Als ich ein Geräusch hörte beendete ich meine sich im Kreis drehenden Gedanken und drehte den Kopf. Sie stand sehr nah neben mir und ich unterdrückte den Impuls zurück zu weichen, sie würde sich nur erschrecken. Lediglich das Fell an meiner Hüfte zuckte, Du bist in die falsche Richtung gelaufen und sahst aus als wäre dir kalt. Die anderen hätten sich sicher Sorgen gemacht, meine Stimme war neutral als würde ich lediglich Fakten aufzählen. Distanziert drehte ich den Kopf, meine Wunden sind halb so schlimm aber du hast recht wir sollten zurück. Fügte ich hinzu und stemmte ich auf die Pfoten hoch. Alles okay bei dir, fragte ich dann doch und drehte ihr meinen Kopf noch ein Mal zu, während meine Augen über ihren Körper wanderten. Ich sagte mir, dass es lediglich Interesse war und ich sicher stellen wollte dass ihr nichts passierte um nicht verantwortlich gemacht zu werden.

Unter Ghost Blick prickelt mein Pelz, ich fühlte mich abgemustert, als würde er etwa suchen. Ja. Alles bestens. beeilte ich mich zu sagen. Er wirkte wieder so kalt... irgendwie. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Innerlich war er ein guter, das stand für mich fest aber seine äußere harte Schale schwankte und würde mal dünner und plötzlich wieder unantastbar dick.
Ich senkte den Kopf und sah mich um, wo ging es jetzt lang?

Meine Pfote zitterte leicht aber ich versuchte einfach das Gewicht zu entlasten.
Ich wollte nicht zurück aber ich musste Arctica zurück bringen und mich ausruhen. Vielleicht konnte ich die nächsten Tage zum Wasserfall, so konnte ich den Weg sowieso nicht hoch.
Ihre Versicherung alles sei okay ließ ich einfach mal so stehen. Einen Moment blieb ich noch so stehen und musterte sie, ich konnte in ihr fast lesen wie in einem offenen Buch. Zumindest fühlte es sich so an, trotzdem wusste ich nicht wieso sie so war. Vielleicht würde sie es mir eines Tages verraten, woher der Gedanke kam blieb mir ein Rätsel. Ich zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen und lief schließlich los. Wie lange sorgt du schon für dich selbst? Kennst du die Regeln der Rudel, fragte ich sie dann nach kurzem Schweigen doch. Wir würden vielleicht lange keine Chance haben zu zweit zu reden und ich war immer noch neugierig. Ein Gefühl, dass mir lange fremd gewesen war.

Ich tabbte neben Ghost her, ein ganzer wolf passte zwischen uns. Es war die distanz die sich gut anfühlte, nicht zu nah aber nicht zu weit um zu wirken als würde ich ihm aus den weg gehen.
Ich bin noch nicht lange allein unterwegs... vielleicht zwei Monate oder drei. antworte ich und bemerkte das ich es wirklich nicht genau wusste. Meine Fluch war überstürzt und dann hatte ich in stetiger Angst gelebt.
Von Regeln weiß ich nicht viel. Nur: 1. Der Alpha frisst zuerst. 2.Dem Alpha muss man gehorchen.
3.Wer Arctica zuerst zum schreien bringt hat gewonnen... dachte ich zuende. Einige Narben fingen unter meinem dünnen Pelz an zu jucken und ich zittete leicht, ich lenkte mich ab indem ich Ghost Pfoten beim laufen zusah.
Dann lächelte ich zaghaft.

