Sie stob lachend davon. Tänzelnd und mit wirbelnden Sprüngen entfernte sie sich von mir. Ich folgte ihr - Ließ mich vollkommen auf diesen wilden Tanz ein. Zentimeter für Zentimeter verkleinerte ich den Abstand zwischen uns, wann immer sie kurz stoppte um mich anzugrinsen.
Raava war unvorsichtig und ihre Ausdauer schwand. Bald hechelte sie und schließlich stolperte sie. Sie fiel zu Boden und drehte sich in meine Richtung, zeigte mir die Zähne. Ich schloss die letzte Lücke zwischen uns mit einem finalen Sprung - nagelte sie unter meinem Körper fest. "Hab dich!", knurrte ich dunkel - inzwischen war ich mir der Wirkung sehr wohl bewusst - und senkte meine Nase zu ihrer hinab. Noch immer pendelte meine Rute fröhlich durch die Luft und schließlich lachte ich leise. Befreit und unglaublich glücklich.

Obwohl ich bereit dafür war, verzögerte sich meine Reaktion und schon hatte mich Shiva unter sich gefangen, ohne dass ich weiter dagegen kämpfen konnte - aber das war sowieso nicht in meinem Sinn gewesen. Ich hechelte, ob vom Rennen oder Aufregung war gerade gleich. Meine Pupillen waren geweitet. Das Herz galoppierte.
Oh nein! gespielt winselte ich, halb lachend. Dann wurde ich ganz still. Wir sind uns plötzlich so nah.. Zeit dehnte sich.
Sie knurrte, ihre Worte untermalend, und ich musste die Augen schließen, um mich zu beherrschen. Es klappte mehr schlecht als recht. Ich schleckte ihr über die Nase, die mir näher kam und dann weiter über die rechte Wange. Ganz zart und liebevoll. Ich war auf einmal wieder völlig ruhig. Ruhig und seelig, wie ich so unter ihrem warmen sandfarbene Pelz lag, als hätte ich endlich den Ort gefunden, wo ich sein wollte: bei ihr, ganz nah und endlich wusste ich, dass ich willkommen war. Ich reckte meinen Kopf hoch und ließ meine Zunge von der Wange weiter zum Ohr wandern. Ich brummte wohlig, während der Liebkosung. Ich hab dich lieb dachte ich, Ich hab dich sehr gern flüsterte ich in ihr Ohr. Ich lehnte mich zurück, den Kopf auf den Boden und sah sie an. Du bist wunderschön

"Du machst mich wahnsinnig", brummte ich und hielt angespannt den Atem an. Sie liebkoste meine Wange und wanderte schließlich langsam - als wolle sie mich foltern - zu meinem Ohr hoch. "Du spielst mit dem Feuer, Raava." 'Über kurz oder lang wirst du dich daran verbrennen' Ihre geflüsterten Worte. Die sanften Berührungen. Ihre Nähe - Ihre Wärme und ihr lieblicher Geruch. Es umnebelte meine Sinne und zog mich gleichzeitig in einen Bann. Ich war ihr vollkommen verfallen.
Während sie sich zurücklehnte, folgte mein Kopf dem ihrigen. Meine Nase drückte sich sachte gegen ihre Stirn und verweilte dort, bis mein Verstand wieder klarer wurde.

Ich kicherte. Es war zwar bewölkt, aber ein Sonnenstrahl traf wohl gerade Shivas Rücken wodurch es für mich so aussah, als hätte sie ein Fell aus flammen. Wie passend zu ihrer Wortwahl
Als sie dann meine Stirn berührte seufzte ich auf. Der sachte Druck half meine Gedanken zu ordnen und mich überkam das Gefühl, wie wenn an nach einem langen erholsamen und schönen Traum aufwachte. Ich "wachte" also "auf" und befand mich dennoch weiter in meinem Traum wie schön! und seufzte erneut wohlig auf, erleichtert und entspannt. Jetzt war ich wieder ganz ruhig und den Kopf schien normal zu funktionieren. Da waren plötzlich wieder die Vogelstimmen über uns und der Wind, der die Blätter wiegte. Trotzdem war alles ruhig und auf Shiva fokussiert.
Zeit dehnte sich, aber nicht im ungemütlichen Sinn: ich könnte ewig so liegen bleiben, umschlungen und friedlich.
Aber jetzt, da meine Gedanken zurückkehrten und ich wieder im Stande war auch anderes in mein Bewusstsein zu lassen, war klar, dass wir nicht für immer so verweilen konnte.
Was machen wir jetzt? meine Stimme war noch ganz weich und leise, spiegelte mein momentan tiefenentspanntes Inneres Aus der Wolfsgruppe wird wohl nichts, Cato und Azzuan sind weg. Meinst du wie finden irgendwas anderes? Ich glaube ich fände es doch schön in einer Gemeinschaft zu leben.. ich schielte hoch zu ihr aber nur, wenn du auch dabei bist. ließ ich unausgesprochen, aber es hing auch so in der Luft.

