafür dass mir übel wurde. Ich hatte Mühe Huttsers Worten zu folgen. Doch schließlich hob ich meinen Kopf von Jangals Rücken und trat mit zittrigen Pfoten auf Huttser zu, nur um meine Wange leicht an seine zu drücken. Ich danke dir..und ich weiß dass du Recht hast..aber was meinst du mit "euch"? Ich sah Huttser verwirrt an, bis ganz, ganz langsam seine Worte Sinn machten und ich den Blick in Jangals Richtung wand. Ich verspürte zum einen Dankbarkeit, aber auch Traurigkeit. Ich wusste wieviel das Rudel Jangal bedeutete - insbesondere da er mit diesem aufgewachsen war. Ihn aus seiner Familie zu reißen war grausam. Langsam trat ich auf Jangal zu. Bist du dir sicher?..Ich..ich mein..du wirst sicherlich jederzeit hierher zurück kehren können..denke ich..aber ich will nicht dass du deine Entscheidung bereust. Aber wie Huttser sagte, mich würden hier keine 1000 Büffel halten. Ich muss den Bruder deines Vaters finden..das bin ich Gin..nein unserer ganzen Familie schuldig.

Das Fell meines Bruders verschwand unter der Erde welche Runa und Huttser zurück in das Grab schoben. Gerade wollte ich ein leises Abschiedsheulen anstimmen, da löste Mama sich von mir und trat zu Huttser. Mit leicht gehobenen Ohren sah ich zu den beiden und lauschte. Als Mama sich an mich wand zögerte ich merklich mit meiner Antwort, ehe ich meine Ohren hob und entschlossen drein sah, wohl einen kurzen Blick zu Huttser werfend Ich bin mir sicher! Ich kann dich in deinem geschwächten Zustand nicht alleine ziehen lassen. Außerdem möchte ich meinen Onkel auch kennen lernen! Und..und wenn es für Huttser in Ordnung ist..werde ich eines Tages sicher zurück kehren. Das hier ist und bleibt mein Zuhause. Meine Familie. Daran wird sich niemals etwas ändern. Ich trat nun kurz zu Runa, welche ich mittlerweile als wirklich gute Freundin sah. Wenn ich zurück kehre, müssen wir beide unbedingt mal miteinander jagen gehen..okay? Ich legte den Kopf schräg und grinste sie schief an.

Das Kasai nicht gemerkt hatte was Jangal schon längst entschlossen hatte lies mich die Brauen hochziehen. Ich schob es auf ihren aktuellen Zustand.
Nein, Du kannst Deine Mutter in keinem Fall alleine gehen lassen. Pflichtete ich dem jungen Rüden bei. Ich meinte es ehrlich, Kasai machte mir einen äußerst instabilen Eindruck. Wenn ich sie hier halten wollen würde - egal wie schwächlich sie gerade wirkte -, müsste ich das mit Gewalt tun. Und das würde ich nicht.
Sie braucht Dich. Mehr als wir Dich brauchen. Es war schwer, aber es war richtig so.
Ihr seit immer Willkommen. Das wisst ihr. Das ist euer Zuhause.