Verwirrend.
Das wohl beste Wort um die derzeitige Situation zu erklären.

Ich war seit einigen Minuten wach und mein Kopf arbeitete auf Hochtouren - Warum hatte ich geschlafen?
Mit einer der wichtigsten Fragen. Neben 'Wieso hab ich überhaupt geschlafen?', 'Wieso schläft Raava ebenfalls?' - Zuvor hatte ich mich natürlich vergewissert, dass sie auch wirklich atmete - 'Was genau ist vorgefallen?' und meiner Lieblingsfrage 'Wo war bitte der weiße Rüde abgeblieben?'. Ich versuchte irgendwie aus meinen letzten Erinnerungen schlau zu werden.
Wir haben uns unterhalten - Raava, Onos, Azzuan und ich. Doch der Altwolf verzog sich nach einer Weile, um sein eigenes Glück zu suchen. Raava stellte noch eine Frage an Azzuan und dann...? Nichts. Filmriss. Genervt zog ich eine Grimasse. Wie mich diese Unwissenheit störte!
Seufzend stupste ich Raava sanft gegen die Flanke. "Wach auf!", meinte ich und leckte mir nachdenklich über die Lefzen. Ich wollte mir um die bunte Fähe gerade wirklich keine Sorgen machen! - Was ich aber momentan tat! Es behagte mir gar nicht, dass die kleine Wölfin noch immer schlief und sich sonst nicht regte. Normale Atmung hin, Normale Atmung her.
Es war viel zu kalt! Die Jahreszeit war nicht mehr die Selbe und... Es konnte doch einfach nicht mit rechten Dingen zugehen! "Jetzt wach schon auf, @Raava!", grollte ich und drückte meine Tatze einfach fester gegen ihren Körper, bevor meine Nase sich in ihrem Fell vergrub. "Bitte!" Jetzt... klang ich auch schon flehend.

Ich schreckte auf. Innerlich. Etwas zerrte an mir, schubste mich. Ich wollte aufspringen, knurrend, und mich verteidigen. Stattdessen wurde mein Körper nur langsam wach und nur langsam sickerten Informationen über meine Umgebung ein. Ich hörte "wach auf" und meinen Namen, spürte den kalten Wind und eine Tatze, die sich ungemütlich gegen mich drückte. Aber das schlimmste war wohl der Geruch udn Geschmack auf meiner Zunge: Faul und Giftig und so unnatürlich, dass es in mir nur eine Schlussfolgerung ließ:
Menschen!
Jetzt war ich hellwach. Ich schnappte nach Luft und nach der Tatze, doch zuvor erreicht ein weiteres Wort meine Gedanken und ich hielt inne.
Shiva

Ich blinzelte als wäre ich erstaunt, dass sie da war, über mir stehend, als träumte ich noch und diese wundervolle Fähe erschien mir. "Bitte" klang mir in den Ohren nach, so zerbrechlich, dass ich endlich aufsprang und dann meine Stirn gegen ihre Schulter rieb.
Es ist alles gut. murmelte ich, wobei ich nicht sicher war, dass der Satz an sie gerichtet war. Meine Läufe zitterten.
Doch ich mich aufmerksam um, Ohren gespitzt und Schnauze zuckend. Erst jetzt fiel mir auf, dass Azzuan fehlte und das löste einen neuen eiskalten Schauer aus, aber vielleicht war er einfach nur wie Shiva vor mir aufgewacht. Der Geruch von Menschen war hier jedenfalls nicht zu finden. Aber das heißt nichts. gar nichts. Sie könnten dich betäuben ohne dass du es jemals bemerken würdest! Sie beobachten dich noch immer...
Mit aufgerissenen Augen riss ich mich wieder zu Shiva herum:
In diesem Wald gibt es doch gar keine Menschen. es klang wie eine verzweifelte Frage.
Jetzt zitterte mein ganzer Körper.

Raava wachte auf. Nicht etwa schleichend, sondern plötzlich. Mit einem mal war sie hellwach und schnappte nach meiner Pfote. Überrascht wie ich war, zuckte ich nicht einmal zurück und starrte die bunte Fähe verwirrt, schlussendlich aber eher besorgt an. Sie erwiderte meinen Blick erstaunt, als hätte sie einen anderen Wolf erwartet.
Meine Ohren zuckten leicht, als sie gleich darauf eilig auf ihre Pfoten sprang. Sie zögerte keine Sekunde und rieb ihre Stirn an meiner Schulter, während sie beteuerte, dass alles in Ordnung sei. "Deine Läufe zittern." Ich glaubte ihr nicht. Sie konnte mir sowas nicht glaubhaft erzählen, wenn sie dabei aussah wie ein verschrecktes Kaninchen!

