Mit großen Sätzen war ich der kleinen Fährte gefolgt. Sie führte geradewegs in unwegsames und menschenerschlossenes Gebiet. Ohje ohje. Ich tänzelte zwischen den Gleisen umher, wohlwissend das darauf manchmal die großen und lauten Maschienen der Menschen fahren. Doch diese hier waren alt, unbenutzt und sie rochen nurnoch leicht nach Zweibeinern. Schließlich erreichte ich die Miene. Alle Eingänge waren mit Brettern vernagelt. Nervös witterte ich, konnte allerdings nicht genau ausmachen wo der Welpe genau hingelaufen war. Kasai wird durchdrehen!Jangal? Kumpel komm raus wir spielen was tolles! bellte ich laut, in der Hoffnung, dass er antworten würde.
Es war mir gelungen mich zwischen zwei der Bretter hindurch zu quetschen und erforschte kläffend den vorderen Teil des Lochs. Allerdings war es mir zu unheimlich um tiefer hinein zu gehen. Außerdem lag hier überall so seltsames Zeug herum. Alles war so staubig! Gerade schnupperte ich an einem der Gegenstände am Boden, da hörte ich Huttsers Stimme. Ich bellte fröhlich auf und quetschte mich wieder durch die Bretter. Mein rötliches Fell hing voller Staub, als ich auf den Rüden zuhopste. Da ist ein ganz großes Loch grauer Onkel!
Ich schaute zu dem, vor Staub ganz grauen, Welpen hinunter. Du solltest wirklich nicht einfach weglaufen. Vorallem nicht wenn ich auf dich aufpasse. Wir wollen doch nicht das deine Mama mir den Kopf abreisst. grinste ich schief. Ich warf einen sorgsamen Blick in die Richtung in die Jangal gedeutet hatte. Die Menschen hatten alles gut verbarrikadiert aber mit der Zeit war das Holz moderig und morsch geworden, sodass die Bretter langsam verrotteten. Ich schnaubte. Und was ist in dem Loch? Ich war selbst neugierig, aber ich wollte auf keinen Fall das Jangal etwas passiert.
Ich schnaufte, wohl auch wegen dem Staub der in meine Nase drang und grinste dann, ehe ich begann auf und ab zu hopsen. Da sind ganz viele komische Dinge die gaaanz komisch riechen! Kicherte ich dann und verfiel in eine angriffslustige Haltung, ehe ich in Huttsers Richtung sprang. Vor ihm kam ich auf und ließ mich auf den Rücken plumpsen, streckte die Vorderpfoten nach Hutters Hals aus. Mawa schläft im Moment viel. Ich glaube sie hat etwas in sich was sie sehr müde macht.. Ich runzelte bei meinen Worten meine kleine Stirn.
Verwundert legte ich meinen Kopf schief. So? Was meinst du denn damit? Ich fand seine Wortwahl sehr seltsam, irgendwie beunruhigend. Sicherlich war Kasai einfach nur erschöpft, wer konnte es ihr verübeln bei so einem Wirbelwind. Vor komischen Dingen sollte man sich in Acht nehmen! Vorallem wenn sie von Menschen gemacht sind. brummte ich verschwörerisch.
Ich schien nachzudenken, noch immer die kleine Stirn in Falten gelegt. Mawa hat manchmal so..etwas Dunkles in ihrem Blick, so als ob da noch wer bei ihr ist. Und..als ich mit ihr in der Höhle war, bevor sie mich zu euch brachte da habe ich ganz viele Träume gehabt. Von einem schwarzen Wolf, der Mawa aufgefressen hat, nur weil sie mich beschützen wollte. Ich drehte mich wieder auf den Bauch und sah dann mit neugierig funkelnden Augen zu den Brettern durch welche ich mich gequetscht hatte. An einem der Bretter war ein wenig von meinem Welpenfell hängen geblieben und wehte nun wie eine kleine Flamme mit dem Wind. Ich zuckte mit den Ohren und sah Huttser dann aufgeregt an. Was sind Menschen? Kann man die essen?
Bei Jangal's Worten musste ich schmunzeln. Ob ich Kasai darauf ansprechen sollte? Das sind eigentlich viel zu ernste Themen für einen unbeschwerten Welpen. Ich grinste über seinen ernsten Gesichtsausdruck und stupste ihn mit der Pfote an. Weißt du, irgendwann kommt zu uns allen der schwarze Wolf des Todes, aber davor braucht man keine Angst zu haben. Und vorallem musst du dir da noch keine Sorgen drüber machen. Auf seine Frage kam sogleich das Bewusstsein, dass er natürlich nicht wusste was Menschen sind. Nun theoretisch kannst du sie schon essen, aber sie sind sehr gefährlich, laufen auf ihren Hinterbeinen und haben feuerspeiende Waffen die dich verletzen oder sogar töten können, selbst wenn sie weit weg von dir sind. Sie sind unglaublich laut, leben in Steinklötzen und jagen zum Spaß, nicht nur zum Nahrungserwerb. Außerdem haben sie ganz große Maschinen, schrecklich laut und furchtbar am stinken, die fahren auf diesen Schienen oder auf den Straßen. Jetzt war ich es der die Stirn in Falten zog. Und sie bauen Fallen, wenn du da hineintrittst dann tust du dir schrecklich weh, da kannst du Treb fragen. Alles in allem sollten wir sie einfach so gut es geht meiden. Ich warf einen skeptischen Blick auf die Holzplanken die an die Wand genagelt waren. Vorsichtig ging ich näher heran und schnüffelte daran. Der Geruch nach Menschen war noch immer da. Auch all die Jahre die es hier leer stand hatte dieser Ort immernoch diesen unheilvollen Einfluss.
