Das Krächzen eines Raben weckte mich. Knurrend von der Störung rollte ich mich auf die Pfoten, gähnte und streckte mich genüsslich. Der Rabe blickte mich keck von der Seite an, wandte sich dann jedoch wieder dem Blutverkrusteten Waldboden zu. Zum Glück, dass ich den Rest vergraben habe belustigt schaute ich dem Vogel eine Weile zu, der hier vorerst kein Glück haben würde, bis ich die Lust verlor. Von einer kichernden Laune getrieben sprang ich den Raben an und tänzelte grinsend um ihn herum -doch er verstand das Spiel nicht und flog empört krächzend davon. Ich zuckte mit dem Schweif und machte mich auf die Gegend erneut etwas zu erkunden.
Endlich war ich wieder zurück bei meinem Baum, an dem meine Makierung schon verblasste. Doch bevor ich meine Kuhle erreicht hatte fiel mir mein Fehler auf. Die alte Eiche hatte in der Zeit in der ich weg war einiges mehr an bunten Blättern abgeworfen und in einigen Tagen würde sie wohl Recht kahl sein. Ich sollte mir einen anderen Bin suchen. Vielleicht gibt es eine besonders breite Tanne, die wird mir besseren Schutz vor dem Schnee geben zufrieden eine Entscheidung gefällt zu haben grub ich den Rest des Kitz' aus und machte mich genüsslich darüber her. Das Blut war zwar schon getrocknet, aber dadurch daß es im Boden eingebuddelt war schmeckte es noch recht frisch. Ich sollte am Besten wieder etwas herumstreunern um zu sehen wo ich die beste Tanne finde überlegte ich kauenderweise. Doch im Moment machte ich mich an den Knochen zu schaffen und freute mich über die knacksen Herausforderung die Knochen zum Brechen zu bringen, nach dem vielen Fisch war es eine erfreuliche Abwechslung richtige Knochen zum drauf herumbeißen zu haben! Nachdem ich eine ganze Weile damit beschäftigt war, zum Punkt an dem mich das Nagen richtig anstrengenden, ruhte ich mich in der Kuhle aus bis mir die Augen langsam zufielen uns ich einen schläfrigen letzten Gedanken fasste Morgen werde ich mir was Neues suchen...
Es war noch immer dunkel als ich wach wurde, doch ich wusste, dass mir dieser Unterschied nicht allzu viel ausmachte. Nach einem langem Gähnen streckte ich mich ausgiebig und trat von der Woche weg. Und wieder ein zuHause das ich verlasse... Für einen Moment sah ich wehmütig zu meiner Kuhle, aber dann zuckten meine Ohren gen Wald und unter Eminem Fell kribbelte es vor Aufregung: [/i]ein neuer Tag, eine neue Kuhle, ich würde sicher noch einiges hier entdecken können[i] Freudig hopsend schlug ich einen Bekannten Weg ein, der mich weiter brachte.
Ich ging eine Weile, bis ich mitten im nirgendwo war. Ich konnte einige Geräusche wahrnehmen, doch ich war beim besten Willen nicht leise. Eine Maus die dumm genug war in die falsche Richtung zu rennen, packte ich lustlos bevor ich sie tötete und verspeißte. Es war nicht viel, aber es hielt mich immerhin bei Kräften. Ich ließ mich auf eine Pfoten sinken und legte mich hin. Wo war Neypal und die anderen verdammt. Er hatte mich einfach so alleine gelassen, und das sicher bloß weil die Beiden nun einen eigenen Welpen hatten. Ich bin ihnen völlig egal.. Lustigerweise kam mir keine Träne, aber dafür eine endlose Leere. Ich fühlte mich alleingelassen. Ich dachte vor mich hin. Diesen Ort hier zu verlassen kam für mich nicht in Frage. Schließlich war ich hier aufgewachsen.
In dem lichten Winterwald angekommen ließ ich mich sofort nieder; mein Hunger war zu groß um noch tiefer in das Unterholz zu laufen. Gierig riss ich den Hasen weiter auf und hatte nach kurzer Zeit die ganze Beite verputzt. Den Bauch voll geschlagen, lag ich entspannt auf dem Waldboden und nagte für eine Weile an einem Knochen herum um an das Wertvolle Knochenmarkt zu gelangen. Zufrieden von der ersten erfolgreichen Hasenjagt schenkte ich meiner Umgebung Recht wenig Aufmerksamkeit, doch ich gönnte mir die Ruhe und nagte weiter an den Knochen herum, was eine willkommene Beschäftigung war.
Nachdem ich einige Knochen zerkleinert hatte ließ ich den Rest liegen und stand auf. Einige Raben krächzten mir schon länger ins Ohr und hüpften nun mit offenem Schnabel näher mit jedem Schritt der ich mich von meinem Riss entfernte. Auch einen Fuchs konnte ich riechen, der wohl seinerseits mich beobachtet hatte und jetzt ebenfalls auf seine Gelegenheit hoffte -nur war der Hase kaum mehr als Fell und Knochen. Von eben plötzlichen starken Durst getrieben schlug ich einen leichten Trab an. Pfützen und kleine Bächlein gab es zwar überall aber mir war nach frische, klarem Wasser, was ebenfalls eine perfekte Gelegenheit war um das Blut um meinen Lefzen besser zu wegzuwaschen.