Raava brach die herrschende Stille. Ihr Wunsch nach dem Leben in einer Gemeinschaft, ließ mich nachdenklich werden. "Im Tal gibt es ein paar Rudel. Da könnten wir es vielleicht versuchen.", meinte ich schließlich und zuckte leicht mit den Ohren, "Wenn wir uns einem anschließen wollen, sollten wir allerdings erst ein paar Informationen über sie einholen" Ich würde mich sicherlich keinem anschließen, welches schwach war oder sich nicht behaupten konnte. Einen Alpha, wie der meines Geburtsrudels es gewesen war, brauchte ich ebenfalls kein zweites Mal.
Ich zuckte leicht mit den Ohren und ließ von der bunten Fähe ab. Leichtfüßig tat ich ein paar Schritte zum Waldrand und blickte dann auffordernd zurück zu Raava. "Wir sollten uns so oder so ein wenig umhören. Vielleicht gibt es neben den Rudeln auch noch eine andere Gruppe im Tal?", sprach ich und streckte mich kurz. Vielleicht fanden wir ja irgendwo den amtierenden Gummiball. Ich mochte den Rüden zwar nicht, aber als Informationsquelle war er doch sehr nützlich - Zumindest war er das damals. "Wir könnten Basta suchen. Der kennt sich im Tal doch gut aus", schlug ich daher - wenn auch etwas widerstrebend vor. Sollten wir den Rüden tatsächlich finden, würde der mich sicherlich einiges an Nerven kosten.

Stimmt, es gab ja die vielen Rudel.. gedanklich probierte ich das Wort aus Rudel es hatte einen warmen klang, aber ich befürchtete dort auf eine Reihe sozialer Regeln zu stoßen von denen ich keine Ahnung hatte. Ich rollte mich auf meine Pfoten und stand ebenfalls auf. Meine positiven Gedanken rutschten ab.. Unbemerkt schnüffelte ich kurz an mir selbst und schalt mich innerlich sofort dafür. Der Menschengeruch war längst verschwunden und doch machte es mich nervös.
Stattdessen roch ich Shiva an mir. Mein Herz hüpfte. Nervös und aufgeregt, ich bin bereit ein Rudel auszuprobieren!
Dass Shiva gleich einen Plan hatte machte es auch leichter die Sorgen zurück zu halten, natürlich wollte sie gleich Informationen holen. Fünf Rudel waren es, wenn ich mich recht entsinnte oder vier & ein halb, da musste das richtige erst einmal gefunden werden. Kann man denn einfach so einem beitreten? Gibt es Prüfungen? Muss man erst auf den Boden kriechen? Ich hatte das Prinzip der Rangordnung nur soweit verstanden, dass Alpha und Beta die Personen mit höchster Autorität waren, was genau das für mich bedeuten würde war mir noch schleierhaft. Doch diese Probleme würden erst später auf mich warten.

Als Shiva das lebende Lexikon ansprach lachte ich auf: Ich dachte du haltest nicht viel von Basta?
Neckend stupste ich sie an, nachdem ich ihr zum Waldrand gefolgt war und hob dann prüfend die Schnauze, als ob ich ihn von hier aus riechen konnte. Ich roch natürlich gar nichts, zumindest keinen anderen Wolf. Grinsend über mich selbst schüttelte ich den Kopf. Ich mochte Basta. Er war verständnisvoll und schien nicht über die Präferenzen anderer zu urteilen, außerdem schien er immer voller Energie und guter Laune. Wobei ich nicht immer sicher war, ob er tatsächlich so empfand. Auf jeden Fall hatte ich persönlich ihn nur als freundlich erlebt.
Hmm, soweit ich weiß rennt er im ganzen Tal herum, so viele wie er kennt, er könnte überall sein! geistlich versuchte ich mir einen ungefähren Umriss des Tals aufzurufen Vielleicht suchen wir erst am Rand und arbeiten uns zur Mitte vor? Vielleicht fanden wir ihn direkt am nächsten Ort oder vielleicht würden wir einen anderen Wolf finden, der uns weiterhelfen konnte.

