Gespielt entrüstet schaute ich Kibo mit zusammengekniffenen Augen an. Bitte? Bin ich jetzt etwa nicht hübsch? Ich grinste frech, wusste ich schließlich genau, dass ich sicher nicht mehr eine Wölfin war, die man allgemein als hübsch bezeichnen würde. War ich das überhaupt je gewesen?
Wie so oft lag ich im dichten Unterholz und ignorierte den Trubel - Zumindest... versuchte ich es. Immer wieder schnippten meine Ohren und meine honigfarbenen Iriden huschten zwischen den Wölfen umher. Langsam stemmte ich mich auf meine Pfoten, schüttelte meinen kurzen Pelz und entschwand schließlich im Dickicht. Mein Magen grummelte und trieb mich zur Eile an.
"Ehm natürlich siehst du hübsch aus...zerrupft hübsch" erwiederte ich schnell witzelnd. Dennoch duckte ichmich leicht unter dem 'Vorwurf'. ICh zuckte abwechselnd mit den Ohren und schaute Morgra an, nur um sie dann spielerisch anzustubsen.
Zerrupft hübsch? Skeptisch kniff ich die Augen zusammen. Danke für DAS Kompliment. Ich stand auf, steckte meine Beine aus. Auffordern schaute ich Kibo an, dann trottete ich vorwärts.
Na super...'zerrüft hübsch'... was besseres konnte dir auch nicht in den Sinn kommen du alter Wolf. Ich tat es Morgra gleich und streckte mich ausgiebig, nachdemn ich aufgestanden war. Mit leicht hängendem Kopf folgte ich der schwarzen Wölfin in Richtung des Lachflusses.
Statt eines kleinen Paradieses mitten im Wald, ist der Ort kaum mehr zu erkennen. Ein paar hohe Felsen und eine trockene Senke sind alles, was von der Oase übrig geblieben sind.
Seit Ende des Events (31.08.2020) hat es wieder angefangen zu regnen! Die vertrockneten Gräser sind grüner geworden, der kleine Teich glitzert prall gefüllt in der Herbstsonne und die Schönheit dieses Ortes ist zurückgekehrt.
Mit meinen breiten Pfoten hielt ich den Busch nieder, mit einem Sprung drückte ich das Pflanzwerk beiseite und platzte sozusagen auf die freie Fläche nebst der Lagune...ich blieb einen Moment verwundert stehen. Dies sah mir nicht nach dem Wäldchen aus - hatte ich mich verlaufen?
Ich folgte meinen Gefährten mit leichten Schritten durch das dichte Gestrüpp, und schaute mich hin und wieder nach links und rechts um. Als ich mit ihm auf einer freien Fläche kam war es nicht das Wäldchen sondern die Lagune, ich blicke meinen Gefährten an und bemerkte seine Verwirrung. Wir sind nur einen kleinen Umweg gegangen, als wir uns das erste Mal begegnet sind, sind wir von hier zum Wäldchen gegangen kannst du dich noch erinnern ? fragte ich ihn aufmuntern und rieb meine Schnauze an seiner.
Einen Moment hatte ich ein wenig an mir gezweifelt - ich konnte über Meilen hinweg dieses Gebiet finden, aber den Weg zurück fand ich nicht mehr? Wo steckt da die Logik war eine Sekunde mein frustrierter Gedanke. Da drangen die Worte meiner Gefährtin an mein Ohr und ich merkte auf, es fiel mir wieder ein! Natürlich! Ich erwiderte die Geste zärtlich und brummte etwas entschuldigend "Jetzt erinnere ich mich wieder. Ich glaube, ich musste beim ersten Male etwas abgelenkt sein." ich verzog die Lefzen zu einem leichten Lächeln als meine Gedanken zurückschweiften, bevor ich sie sacht anstuppste und mich in Bewegung setzte. Langsam trottete ich los, diesmal in die richtige Richtung!
