Als wir Nalani herabgelassen hatten, trat ich einen Schritt zurück und sah zurückhaltend auf ihre Familie. Ich überlegte mir derweil schon, wie ich auf Marek zugehen sollte, wobei ich nicht verhindern konnte, hin und wieder einen Blick auf ihn zu werfen und meine Ohren nachdenklich zucken zu lassen.

Ich war so vertieft in meine Gedanken, dass ich gar nicht mitbekam, dass Papa mich nun ansah und Dash auf mich einredete. Erst als sich Dashs Augen in mein Blickfeld schoben, rollte die erste Träne und ich schnappte aus meiner Panik auf. Papa darf nicht gehen.., winselte ich leise und zog mich ein Stück weit zurück. Dass er mir angeboten hatte, ihn zu begleiten, hatte ich gar nicht mitbekommen. Ich fühlte mich abgekapselt. Wie in einer Blase, die nichts mehr durchließ, außer den Schatten von Dash. Schlucken, Atmen, Tränen mit den Pfoten weg wischen und schon konnte ich das Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Es tat weh und ganz automatisch wurde mein Atem erneut hektischer, während mein Blick blind zwischen den Wölfen hin und her ging. Erst an Marek blieb er hängen. War er nicht der Alpha? Wieso tat er nichts? Bald war Mama begraben und dann würde Papa gehen.. und ich würde nur noch Pell haben.

Ich sah zu meiner Tochter als sie auf meine Worte reagierte, oder auch nicht. Ich hatte mit allem gerechnet, Geschrei, dass sie weg läuft oder ähnlichem, nur nicht damit. Meine Ohren hingen an meinem Kopf herunter als ich beobachtete wie sie von mir weg ging. Ekxan.., meine Stimme war flehend als ich sie ansah und mit meinen eigenen Tränen zu kämpfen hatte.

Ich ließ die Ohren hängen, legte mich hin und robbte ihr etwas nach, blieb aber doch etwas auf Abstand. Hey, ist schon gut. Ich sah zu Kolja hinüber. Mein Blick flehte um Hilfe hierbei. Er war doch ihr Vater. Wusste er denn nicht was zu tun war? Dann aber sah ich wieder von unten aus Ekki an und bewegte mich selbst dazu sie beruhigend anzulächeln, auch wenn ich nicht ganz verstand wss hier passierte.

Auf die Frage von Marek zuckte mein Schweif etwas. "Nun, du bist dort doch schon ziemlich harsch rangegangen..." gab ich zu und spielte damit auf seinen Tonfall vorhin am Silbersee an. Als ich Koljas Stimme vernahm legte die Ohren etwas an, ehe ich meinem Alpha zum Grab folgte. Meine Schritte waren leise, vorsichtig und ich wäre am liebsten schon stehen gewesen. Dies war eindeutig keine Situation in der ich mich wohlfühlte. Ich wollte gerne für Kolja und Ekki da sein, zeigen, dass ich gerne helfen würde, doch... Nalani und ich hatten eine sehr schwierige Beziehung zueinander. Nicht nur, dass ich anfangs sehr viel mit ihrer Tochter unternommen hatte, Kolja hatte ihr, oder besser gesagt uns, einen ganz schönen Stempel in der Frühlingszeit in den Kalender gedrückt, an dem ich bei jeder Begenung mit Nalani nun denken musste. Ob sie mich überhaupt hier haben wollen würde? Zögerlich trat ich neben Kolja, nickte ihn aufmunternd, aber auch entschuldigend zu. Ich wusste einfach nicht, wie ich in letzter Zeit handeln sollte, oder wie man es von mir wollte. Die leisen Laute von Ekki überraschten mich jedoch, denn ich hatte zuvor nichts verstanden, was hier besprochen wurde und etwas verwirrt blickte ich zu ihrem Vater. Er wollte also wirklich das Rudel verlassen? Die ängstlichen Worte von meiner Nichte machten mir fast ebenso Angst und Marek schien gerade nicht zu verstehen, oder nachzudenken. "Marek ich glaube nun ist der Zeitpunkt. Wenn nicht jetzt, dann endet es hier" flüserte ich dem Rüden rechts von mir entgegen, hoffte er hätte sich etwas überlegt.

Fast schon hektisch ging mein Blick zwischen Marek, Dash und Papa hin und her. Als Dash sich vor mich legte und auf mich zurobbte, hob ich eine Pfote an, um ihn nicht zu berühren. Dash.. ich.., begann ich, doch da regte sich Marek auch schon und mein Blick wurde automatisch wieder von ihm angezogen. Mit angelegten Ohren beobachtete ich ihn, versuchte meinen Atem zu beruhigen. Wieso war ich plötzlich so ängstlich? Ich hatte noch nie Angst gehabt! Erst seit Mama tot war und Papa die erste Andeutung gemacht hatte, uns ebenfalls zu verlassen, war ich so. Ich mochte das nicht. Ich wollte das nicht! Ich musste doch stark sein und alle beschützen. Abermals versuchte ich durchzuatmen, als Marek dann zu Papa ging, und legte mich platt vor Dash auf den Boden. Den Blick versuchend auf den Freund zu fokusieren, hörte ich dem Alpha zu und versuchte die Angst in mir zu bekämpfen.

