Du bist doch seine süße kleine Tochter. Er will dich nur beschützen. Marco drückte liebevoll seim Köpfchen an meine Flanke, die sich neben ihm ruhig hob und senkte. Nicht einmal Kobalts lauter Ausruf, direkt neben meinem Kopf, hatte mich wecken können.

Ich betrat den Rudelplatz und lief sofort zu Barbossa. Du hast ihn auch nicht gefunden, oder? fragte ich bedrückt und ließ meine Ohren hängen.

Mit der Beutelratte im Maul trat ich zurück auf den Rudelplatz. Kobalt und Marco redeten immer noch und auch Mama war noch mit Tristan beschäftigt. Ich drehte die Ohren zurück und schlich mich mit gesenktem Haupt an letzteren vorbei. Mamas Körpersprache war deutlich lesbar und ich fragte mich, ob es an mir lag. Scham stieg in mir auf und ich drückte mich möglichst unauffällig an beiden vorbei und rollte mich ein paar Meter entfernt unter dem Alphabaum zusammen. Die Beutelratte lag zwischen meinen Vorderpfoten und ich betrachtete sie eingehend. Müde war ich nicht und ich wollte auch nicht lauschen, weswegen ich mich voll und ganz auf meine erlegte Beute konzentrierte.

Marco sah auf als Breeze zurück kam und schüttelte dann für mich den Kopf, da ich ja noch schlief. Nein, Bossa konnte ihn noch nicht finden.

Meine Augen lagen auf meinem besten Freund, als dieser einen gekränkten Blick in unsere Richtung warf und gleich darauf im dichten Nebel verschwand. Im ersten Moment überrascht, dann verwirrt und letzten Endes auch traurig starrte ich auf die Stelle, bei der Jive in den hellen Schwaden verschwunden war. "Aber... warum will er mich denn von vor Jive beschützen?", fragte ich leise und drehte meine Ohren zurück, sodass sie sich leicht in meinen Nacken schmiegten. Gerade kam es mir eher so vor, als müsster er vor mir beschützt werden und nicht andersherum.
Doch als Breeze auf den Platz trat, fühlte ich wieder Hoffnungslosigkeit in mir aufsteigen. Auch sie hatte meinen Bruder nicht finden können und die zuvor vertriebene Wolkenwand, drängte sich unaufhaltbar in mein Gemüt zurück. Ich sank leicht in mich zusammen und starrte auf den Boden zu meinen Pfoten. Auch als Jive wieder auf den Platz trat, hob sich mein Blick nur kurzzeitig, bevor er sich wieder mutlos auf meine Tatzen haftete. Marco redete unterdessen mit Breeze und ich schluckte schwer. "Wo... genau habt ihr denn schon gesucht?", fragte ich dann leise und in mir keimte ein Entschluss, der mich schließlich entschlossen aufschauen ließ. Papa und Breeze mochten erschöpft sein und eine Pause brauchen, aber ich war voller Energie und wenn wir alle hier rumsaßen, würden wir Nero niemals finden!

Seufzend sah ich auf meine Pfoten. Immer werde ich ausgeschlossen... Zuerst waren Kobalt und Jive meine besten Freunde, dann kurz doch nicht weil die beiden 'Liebesprobleme' hatten, dann... Ganz ehrlich, diese Wölfe... Sie hatten mich so wütend gemacht das ich glatt ihren Namen vergessen habe!! Als erstes der eine... Ich dachte er liebte mich... Und ich hatte ihn geliebt... Dann turtelte er doch mit einer anderen! Und dann der andere... Er war so freundlich und zärtlich zu mir... Er war fast mehr als nur Freundschaft... Aber dann knutschte er mit so einer eingebildeten Tussi! Und dann dachte ich Kobalt, Jive und ich hätten uns wieder vertragen aber sie waren immer nur auf das eine aus; kuscheln, knutschen und all so nh' Kram. [i] Ich kochte vor Wut. Ohne mir was anmerken zu lassen ließ ich mich in einem Gebüsch ganz am Rand des Platzes nieder um mich zu beruhigen. [i]Ich wünschte es gäbe jemand der mir immer Treu ergeben ist und dem ich alles anvertrauen könnte... Und mich nicht betrug. Meine wahre Liebe...

Ich ließ meine Ohren hängen, als ich Marcos Kopfschütteln sah. Mit traurigem Blick legte ich mich neben Barbossa hin und kuschelte mich eng an ihn. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht merkte wie Kobalt zu uns rüber kam. Erst als etwas sagte, fuhr mein Kopf. Ich schaute sie erstmal verwirrt an ehe ich ihr ihre Frage beantwortete. Wir haben das ganze Gebiet am Lachsfluss abgesucht, aber wir konnten Nero nicht finden. sagte ich traurig und bedrückt.

Das ist kompliziert, vielleicht fragst du ihn das am besten selbst. Aber erst wenn er sich ein bisschen erholt hat, okay? Marco ließ die Ohren hängen und legte eine seiner kleinen Pfoten auf meine Schnauze, welche neben ihm lag. Dann überlegte er auf Kobalts Frage hin noch einmal scharf. Bossa und ich waren dann noch im Wald und auf den Wiesen, da war er auch nirgendwo.

Ich warf meinem Bruder einen zweifelnden Blick zu, nickte aber und akzeptierte schlussendlich seine Antwort. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass er mir meine Frage beantworten hätte können, wenn er es denn gewollt hätte. Nichts desto trotz ließ ich das Thema fallen und wandte mich stattdessen Breeze zu, die mir schilderte, wo genau sie schon nach meinem Bruder gesucht hatte. Auch Marco meldete sich nochmal zu Wort und ergänzte die Liste, wobei ich leicht nickte. "Ich werde trotzdem nochmal zum Lachsfluss gehen", entschied ich laut, "Dort tummeln sich immer ein paar Wölfe und vielleicht hat einer von ihnen ja Nero gesehen und kann mir einen Anhaltspunkt liefern?" Damit stand meine Idee fest und ich erhob mich auf meine vier Pfoten, streckte mich noch einmal und trat dann ein paar Schritte auf den Rand zu. Doch bevor ich wirklich verschwand, drehte ich mich noch einmal kurz um und meinte zu Marco gewand: "Wenn Papa aufwacht und mich sucht, sag ihm bitte, dass er sich keine Sorgen machen soll!" Damit entschwand ich in den Nebel.

-> Lachsfluss (Freie Gebiete)

Mein dichtes Winterfell wirbelte im Wind, als ich meine Pfoten auf den altbekannten Rudelplatz setzte und mich neugierig umsah. Der Platz war gefüllt von Wölfen, was mein Herz erfreute. Ich erinnerte mich an das kleine Rudel am Anfang und freute mich darüber wie es nun gewachsen war. Meine Gedanken hingen kurz an Noriko und Amy, die nicht mehr bei uns waren. Ich hatte Amy damals zum Rudelplatz geschleppt, ich erinnerte mich. Das waren harte Zeiten, doch sie hatten uns auch gestärkt. Mit einem seligen Lächeln blickte ich zu meinen Jungen zurück.