Ich hörte zu und dachte kurz nach, das ist wirklich nicht lange. Dann hast du ja dein ganzes Leben bisher bei den Menschen verbracht. Wehmut schlich sich in meine Stimme als ich an die Zeit dachte die ich mit Sarah gehabt hätte. Doch dann kam der Gedanke der immer kam, sie hatte mich nicht mehr gewollt. Wie eine Wolke hing der Gedanke über mir und ich sah herüber zu der weißen Fähe um mich abzulenken. Stellte aber fest, dass ich auf meine Schritte achten musste. Der unebenen Boden machte mir zu schaffen, Ja dem Alpha ist zu gehorchen. Wenn der Alpha nicht da ist hat der Beta die Verantwortung und das Sagen. Entscheidungen trifft letztendlich der Alpha. Das Rudel geht über alles, es bedeutet Schutz und Rückhalt. Ein Rudel bedeutet Überleben, jeder hilft jedem. Ich betete die Worte herunter, sie schmeckten wie Galle in meinem Maul. Aber im Grunde war es das was Dash aufzubauen versuchte.
Wie gut kennst du das Tal? , während des redens war meine Stimme etwas freundlicher geworden und ich begann mich ein wenig wohler in ihrer Gegenwart zu fühlen sie war weit genug weg um mich nicht nervös zu machen aber ich bemerkte, dass ich es mochte wenn sie da war. Ich mochte ihren Geruch und ihre Stimme. Schnell verdrängte ich diese Gedanken und wartete auf eine Antwort.

Einen großen Teil davon, ja. ich dachte an die Zeit zurück als es nur mich und den Mensch gab der mich als Welpen behütete hatte. Mein Kopf hob sich gleich ein ganzes stück mehr. Das war schön gewesen.. wärme, Geborgenheit, Sicherheit. Ob ich all das im Rudel finden würde?
Jeder hilft jedem... der Satz schwirrte mir im Kopf. Sie konnten mir so viel beibringen aber was würde ich ihnen bieten können? Und weg war mein wohliges Gefühl. Was wenn sie mich genauso verlassen würden wie meine Menschen? Im Moment darf ich einfach nicht daran denken...
Ich kenne eine Wiese, eine große Fläche auf der Wisents grasen, Wald, den großen Fluss und einen Ort mit einem Wasserfall ein bisschen erstaunt war ich von mir das ich für meine Verhältnisse viel gesehen hatte.
Ghost stimme klang jetzt viel angenehmer und freundlicher. Meine Rute pendelte jetzt halbwegs normal zwischen meinen Hinterpfoten und löste sich immer mehr, meine Ohren hatte ich nach vorn gerichtet.
Ghost war richtig nett, er war ein stück aus seiner Schale herausgekommen.
Ich würde mich so sicher bald wohl fühlen im Rudel, besondern wenn er in der nähe war.
Mir kam der Gedanken das er sicher wieder ein wenig gemeiner sein würde wenn wir den Platz erreicht hatten, mein Schritt verlangsamte sich.

Ich dachte an Sarah und daran wie sie gewesen war bevor sie mich zurück gelassen hatte. Kurz ließ ich die Wut beiseite und dachte daran wie sehr ich sie geliebt hätte, wie waren deine Menschen . Traute ich mich dann doch zu fragen, denn ich wollte so gerne eine Geschichte hören in denen sie nicht die Bösen waren. Jeder Wolf hasste sie aber Sarah war anders gewesen und nach ihrer Stimme zu urteilen Arcticas Menschen ebenfalls. Ich erzähle dir am besten noch über die Rudel hier denn du solltest die Geschichten kennen. Sagte ich nachdenklich und sah kurz zu ihr als sich ihre Schritte verlangsamten. Wollte sie auch nicht zurück , fragte ich mich kurz und passte mich ihrer Geschwindigkeit an. Es war sehr viel angenehmer für meine Schulter so langsam zu laufen.

Meine Menschen fanden mich als Welpen, ich glaube sie hielten mich für einen Hundewelpen. fing ich zögerlich an und schluckte ersteinmal.Über meine Menschen zu reden machte mir keine so großen Probleme wie über die Zeit danach
Sie behandelten mich immer gut, fütterten mich und kuschelten mit mir.Ich hatte sogar ein Halsband mit Namen und eine Marke. Der Beweis das ich ein richtiges Zuhause hatte. ich seufzte wohlig. Viele Wölfe würden mich verurteilen aber es war wie in einem Rudel, wir gehörten nun einmal zusammen.
Wir lebten in so einem Menschenheim mit einem großen Garten, jeden Tag waren wir draußen und sie... sie gaben mir das Gefühl das alles für immer gut wäre. Mittlerweile lief ich nur noch langsam, ich hatte nicht bemerkt das ich nicht mehr stotterte. Und dann als ich größer wurde bemerkten sie das ich kein Hund war. Sie gaben mich weg, ich glaube sie wollten das ich unter meinesgleichen bin. Oder sie hatten Angst was wäre wenn ich ausgewachsen bin. Ich wusste es nicht mehr wirklich, alles war von einem auf den anderen Tag passiert. Die Erinnerungen waren nur dunkel und schummrig. Und dann kam der Zoo. ein bisschen kratzig und sehr bitter rollten die Worte über meine Zunge.
Und dein Mensch? Wie war sie so? fragte ich vorsichtig und dachte an seine Worte am Fluss. Vielleicht hätte ich es nicht sagen sollen, Unsicherheit machte ich breit aber jetzt war es nun mal raus.

