Morgana

Ich drückte meinen Kopf gegen Jives, ich wollte ihn nicht verunsichern aber es musste schnell gehen. Bleib hinter mir und schau dir alles an. Halt dich sonst bitte zurück egal was jemand sagt. Meine Stimme war immer noch ernst, dann drehte ich mich um und rannte los.
-Alphafelsen

(Jive)

So ernst...
Meine Verwirrung wuchs. Ich war schon mal beim Alphatreffen gewesen, damals, als es um Jumper ging. Aber damals war es nicht so gefährlich und angespannt gewesen. Unsicher lächelte ich und blickte zu Kobalt zurück. Ich hatte ein bisschen Angst und es wäre mir lieber gewesen, wenn sie uns begleiten würde. Doch ich riss mich zusammen und folgte Mama in weiten Sätzen, ihre Worte immer im Hinterkopf

=> Alphafelsen (Freie Gebiete)

Unsicher blieb ich zurück. Verblieb auf dem Boden und betrachtete die Stelle an der Morgana, Tristan und Jive im Wald verschwunden waren. Ohne ein Wort der Erklärung und natürlich türmten sich die Fragen in meinem Kopf auf. 'Ist etwas passiert? Wo gehen sie denn hin? Warum so plötzlich und... so ernst?' Nach wie vor bebten meine Flanken und mein schneller Atem verriet, dass mich das spielerische Balgen erschöpft hatte. Dabei war ich doch gerade dabei gewesen zu gewinnen! Doch bei Morganas bestimmten Ruf hatte ich natürlich sofort locker gelassen und mich auf den Bauch gedreht, um Jive nachzusehen. Die fremde Fähe hatte mich verwirrt - warum sollte sie einfach so auftauchen und dann gleich wieder verschwinden? Sie sagte etwas, doch ich war zu weit entfernt, um zu verstehen was sie sagte. Bevor Jive seiner Ziehmutter folgte, blickte er nochmal zurück und ich erwiderte sein Lächeln vorsichtig, bevor mein Kopf auf meine Vorderpfoten sank und ich leise seufzte. Wenn wirklich etwas passiert war, würden sie sicherlich nicht einfach so ohne ein Wort verschwinden. Vielleicht hatten sie ja was zu erledigen?

Nachdem Mama mich indirekt so zurechtgewiesen hatte - meiner Meinung nach absolut unberechtigt -, hatte sich meine Laune auch während des schweigenden Abstieges nicht gebessert. Im Gegenteil, mit einem pubertierenden und grimmigen Gesichtsausdruck betrat ich den Rudelplatz, unfähig auch nur irgendein freundliches Wort über die Lefzen zu bekommen. Die Worte des Schattenwolfs, meine Reaktion und Mamas Reaktion - all das spielte sich immer wieder in meinem Kopf ab und ich verstand einfach nicht, warum Tristan was sagen durfte und mir diese Möglichkeit verwehrt wurde. Schnaubend trottete ich zum Platz unter dem Alphabaum, wo ich mich schlechtgelaunt auf die Erde warf und mürrisch vor mich hinstierte.

Es raschelte, knackte und dazu kam das vertraute Geräusch von Pfotenschritten. Mein Kopf hob sich, als die Laute immer näher kamen und mit wachen Blick sah ich den Wiederkommenden entgegen. Morgana war die erste, die wieder auf den Platz trat und meine Rute wischte erleichtert über den Boden. Für einen kurzen Moment schien sie mich zu betrachten, doch ihr Lächeln brach sogleich wieder ab und meine Ohren drehten sich leicht zurück. Sie wirkte so angespannt. 'Warum?' Kurz darauf schob sich braunes Fell durch das Dickicht und meine Rute wischte sogleich sanft über den Boden. Doch die Bewegungen kamen ins Stocken, als Jive spürbar schlecht gelaunt und ohne einen Blick zu Morgana, Tristan oder sonst wem, zum Alphabaum stapfte. Verwirrt legte ich den Kopf schief und setzte mich auf. 'Was ist denn los?'
Ich wollte ihn fragen, ob alles in Ordnung ist. Was passiert und wo sie gewesen waren. Doch da Jive nun bei seinem gewohnten Schlafplatz lag, wollte ich ihn nicht weiter stören. Stattdessen erhob ich mich und schlenderte langsam auf die andere Seite des Rudelplatzes, wo die Kuhle meiner Familie lag. Doch heute war sie verlassen. Da war kein Papa, kein Nero, kein Fenris und keine Breeze. Nichtmal Marco war da. Mit zurückgedrehten Ohren suchte ich mir bequeme Position in der flachen Senke, die mir viel zu groß vorkam. Mit einem Seufzen legte ich den Kopf auf die Erde und schielte zu Jive hinüber.

