Sein Lachen ging mir unter die Haut, ließ eine weitere Ameisenarmee frei. Das Kribbeln auf der Haut gefiel mir, denn es entstand nicht durch eine Berührung und am liebsten hätte ich Dash den ganzen Tag zum lachen gebracht. Verutlich war das ein egoistischer Grund, jemanden zum lachen bringen zu wollen, weil es einem selbst gut tat, doch es würde ihm ja auch nicht schaden.

Ich versuchte mich zusammenzureißen und schimpfte mit mir selbst. Fehlte ja nur noch, dass ich wie eine liebeskranke Wölfin das sabbern begann. In Gedanken schlug ich meinen Kopf mehrmals gegen den nächstbesten Felsen und sortierte damit meine Gefühlsachterbahn. Ich ließ mich auf die Hinterpfoten nieder. Dash war genau so, wie ihn Hazel beschrieben hatte und doch so anders. Und ich wollte ihn unbedingt kennen lernen.
"Warum haben die anderen Wölfe im Tal so eine schlechte Meinung über das Rudel?" fragte ich nachdenklich. Eigentlich lag mir eine andere Frage auf der Zunge, doch die würde warten müssen.

Ich glaube das geht noch lange zurück in die Vergangenheit, vielleicht sogar noch vor Emfan, das war unser vorheriger Alpha. Die Wölfe in diesem Tal sehen leider nur was sie wollen und was sie sehen ist nicht ein Wolf der seine Familie beschützt, sondern eine wilde Bestie, die knurrt. Nur kurz zog etwas Traurigkeit durch meinen Blick, ehe ich wieder normal lächelte, ich war gut darin so zu tun als ob, es war besser für das Rudel, wenn ich Ruhe und gute Laune verbreitete.

Nachdenklich blickte ich zum Felsen runter, während ich Dash´s Worte wirken ließ. „Aber beschützen die anderen Rudel ihre Familie nicht? Wir sind doch alle gleich.“ murmelte ich und blickte zu dem weißen Rüden. Meine Rute wedelte sanft über den Boden, während ich zwanghaft versuchte das komische Gefühl in meinem Bauch zu unterdrücken. Die Sonne knallte unbarmherzig auf uns nieder, mein dunkles Fell brannte förmlich und die Zunge hing mir aus dem Mund. „Wieso bist du Alpha Dash?“ Ich konnte mich nicht mehr genau erinnern, was mir Hazel erzählt hatte und wollte auch gerne seine Sicht hören, seine Gefühle kennen lernen und verstehen.

Das ist es ja, wir sind wie alle anderen, aber das wollen sie nicht sehen. Ich zuckte mit den Schultern als würde mich das nicht immer wieder schwer treffen. Ich verstand selbst nicht was die anderen gegen uns hatten, alles was wir taten war rechtens. Wir verteidigten unser Revier und unsere Familie, wir hatten Rache genommen, aber das Blutvergießen nicht gestartet. Bijous Frage überraschte mich, doch sie war auch verständlich, ich war immerhin noch immer recht jung und ich war Alpha geworden, ehe ich völlig ausgewachsen gewesen war. Das ist eine lange Geschichte. Vor vielen Monden ist unser alter Alpha, Emfan, plötzlich verschwunden und mit ihm unser Beta, das Rudel ist langsam zerfallen, am Ende waren nur noch Aylia, Ghost, Syra und ich da. Wir brauchten einen Alpha, Aylia wollte nicht, also fiel die Wahl auf mich. Tja und seit dem besetze ich diesen Posten und mein Bruder den des Beta.

Egal welchen Wolf ich im Tal angetroffen hatte, die meisten hatten mir empfohlen um das Schattenrudel einen Bogen zu machen. Nachdenklich ließ ich Dash´s Worte wirken und blickte auf den Boden, auf dem gerade ein Käfer um unsere Pfoten herumkrabbelte. Dann sah ich wieder hoch und direkt dem Rüden in die Augen. "Dann haben sie es auch nicht anders verdient, dass wir sie aus dem Revier verjagen. Sie geben den Schattenwölfen ja nicht mal eine Chance." meinte ich mit klarer Stimme. Ich war nun eine von ihnen und ich hatte meinen Standpunkt deutlich gemacht.

Es fiel mir schwer, mich auf unser Gespräch zu konzentrieren, ohne dass meine Gedanken abdrifteten. Ich fragte mich, ob sein Fell wirklich so weich war, wie es aussah und wie es sich wohl anfühlen würde, wenn seine bernsteinfarbenen Augen nur mich sehen würden. Doch zum Glück bot mir Dash die perfekte Überleitung.
"Ghost ist Billy oder? Hazel hat mir von ihm erzählt. Sie hat mich mit ihm verwechselt und so kamen wir überhaupt ins Gespräch." informierte ich Dash. "Ihr seid so verschieden und dennoch Brüder...." Es war eine Feststellung und ich erwatete nicht wirklich eine Antwort darauf.