Es tat gut zu hören, dass es gute Menschen gab. Dass auch sie gute und schöne Erfahrungen gemacht hatte, bei ihr waren die Wölfe die grausamen gewesen und nicht die Menschen. Ohne mein aktives zutun fing ich an zu erzählen, ich war so tief in Gedanken an früher vertieft dass ich keine so großen Probleme hatte wie sonst darüber zu reden. Oder vielleicht lag es daran, dass sie verstand.
Sie hieß Sarah und war noch ein Menschen Welpe, ein Kind . Sie hat mich gefunden da mich anscheinend meine Eltern verlassen hatten. Damit ich nicht sterbe hat sie mich zu sich genommen und in ihrem Zimmer versteckt, sie hat mir ihr Essen gegeben und ich habe Nachts aufgepasst dass ihr nichts passiert. Ich lernte sie zu verstehen und durfte ein paar Mal sogar in ihrem Rucksack nach draußen. Aber ihre Mutter hat herausgefunden, dass ich da war und dann hat mich Sarah zum Fluss gebracht und mich alleine gelassen. Von da an ließ mich jeder alleine, nur Dash blieb , vollendete ich die Erzählung stumm. Ein Stich der Eifersucht grub sich in mein Herz, ich hätte gerne länger bei Sarah gelebt. Aber vielleicht hätte ich dann Dash nie kennen gelernt.
Wir Wölfe lernen von Beginn an, dass Menschen schlecht sind. Ich wurde schon beinah erschossen weil ich zu ihnen gehen wollte. Sie hatten Angst vor mir. Aber sie war anders, sie liebte mich . Das dachte ich zumindest . Nachdenklich betrachtete ich den Waldboden und fragte mich wie es wäre jetzt nicht hier zu sein sondern dort.

Seine Worte schwirrten mir im Kopf und ich brauchte etwas um einen klaren Gedanken zu fassen. Es war wie bei meinen Menschen. Sie hatten Angst ich würde als das was ich bin, als Wolf nicht in ihre Welt passen und ich hatte das Gefühl das Sarahs Mutter es ebenso gesehen hatte. Aber Wolfswelpen und Menschen Welpen waren nicht sehr verschieden, sie bedachten die Zukunft sondern lebten im Jetzt.
Ich glaube sie hat dich geliebt, bedingungslos. antwortete ich ihm.
Dann lief ich eine Weile schweigend, ich hatte nie versucht zurück zu den Menschen zu gehen. Ich hatte nie versucht zu irgendwem zu gehen. Ich hob den Blick und sah ihn an.
Und jetzt hast du deinen Bruder, Dash. Er liebt dich ebenfalls und ist für dich, er beschützt dich und sorgt sich.

Ich zuckte die Schultern, Ich weiß es nicht mehr. Es hätte doch sicher eine andere Lösung gegeben. Sagte ich aber meine Stimme klang nicht überzeugend.
Dash war immer bei mir, von Anfang an. Unsere Schwestern haben uns ebenfalls verlassen um ihre Mutter zu suchen. Es gab immer nur Dash und mich, niemand anders hat sich wirklich darum gekümmert wo wir waren. Futter haben wir uns irgendwie selbst gesucht. Sarah hat mir den Namen Billy gegeben aber als jeder mich ignorierte und links liegen ließ, gab ich mir selbst den Namen Ghost.
Billy gibt es nicht mehr, er hat es nicht überlebt . Meine Lefzen zogen sich kurz zurück, bei dem Gedanken dass es beinah nicht nur Billy nicht überlebt hatte. Ich dachte an den Wasserfall und an die leere in meinem Inneren. Mühsam verdrängte ich den Gedanken und sah Arctica an um mich hier zu verankern. Es half tatsächlich.