Meine Augen fühlten sich bleiern und schwer an. Je länger ich auf den Boden starrte, desto müder fühlte ich mich, bis ich schließlich einschlief und in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.

Als ich heute wieder erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel und ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt. Verschlafen wälzte ich mich auf der Stelle umher, doch ich schlief nicht mehr ein. So also robbte ich ein Stück unter dem Baum hervor, bevor ich mich müde erhob und schüttelte. Kobalt lag in der Grube ihrer Familie, doch außer ihr war niemand von ihnen zu sehen. Sie sah so einsam aus, dass es mir im Herzen wehtat. Kurz überlegte ich, dann trottete ich langsam zu ihr. Bei jedem Schritt fühlte ich mich angespannter und nervöser, doch schließlich stieg ich wortlos über sie hinweg und legte mich neben ihr in die Grube. Meinen Kopf bettete ich wortlos auf ihrem Rücken, während ich versuchte mich zu entspannen. Aber es war eben eine völlig neue Situation, denn diese Nähe kannte ich noch nicht mit Kobalt. Dennoch glaubte ich, dass es richtig war.

Am gestrigen Abend war nicht mehr viel passiert. Jive hatte sich nicht mehr gerührt und im Laufe der Zeit waren meine Lider schwer geworden. Schließlich war ich unnachgiebig in die einlullende Schwärze gezogen worden und in einem friedlichen Traum versunken.
Flüchtige Wärme strich über meinen Pelz. Ich erschauderte im Schlaf und selbst meine Pfoten zuckten leise, als wären sie bereit mich vor der leichten Berührung fortzutragen. Doch gleich darauf schlich sich vertrauter Geruch in meine Traumwelt und warmes Fell drückte sich angenehm gegen meine Seite. Dazu gesellte sich ein leichtes Gewicht auf meinem Rücken und mit einem schläfrigen Seufzen schmiegte ich mich enger gegen den Körper neben mir. Doch es sollte noch ein wenig dauern, bis ich wirklich erwachte und meinen Kopf mit einem Gähnen zur Seite drehte. Ich blinzelte leicht und betrachtete verwirrt das Fell vor meiner Nase. Es war... hell? Das war nicht Papa und auch keiner meiner Brüder. Dann machte mein Herz einen kleinen Aussetzer, um dann mit dreifacher Geschwindigkeit gegen meine Rippen zu klopfen. Ich war mir sicher, dass es sogar Morgana und Tristan auf der anderen Seite der Lichtung hören konnten. "Jive...", flüsterte ich leise und beendete damit meine Realisation gegen welchen Wolf ich mich hier schmiegte. Träumte ich?

(:333)

Sanft wurde mein Kopf im Rhythmus ihres Atems auf- und abgehoben und ließ mich in einen dösenden Zustand wegdämmern. Fast wäre ich ebenfalls eingenickt, da begann sich Kobalt zu bewegen und anscheinend zu erwachen. Ich blinzelte gegen das Licht und blieb ruhig liegen, bis ich ihre vertraute Stimme hörte. Vorsichtig schielte ich zu ihr herunter, direkt in ihre grünen Augen. Unter meinem Fell wurde ich rot und ein vorsichtiges, nervöses und beinahe schüchternes Lächeln legte sich auf meine Lefzen. "Hey", murmelte ich mit etwas dunklerer Stimme, weil mein Hals durch meine Position noch immer gestreckt war. "Du...sahst so allein aus." Etwas hastig löste ich meinen Kopf von ihrem Rücken und bettete ihn stattdessen auf meinen Pfoten, sodass ich sie nun leichter ansehen konnte. Unsicher wanderte meine Zunge über meine Lefzen und meine Ohren drehten sich leicht zurück. Ob ich ihr zu nahe gekommen war?

