(Da Alessios Spielerin momentan nicht so viel Zeit hat, können wir ihn erstmal mitziehen)

Ich beobachtete, wie der graue Wolf zu uns herunter kam und nickte dann enthusiastisch. "Ja, das ist gut."
Kurz meinte ich einen Ausdruck des Schmerzes auf seinem Gesicht zu sehen. An seinen Beinen fielen mir einige Narben auf, die aber schon älter sein mussten. Schnell schaute ich wieder hoch und zu Alessio, der schon einen Bogen um uns machte und lostrabte, um nicht zu forsch zu sein. Ich sammelte mich noch einen Augenblick lang und setzte mich dann auch entschlossen in Bewegung. Ich musste mich konzentrieren. Auch, wenn ich gut auf unebenem Boden zurechtkam, war das Gelände hier nicht gerade ungefährlich. Hugh hatte eben auf zwei Rehe hingewiesen. Die hatten sich nun schon deutlich weiter von uns entfernt, aber wir konnten uns noch gut annähern. Ich schloss von rechts immer Näher zu unserer Beute auf und vergewisserte mich, dass @Kiran auch bereit war, damit wir gleichzeitig mit dem Treiben beginnen konnten.

Ich achtete auf die anderen, ließ aber erst mal Naya leiten. Trotzdem beobachtete ich die Tiere und nahm meine Position ein, ich schätzte ich würde den letzten Biss machen oder helfen die Beute zu Fall zu bringen. Ich war nicht sonderlich ausdauernd oder schnell aber ich war stark. Meine Rute pendelte fröhlich hin und her, eine Jagt war aufregend.

Ich nickte Naya zu und wandte mich nach links ab. Ich liebte diese felsige Gegend jetzt schon, denn das hier war genau mein Ding. Je unebener der Boden würde, umso sicherer trat ich auf und umso besser konnte ich mich konzentrieren. Wenn da nicht das Magenknurren wäre, welches mich immer wieder ablenkte. Wahrscheinlich vertreibe ich damit noch die Rehe, ärgerte ich mi h über mich, während ich eine Pfote vor die andere setzte und mich an die Rehe anpirschte.

Als ich meinen Platz erreichte, blickte ich mich vorsichtig nach der Fähe um. Ich nickte ihr zu, spannte meine Muskeln an, meine Rute stand sekrecht ab und meine Krallen gruben sich tief in den Boden. Ja, ich war bereit. Das Kommando zur Jagd konnte kommen.

Es dauerte nicht lange, bis wir drei unsere Plätze eingenommen hatten. Die Rehe waren bereits etwas unruhig. Kiran nickte mir zu und auch Alessio schien bereit. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich gerade die Jagd anleitete. Das war eine viel zu große Aufgabe! das hatte ich noch nie gemacht! Meine Rute lag eng an meinem Bein an und war beinahe eingeklemmt. Was, wenn ich etwas falsch machte? Was, wenn die Rehe ausbrachen und jemanden verletzten? Nervös zuckten meine Ohren. In diesem Moment hätte ich die Führung lieber einem der anderen überlassen, doch ich tat es nicht. Noch immer angespannt setzte ich mich in Bewegung, begleitet von einem eher zögerlichem Heulen. Kaum, dass meine Vorderpfoten wieder den Boden berührten, waren die Rehe losgerannt. Die Treibjagd konnte beginnen.

Auf Nayas Zeichen hin gab ich Gas und drückte mich kraftvoll mit den Hinterläufen ab, um über den Felsen hervorzuspringen, welcher mich vor den wachsamen Blicken der Rehe geschützt hatte. Meine Krallen gruben sich tief in die feste Erde, während ich mich Meter um Meter den vor uns fliehenden Rehen näherte. Ich versuchte sie nicht ausbrechen zu lassen, schützte meine linke Seite so gut es ging und heulte laut auf. Endlich Rehe dachte ich und freute mich schon tierisch auf den Leckerbissen. In den letzten Wochen gab es ja immer nur Kleinvieh zum fressen.

