Ich schüttelte auf Sams Frage hin den Kopf. Wir haben uns erst nach dem komischen Nebel das erste Mal getroffen, als Huttser und ich unsere Jungen dem Rudel vorstellen wollten... erklärte ich dann mit gesenkter Stimme. Nun waren wohl fast alle vom Rudel anwesend, nun bis auf Kasais Jungen und Maki. Irgendwie machte es mich stolz, dass meine Tochter für Sky da war. Die beiden sind wirklich gute Freundinnen..ich wünschte Kasai und ich wären es auch geworden. Irgendwas in mir sagte, dass dies wohl nicht mehr geschehen würde.

Während ich auf Anweisungen von Kasai wartete, rasten die Gedanken in meinem Kopf unaufhörlich umher. Was musste ich nun tun? Was ist mit dem Rudel? Ich muss den anderen Alphawölfen mitteilen, dass Gin gestorben ist. Wie kann ich Kasai helfen? Es war mir kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen. Gin muss schnellstmöglich beigesetzt werden, die Natur war mit seinen Überresten nicht gnädiger als mit denen eines toten Beutetieres. Bald würde er möglicherweise irgendwas anlocken - so schwer mir mein Herz bei dem Gedanken wurde.

Ich hatte eine Weile Richtung Rudelplatz gestarrt, hoffend dass Sky und Jangal doch noch kommen würden, doch erfolglos. Dankbar warf ich einen Blick in die Runde, ehe ich dicht an die Grenze trat, zu einem Baum welcher dort seit Jahren wohl gegen jegliche Jahreszeit stand hielt. Der Boden um den Baum war mit weichem Moss überwachsen. Ich denke hier ist ein guter Platz. Hier kann er auf..auf die Wiese hinaus blicken, aber zugleich auch in das Revier. Mit diesen Worten begann ich zu graben, wobei mir dies durch meine Entkräftung sichtlich schwer fiel. Dass meine Augen noch immer vom vielen Wein brannten, machte die Sache nicht besser.

Sanft drückte ich meinen Kopf an Kasai's Seite, eine Geste des Trostes. Dann half ich ihr beim Graben. Eine schöne Stelle. flüsterte ich ruhig neben ihr.

Ich warf Sam einen kurzen Seitenblick zu, ehe ich mich erhob Komm, lass uns auch helfen. Desto schneller können wir ihren Gefährten zur Ruhe beten und uns alle wieder etwas sammeln.. damit stubste ich Sam freundschaftlich mit meiner Nase an der Schulter an, ehe ich zu Huttser und Kasai hinüber lief. Einen Moment zögerte ich, ehe ich mich an die andere Seite der Fähe begab, so dass Huttser und ich ihr notfalls Halt geben konnten, ehe ich ebenfalls zu graben begann.

Die Jungwölfe kamen nicht nach, obwohl ich es gehofft hatte. Sky und Jangal sollten sich verabschieden, auch wenn es schwer war.
Stumm stellte ich mich neben Kasai und fing an zu graben.
Nach Sinners tot hatte ich gehofft nie wieder einen Freund vor seiner Zeit begraben zu müssen.

Ich nickte Makulay zu. Ich bewunderte still den Zusammenhalt - die Einheit- die die Wölfe in diesem Moment bildeten und ich wollte ein Teil dieser Einheit sein. Ich lief eilig zu ihnen und grub konzentriert, bis meine Beine brannten. Es tat mir leid, dass sie ihren Freund, ihren Alpha, ihren Gefährten verloren hatten, doch ich war mir sicher, dass sie es aushalten würden. Ich würde ihnen beistehen, auch wenn ich ihre Gefühle nicht teilen konnte - ich konnte ihnen lediglich eine Stütze sein, wenn sie es denn annahmen.

Aufgrund der Mithilfe der anderen schien das Loch schon bald tief genug zu sein. Ich warf Samotny einen dankenden Blick zu. Ich glaube das wird reichen. Makulay hatte neben Kasai gegraben und so mit mir zusammen eine Stütze für sie gebildet.
Wir müssen ihn reinheben. Ein wenig hilfesuchend schaute ich in die Gesicher der anderen anwesenden. Alleine würde ich ihn lediglich wie einen nassen Sack in das Loch buxiert bekommen. Mir schwebte für Gin allerdings etwas würdigeres vor. Für ein sanftes Ablegen würde ich allerdings einen weiteren großen Wolf brauchen, der ihn mit mir möglichst weit herunterlassen könnte.