Zittrig und bemüht ruhig versuchte ich zu atmen, um um über mein stolperndes Herz hinwegzutäuschen. Es ähnelte fast schon einem kleinen Vögelchen, so wild klopfte es in meiner Brust. "Nun...", murmelte ich leise und suchte fieberhaft nach einer passenden Antwort. Ich hatte natürlich voreilig anfangen müssen zu sprechen, bevor ich überhaupt wusste, was ich sagen wollte. "...ich weiß auch nicht, wo sie sind. Sie... Sie scheinen jedenfalls schon länger weg zu sein...", vollendete ich meinen Satz schließlich unsicher, wobei ich dabei auf meine Familie anspielte. Ich schluckte leicht. Warum stotterte ich? Jive bettete seinen Kopf unterweil auf seine Pfoten und ich drehte meine Ohren verlegen zurück, da fast sofort der Wunsch in meinen Gedanken entflammte, er würde noch auf meinem Rücken liegen. Ich räusperte mich leise. "Wo... wart ihr denn eigentlich gestern?"

Ich hörte ihr zu, wunderte mich dabei kurz über ihre stotternde Stimme, doch schob ich es auf ihre vermisste Familie. "Ihnen geht es sicher gut. Ich habe Fauna mit Fenris und ihren Welpen weggehen sehen", bemühte ich mich um eine logische Erklärung und versuchte mich dabei selbst zu konzentrieren. Kobalts Nähe ließ meine Haut kribbeln und löste unbeschreibliche Glücksgefühle in mir aus. An mein rasendes Herz hatte ich mich mittlerweile ja schon gewöhnt. "Gestern Abend? Es war ein Alphatreffen. Ist ziemlich aus dem Ruder gelaufen, einige Rudel haben sich ziemlich angegiftet und bedroht. Das Nebelrudel haben sie auch beleidigt, aber ich glaube, wir sind nicht so in Gefahr wie das andere Rudel. Du wirst es nicht glauben, aber das gemeine Rudel wird ausschließlich von Jungwölfen geleitet. Die sind bestimmt noch jünger als wir beide!"

Ich nickte sachte zu Jives Worten. Wirklich begreifen tat ich sie aber nicht, was vielleicht auch daran lag, dass diese Sorgen in weite Ferne gerückt waren. Jetzt, in diesem Moment, waren sie nebensächlich. Immerhin musste ich aufpassen, dass mir mein Herz nicht aus der Brust heraus sprang und noch viel wichtiger, dass Jive davon nichts bemerkte. Ich schluckte leicht und konzentrierte mich dann auch seine nächsten Worte, die mich die Stirn runzeln ließen. "Wie... sie haben das Nebelrudel beleidigt?", fragte ich und schüttelte leicht den Kopf. Was hatten wir denn getan, damit das gerechtfertigt wäre? Mein Blick zeigte allerdings auch ein wenig Unglaube, als ich den Blick von Jive einfing und zweifelnd nachhakte: "Zwei... Jungwölfe?"

Ich zuckte mit den Schultern und mein Blick wurde etwas düsterer. "Sie haben uns als Schleimer bezeichnet", grummelte ich und sah in die Ferne. Noch immer war mein Rudel mein schwacher Punkt...denn damit hingen alle zusammen, die mir etwas bedeuteten. Als Kobalt erneut nachhakte, nickte ich. "Zwei Jungwölfe", sagte ich nochmal mit Nachdruck und legte dabei die Ohren an. "Sie sind unausstehlich, arrogant und provokant. Aber eben nicht viel älter als wir...eher jünger."