Ewig lang war ich bereits unterwegs gewesen. Ich lief von einem kleineren Berg zum nächsten und hoffte irgendwann auf eine Höhle zu treffen, die meinen Wünschen entsprechen würde. Jede die ich bisher fand, war entweder zu klein oder der Eingang ging zu steil herab. Doch dann fand ich den Jackpot. Auf meiner Suche fand ich eine Höhle, vor der zwei wunderschöne Fähen standen. „Holla, die Waldfee!“, sagte ich leise und kaum hörbar für sie und musterte die beiden. Sie hatten traumhafte Fellbemalungen und wenn ich doch nur ein wenig jünger gewesen wäre, dann hätten sie mich ganz verlegen gemacht. Aber ich sah ein, dass diese Zeiten vorbei sind.
Ich trat langsam näher, aber blieb um einige Längen vor ihnen stehen, sodass ich ihnen genug Freiraum gab. „Hey Mädels!“, rief ich den beiden zu und wedelte freundlich mit meiner Rute, „Hübsche Höhle habt ihr da.“. Auch wenn die beiden mich nicht in Verlegenheit brachten, wusste ich einfach nicht was ich sagen sollte. Die Gewohnheit, immer mit den selben Wölfen zu reden, die man kannte, hatte mich sozial einstauben lassen. Nachdem die Worte bereits raus waren, merkte ich erst, wie bescheuert sich das anhörte. Ich fing an zu stammeln und brachte dann doch einen, mehr oder weniger, besseren Satz heraus: „Nun ihr.. seid ihr.. ein Rudel? .. ich meinte, seid ihr in einem Rudel oder sowas?“. Ich hoffte noch immer schnell ein Rudel zu finden, um dann wieder meinen bequemen Lebensstil auszuleben. Vielleicht waren sie mein Ticket in die Bequemlichkeit.
Als ich fertig war mit reden, merkte ich erst, wie heiß mein Gesicht eigentlich war und wenn es nicht komplett mit Fell bedenkt wäre, dann wäre ich vermutlich so rot wie eine Tomate. Ich hatte bereits vergessen wie furchtbar es war, alleine auf Fremde Wölfe zu treffen. Erst jetzt, wo ich geduldig auf eine Antwort wartete und nervös zwischen den beiden hin und her sah, bemerkte ich, wie klein sie waren. Auch wenn ich die letzten Jahre überwiegend von Rüden umgeben war, wirkten sie im Verhältnis eher klein. Ob ich wohl so weit gereist bin, dass ich jetzt in dem Land der Kleinwüchsigen bin?

Ich trat unter der Weide durch und lief den kurzen Weg hoch. @Raava?, rief ich und sah die bunte Fähe tatsächlich kurz darauf. Auch die rote Fähe Shiva war bei ihr und ich lächelte ihnen freundlich zu, auch dem älteren gräulichen Wolf schenkte ich ein Lächeln.
Kurz sah ich mich nach meiner Begleitung um und richtete dann meine Aufmerksamkeit zurück auf Raava, hast du kurz Zeit ich wollte dich etwas fragen . Fragte ich freundlich.

Bevor wir aber die Lichtung verlassen konnten, trat ein anderer Wolf daher und meine Ohren drehten sich sofort zurück als er das Maul auftat. Mädels?! Soll das eine Anmache sein oder sagt der das immer so? meine fröhliche Miene wurde zu meinem typischen neutralen Ausdruck, der eher grisgrämig wirkte. Aber der Wolf schien harmlos, beinahe nervös und vom Geruch her schon sehr alt. Und sehr neu hier, der kann uns gar keine Auskunft geben über die Rudel innerlich seufzte ich auf.
Trotzdem drehte ich mich zu ihm um und bekam gleich schlechtere Laune: ich war wohl so lange nur von Shiva umgeben, ich hatte fast vergessen, dass ich zu allen - und besonders Rüden- Aufsehen musste.
Nein, wir sind kein Rudel. Die bestehen normalerweise auch aus mehr als zwei Wölfe, soweit ich weiß aber ich bemühte mich weiter ihn freundlich anzusprechen und hoffte, dass Shiva mir aushelfen konnte. Hier ist keins in der Nähe, aber es gibt fünf hier im Tal Ich verschwieg, dass wir selber auf der Suche waren.

Plötzlich kam ein zweiter Rüde auf den Platz, aber diesmal zuckten meine Ohren freundlich nach vorne Azzuan! Er war mir ein Freund, wenngleich ich ihn nur selten getroffen hatte. Vielleicht weiß er etwas über die Rudel?
Schieß los, vielleicht kannst du dann auch eine Frage von uns beantworten! Ich grinste Shiva kurz zu, wenn sie Glück hatte, mussten wir Basta doch nicht aufsuchen.

