Als keine Antwort ertönte, ließ ich traurig meine Ohren hängen und tapste noch ein wenig weiter voran. Auch wenn ich Mama und Papa nicht sofort fand, der Ort war mordsmäßig interessant. Gerade als ich mich auf ein tanzendes Blatt werfen wollte, kam Schön auf mich zu. Wild wedelnd hielt ich in meinem Vorhaben inne und lief der Tante entgegen. Schön!, rief ich freudig und quietschte leise, bis sie sich vor mich hin bückte. Das macht Papa auch immer! Fröhlich stemmte ich meine Pfötchen gegen ihre Nase und sah sie an, so wie ich es bei Papa auch immer tat. Ekki sucht Papa und Mama!, erklärte ich stolz mein Vorhaben und richtete mich etwas mehr auf, um zu zeigen, wie groß und gut erzogen ich schon war.
Ich blinzelte ein paar mal bis ihre Worte wirklich zu mir durchdrangen. "Mama und Papa sind nicht hier Kleines", sagte ich ihr vorsichtig, da ich sie nicht umstoßen wollte. Langsam lies ich meinen hinteren Körperteil auf den Boden sinken, so dass ich nun vor ihr lag. Ihre Worte irritierten mich so sehr, dass ich für einen Moment meine ganze Wut vergaß. "Schön? Wer ist schön?", fragte ich sie und hoffte das sie verstand was ich sie da fragte.
Enttäuscht, dass Mama und Papa nicht hier waren, ließ ich wieder die Ohren hängen und nahm meine Pfoten wieder zurück. Dann woanders.., brummte ich verstimmt und wollte mich schon von Schön abwenden, um Mamas Geruch wieder zu finden, als sich Schön hinlegte. Irritiert drehte ich ihr meinen Kopf wieder zu und reckte witternd meine Nase an ihre. War alles in Ordnung? Ich blinzelte etwas, als sie nach ihrem Namen fragte. Hä?, fragte ich unschlüssig nach und tippte mit einer Pfote nun doch wieder auf ihre Nase, jedoch ließ ich die Pfote dieses Mal nicht dort. Du bist doch Schön.
Mir tat es ein bisschen leid, dass ich ihr ihre Eltern nicht präsentieren konnte, ich wusste gar nicht wo die beiden waren, aber vermutete ich das Nalani dann bei Kolja war, wenn beide nicht da waren. Ob die bei Ikarus sind? Oder ganz woanders? Ich hoffte für Kolja das er nicht bei Ikarus war. Ich hätte ja absolut nichts dagegen gehabt wenn die beiden Freunde gewesen wären, aber wenn Ikarus Kolja dazu zwang sich zu unterwerfen, war das etwas ganz anderes. Ich wäre beinahe wieder in Gedanken abgedriftet, als Ekki plötzlich mit ihrer kleinen Pfote gegen meine Nase tippte und dann sagte, dass ich doch schön sei. Das brachte mich dazu verlegen die Ohren anzulegen, doch dann stellte ich sie wieder auf und schmunzelte. "Danke das ist sehr lieb von dir. Aber du bist auch schön Kleines", brummelte ich ein bisschen amüsiert und legte den Kopf leicht schief.
Da sie nicht zu verstehen schien, kicherte ich leise vor mich hin. Aber Ekki ist Ekki, nicht Schön., brabbelte ich weiter und tippte erneut auf ihre Nase. Da ihre Aufmerksamkeit zu schwinden schien, schaute ich mich wieder auf der weiten Wiese um. Was ist hier? Ob es hier etwas zu spielen gab? So wie in dem Wald, wo ich den Käfer gefunden hatten, als mich Papa gefunden hatte? Ach ja.. Papa! Sofort drehte ich mich um und setzte meine Nase wieder witternd auf den Boden, um Mamas Spur wieder zu finden.
Jetzt war ich noch verwirrter. Dachte Ekki etwa das 'Schön' mein Name war? Nun musste ich sogar leise lachen. "Ekki mein Name ist Reyleigh", klärte ich sie auf und sah ihr nach. "Und komm mal lieber her, dein Papa ist gerade unterwegs", rief ich und behielt sie im Auge. "Wenn du wieder herkommst, sag ich dir auch was das für ein Ort hier ist", versuchte ich sie herzulocken.