Die Antwort, warum sie so reagierte, konnte ich mir aber zumindest bald darauf zusammenreimen. "In diesem Wald gibt es doch gar keine Menschen." Sie klang niedergeschmettert. So... unendlich verzweifelt. Ich drückte ihr meine Nase in den Pelz und atmete tief aus. "Es sind keine Menschen hier.", versuchte ich die Wölfin, die mein Herz in ihren Pfoten hielt und gerade mit Sorge füllte, zu beruhigen, "Azzuan wurde auch nicht entführt, sondern ist selbst gegangen. Seine Fährte ist frisch und führt von hier weg!"
Hatte sie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht? Rührte ihre Panik vielleicht daher? "Woher auch immer dieser Nebel kam... Die Menschen sind nicht mitgekommen! Sie sind nicht in diesem Wald!" Ihr Körper zitterte. 'Beruhige dich!'

Sie beobachten dich noch immer. Es gibt kein Entkommen von ihren Blicken, denn sie sind da. Immer. Und sie wissen alles lief es in endlosschleife durch meine Gedanken. Angespannt suchte ich den den Wald ab, versuchte zu erkennten, ob sich zwischen den Baumstämmen etwas bewegte, aber das Unterholz war zu dicht. Ich sah niemanden, zumindest keinen Menschen, aber mein Herz wollte trotzdem nicht aufhören wie wild zu schlagen. Im Gegenteil. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir fast wünschte einen zu sehen, nur, dass ich Gewissheit haben konnte. Vielleicht konnten wir uns ja gar nicht mehr auf unsere Schnauzen verlasen? Vielleicht hatten die Menschen einen Weg gefunden sie zu hintergehen, sie waren schrecklich Einfallsreich. Oder befanden sie sich gerade unter uns? Über uns?!

Es dauerte eine Weile bis Shivas Worte mich erreichten, aber ihre Berührung holte mich schließlich aus dem Strudel der Panik und ich konnte mich endlich den Blick vom Wald lösen. Mir war schlecht und schwindlig, als hätte sich alles in meinem Kopf gedreht und verdreht - was wohl irgendwie auch der Fall gewesen war.
Ich drückte nun ebenfalls meine Schnauze in ihren Pelz und versuchte meinen Atem zu regulieren. Ihr vertrauter Geruch durchströmte mich. Ich seufzte und schnuffelte noch etwas tiefer in ihr Fell, genoss ihre Nähe und ruhige Ausstrahlung und sog alles bei jedem Atemzug mit auf. Jetzt konnte ich auch verstehen was sie sagte.
Die Sache mit Azzuan machte Sinn. Das hier keine Menschen waren machte auch Sinn. Das alles machte natürlich Sinn und doch..!
- ein und ausatmen. Dich an der Wölfin, die dir so lieb ist, erden.
Sie sind nicht in diesem Wald wiederholte ich in ihren Pelz nuschelnd. Ich seufzte. Dann löste ich mich wieder und blickte sie an. Wärme lag in meinem Blick und Dankbarkeit. Dennoch blieb die Tatsache für mich: Aber Menschen haben diesen Nebel verursacht und dieser ist bis hier hineingedrungen. Warum auch immer, aber wenn sie so etwas bewirken können, dann haben sie vielleicht noch etwas anders geplant. Meine Stimme war ruhig geblieben, aber ich ließ in der Luft hängen, ob ich damit sagen wollte, dass wir dem nachgehen sollten oder nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem nachgehen wollte. Andererseits konnte ich das auch nicht einfach hinter mir lassen und vergessen.

Während der Schnee am Höhleneingang funkelt und regelrecht leuchtet, ist es in der Höhle der Outlaws fast finster. Doch eben nur fast.
Eine kleine Fledermaus zieht ihre Runden. Sie hinterlässt sanft leuchtende Funken, die sich an die Höhlendecke heften und nur langsam wieder verschwinden. Die Höhle bekommt einen eigenen, kleinen Nachthimmel, der mit jeder Runde der Feldermaus noch schöner wird.
Springt oder schnappt man nach ihr, löst sie sich auf. Und mit ihr verschwinden die Funken. Wenn sie schließlich wiederkommt, wird sich die Sternendecke also erst wieder bilden müssen. Passt also auf, dass ihr niemanden verärgert, der diesen Anblick genießen möchte!