Ich sah ihn kurz in die Augen und senkte dann wieder schüchtern meinen Blick.
Ich glaube ein Rest von Billy existiert... irgendwo.
Ich hoffte das es ihm im Rudel besser ginge, das Gefühl verlassen zu werden kannte ich von meinen Menschen aber nie von Wölfen denn so nah war ich noch nie jemanden.
Wie hast du das jagen gelernt? fragte ich ihn, hoffentlich war es nicht mehr weit. Seine Schulter besorgte mich und ich blickte immer wieder verstohlen hin.

Ich beobachtete Arctica während wir liefen, so gut es mein Gang zuließ. Ich musste immer wieder aufpassen wohin ich trat um nicht irgendwo hängen zu bleiben. Meine Pfote schmerzte so sehr, dass das Bein fast taub war. Aber ich ignorierte es wie so oft, wir haben uns gegenseitig neue Sachen beigebracht. Es gab immer mal wieder Wölfe die kurze Zeit so getan haben als würden sie auf uns achten. Einer starb, eine wurde verstoßen und eine ist noch hier. Hast du Aylia schon kennen gelernt? Sie hat uns ein bisschen beigebracht. Den Rest, Naja viel falsch machen und oft auf der Nase landen würde ich sagen . Mein Mundwinkel zuckte zu einem leichten Grinsen als ich kurz zu ihr herüber sah. Ich bemerkte ihren verstohlenen Blick zu meiner Schulter. Es sieht schlimmer aus als es ist, brummte ich besänftigend und orientierte mich kurz. Es war nicht mehr weit. Die Haut an meiner Schulter war noch immer ausgefranst, es hatte sich schon Schorf an den Rändern gebildet aber nach dem Waschen sah man nun besser wie viel Schaden die scharfen Zähne angerichtet hatten. Das Fell war weg und man konnte deutlich das helle Fleisch darunter sehen. Ich war nur froh, dass er die Muskeln nicht durchtrennt hatte. Kannst du überhaupt jagen? , fragte ich schließlich aus Neugier. Es lag kein Vorwurf in meiner Stimme.

Ich bin mir nicht sicher... hat sie so rötliches Fell? fragte ich ihn. Vielleicht war sie die Fähe vom Fluss...
Ich könnte teilweise den Blick von seiner Schulter nicht lassen, ob er seinen Schmerz einfach nur versteckte?
Es sieht sehr schlimm aus, um ehrlich zu sein. Das wird sicher eine Narbe geben. gestand ich.
Auf seine Frage hin musste ich erstmal schlucken. Sollte ich? Innerlich riss ich mich zusammen, irgendwann musste ich über meinen Schatten springen.
Nein kann ich nicht. gab ich zu. Aus meinem alten Rudel konnte niemand jagen. Wir hatten nur ein Gehege, in dem verirrte sich nicht einmal ein Vogel. ein leises und trockene Lachen Stuhl sich über meine Zunge. Als ich als dann zu ihnen kam jagten sie dann einfach mich.

Ich nickte, Ja Aylia hat rötliche Fell . Bestätigte ich und sah noch ein Mal zu ihr, Narben sind gut, sie zeigen den anderen dass die sich von mir fern halten sollen. Wenn sie das nicht tun passiert dass was mit dem Streuner passiert ist. Er sah schlimmer aus , meine Augen funkelten kalt bei der Erinnerung an den Kampf. Als ich blinzelte war der Ausdruck verschwunden und ich konzentrierte mich wieder auf das Gespräch, das wird schon heilen und in den nächsten Tagen bin ich wieder ganz der Alte. Dank Szarys verarzten bringt mich das zumindest nicht um. Erneut grinste ich kurz eh das Gespräch ernster würde und ich eine Weile schwieg. Sie haben dich gejagt? Du warst der Omega? Nichts für ungut aber ich hätte es mir denken können ..... Das wird dir nicht passieren wenn du in meiner Nähe bist , meine Stimme war rau und dunkel als ich sprach.