Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und erblickte Talia, die sich uns nährte. Holla, jetzt kamen ja immer mehr hier her. Ich schenkte ihr ein Lächeln. Mich störst du nicht, da musst du eher die sich wiedergefundenen Geschwister fragen. entgegnete ich ihr mit einem leicht neckischen Unterton, während ich mit dem Kopf zu den beiden anderen Wölfen deutete, die sich gerade in ihrer eigenen Blase zu befinden schienen.
~Not your faults define you, but what you make out of them~
Noch immer lächelte ich. Sämtliche Zweifel - Unsicherheiten und Sorgen - waren fort. Ich fühlte mich frei und Willkommen. Doch als Rebell unseren Vater erwähnte, fiel mein Lächeln in sich zusammen. 'Oh... nein! Er muss sich große Sorgen machen!' Mein schlechtes Gewissen meldete sich sofort zurück und niedergeschlagen kaute ich leicht auf meiner Lefze. 'Wahrscheinlich denkt er, ich wäre schon wieder verschwunden!' Ich fühlte mich schlecht. Sehr sogar. "Ich muss zu ihm!", rief ich daher aus und richtete meinen Blick entschlossen gen Rudelplatz. Sie waren meine Familie. Ich würde nicht länger vor meinen Ängsten fortlaufen - Nicht bei Marek und Rebell. Mit diesem Entschluss wollte ich davonstoben. Doch bevor ich nur eine Pfote bewegen konnte, hielt mich eine Stimme zurück. Verwirrt blickte ich zurück und bemerkte die graubraune Wölfin. "Hallo!", begrüßte ich sie und legte meinen Kopf schief. Ich konnte mich nicht entsinnen, sie jemals gesehen zu haben. Doch sie roch deutlich nach unserem Rudel. "Brauchst du etwas?" Auch wenn ich mich gerne jetzt sofort auf den Weg gemacht hätte, ich würde sie dort nicht einfach stehen lassen. Zumal sie sicherlich etwas von uns wollte.
Ich neigte vor Naila freundlich den Kopf. ,,Bevor ich zu eurem Rudel gekommen bin, war ich beim Bergrudel. Lyvianne hat mir geholfen und hat mir einiges erklärt. Ich soll dir von ihr Liebe Grüße ausrichten.", ich wartete Geduldig auf eine Antwort und blickte sie eine weile an ehe ich meinen Kopf drehte und Sialuk kurz ansah und dann Rebell ansah und mir der Rute anfing hin und her zu wedeln, ehe ich Naila wieder freudig ansah.
Ich lauschte dem Gespräch schweigend, sowohl froh darüber wieder aus meinem Tief zurückgefunden zu haben, als uch neugierig über die Andeutung, die Talia soeben gemacht hatte. Mit dem 'liebe Grüße ausrichten' hörte sich an, als ob Naila sich auch eine Zeit lang im Bergrudel aufgehalten hatte und ich würde nur zu gerne mehr über diese Geschichte erfahren. Aber nicht unbedingt jetzt, das konnte warten. Als Talias Blick über mich schweifte, schenkte ich der jungen Wölfin ein Grinsen.
~Not your faults define you, but what you make out of them~
Ich lauschte Talias Worten und sah dann neugierig zu Naila. Ich beneidete sie fast ein wenig darum, dass sie mit dem Bergrudel so gut stand. Ohne, dass ich meine Gedanken aufhalten konnte, führten sie mich zurück auf die Wiese im Bergwolfrevier, wo ich mit Aletheia gesessen hatte. Es war seltsam zu beschreiben, was zwischen uns gewesen war. Ich konnte nicht wirklich sagen, ob sie mich gemocht hatte oder nicht. Auf jeden Fall hatte etwas zwischen uns gestanden. Wie hatte ich mich ihr gegenüber verhalten? Ich konnte es nicht einmal mehr mit Sicherheit sagen. War ich freundlich gewesen? So wie sie es verdient hätte?
Sialuk und mein Bruder blieben schweigsam. Rebell wirkte sogar beinahe abwesend - Fast so als sei er mit seinen Gedanken nicht bei uns, sondern irgendwo anders. "Ich danke dir!" Glücklich lächelte ich der jüngeren Fähe zu. Lyvianne - Das Bergrudel - Noch immer empfand ich es als meine zweite Heimat. "War beim Rudel alles in Ordnung? Geht es allen gut?", fragte ich sogleich und wedelte leicht mit meiner Rute, während sich meine bernsteinfarbenen Iriden neugierig auf Talia hafteten. Gleichzeitig flackerte in mir wieder das altbekannte Schuldgefühl auf und meine Ohren schnippten zur Seite. "Ich wollte eigentlich gerade zurück zum Rudelplatz. Ich war viel zu lange fort und ich möchte nicht, dass sich Papa Sorgen macht!", meinte ich und ignorierte meine kribbelnden Pfoten. Ich musste das einfach in Ordnung bringen! Marek musste wissen, dass ich nicht einfach wieder spurlos verschwunden war! "Wollt ihr vielleicht mitkommen? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten" Freundlich blickte ich in die Runde. Mein Blick sprang von Rebell zu Sialuk und blieb schließlich wieder auf Talia liegen.
