Er verließ das Rudel als ich geboren wurde. Ich habe keine Erinnerung an ihn, aber meine Tante hat mir viel von ihm erzählt. Sie mochte ihn sehr und hat mir viel Gutes über ihn erzählt. Er verließ das Rudel zusammen mit seiner ältesten Schwester, als sein Bruder der Anführer wurde.
Niall ist ein sehr strenger Anführer und er übernahm das Rudel mitten in einem Rudelkrieg, den er mit aller Brutalität beendete. Mein Onkel verweigerte ihm die Gefolgschaft und ging, denn er wollte nicht für ihn andere Wölfe töten- und das wollte, das will ich auch nicht - obwohl ich sein Sohn bin.
Ich senkte meinen Kopf.
Ich bin Bradwr, ich bin ein Verräter, sagte ich leise und schämte mich immer noch dafür.
Wenn sie mich dafür verachtet, soll es mir recht sein. Ich hatte meine Entscheidung getroffen.

Ich war nie besonders feinfühlig oder rücksichtsvoll gewesen. Klingt scheiße. Ist aber vorbei. Warum alten Zeiten nachtrauern. In dem Moment als ich es gesagt hatte, stutze ich kurz. Vielleicht war das schon zu viel. Eigentlich wollte ich niemanden verletzen, doch besonders gut war mir das nie gelungen. Verräter sind wir eh alle. Verdammte und geächtete Kreaturen. Warum solltest du auch besser dran sein als ich. ich versuchte zu lächeln. Mein schräger Humor kam bei den meisten nicht besonders gut an. Aber wieso sollte es mich scheren, was Fremde von mir denken. Ich stand auf und begann langsam um den Rüden herumzulaufen. Ob du es glaubst oder nicht, ich hab auch schon einiges auf meinem Kerbholz. In Verzweiflung oder Trauer zu versinken bringt niemanden weiter. Wenn es soweit kommt, dann kannst du dich auch gleich in eine Schlucht stürzen. Ich wedelte vorsichtig mit dem Schwanz. Muss ja nicht sein das noch jemand denkt ich wollte etwas Böses. Rudelprobleme, Rudelkriege, Schlägereien um das beste Stück oder dieses affige Alpha-Gehabe brauch ich nicht mehr. Ich fürchte aus dem Alter bin ich raus, das ist was für pupertäre 2 jährige. Unweigerlich musste ich loslachen. Noch immer umkreiste ich den Rüden und musterte ihn von von allen Seiten mit meinen durchdringenden bernsteinfarbenen Augen. Irgendwas machte ihn sympathisch in seinem Selbstmitleid.

Deine Worte sind ehrlich und klar, antwortete ich und die Konsequenz habe ich schon lange gezogen. Du hast recht. Was vorbei ist, ist vorbei. Deshalb bin ich ja auch fortgegangen, als mein Anführer es zu weit getrieben hatte. Ich weiß, dass ich es ertragen kann und auch will. Ich bin eben lieber ein Verräter, als einem mörderischen und machtbesessenen Alpha zu folgen. Dennoch bin ich nicht stolz darauf und ich frage mich deshalb schon gelegentlich, ob ich nicht immer wieder zum Verräter werden könnte.
Dann sah ich der mich umkreisenden Fähe in die Augen und meinte:
Das ist auch ein Grund, warum ich meinen Onkel suche. Ich will ihn fragen, wie er das sieht.

Ich hörte ihrem gespräch die ganze zeit zu und schwieg meine blicke gingen immer wieder zu Abruzzo. Ich konnte mein gähnen nicht unterdrücken, weit riss ich mein maul auf und gähnte. mein blick sagte als ich zu Abruzzo sah das ich nach hause wollte um ein bisschen zu schlafen.