Die bunte Wölfin blieb angespannt - Sie atmete auch weiterhin schnell und unregelmäßig. 'Warum bist du nur so... panisch? Nur wegen der Menschen?'
Ich blieb einfach bei Raava, vergrub meine Nase sanft in ihrem Fell und liebkoste sie zärtlich. Vielleicht würde sie so in die Wirklichkeit zurückfinden und ihren Hirngespinsten entkommen. Mir fielen jedenfalls keine neue Lösungen ein... Außer vielleicht, sie nochmal niederzuschlagen. Allerdings bezweifelte ich, dass sie sich dadurch beruhigen würde.

Raava brauchte einfach ihre Zeit. Doch sie fand zurück.
"Sie sind nicht in diesem Wald.", bestätigte ich daher nochmals und zog meine Nase aus ihrem Pelz, um die bunte Wölfin vor mir genaustens zu betrachten. "Die Menschen machen oft unverständliche Sachen. Dieser komische Nebel ist schon lange wieder fort und bisher ist nichts weiter passiert.", erwiderte ich auf ihre Behauptung und knuffte sie sanft in die Seite, "Wir können gerne mal nachschauen, aber ich bin mir sicher, dass wir nichts finden werden."
Ich glaubte tatsächlich nicht, dass die Menschen einen bestimmten Zweck mit dieser Aktion verfolgt hatten. Wir hatten Ewigkeiten geschlafen und es war nichts vorgefallen. Sie hätten doch alles mögliche mit uns anstellen können - Doch passiert war nichts. "Aber davor sollten wir uns vielleicht etwas kleines für unsere Mägen suchen?" Ablenkung war gut.

Langsam nickte ich zu Shivas Worten. Ich war ihr dankbar um den stillen Beistand und Zeit die sie mir gegeben hatte und jetzt konnte ich mich auf ihre Stimme konzentrieren. Das macht alles Sinn. Es war logisch was Shiva sagte. Leicht nachvollziehbar und sehr wahrscheinlich, wenn ich dem Gedankengang weiter verfolgte. Ich nickte weiter, diesmal selbst entschlossen statt überlegend. Meine Miene entspannte sich langsam. Innerlich musste ich plötzlich grinsen, obwohl mir doch eigentlich gar nicht danach war: Shiva dachte wie immer sehr praktisch "bisher ist nichts weiter passiert". Ich hätte den Kopf geschüttelt und gelacht, aber ich blieb still. Vielleicht wusste sie nicht wie trickreich und geduldig Menschen sein konnten, aber das war jetzt auch egal. Denn sie hatte recht. Der falsche Geruch war fort, wir waren noch hier und der Wald hier war ruhig bis auf das gelegentliche Zwitschern der Vögel.
Ich schüttelte mich kräftig durch. Mir war, als würde ich zum zweiten Mal aufwachen.
Ok. ich erwiderte ihren Blick. Schaute in diese bernsteinfarbenen klugen Augen, denen scheinbar nichts entging. Meine Lefzen zuckten zu dem Hauch eines Lächelns. Ok. wiederholte ich, Dann lass uns das Gebiet wechseln und Jagen gehen!

Noch immer stand ich dicht neben Raava und meine Nase war tief in ihrem Pelz vergraben.
Es traf mich plötzlich, ohne jede Vorwarnung - Ihr süßlicher und so unglaublich anziehender Geruch. In meinem Kopf machte es praktisch "Klick", als ich den aufdringlichen Duft tief einsog und mich enger gegen sie drückte. Es vernebelte mich, zog mich in den Bann und ich knurrte dumpf, während ich um einen klaren Verstand kämpfte. "Lass uns los!", stimmte ich daher zu, obwohl alles in mir dagegen war. Ich wollte mich nicht bewegen. Ich wollte nicht einen Zentimeter Abstand zwischen Raava und mir.
Allerdings brauchten wir tatsächlich etwas nahrhaftes und je länger ich still neben ihr stand, desto mehr schwand meine Selbstbeherrschung. Wenn die helle Fähe auch nur Anstalten machen oder mir entgegenkommen würde... Ich könnte wirklich nichts mehr versprechen.

Ich meine Kopf längst in Richtung Wald weggedreht aus dem kalter Wind zu uns wehte und mir Shivas betörenden Duft von der Schnauze fern hielt. So fühlte ich mich von ihr dazu aufgefordert mich doch endlich zu bewegen, als sie sich enger an mich drückte. Sie knurrte sogar leicht. Da hat aber eine Hunger? scherzte ich noch, völlig Geruchsblind zu der eigentlichen Situation, und sprang dann auf.
Also los, hier entlang!