Der Hunger trieb mich dazu, mich besonders anzustrengen. Nochmals blickte ich zu Naya und lächelte. Auch wenn ich es ungern zugab - es machte mir Spaß im Rudel zu jagen.

Zusammen mit Kiran trieb ich die Rehe zwischen den Bäumen hindurch. Noch hielten wir sie zusammen, aber ich wusste, dass wir bald ein einzelnes als Beute auswählen mussten. Eines, das zurückfiel weil es stolperte, oder krank war, oder eines, das offensichtlich schwach oder verletzt war und den Kampf nicht gewinnen würde.
Kiran schien das Ganze auf jeden Fall Spaß zu machen, denn er heulte freudig auf. Bisher schien er schon einmal gut im Team arbeiten zu können.
Ich legte mich noch ein wenig mehr ins Zeug, hoffend, dass die Panik die Rehe bald dazu bringen würde einen falschen Schritt zu machen.
Alessio würde erkennen, welches Reh er erlegen konnte.

Entschlossen schnappte ich hinter den Rehen immer wieder in die Luft und versuchte sie an ihren Hinterläufen zu erwischen. Verletzte Tiere wurden schnell langsamer und waren somit leichtere Beute. Ich genoss die kalte Luft, die meine Lungen füllte und setzte noch einmal zum Sprung nach vorne an, erwischte das eine Reh am Hinterlauf und biss zu. Sofort schmeckte ich das warme Blut, welches mir zwischen den Zähnen hinablief und mein weißes Fell unter dem Kinn rot verfärbte. Ich ließ los. "Ich hab es erwischt!" rief ich zu der rötlichen Wölfin und triumphierte innerlich. Vielleicht würde mir das etwas Respekt einbringen bei diesen beiden Wölfen.

Der Neuling war schnell, und er erwischte ein Reh. Schon jetzt machte sich Erleichterung in mir breit, doch die Jagd war noch nicht vorbei. Bestätigend wuffte ich Kiran zu und sah, wie das Reh strauchelte. Kurz meinte ich, es würde fallen, doch noch hielt es sich auf den Beinen. Alessio hatte bereits zu Angriff angesetzt und verbiss sich mit einem Sprung seitlich im Hals des langsamer werdenden Tieres. Das Reh blieb stehen und endlich bekam auch ich es zu packen. Noch konnte es nach uns austreten, doch ich verbiss mich schnell in dem einen Hinterlauf, um es zu fixieren und auf den Boden zu ziehen. Alessio würde ihm den tödlichen Biss versetzten.
Obwohl meine Kraft etwas zu wünschen übrig ließ, und somit das Reh eher mich mit seinen letzten Schritten mitschleifte, war es ein gutes Gefühl alleine, ohne einen älteren, erfahrenen Jäger, ein Reh zu fangen.

Während dem Lauf sah ich Alessio aus dem Gebüsch stürzen, der sich direkt seitlich am Hals des Rehs verbiss. Ich zögerte nicht lange, sprang an Nayas Seite und packte mit an, sodass wir zusammen das Reh auf dem Boden fixieren konnten. Ich freute mich auf das Essen. Als das Reh endlich aufhörte zu zappeln, ließ ich los, leckte mir das Blut von den Lefzen und blickte erwartungsvoll die anderen Wölfe an. Ich war in deren Gebiet, also wartete ich die Einladung zum Essen besser mal ab. Mein Blick fiel auf die Hinterhand der Beute und sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. “Haben wir ja ganz gut hinbekommen“, meinte ich zu den beiden.

Ich freute mich aber nicht nur über die Jagd, sondern dass mir die Geschwindigkeit auch nichts mehr auszumachen schien. Hin und wieder hatte ich ein kurzes Stechen verspürt, was aber mehr dem unebenen Boden geschuldet war.

Fröhlich wedelte meine Rute während ich mir das Blut von den Lefzen leckte. Das hat Spaß gemacht, gut gemacht ihr beiden , sagte ich bin einem breiten Grinsen. Habt ihr Hunger? Nach den Regeln des Rudels dürfen wir jetzt zuerst fressen, fragte ich die beiden und leckte mir den Rest Blut von Lefzen und Brust.