Ich folgte seinem Gedankengang. Ja Odhran hatte viel Wahrheit in seinen Worten. Ich habe mich ja schließlich aus ähnlichen Beweggründen von meinem Zuhause getrennt. Seither ist überall mein zuhause. Überall wo ich bin.
Dann wissen jetzt immerhin alle, dass du für dein Wort einstehst. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für die Suche und das du ihn finden wirst. Kannst ihn mir dann ja vorstellen.
Ich setzte mich hin und grinste ihn schief an. Wer kennt sich nun hier aus und kann mir verraten wie ich an was zu essen komme? Ich habe gefühlt 3 Tage nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt. Ne Kleinigkeit wäre ganz nett. Mein Blick schweifte von Odhran zu dem Weibchen das etwas hinter ihm stand. Sie hatte gerade gegähnt, war also wohl müde. Trotzdem schien sie hier etwas bewanderter zu sein. Mir würde ja ein Fisch oder eine Ratte schon genügen. Mein Magen knurrte leise. Oder wie sieht das aus Odhran? Hast du vielleicht nen Tipp für meinen kurz vor dem Tod stehenden Magen bevor er sich selbst verdaut? Ich sprach übertrieben theatralisch. Natürlich stand ich nicht vor dem Hungertod, trotzdem war das schlechte Gefühl von leerem Magen nicht wirklich angenehm.

Ich stellte die Ohren auf und lächelte freundlich. Wenn du willst kann ich dir was Jagen und wenn du wieder bei kräften bist kannst du überall was finden. Hier gibt es überall Rehe, Wildschweine und wenn du glück hast auch elche. Jedoch Hasen findest du überall. sagte ich freundlich. Meine rute peitschte ruhig hin und her während ich auf ihre antwort wartete

Ich lächelte, als sich ebenfalls mein verräterischer Magen bemerkbar machte.
Ich habe auch Hunger und Durst, sagte ich einfach.
Abruzzo hat von einem Fluss mit Wasser und Fischen in der Nähe erzählt und jagen kann ich auch.
Sollen wir es gemeinsam angehen?

Ich konnte mir mein freudiges Schwanzwedeln nicht verkneifen. Die Fähe war wirklich unglaublich niedlich. Das ist wirklich lieb von dir. Ich denke aber das bekomme ich noch hin. Wenn es so ist wie du sagst, wird es ja nicht schwer sein etwas zu finden! Du kannst aber gerne ein paar Vorschläge machen oder ein paar gute Orte berichten. Ich schaute zu Ordhan Ich denke doch das sollten wir hinbekommen. Du scheinst ja auch fast vom Fleisch zu fallen. Ich konnte mir den Seitenhieb nicht verkneifen und grinste verschmitzt in seine Richtung.

Es kann ja jeder sehen, dass ich kleiner bin als du und schlanker, antwortete ich schmunzelnd.
Du bist größer, stärker, älter, erfahrener - aber ich denke, ich bin schneller als du.
Wie wäre es also, wenn wir etwas aufspüren und ich treibe es dann zu dir. Dann kannst du die Kraft deines mächtigen Körpers einsetzen, um es platt zu machen?
Dann schnüffelte ich betont, tat so, als ob ich bereits eine Witterung in der Nase hatte und lief los.
Abseits der Wölfe konnte ich dann schon sehr schnell tatsächlich die Witterung von Beute aufnehmen.
Eindeutig Damwild, schlußfolgerte ich und folgte sogleich der Spur.

Einen kleinen Moment war ich amüsiert. Ich geb dir gleich alt und dick! Ich schüttelte bedächtig den Kopf. Ich möchte dich daran erinnern das ich nicht viel ältern bin. . Ich konnte mir ein lachen nicht verkneifen. Auch wenn das sonst nicht meine Art war.
Ich trabte dem Rüden nach, der soeben - offenbar einer imaginären - Spur folgte. Offenbar war der werte Herr der Meinung eine kleine Showeinlage einbauen zu müssen. Anderweitig konnte ich mir seinen Abgang nicht erklären. Schon wieder musste ich schmunzeln. Nach wenigen Metern wusste ich genau das wir eine Spur hatten. Und auch das es sich um Wild handeln musste. Nachdem wir am Ende der Spur angelangt waren, legte ich mich versteckt in hohem Gras nieder. Ich drückte meinen Körper so feste an den Boden, dass man mich unmöglich sehen konnte. In Position Alpha! scherzte ich. Es ging nicht anders, ich musste mich echt zusammenreissen mich nicht vor lachen durch den Rasen zu kugeln. Kurz schüttelte ich den Kopf und dann konzentrierte ich mich auf die wesentlichen Dinge.