Meine Aufmerksamkeit wurde auf Kito gelenkt, welche sich zwischen Marek und mich stellte. Ihre Worte schienen Marek wach zurütteln und so lauschte ich auch seinen Worten. Mit einem Seufzen sah ich zurück auf Nalanis Leichnam, welcher darauf wartete endlich mit Erde bedeckt zu werden. Marek, raunte ich und sah ihn wieder an, machte sogar zwei Schritte auf ihn zu, sodass meine Schnauze neben Kitos war. Meine Entscheidung steht und ich werde sie nicht ändern, vorerst. Ich werde mich zurückziehen, als Beta und auch aus dem Rudel. Du kannst gerne einen anderen Wolf für den Posten erheben, dafür hast du meinen Segen. Ich stupste erst Kito mit meiner Schnauze an, und ging schließlich ganz zu Marek. Mich fast auf den Boden legend, quetschte ich meinen Kopf unter den seinen und drückte ihn somit leicht nach oben. Unser Streit.. die Meinungsverschiedenheit, wie auch immer du es nennen möchtest.. Es hat nichts an unserer Freundschaft geändert, Marek. Ich vertraue dem gesamten Rudel meine Welpen an, sollten sie mich nicht begleiten wollen und somit auch dir. ich konnte Ekki aus meiner jetzigen Position nicht sehen, lediglich Dashs Hinterläufe und Rute waren in meinem Blickfeld, doch ich hoffte, dass sie verstanden hatte, was meine Worte bedeuteten.

Ekki sieh mich bitte an. Es ist alles gut. Wir finden eine Lösung. Ganz sicher. Ich blieb liegen wo ich war. Ekki wollte offensichtlich nicht berührt werden. Meine Stimme war leise, ruhig und langsam. Ich wollte sie nur beruhigen, mehr Bedeutung steckte kaum in meinen Worten, denn in Wahrheit glaubte ich sie auch nicht, wenn meine Stimme auch überzeugt klang. Kaum bekam ich das Gespräch zwischen Beta und Alpha mit, das hinter mir stattfand.

Dash Stimme gab mir Kraft und ich kam seiner Aufforderung nur allzu gerne nach. Als Papa dann meinte, dass er uns bei Marek lassen würde, falls wir nicht folgten, zuckten meine Ohren und das rechte stellte sich leicht auf, während ich meinen Blick noch immer auf Dash fokusierte. Was soll ich nur tun?, fragte ich mich und Unsicherheit vertrieb die Angst. Papa würde gehen, würde das Rudel verlassen und nichts würde ihn zurückhalten, so gut kannte ich ihn bereits. Aber war ich dazu bereit? Ich war nun fast ein Jahr alt. Meine Mutter tot. Mit Pell hatte ich nur Streit. Dash war mein einziger Freund und gehörte dem Schattenrudel an. Wen hatte ich sonst noch im Rudel? Da waren dann nur noch Tante Toooh und Marek, als auch Takeo. Aber die drei brauchten mich nicht, ebenso wenig wie Pell. Aber.. Langsam schielte ich an Dash vorbei, sah erst zu Marek, der so verzweifelt aussah, wie ich mich fühlte, ehe ich zu Papa hinüber sah. Er sah so geknickt aus, so verletzt, so.. resignierend. Mein Herz zog sich zusammen, als ich mir vorstellte, ihn allein zu lassen. Wen hatte er denn dann noch, wenn er das Rudel verließ? Niemanden. Ich begleite Papa, flüsterte ich leise und fast nur für mich selbst. Entschlossenheit kämpfte sich in mir empor und je länger ich über diesen Satz nachdachte, desto stärker wurde sie. Ich lasse Papa nicht allein. Irgendjemand musste doch auf ihn aufpassen. Mein Blick senkte sich wieder zu Dash hinab, fragend, ob er damit leben konnte, dass ich kein Rudelwolf mehr sein würde.

Ich war leise durch die Bäume getreten und hatte beobachtete wie sie ein Grab für Mama aushoben. Ich wollte helfen aber alles war so schnell gegangen und gleichzeitig langsam. Wie erstarrt stand ich da und sah alle an, meine Familie. Ich hörte zu und verstand kein Wort, ich hatte doch gerade Marek versprochen zu bleiben und jetzt würden Ekki und Papa gehen?
Einsamkeit legte sich über mich wie eine feine Decke , ich konnte keinen Schritt machen. Reden fühlte sich nicht nötig an und ich bekam die Schnauze auch nicht auf. Ich erinnerte mich auch nicht daran wann ich das letzte mal etwas gesagt hatte. Ich saß einfach weiter ein Stück entfernt der Anwesenden und sah zwischen ihnen hin ind her, mein Körper zitterte obwohl ich das nicht mit bekam.