Sichtlich aufmerksam hatte ich Huttser angeblickt und mit gespitzten Ohren zugehört, als dieser begann mir etwas über die Menschen zu erzählen. Ich rümpfte das kleine Näschen. Wenn Menschen gefährlich sind, dann finde ich die doof! Ich habe dich und die anderen da ganz..ganz arg lieber grauer Onkel! Damit sprang ich auf und schmiegte mich an Huttsers Seite, leckte diesem einen Moment über die Lefzen, ehe ich wieder damit begann, mit zwischen die Bretter zu zwängen. Noch war ich klein genug, um hindurch zu passen, doch bald schon würde selbst ich nicht mehr in die Miene gelangen. Ich schnupperte am Boden und hob dann, wenn auch mühselig und mit einem leisen angestrengten Knurren, einen der Gegenstände auf. Dass es eine Schaufel war wusste ich ja nicht. Ich versuchte den speerigen Gegenstand irgendwie durch die Öffnung zwischen den Brettern zu bekommen. Immerhin wollte ich Onkel Huttser den Gegenstand zeigen! Ich fand es toll wie gut er mir alles erklärte und wollte noch viel mehr hören und lernen!
Langsam hatte ich meinen Kopf durch einen Spalt gesteckt, aber im inneren der Miene war es so dunkel, dass ich kaum eine Wolfslänge weit sehen konnte. Du solltest da wirklich nicht drin rumturnen! bellte ich besorgt, schließlich konnte ich ihn nicht erreichen.
Es schepperte, als ich erneut versuchte die Schaufel durch den Bretterspalt zu bekommen. Der Schaufelkopf war gegen die Steinwand geprallt. Der Laut ließ mich verschreckt aufjaulen und die Schaufel fallen lassen. Panisch flüchtete ich tiefer in die Miene hinein und versteckte mich dort unter etwas (einer alten Lore) Zitternd und ängstlich fiepend drückte ich mich auf den Boden. In der Dunkelheit die mich umgab konnte ich nichts sehen. Ängstlich begann ich zu heulen. Maaawaaaa! Paaawaaa!
Jangal! Ich zuckte zusammen als ich den Welpen in der Dunkelheit verschwinden sah. Als hätte ichs gewusst! Knurrend biss ich in das Holz, versuchte die Bretter abzureissen. Mein Plan klappte nur schleppend, immer wieder brach ein kleines Stück Holz heraus, immer wieder bohrten sich Splitter in meine Leftzen. Frustriert begann ich neben dem kleinen Loch durch das Jangal gekrochen war zu buddeln. Meine Krallen trafen immer wieder auf harten, kalten Stein. Schlussendlich blieb mir nurnoch rohe Gewalt, mit der ich mich immer wieder gegen das Holz stemmte. Zum Teufel nochmal!
Wieder und wieder fiepte ich. Die Dunkelheit um mich herum machte mir Angst. Doch zugleich traute ich mich auch nicht mehr zum Ausgang, wegen dem Geräusch das ich gehört hatte. Was war wenn das einer von den Menschen gewesen war. Maaawaaa! Meine kleine Stimme klang mehr als nur kläglich - ich zittterte am ganzen Körper.
Kasai:
Es hatte nicht lange gedauert, bis ich die Miene erreichte. Angestrengt hechelnd entdeckte ich Huttser, sah wie dieser versuchte die Bretter am Eingang durch sein Gewicht zu zertrümmern. Was ist passiert? Wo ist Jangal? In diesem Moment hörte ich das angstvolle Fiepen meines Sohnes aus der Miene. Ich knurrte auf und warf mich nun ebenso wie Huttser gegen die Bretter. Wir mussten es doch irgendwie schaffen da rein zu kommen. Halt durch mein Kleiner! Mama ist gleich bei dir!
Fast war ich etwas erschrocken als Kasai plötzlich auftauchte und mir half. Kasai das bringt nichts! Winselte ich. Ich machte mich wieder daran mit den Zähnen das Holz auszubrechen. Versuchen wir es besser so. Das Holz ist nicht morsch genug um es zu brechen. Murmelte ich zwischen zwei Bissen voll Splittern hindurch. Schließlich hatte ich das Loch bereits deutlich vergrößert.
Ich wich ein Stück zurück. Warum lässt du mich dir nicht helfen? Du weißt, dass du durch mich stärker bist.. Die Stimme säuselte süßlich durch meinen Kopf, welchen ich energisch schüttelte und zähnefletschend knurrte. Niemals. Ich werde nie wieder die Dunkelheit in mir frei lassen..nie wieder.. Damit vergrub ich verzweifelt meine Zähne ebenfalls in die Bretter, ignorierte den Schmerz welcher durch meine Lefzen schoss, als sich einige Splitter derart tief in das empfindliche Fleisch bohrten, so dass ich aus dem Maul blutete. Ich werde meinen Sohn beschützen! Für immer! Ich knurrte wild und schaffte es ein kleines Stück vom Brett abzubrechen. Energisch ließ ich dieses fallen und biss erneut in das Brett. Derweil wurde Jangals Fiepen leiser, erschöpfter. Bitte..bitte lass mich rechtzeitig da sein.
Ein wenig verwirrt schaute ich zu Kasai hinüber, während ich weiterhin das Holz malträtierte. Redet sie jetzt schon mit sich selbst? Irgendwann war das Loch tatsächlich zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Du bist kleiner als ich, versuch mal ob du hindurch passt. Bellte ich Kasai zu. Aber pass auf, nicht das der Boden in der Miene dein Gewicht nicht trägt, Jangal ist schließlich viel leichter als wir.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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06.08.2018 09:49
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