--> Leuchtwald

Raava sprang auf ihre Pfoten - Von dem lieblichen Duft in der Luft unberührt - und lief los.
Der plötzliche Abstand zwischen uns... Er passte mir gar nicht. Doch mit der wachsenden Lücke verschwand auch langsam ihr betörender Geruch und klärte meinen Kopf. Trotzdem - Das eben war nur ein Vorgeschmack gewesen und... ich hatte definitiv Hunger auf mehr.
Ich erhob mich, schüttelte mich etwas und folgte schließlich Raava. Ich wäre ihr wahrscheinlich überall hin gefolgt.

>> Leuchtwald (Freie Gebiete)

Ich war an den Rand der Wiese gelaufen und hatte mich im Schatten der Bäume fortbewegt, während ich am Gebiet des Flusses entlangspazierte und mich eher versteckt im Hintergrund hielt. Sollte ich eine Höhle finden, sollte wohl auch jemand Vico Bescheid geben, damit er ebenfalls dorthin kommen könnte, sollte er wollen. Doch ich schob die Gedanken an den seltsamen Kauz nach hinten und sah mich stattdessen lieber aufmerksam um. Wie lange ich durch die Gegend lief, wusste ich nicht, blieb die ganze Zeit jedoch über aufmerksam und gewappnet. Vor jedem Gebiet, welches ich betrat, blieb ich zunächst aufmerksam stehen und hielt meine Schnauze in die Luft und sobald ich frische und fremde Wolfsgerüche wahrnehmen konnte, ging ich lieber schnell weiter, denn auf eine Konfrontation war ich nun wirklich nicht aus. Schließlich gelangte ich an eine Verzweigung des Flusses und sah mich um, als mein Blick auf etwas fiel, was mir ziemlich stark nach einer Höhle aussah. Vorsichtig und langsam, mit etwas geduckter Haltung, näherte ich mich der Höhle und blieb schließlich vor ihr stehen. Meine Schnauze in die Luft haltend, konnte ich keine Gerüche vernehmen.
"Hallo?", rief ich in Richtung der Höhle, bekam jedoch keine Antwort. Einen Augenblick zögerte ich, dann wagte ich mich in die Höhle hinein, die etwas größer zu sein schien, als hätte sie eine Unterteilung. Misstrauisch legte ich die Stirn in Falten, schnupperte den Boden entlang, aber ich konnte nichts feststellen. Diese Höhle schien verwaist zu sein, ohne Besitzer. Das wunderte mich innerlich ein wenig, denn wenn ich mich umdrehte, hatte man von hier aus einen wirklich guten Blick auf den Fluss und man konnte sicher gut direkt fremde Wölfe erspähen, die sich der Höhle nähern wollten. Vielleicht gab es mal Besitzer? Aber was ist mit ihnen passiert? Nun, im Endeffekt konnte es mir auch egal sein, denn die Hauptsache war schließlich, dass die Höhle leer war und bewohnt werden konnte, also würde ich Lanessa und Ikouto später hierhin führen. Doch vorher wollte ich mich noch ein wenig umsehen, um ein besseres Gespür für die Umgebung zu bekommen.

Keuchend kam ich neben Thorin zum Stehen. Hehe, uff. Bin zu langsam für euch, hehe hoho! Huh? Was'n da'z? Ich lugte in die Höhle. Woll' wir r'in da?, fragte ich und blickte den Rüden an.

Ich drehte mich zu Vico und trat somit wieder aus der Höhle heraus. "Entschuldige", brummte ich bei seinen Worten und folgte seinem Blick zu dem Inneren der Höhle. "Ja. Es scheint unbewohnt zu sein, zumindest finde ich keine Hinweise auf Wölfe, die hier aktuell leben", antwortete ich ihm. "Schau dich gerne um, sie scheint groß genug zu sein für uns vier." Es war nicht schlecht, wenn noch jemand sich die Höhle ansah, denn vielleicht hatte ich auch was übersehen? Das konnte man nie wissen.

Geduldig wartete ich auf eine Antwort von Vico, als ein weiteres Heulen an meine Ohren drang. Dieses Mal kannte ich es jedoch nur allzu gut und hatte das Gefühl, dass mein Herz für einen Augenblick stehen blieb. Lanessa! Doch nicht nur sie, so heulte wenig später auch ein weiterer Wolf aus der ungefähr gleichen Richtung auf. Das muss Ikouto sein. Ich sah zu Vico. "Ich bin gleich wieder da", bellte ich ihm noch zu, ehe ich so schnell rannte, wie mein Körper es mir erlaubte.

=> Wald

Ich sah Thorin noch hinterher. Ich wart'z man' hier, meinte ich noch, da verschwand er auch schon. Ich sah mich also um, doch auch ich entdeckte niemanden in der Höhle. Entspannt streckte ich mich und ließ mich unweit der Höhleneingangs nieder. Hoffent'zlich ist alles in Ordnung...