Es war viel los und ich wusste nicht was. Als ich nun längere Zeit still saß, ohne einem der Dinger, die mir wichtig vorkamen, Quiekte ich. Was war hier los? Warum war ich nicht an der Wand, die duftete und mich wärmte? Wo war generell die ganze Wärme?

Eine Vibrationsfolge, die beruhigend wirkte ließ mich leise werden. Unsicher sah ich mich um. Kam die Wand doch zu mir? Ich hob das kleine Teil von mir, mit dem ich Laute machte, und drehte ihn dann in alle Richtungen, als würde ich erwarte, dass das wichtige Ding zu mir kam, dem es vorher nicht gut ging.

Naila:
Irgendwann wurde ich hochgehoben. ich wusste nicht was war, aber das Gefühl, dass ich schon hatte, als ich komplett von Wärme umschlossen war, wurde immer stärker. Ich fing an zu Quängeln. Vielleicht würde endlich was passieren...

Der Weg war nicht weit, doch merkte ich bereits jetzt, dass meine Kräfte noch nicht zurück gekommen waren. Was wohl auch noch eine ganze Weile dauern würde.. Ich brach durch die Baumgrenze und wurde sofort von den letzten warmen Sonnenstrahlen begrüßt, die dieser Tag hervorbrachte. Ich blieb für einen Augenblick stehen und schloss die Augen, mir erlaubend die wohltuende Wärme für einen kurzen Moment zu genießen. Die Sonne und ihre warmen Strahlen erfüllten mich mit einer trügerischen Ruhe, welche nicht einmal gebrochen werden konnte, als mein Auge auf die Gräber viel. Wolfspfote. Black. Und das frische. Reyleigh. Mein Gesicht verlor sämtlichen Frieden, stattdessen zeichneten sich tiefe Falten der Traurigkeit nun darauf ab, als ich mit hängenden Ohren langsam auf genau dieses zu schritt. Mit bedachter Vorsicht schob ich penibel sanft die Steine auf dem Grab zurecht bis es mir gefiel. Ein tiefes Seufzen kam über meine Lippen als mein Blick auf dem Haufen von Erde verharrte. Es tut mir leid, ich konnte dir nicht auf wiedersehen sagen.. Bitte vergib mir, Rey.

Wortlos, mit hängendem Kopf, hängenden Ohren und hängender Rute folgte ich Papa durch die Bäume und auch dann, als er auf die Gräber zuging. Vorsichtig ließ ich mich neben ihm nieder und sah auf den Erdhaufen nieder, der nach Onkel Marek und Rebell roch. Sie hat gehustet.. und dann war da nur noch Blut. Ich wusste nicht, wieso ich das erzählte. Aber es lag so schwer auf meiner Seele und es ärgerte mich, dass die Erinnerung an Tante Rey wurde von diesem Bild überlagert. Es tut mir Leid.. ich sollte Hilfe finden, aber ich wusste nicht, zu wem ich gehen sollte.. also hat Dash jemanden von seinem Rudel geholt, aber.. es war schon zu spät. Wieder rannen die Tränen meine Wangen hinab, während sich vor meinen Augen alles erneut abspielte. Selbst meine Pfoten fühlten sich wieder wund an, auch wenn es wohl eine Einbildung war.

Ich lauschte den Worten meiner Tochter und meine Ohren legten sich an. Deswegen also.. Ich drückte meine Schnauze gegen den Kopf meiner Tochter ehe meine Zunge über ihre Ohren, ihre Stirn und schließlich ihren Nasenrücken strich. Du musst dich für nichts entschuldigen, Ekxan. Es ist nicht deine Schuld, dass das passiert ist, es ist auch nicht deine Schuld, dass niemand deiner Tante mehr helfen konnte, raunte ich ihr zu und stupste zum Ende hin ihre Schnauze mit meiner Nase an, um sie zu ermuntern zu mir aufzuschauen. Nichts davon ist deine Schuld, wiederholte ich noch einmal ernst, sah eine Weile auf meine Tochter herab ehe ich meinen Blick gen Sonne wendete. Und deine Mutter wird nicht sterben. Noch nicht.

Ich hatte den Weg sehr langsam hinter mich gebracht da meine Luft nicht so wirklich gut war. Ich hatte das Gefühl nicht genug einatmen zu können um den Bedarf zu decken. Müde setzte ich mich zwischen die Bäume, sah über das Sonnental und schloss die Augen . Jetzt hatte auch Rey ihre letzte Ruhe hier gefunden und zu wissen dass auch ich hier liegen würde erfüllte mich mit Ruhe. Traurigkeit senkte sich über meinen Geist als ich daran dachte dass ich meine Familie alleine lassen würde. Aber es lag nicht in meiner Pfote das zu entscheiden und vielleicht hatte ich ja noch eine Weile. Vielleicht musste ich erst wieder zu Kräften kommen, dachte ich aber tief im inneren schien ich zu wissen dass es nicht so war.

Nur widerwillig ließ ich meine Schnauze anheben und es dauerte auch noch eine ganze Weile, bis mein Blick sich soweit hob, dass ich Papa ansehen konnte. Ich versuchte unter allen Umständen nicht zu blinzeln, um die Tränen nicht erneut fließen zu lassen. Aber.. irgendwas hätte ich doch tun müssen. Es waren so viele Wölfe am Rudelplatz, erzählte ich einfach weiter und lehnte mich an ihn. Da war eine bunte Fähe und ein hellgrauer, großer Wolf, die Onkel Marek geholfen haben.. ich hab nicht alles mitbekommen, aber es ging um Tante Reys Welpe. Stimmt!, fiel es mir wieder ein. Tante Rey hatte noch einen Welpen zur Welt gebracht. Pfötchen war auch da, flüsterte ich und überlegte, ob ich mich an noch mehr erinnerte. Dass mir dabei der Geruch von Mama in die Nase kam, wunderte mich nach meinem letzten Traum nicht..

Ich wollte zu ihnen laufen aber der Anblick der beiden ließ mich auf der Stelle sitzen bleiben. Sie waren mir so wichtig und es wärmte mein Herz wie Kolja mit ihr umging. Er war ein guter Vater auch wenn ich nicht immer alles verstand was er tat.