Da ist sie! Und schon hatte ich mich an die Sur geheftet und wollte ihr folgen, als Schön wieder zu sprechen anfing. Meine Ohren zuckten, als ich den neuen Namen vernahm und schaute sie interessiert an. Rai.. ley.., versuchte ich mich an ihrem Namen, verzog jedoch die Schnute und schüttelte mein Schnäuzchen. Reyley.. hmpf! Schmollend setzte ich mich an Ort und Stelle nieder und dachte inbrünstig darüber nach, wie ich es richtig machen konnte. Rey.. Reylai? Nee.. Schließlich gab ich es auf und schaute wieder zu Schön auf. Zu lang! Rey?, fragte ich und ignorierte mehr ungewollt als bewusst ihr Locken.
Ich beobachtete sie amüsiert dabei, wie sie sich an meinem Namen versuchte und es schließlich aufgab. Anscheinend war ihr mein Name zu kompliziert. "Rey ist auch gut", antwortete ich und krabbelte zu ihr, damit ich sie mit der Schnauze anstupsen konnte. "Ich bin Rey", bestätigte ich nochmal und legte meinen Kopf vor ihr auf den Boden.
Rey! Breit grinsend sah ich ihr dabei zu, wie sie zu mir herüber krabbelte und erhob mich wieder auf alle Viere. Das fünfte Bein hob ich steil zum Himmel und ließ es wieder wedeln. Dann Rey hilft Ekki und sucht Papa!, beschloss ich und setzte meinen Entschluss auch sofort tatkräftig in die Tat um, indem ich meine Nase wieder auf den Boden setzte und Mamas Spur folgte. Ich hatte so ein komisches Gefühl, als ob Papa meine Hilfe brauchte, und wollte zu ihm. Mama ist bestimmt bei ihm!
Ich stand auf und lief ihr sofort nach. "Nein Ekki, Mama und Papa haben gerade keine Zeit", versuchte ich sie davon abzubringen. Wenn Kolja und Nalani bei Ikarus waren, würde ich wahrscheinlich so wütend werden, dass ich sowohl Ikarus, als auch Kolja angreifen würde und das musste Ekki auf keinen Fall sehen, dafür war sie noch viel zu jung und mir war es so wieso lieber, wenn sie so etwas niemals sehen würde. Aber selbst wenn sie nicht bei Ikarus waren, wollte ich Kolja nicht sehen, ich wollte erst wissen was Marek nun dazu sagte und alleine würde ich Ekki sicherlich nicht in die Freien Gebiete lassen.
Meine Ohren wackelten, als Rey versuchte mich davon abzubringen, nach Papa zu suchen. Ernst zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah sie an. Nein. Papa braucht Hilfe. Es war eine Vermutung, aber ich würde sie wehement verteidigen und stapfte sogar mit der Pfote auf, um es zu verdeutlichen.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein Kleines, dein Papa braucht keine Hilfe. Außerdem ist deine Mama doch bei ihm", versuchte ich sie zu beschwichtigen und blieb stehen.
Ganz automatisch zog ich eine Schnute und blieb nun ebenfalls gänzlich stehen, um mich ihr zu zudrehen. Doch, Papa braucht Hilfe., ließ ich mich nicht davon abbringen. Wenn Mama bei Papa, dann bringt Geruch mich zu Papa. Noch einmal nickte ich zur Verdeutlichung, dann wandte ich mich wieder Mamas Geruch zu und lief ihm witternd hinter her. Da sich Rey weder in den Weg stellte, noch mich im Nacken packte, lief ich schnurstracks auf den Waldrand zu und schlüpfte bald schon ins Unterholz.
Ich knurrte leise als sie plötzlich das Sonnental verließ, ich spürte wieder wie ich wütend wurde, obwohl ich es bis gerade geschafft hatte es zu unterdrücken. Doch mein Knurren verstummte. Sie war ein Welpe, sie verstand das alles einfach nicht. Trotzdem passte mir das ganze jetzt absolut nicht in den Kram, ich hatte keine Zeit mich um Ekki zu kümmern, ich hatte sie lieb, aber gerade passte mir das alles einfach absolut nicht. Die Umstände waren gerade zu chaotisch. Vor mich hinbrummend lief ich ihr hinterher und war froh, dass sie nur in den Birkenwald scheinbar lief.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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11.12.2016 13:58
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