Während ich über den Waldboden preschte, scheuchte ich wohl den ein oder anderen Hasen oder die ein oder andere Maus auf. Mein Atem bildete kleine Wölkchen in der kühlen Luft. Ich genoss es, wie der Wind um meinen Körper strich, während ich noch immer im vollen Galopp durch die Bäume rannte. Erst nach einer Weile blieb ich hechelnd stehen. Ohne dass ich es wirklich hätte kontrollieren können, entrang sich meiner Kehle ein lang gezogenes Heule wilder Freude. Ja ich freute mich, doch worüber vermochte ich nicht zu sagen. Eine Weile blieb ich stehen und drehte aufmerksam die Ohren in alle Richtungen, lauschte dem rascheln der Bäume, dem Huschen der Hasen und Mäuse und dem Flüstern des Windes.
Nachdem ich so mit geschlossenen Augen einen Moment verharrt hatte, stieg mir der Geruch eines Rehs in die Nase und sorgte prompt dafür, dass ich mich jagdbereit anspannte. Ich duckte mich und schlich gegen den Wind vorwärts, dem Geruch folgend. Es dauerte nicht lange, bis ich das Reh im Dickicht entdeckte. Da der Boden mit Herbstblättern bedeckt war, war ich durchaus ein wenig getarnt. So gelang es mir recht nah an das Tier heran zu kommen. Ein letztes Anspannen ehe ich entschlossen knurrend vorsprang und mit aller Kraft mich gegen das Reh warf. Dieses röhrte überrascht auf und strauchelte zur Seite, was ich nutzte um mich im Nacken des Tieres zu verbeissen, bis dieser brach.
Überrascht dass ich meine Jagdfähigkeit noch nicht verloren hatte spielte ich mit den Ohren und sah auf den Leib des Rehs hinab. Ich fing an fröhlich zu bellen und zu jaulen, ehe ich es am Nacken packte und so versuchte es Richtung Rudelplatz zu schleifen.
Immer noch knurrend und mieß gelaunt stapfte ich weiter durch den Wald bis ich schließlich ein anderes Rudel riechen konnte. Ich blieb stehen und sah auf. Normal würde ich die jetzt aufmischen doch ich bin hier nicht Zuhause. Leider. ich drehte ab und ging weiter. (Lachsfluss)
Wie eine Wilde jagte ich durch den Wald. Ich wusste nicht, ob Zero mich wirklich verfolgte, doch ich wollte ihm wenn möglich so lange wie möglich entgehen. Immer wieder sprang ich über Steine und umgestürzte Bäume, während ich im Zickzack an den lebenden Bäumen vorbeihetzte. Der Fluchtinstinkt hatte schon längst Überhand genommen, gleichwohl ich nach wie vor vereinzelte Lacher ausstieß.
Immer wieder hängte sie mich durch gleinigkeiten ab, aber jetzt wo ich darüber während des Laufs nach dachte viel mir etwas auf. Eigentlich ist sie wie ein Reh!Dachte ich grinsend, und somit stellte ich mir vor das ich genau diesem Tier hinterer rannte. Lustigerweise funktionierte es sogar, und endlich holte ich in großen Sprüngen auf. Allerdings war mir das nicht genug. Ich fing an sie zu überholen, und knapp vor ihr machte ich eine schnelle linkskurve, um ihr den Weg abzuschneiden.
Ich hörte Zero atmen, ich hörte das Pfotengetrappel in meinem Rücken. Doch ich wagte es nicht nach hinten zu sehen, sondern versuchte jedes bisschen Geschwindigkeit aus meinem Körper herauszuholen - ohne Erfolg. Ich blieb so langsam wie ich war und der kalte Wind ließ meine Glieder unter dem nassen Fell steif werden. Plötzlich war da dieser weiße Blitz an meiner Seite und wenig später stand Zero plötzlich vor mir. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig zu bremsen und raste volles Rohr in ihn rein. Ich spürte das Fell, hörte das Klingeln meiner Ohren und den dumpfen Aufprall. Ächzend blieb ich im Schnee liegen, schwer atmend wie ein Altwolf. Vorsichtig schielte ich auf Zero. Ob er sich verletzt hatte?
Es war zwar mein Plan das sie in mich hinein rannte, aber ich hätte bei weiten nicht gedacht das es so weh tun könnte! Kugelnd wurde ich nach hinten gestoßen, und nun lag ich auf der Seite und musste mich erst einmal orientieren. Langsam setzte ich mich auf. Gut, also so jagt man schon mal nicht..für einige Sekunden drehte sich die Welt noch, als es vorbei war und ich mich an Tala erinnerte. Schnell drehte ich den Kopf zu ihr. Gehts dir gut? Fragte ich leicht besorgt.
Ich nickte und erhob mich soweit, dass ich wieder auf dem Bauch lag. Schwach grinste ich, bis die Welt wieder gerade war und ich Zero wieder in voller Pracht sah. Irritiert schüttelte ich den Kopf, dann war ich wieder bei Sinnen. Ich würde sagen, das war unentschieden! Kurz probierte ich mich aufzusetzen, doch ich war vom Laufen fix und alle und blieb daher lieber liegen. Ein leises Gähnen entfuhr mir, woraufhin ich kurz beschämt die Ohren anlegte. Würde es dir was ausmachen ein Schläfchen zu halten?
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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31.10.2017 00:10
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