Hohes Gras, ganz klar. Damwild liebte es.
Morgra war mir gefolgt und nahm eine gute Position ein, während ich einen Bogen schlug, um das Wild so zu ihr hintreiben zu können, dass es keine Witterung von der Jägerin bekam.
Da sah ich es auch schon. Es war ein junger Damhirsch, der offenbar noch keine Gefährtin hatte und sich wohl erst vor kurzer Zeit von seinem Rudel getrennt hatte. Das war sehr gut. Ich musste ihn einfach nur treiben, ohne ihn erst von anderen Tieren zu trennen. Das war kein Problem.
Zuerst scheuchte ich ihn ein wenig kreuz und quer, bis er erste Anzeichen von Ermüdung zeigte und wohl auch ein wenig kopflos war, weil er nicht wusste, in welche Richtung er nun fliehen sollte. Dann machte ich ernst. Obwohl ich nach fast acht Tagen ohne Nahrung ziemlich hungrig war, besaß ich Kraft und Ausdauer-das Ergebnis eines langjährigen Trainings, außerdem liebte ich es zu rennen.
Erst jetzt zeigte ich meine ganze Schnelligkeit und der Hirsch floh in Panik genau in die richtige Richtung. Ich setzte ihm hinterher und schnappte nach seinen Hinterläufen, um ihn noch mehr anzuspornen, so dass er sich richtig verausgabte, bevor er zu der Stelle kam, wo die schwarze Fähe lauerte.
Dort musste er ihr geradewegs in die Fänge laufen.

Mit einen breiten lächeln da ich die beiden an, irgendwie erinnern Sie mich an jemanden oder was sagst du meine süße fragte ich.

Ich beobachtete Odhran's geschäftiges Treiben mit dem jungen Hirsch gespannt. Meine Muskeln brannten vor Anspannung unter meinem Körper, der zu einem schnellen und sicheren Absprung bereit war. Ich kauerte mich zusammen, bedacht darauf keinerlei Geräusch zu erzeugen. Ich sah wie der flinke Rüde das Tier in meine Richtung trieb. Immer schneller. Du liebes bisschen is der Kerl fix. Der Hirsch kam eifrig in meine Richtung gerannt. Er hatte offenbar noch keinen Deut von mir wahrgenommen.

Und plötzlich ging alles ganz schnell. Es war so natürlich und gewohnt, dass ich gar nicht darüber nachdenken musste. Schon hob mein Körper ab, abgestoßen von meinen kräftigen Hinterbeinen und schleuderte mich aus dem Dickicht geradewegs auf das flüchtende, panische Tier zu. Mein Kiefer schloss sich um die Kehle des flüchtenden Huftiers und riss es behände zu Boden. Ich spürte das warme, pulsierende Blut an meinen Leftzen herunterlaufen. Ich biss noch fester zu, schnitt mit meinen Zähnen durch Fleisch, Sehnen und Muskeln. Unter mir der Körper des eben noch so flinken Tieres, dessen Leben ich mit einem weiteren, gezielten und kräftigen Biss auslöschte. Plötzlich wurde der Wehrhafte Bock ganz ruhig. Sein gezappel verebbte. Ich spürte, wie die Luft unter meinem Gewicht aus seiner Lunge wich. Und da lag er nun, begraben unter mir.

Ich sah zu, wie Morgra wie eine schwarze Urgewalt aus dem Gras emporsprang und dem Junghirsch ein rasches Ende bereitet.
Tja, wird wohl nichts mehr mit einem Harem und so, dachte ich vergnügt und leckte mir in Vorfreude schon mal die Lefzen. Dann setzte ich mich nieder, wartete in Ruhe ab, bis sich mein Atem wieder normalisierte, was recht schnell der Fall war und meinte trocken.
Gut gemacht.

Einen Moment hielt ich inne. Wer weiß wie mein neuer Bekannter wohl reagiert, wenn es ums fressen geht. Kurz konnte ich nicht anders und knurrte gereizt in seine Richtung. Dann besann ich mich, schließlich müsste dieser Damhirsch locker für uns beide reichen. Ich bereute sogleich was ich getan hatte, war es aber anders eben nicht gewohnt. Ich schirmte einen kleinen Teil des Tieres mit meinem Rumpf ab und begann ausgehungert zu fressen. Es gibt kein besseres Gefühl als nach tagelangem Fasten endlich wieder was zwischen die Zähne zu bekommen.