Ich stimmte Bijou von Herzen zu, jedes Mittel war recht um meine Familie zu beschützen, auch wenn das hieß, dass wie uns den Unmut der anderen Rudel zuziehen würden. Jeder der unserem Rudel angehörte wusste um die Wahrheit, das war am wichtigsten. Das Thema kam zurück zu Hazel und ich stellte die Ohren auf, denn jede Information über meine Schwestern war interessant. Wie ging es Hazel, als du sie zuletzt gesehen hast? Die Aussage zu Billys und meiner Unterschiedlichkeit quittierte ich mit einem Schulterzucken. Wir haben nicht die selben Eltern. Aber das hatte mich nie daran zweifeln lassen, dass wir wirklich Brüder waren.

Sie haben nicht die selben Eltern.... aber warum sehen wir uns so ähnlich? grübelte ich vor mich hin, ehe ich mich wieder an Dash wandte um ihm seine Frage über Hazel zu beantworten. "Sie war mit einer anderen Wölfin unterwegs, deren Geruch noch an ihr haftete. Wir sind zusammen ein gutes Stück gereist, ehe sich unsere Wege wieder trennten. Sie wollte ihre Mutter finden und war mit der Wölfin verabredet, mit der sie vorher gereist war. Und ich wollte zu euch." Ein schüchternes Lächeln lag mir auf den Lippen. Hazel war voller Liebe gewesen, als sie vom Schattenrudel erzählt hatte. Und für mich klang das Rudel nach einem Abenteuer. Dass mich die Anwesenheit des Alphas aber so aus dem Konzept brigen würde, hatte ich nicht erwartet. Ich benahm mich wie ein verliebter Jungwolf, der nicht wusste, was mit ihm los ist. Ein leises Seufzen entfuhr mir, ehe ich meinen Blick schweifen ließ.

Ich hörte Bijou zu und mein Rute begann von selbst immer schneller hin und her zu fegen. Es ging ihnen gut, beiden, meinen beiden Schwestern. Soe muss von Niya geredet haben, unserer anderen Schwester. Danke Bijou, du hast keine Ahnung wie viel mir das bedeutet. Ich sah Bijou mit einem ehrlichen, dankbaren Lächeln an. Sie hatten unsere Mutter noch nicht gefunden, aber sie waren beide noch am Leben und zusammen.

Die Haltung des weißen Rüden hatte sich verändert und während er neben mir saß, wirkte er nicht wie "der Alpha", sondern wie ein Freund, jemand der die Zeit einfach genoss. Meine Worte hatten ihn erfreut, denn sein Lächeln sah ehrlich aus, was mich wiederum zum strahlen brachte. Ich genoss die Aufmerksamkeit des weißen Wolfes und suhlte mich richtig darin. "Zeigst du mir das Revier?" fragte ich leise und hoffte so, noch etwas mehr Zeit mit dem Weißen verbringen zu können. In diesem Moment war es mir egal, dass er der Alpha ist und wahrscheinlich andere Dinge zu tun hatte. Ich wollte ihm für den Moment nicht von der Seite weichen, bis ich mir selbst klar wurde, warum er so eine Wirkung auf mich hat.

Ich musste bald Billy davon erzählen, er würde sich sicher auch sehr über diese guten Nachrichten freuen. Bijous Frage kam zwar unerwartet, doch ich hatte nichts dagegen entsprechend zu handeln. Natürlich, gerne. Das hier ist übrigens der Dunkelfelsen, man kann von hier oben aus das ganze Revier überblicken. Ich erhob mich und schüttelte mein Fell aus. Auch mit seiner hellen Farbe war mir darunter viel zu warm, die Sonne brannte gnadenlos auf unser Revier herab.

Dankbar lächelte ich Dash an, dass er mich nicht wieder fortschickte. Mir war klar, dass er sicherlich anderes zu tun hatte, als mich herumzuführen - doch ich hatte keine Ahnung gehabt, wie ich sonst Zeit schinden konnte, dass er bei mir bleibt.

Mit gespitzen Ohren lauschte ich seinen Worten. "Das Revier scheint groß zu sein." stellte ich fest. "Doch wo halten sich alle anderen Wölfe auf?" Unsicher blickte ich mich um. Ich hatte den Eindruck gehabt, dass vor Tempest eine Weile niemand hier oben gewesen war und die Gerüche schienen schon fast verflogen zu sein. Interessiert schnupperte ich an dem Felsen neben mir, ehe ich Dash wieder ansah. Mir hing die Zunge aus dem Maul und ich hatte extremen Durst, denn die Hitze hier oben wurde langsam unerträglich. "Habt ihr eine Wasserquelle hier?"

Da das Rudel vor kurzem Nachwuchs bekommen hat sind die meisten im Revier verteilt, lass uns zum Schwarzbach gehen, da gibt es Wasser und dort sind auch drei Paare mit Welpen. Ich hatte selbst großen Durst und einige kühle Schlucke klangen gerade sehr attraktiv. Ich machte mich also an den Abstieg, wartete kurz auf Bijou und lief dann los.
(Schwarzbach)

>> Schwarzbach

Ich rannte und fand mich schließlich am Fuße eines hohen Felsen wieder. Schlitternd kam ich zum stehen. Boah, krass! Das Wort hatte ich definitiv von Apollo übernommen, stellte ich grinsend fest. Ich drehte mich zu @Polaris und @Miro um und strahlte sie an. Habt ihr den schonmal von hieraus gesehen? Der ist abgefahren riesig! Müsste hier nicht irgendwo die Grenze sein? Ich schnupperte und sah mich um, als könnte man die Reviergrenze sehen.