Ich lächelte den neuen Alpha so freundlich es ging an. Kann ich dir helfen?, fragte ich gutmütig und machte einen Schritt auf ihn zu. Zur Versicherung sah ich ebenfalls die anderen Anwesenden fragend an. Sie hatten Gin gekannt und so in meinen Augen ein Vorrecht darauf, so direkt an seinem Begräbnis Teil zu haben.

Ich war dankbar, dass soviele Pfoten beim Graben halfen, denn schon bald verließen mich meine Kräfte. So sank ich zwischen Huttser und Makulay zu Boden und starrte in das immer tiefer werdende Loch. Als dieses tief genug schien raffte ich mich auf und sah Huttser an. Ei..einen Moment. Damit begann ich herum zu laufen und kratzte hier und dort Schnee weg, um darunter liegendes Moos frei zu legen. So lief ich mit Moosbrocken zwischen dem Loch und den Fundstellen hin und her, so dass der Boden des Grabes weicher ausgelegt war. Zufrieden blieb ich stehen und sah dann auf Gins Körper. Ich..habe leider keine Kraft mehr. Ich vertraue darauf dass ihr ihn ins Grab bettet. Damit sah ich einmal durch die Runde, bedrückt dass die Jungwölfe fehlten.

Samotny schien mir der Aufgabe gewachsen und in Zukunft würde er wohl ohnehin zu unserem Rudel gehören. Wieso also nicht? Hilf mir. Ich nickte in seine Richtung.
Kasai hatte allerhand Moos angeschleppt um Gin ein weiches Bett zu bereiten. Mein Herz tat weh sie so sehen zu müssen.
Ich fasste Gin im Nacken, fast wie wenn man einen Welpen tragen würde, und hob ihn an. @Samotny deutete ich, es mir gleich zu tun, nur an seinem Rücken.

Huttser und Sam erklärten sich bereit Gin in sein Grab nieder zu heven und ich beschloss Kasai zu stützen. Sie sah so schwach aus und gebrochen.
Ich drückte mich an ihre Seite, da ich nicht wusste was ich sagen sollte schwieg ich und versuchte einfach seelischen Beistand zu leisten.
Der Platz hier hätte ihm gefallen.

Wir sind alle für dich da, Kasai, sprach ich sanft, ehe ich Gin vorsichtig am hinteren Rücken packte. Gemeinsam mit @Huttser ließ ich ihn langsam in sein Grab hinab. Ich gab mir größte Mühe, dem Alpha des Rudels einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Wir betteten ihn auf dem Moos, das Kasai zusammengetragen hatte und behutsam ließ ich ihn los, als er auf dem Boden lag. Am Rand der gepolsterten Grube bleib ich stehen und neigte meinen Kopf respektvoll.

Eigentlich war der Leichnam für mich schon lange nicht mehr Gin gewesen. Trotzdem machte es mir zu schaffen seinen Körper jetzt in die nasskalte Erde zu legen. Wir würden uns mit dem vergraben beeilen müssen, in der Nacht würde der Boden wohlmöglich gefrieren.
Als er da vor uns lag, in diesem Loch in der Erde, überkam mich eine Übelkeit. Vor lauter Sorge rumorte mein Bauch. Was würde aus dem Rudel werden jetzt da Gin fehlte? Wir waren wenige geworden. Wir würden das Rudel zeitnah aufstocken müssen, egal wie.
Ich atmete schwer aus, räusperte mich und setzte mich neben das Grab.
Gin war Alpha, Partner, Vater, Freund und Gefährte. Er hat das Rudel beschützt und geliebt. Wir waren alle seine Familie. Der schwarze Wolf des Todes hat ihn von uns genommen so plötzlich und unerwartet, wie es wohl keiner von uns ahnen konnte. Mir fiel es schwer auch nur annähernd die richtigen Worte zu finden, so legte ich den Kopf in den Nacken und lies ein klagendes, schmerzhaftes Heulen ertönen.
Ein letztes Heulen, ein Abschied, für einen Freund.

Huttser hätte es nicht besser formulieren können.
Ich legte den Kopf in den Nacken und heulte zeitversetzt meine Trauer hinaus.
Ich hatte mich mit Gin nicht immer verstanden aber er war mein Alpha und auch mein Freund gewesen. Ich hatte ihn respektiert und gemocht.
Er hatte uns damals aufgenommen, mich und Huttser, Arjuna, Sinner und Kathl.
Wir hatten ein Zuhause gefunden und in Gin einen guten Freund.