"Ich halte auch nicht viel von ihm. Er ist ein verfluchter Gummiball!", meinte ich harsch und schüttelte leicht meinen Kopf. Leider war Basta aber auch ein wandelndes Lexikon und wir konnten sein Wissen wirklich gebrauchen.
Raava redete weiter und ich gab ihr Recht. Der fröhliche Rüde konnte überall sein. Er könnte überall und nirgendwo zugleich sein. "Wir sollten...", begann ich und stoppte, als sich laute Pfotenschritte näherten. Äste ächzend und brachen knackend in zwei, als ein gebrechlich wirkender Rüde aus dem Dickicht trat. Meine Ohren drehten sich genervt zurück - "Hey Mädels" - Was war das denn? "Die Höhle gehört nicht uns.", brummte ich kaltschnäuzig. Die bunte Fähe neben mir klang erheblich freundlicher. "Wir wissen selbst nicht viel über die Rudel" Dies entsprach der Wahrheit. Wir konnten ihm keine Informationen liefern - Er uns ebenfalls nicht.
Dann näherte sich schon wieder ein Wolf. Diesen kannte ich aber. Er begrüßte Raava und wollte mit ihr reden. Na vielleicht würde ich so zumindest Basta aus dem Weg gehen können.

Meine Worte kamen verständlicherweise nicht gut bei den beiden Fähen an. Sie schienen sogar sehr genervt von mir. Vielleicht hätte ich das anders angehen sollen, ich hätte mich vermutlich erst vorstellen sollen.. ja, dass wäre nicht schlecht gewesen.
Aber selbst wenn, dann hätte es mir auf der Suche nach einem Rudel vermutlich auch nicht viel geholfen, denn wie sie sagten, waren sie in keinem und wussten auch nicht viel drüber, außer dass es wohl fünf gab. Also wird es sicherlich keine allzu harte arbeit werden, dass passende zu finden.
Mit einem Nicken und einer freundlichen Miene bedankte ich mich bei den beiden und wollte schon einen Abgang machen, als plötzlich zwei weitere Wölfe zu uns gespurtet kamen. Da sie nicht feindselig auf mich wirkten – und der weiße Rüde mich sogar anlächelte – entschloss ich mich doch dazu, einen Moment hier zu bleiben. Womöglich würde ich dabei noch etwas erfahren, was mir hilfreich werden könnte. Ich setzte mich also auf meinen Flauschigen Hintern und lauschte aufmerksam bei dem Gespräch.

Meine Rute wedelte fröhlich und ich lächelte, bestimmt können wir auch behilflich sein. Aber erst mal die Frage, also das ist meine Freundin Lyvianne und wir suchen die Tochter einer ihrer Freundinnen. Sie riecht genauso wie sie, da sie im gleichen Rudel sind. Wir haben schon überall gesucht aber finden sie einfach nicht, ich hatte gehofft ihr hättet sie vielleicht gesehen. Aber Lyvianne kann sicher besser beschreiben wie sie aussieht. Sagte ich dann mit Blick zu meiner Begleitung, ich hoffte es war ihr nicht unangenehm vor Fremden zu sprechen. Ich hatte sie bis jetzt nicht als sonderlich schüchtern eingeschätzt aber man wusste ja nie. Trotzdem lehnte ich unbewusst meine Hüfte gegen ihre.

Meine Hoffnung starb schnell, denn Shiva klang so wie ich mich gefühlt hatte. Ich musste grinsen.
Der alte Rüde hatte jedenfalls seine Antwort erhalten und würde wahrscheinlich ebenfalls seinen Nutzen aus unserem Gespräch mit Azzuan ziehen. Dabei missfiel mir, dass er immernoch da war, sich einfach hingesetzt hatte um uns so offen zu lauschen. Genervt bleckte ich kurz die Zähne und leckte mit über die Lefzen, um die Geste zu überspielen. Bisher war alles freundlich verlaufen, kein Grund gleich wieder hitzköpfig zu werden! Ich stellte mich näher zu Shiva, das half.

Aufmerksam hörte ich Azzuan zu und beobachtete wie eine ebenfalls weiße Fähe hinter ihm hervortrat und er sich zu ihr stellte. Sie wirkte etwas zurückhaltend, aber Azzuan blieb eng an ihrer Seite. Unbewusst rückte ich bei dem Anblick ebenfalls noch ein Stück näher an Shiva heran. Dabei musste ich an unser vorheriges Gespräch denken und wurde rot unter meinem Fell.
Schnell lenkte ich mich ab. Ein Rudelwolf also...Lyvianne ungeniert schnüffelte ich in ihre Richtung. Da war er, der Geruch von einem Wolf aber auch ganz vielen zugleich: der Geruch eines Rudels. Interessiert klappte ich meine großen Lauscher in ihre Richtung.
Aber was der weiße Rüde zu erklären versuchte ließ mich den Kopf schief legen. Ihr sucht die Tochter einer Freundin deiner Freundin vom selben Rudel? fasste ich zusammen, es klang wie ein Zungenbrecher. Ich schnupperte erneut Also hier in der Gegend hat sich kein Wolf mit solchem Geruch aufgehalten, ich blickte fragen zu Shiva, vielleicht hatte sie etwas aufgespürt. aber vielleicht haben wir sie gesehen. Jetzt lag es an der weißen Fähe sie zu beschreiben.