Es ging sehr schnell und ich musste mich ständig in Acht nehmen. Dies war kein Kampf, der mit dem Tod des einen enden würde. Wie der Kampf auch enden würde, er würde die nächsten Monate unseres Lebens bestimmen. Umso härter begann ich zu kämpfen und war nicht sonderlich überrascht, als Raym plötzlich mit den Hinterläufen wegknickte und ich an seiner Wirbelsäule entlang zu seiner Kruppe rutschte und auf dem Boden stehen blieb. Halb über ihm, den Nacken mittlerweile losgelassen, wuffte ich halb aus Überraschung, halb aus Dominanz. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich schon erneut meine Kiefer um seinen Nacken geschlungen und hatte mich halb um ihn gedreht, sodass ich ihn nun versuchte auf die Erde zu reißen. Mein Nackenfell stand kerzengerade ab, meine Rute pendelte dominant in der Luft.

Ich spürte wie sein Griff in meinem Nacken sich löste, sein Körper an meinem entlang rutschte und ich so wieder frei war. Wenn auch nur kurz. Ich wollte mich gerade aufrichten und mich gänzlich zu ihm drehen, da wurde ich schon wieder im Nacken gepackt und nach rechts gezerrt. Ein Jaulen entwich meiner Kehle, doch war es mehr aus Wut als aus Schmerz. Ich strauchelte, da ich mein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und kippte schließlich in die Richtung meines Konkurrenten.

Ich konnte mein Glück kaum fassen - doch von außerhalb konnte man kaum eine Regung in meinem Gesicht erkennen. Kaum prallte der Körper des schwarzen Riesen auf der Erde auf, stellte ich mich schon mit beiden Vorderpfoten auf seine Seite und wartete einen Moment ab. Meine Ohren waren gespitzt, meine Rute erhoben. An meinem gesträubten Fell konnte man erkennen, dass ich noch immer äußerst angespannt war. Zudem verließ noch immer das stetige Knurren mein Maul und ließ alle im Umkreis von drei Metern wissen, dass sie sich besser noch nicht nähern sollten.
Erst als ich Raym ein paar Sekunden auf der Erde hatte und ihm auf diese Weise unterworfen hatte, ließ ich wieder von ihm ab und wich zurück. Mein Kopf war stolz erhoben und auch meine Haltung entsprach der eines dominanten Wolfes. Angespannt fixierte ich den Rüden. Ich hatte seine eigene Dominanz zu spüren bekommen und es war nicht klar, ob er sich dies nun so einfach gefallen lassen würde.

Ich hatte nur geblinzelt und es waren mehrere Sachen gleichzeitig passiert. Syras Provokation, der Angriff und Aylia die sich vor uns stellte. Kurz zog ich die Lefzen zurück , was sie nicht sehen konnte da sie vor mir stand. Bevor mir klar wurde weshalb sie es tat, sie wollte uns schützen. Diese Erkenntnis traf einen tiefen Teil von mir, den Teil in dem noch ein kleiner pummeliger Welpe wohnte der dachte die Welt wäre ein freundlicher und schöner Ort. In diesem Moment war mir endgültig klar, dass wir ihr nicht egal waren.
Dann glitt meine Aufmerksamkeit zurück zu Stin, seine Kraft beeindruckte mich und ich wedelte sogar sehr leicht mit der Rute als er den Kampf entschied.

Der Kampf zwischen den beiden großen Rüden war ziemlich schnell zu Ende und Stín entschied ihn für sich. Aylia hatte sich schützend vor uns gestellt und ich war neben Billy geblieben. Als ich kurz zu ihm sah bemerkte ich, wie das Gesicht meines Bruders ein bisschen weniger emotionslos wirkte. Das gab mir wieder Hoffnung darauf, dass der andere Rüde auf dem Wege zur Besserung war.

Es ging alles sehr schnell. Erst wurde ich noch am Nacken gezerrt und nun lag ich mit Pfoten auf meinem Körper auf der kalten, feuchten Erde. Ein wütendes, Grollen, ja, schon fast Fauchen stieg aus meiner Kehle empor, als der graue Rüde von mir abstieg und sich etwas entfernte. Böser Fehler. Der Rest der Anwesenden entspannte sich leicht, doch bekam ich davon nichts mit. Zähne fletschend erhob ich mich so schnell ich konnte. So einfach würde ich mich nicht unterwerfen lassen! Mit senkrecht stehender Rute und gesträubten Fell sprang ich meinem Konkurrenten abermals entgegen.

Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, doch mein Augenmerk lag ganz allein auf Raym. Ich ahnte bereits, dass das noch nicht das Ende war. Und ich sollte Recht behalten. Der Schwarze erhob sich ziemlich schnell und stürzte sich erneut auf mich. Entgegen aller Warnungen in meinem Kopf stellte ich mich auf die Hinterpfoten und versuchte ihn dadurch durch meine Masse einzuschüchtern. Nach dem ersten Kampf war ich ein wenig ruhiger und auch sicherer geworden. Dennoch entblößten sich meine Zähne fast auf der Stelle und meine Augen verengten sich. Meine Rute stand weit nach oben und das tiefe Kläffen und Knurren setzte wieder ein, während ich dem Rüden abermals entgegensprang und nach seiner Schnauze schnappte.

Ich senkte meinen Oberkörper und merkte wie meine Muskeln unterbewusst versuchten nachzuahmen was Stin tat. Ich war angespannt und wollte kämpfen, dieses Gefühl hatte ich mein Leben lang nie verspürt aber jetzt saß es tief in meinem Magen. Als wäre es wach geworden durch den Kampf der beiden älteren Rüden.
Ein Blick ging zu meinem Bruder , ein fast fröhliches Lächeln lag auf meinen Lefzen. Mein Blick sagte etwas aus wie , schau was sie tun ist das nicht ziemlich cool.

Meine Pfoten trafen auf seinen Brustkorb als der dunkle Rüde abermals mir entgegentritt, oder eher sprang. Seine Kiefer schlugen neben meinen eigenen in einem hörbaren Klacken zusammen, dabei streiften seine Reißzähne leicht meine hochgezogenen Lefzen. Meine Ohren waren nach wie vor nach vorn gebogen, meine Zähne nun nach seinem Maul gierend. Meine Muskeln waren zum zerreißen gespannt, was nicht durch die klirrende Kälte vermindert wurde.

Hart trafen mich seine Pfoten an der Brust und warfen mich zurück. Fast rutschte ich zur Seite weg, doch ich konnte mich noch reflexartig zur Seite drehen, um den verhängnisvollen Sturz zu verhindern. Schnell hatte ich mich wieder gefangen und war erneut zu der alten Taktik übergegangen, meinen Oberkörper über seinen Rücken zu schleudern, wobei ich erneut nach Rayms Front schnappte. Maul oder Nacken war mir dabei völlig gleich, es waren beides empfindliche Regionen.

So schnell er gegen mich gesprungen war, war er wieder fort, nur um im nächsten Moment wieder auf meinem Rücken zu hängen. Mein Gesicht verzog sich zu einer grässlichen Grimasse. So langsam verlor ich wirklich die Geduld. Ich drehte meinen Kopf von den Kiefern des anderen Rüden weg und bewegte meinen Körper in die entgegengesetzte Richtung.

Ich erwiederte Billys Blick und lächelte ihn an, doch als ich wieder zu dem, erneut aufgefachten, Kampf sah, lag in meinen Augen kein so begeisterter Ausdruck wie in Billys. Ich mochte keine Kämpfe. Sie bedeuteten Gefahr für meinen Bruder. Wenn ich ehrlich zu mir war, so machte mir Billys Faszination für diese Prügelei eher Angst. Ich war bereit zu kämpfen, aber ich mochte es nicht.

Meine Rute schwang leicht hin und her. Dash schien nicht so begeistert das dämpfte ein wenig meine Stimmung aber trotzdem verfolgte ich den Kampf aufmerksam. Ich wollte lernen was die beiden taten, wollte auch ein großer Kämpfer werden. Ich könnte Dash und Aylia beschützen und nie wieder würden sie mich ignorieren wenn ich ihnen zeigen könnte wie stark ich bin. Dachte ich aufgeregt.

(Transformation zum Schattenwolf xD)