Ich legte etwas nervös und peinlich berührt, von ihren netten freudigen Worten die Ohren an und zwang meine Rute still zu stehen die nicht aufhören wollte zu wedeln. „Ja also als ich sie verlassen hatte, ging es ihnen gut....allerdings habe ich nicht gut aufgepasst....ich wollte nicht in die Privatsphäre des Rudels eindringen. Aber Lyvianne das weis ich ihr ging es soweit gut.“, ich grübelte über ihre Worte nach die danach kamen. „Ich würde mich wirklich darüber freuen mehr mit dir zu reden Naila. Und Sialuk kommst du auch mit? Und Marke wird sich auch freuen, vielleicht solltest du Naila zuerst dich mit ihm unterhalten.”, nachdem ich die Fähe freudig angesehen hatte und ich meine Rute immer noch nicht vor Freude ruhig halten konnte, blickte ich fragend zu Rebell. Ich war irgendwie auf plötzlich aufgeregt und voller Freude und Neugier. „Rebell du auch?”, mein Blick blieb an dem Rüden eine weile lang hängen, ehe ich nun zwischen den den Wölfen hin und her blickte.
"Was?" Erst als Talia mich direkt ansprach, wurde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen. "Tut mir leid, ich bin abgedriftet." Entschuldigend sah ich die drei Fähen an. "Worum geht es?" Ich verbannte Aletheia gewaltsam aus meinen Gedanken und wandte mich nun wieder konzentriert an die anderen, um dem Gespräch wieder aufmerksam folgen zu können.
Das hat man dir angesehen. schmunzelte ich leicht, mein schelmischer Blick auf Rebell gerichtet. Naila möchte zurück zum Rudelplatz und hat in die Runde gefragt, ob wir sie begleiten wollen. Nachdem ich ihn informiert hatte, wandte ich mich an Naila und Talia. Also ich wär dabei. Mit diesen Worten erhob ich mich auch von meiner zuvorigen sitzenden Position und streckte mich einmal ausgiebig, sobald ich wieder auf allen vier Pfoten stande, meine Rute locker hin und her wedelnd.
~Not your faults define you, but what you make out of them~
Beschämt sah ich Sai an, allerdings nur kurz. So sehr tat es mir dann doch nicht leid. Ich grinste und erhob mich. "Da komm ich mit. Ich hab das Gefühl, als wäre ich schon ewig nicht mehr da gewesen." Hoffentlich hatte Marek sich keine Sorgen gemacht.
Noch immer lächelte ich Talia fröhlich an. "Ich mich auch!", meinte ich und schüttelte kurz mein silbriges Fell, während ich auf eine Antwort der Anderen wartete. Sialuk stimmte ebenfalls zu und mein Bruder schließlich auch. "Dann mal los!" Ich wollte schnellstmöglich zurück zum Rudelplatz - Nach Hause. Kurz huschten meine bernsteinfarbenen Iriden noch von Wolf zu Wolf, dann bewegte ich meine Pfoten. Es war ein ruhiges Tempo und ich drehte mich auf dem Weg immer wieder zu den anderen um.
Als Naila begann loszulaufen, fiel ich ebenfalls in ein lockeres Tempo und folgte ihr. Ich genoss den sachten Wind, der mir durch mein Fell fuhr und hoffte, dass ich, jetzt wo ich Teil meiner in mich hineingefressenen Schuldgefühle offenbart hatte, nun besser mit der Situation im Silberrudel, den neugeborenen Welpen klar kommen würde. So eine Episode wie diese, die mich hierhergeführt hatte, brauchte ich kein zweites Mal.
>> Rudelplatz Silberwölfe
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Ich bildete das Schlusslicht und trottete den anderen hinterher. Zwar spukte mir Aletheia noch im Kopf herum, aber ich beschloss, sie demnächst einfach nochmal aufzusuchen, damit mein Kopf sich wieder auf andere Dinge konzentrieren konnte.
Der Silbersee ist nicht viel mehr als ein Schlammloch. Zwar lässt sich hier und dort noch eine Pfütze ausmachen, doch das Wasser ist ungenießbar. Mit jedem Schluck hat man eine Ladung Schlamm im Maul. Außerdem versinkt man gnadenlos bis zum Bauch im Schlamm, wenn man sich zu weit vom einstigen Ufer wagt.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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20.04.2020 19:26
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