Begeistert löste ich mich von dem Hinterlauf des Rehs und grinste die anderen an. Geschafft! Beide sahen unverletzt aus und schienen genau so froh wie ich. Innerlich strahlte ich noch mehr vor Stolz, dass wir es geschafft hatten, aber ich blieb ruhig, denn ich wollte mich nicht wie ein Jungwolf aufführen. Ein piepsiges "Ja!" entfuhr mit trotzdem. Hungrig beäugte ich die Beute kurz, bevor ich mich mit wedelnder Rute und doch etwas welpischem Übermut auf das weiche Fleisch am Bauch stürzte. Die Leber rührte ich nicht an, denn die gebührte natürlich Alessio.

Erleichtert wedelte ich mit der Rute. Mein Magen schmerzte langsam vor lauter Hunger, sodass ich die Einladung zum Fressen gerne annahm.
Voller Genuss biss ich in die Hinterkeule, riss mit aller Kraft mehrmals daran und zog diese sodann ein wenig von den anderen weg um mich dann niederzulassen.

Ein paar Mal schleckte ich genüsslich am Fleisch entlang um dann meine scharfen Zähne reinzuschlagen. Ich würgte das große Stück Fleisch mehr runter, als dass ich kaute und genoss den Geschmack im Mund. Reh ist halt was feines, dachte ich und schleckte mir die Pfoten sauber. Ich hatte die ganze Keule innerhalb weniger Minuten verspeist und blickte nun erwartungsvoll zu den anderen.

Meine Rute wedelte so schnell, dass mein Hintern sich hin und her bewegte. Beide schienen großen Hunger zu haben und ich merkte auch meinen Magen. Schnell steckte ich meinen Kopf in den Bauch des Tieres und riss mir die Leber heraus. Ich fraß die Hälfte und dann noch ein wenig Bauchfleisch. Die andere Hälfte der Leber legte ich vor Naya und grinste sie an. Fröhlich wedelte ich weiter und warf auch Kiran ein fröhliches grinsen zu. Auch er hatte es sehr gut gemacht, er schien ja verletzt gewesen zu sein aber es schien ihn nicht stark zu behindern.

Ein Stück Leber landete vor meiner Schnauze. Erst wollte ich es beiläufig wieder zu Alessio schieben, dann starrte ich ihn in Erstaunen an, als ich erkannte, dass er es absichtlich vor mich gelegt hatte. Sein Grinsen ging auf mich über und ich strahlte ihn kurz an, bis mein Lächeln nicht mehr weg ging und mir wieder so warm wurde. In dem kläglichen Versuch das zu verstecken begann ich auf dem Stück Leber herum zu kauen. Ich wusste gar nicht, ob ich schon mal Leber von einem Größeren Tier als einem Hasen gefressen hatte, denn ich hatte ja nie eines selbst erlegt.
Ich wollte gar nicht, dass der Moment aufhörte. Einfach dasitzen und mit neuen Freunden die Zeit verbringen, ohne sich Sorgen um etwas machen zu müssen.

Kiran sah genau so glücklich und satt aus, wie ich mich fühlte. Zufrieden lächelte ich ihm zu. Ich war mir sicher, dass er im Bergrudel auch bei den anderen gut Anschluss finden würde.

Genussvoll leckte ich mir die letzten Reste der Beute vom Maul, schleckte meine blutigen Pfoten sauber und blickte dann sehnsüchtig zu den Felsen hinauf. In den Wintermonaten war es eh schwer ein Stück Sonne zu erhaschen, doch hier unten würde sie sich sicherlich niemals blicken lassen. Wie gerne wäre ich jetzt oben und könnte mich dort gemütlich ausstrecken. Doch es würde sicherlich nicht gut ankommen bei meinen beiden Jagdpartnern, wenn ich sie einfach stehen lasse und die Felsen hinauf klettere, vor allem, da ich mich in deren Revier befinde. Also entschloss ich mich, die beiden einfach anzusprechen. “Wie ist der weitere Plan?“