Nachdem die Dürre vorbei war, begann es zu regnen und mit dem Regen kam der Nebel. Ein komischer Nebel, der ungewöhnlich sauer roch. So ein Nebel war nicht einmal den erfahrenen Nebelwölfen bekannt. Schleichend und unheilvoll strich er zwischen den Bäumen umher, kletterte auf jeden Berggipfel und kroch über jede Wiese und ganz plötzlich verfiel das Tal in einen tiefen festen Schlaf. Alle Lebewesen sanken mit einem Mal zu Boden. Nichts bewegte sich mehr und es wurde still. Der Nebel verharrte eine ganze Weile über dem Tal. Er kam von einem Industrieunfall der Menschen, die von diesem Nebel ebenfalls nicht verschont blieben. Für eine ganze Weile war das Tal eingefroren. Doch jetzt langsam, fangen die ersten Vögel an zu zwitschern. Der Dunst lichtet sich und die ersten Wölfe wachen wieder auf....
Ein Hirsch wacht über diesen Ort. Er steht direkt auf den Felsen, wo sich der kleine Wasserfall in die Lagune stürzt. Aufmerksam behält er jedes Lebewesen im Blick, während er sein funkelndes Geweih dem Nachthimmel entgegenstreckt. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich sein mayestätisches Abbild und lässt die Lagune förmlich leuchten. Nähert man sich der funkelnden Shioulette verschwindet sie. An der Stelle sammeln sich dafür deutlich mehr Lichter, doch der Hirsch taucht erst wieder auf, wenn der Wolf auf Abstand geht.
Ich nahm einen anderen Weg als ich ihn gewohnt war. Meine Pfoten machten keinen Laut, während ich durch den Schnee tapste. Der Schnee sorgte dafür, dass alles viel friedlicher war als sonst. Ein paar Vögel zwitscherten. Ich lief weiter und stand ganz plötzlich vor einem kleinen Teich. Das Wasser war so gut wie unbewegt und die Oberfläche schon ein wenig gefroren. Ich beugte mich hinab und trank etwas. Das Wasser war so klar, dass ich kurz überrascht war. Als ich mich umsah, sah ich einen Hasen, der ein paar Meter entfernt von mir stand und mich anblickte. Er überlegte wahrscheinlich, ob ich ihn sah oder nicht. Es spielte keine Rolle. Ich hatte keinen Hunger. Seit Stíns Tod hatte ich nicht mehr gegessen. Trotzdem fühlte ich mich nicht schwach. Ich ignorierte den Hasen. Wie konnte es sein, dass ich diesen Ort noch nie betreten hatte? Oder war ich schon einmal hier gewesen? Ein wenig kam es mir bekannt vor, doch ich war mir nicht sicher.
Na hier bist du auch schon lange nicht gewesen. Hat sich ja sowieso nichts verändert. Es liegt Schnee. Das stimmt. Ich sprang lachend durch die weiße Landschaft und ließ den Schnee dabei um mich herum aufstieben, bis mir ein vertrauter Geruch in die Nase stieg, der meine Rute leicht hinter mir zu schwingen brachte. Aaaaay! Ich rannte im Zickzack auf die rote Fähe zu, die da an der Lagune stand, den Hase registrierte ich, aber achtete nicht auf ihn.
Eine mir bekannte Stimme durchbrach die angenehme Stille und ließ mich kurz erschrocken zusammenzucken. Basta! Ich spürte ein wohliges Gefühl, auch wenn ich es nicht richtig beschreiben konte. Irgendwie hatte ich erwartet ihn zu sehen. Er lief im Zick-Zack auf mich zu und kurz befürchtete ich, dass er nicht bremsen würde. Ich trat ein paar Schritte zurück und stellte mein Nackenfell automatisch auf. Ein kleines Knurren entfuhr mir bis ich mich daran erinnerte, dass Basta Berührungen ebenfalls verabscheute. Ohne, dass ich es kontrollierte, legte sich mein Nackenfell wieder. "Hallo Basta", sagte ich in normaler Lautstärke.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
Thema drucken
03.06.2020 19:49
Antworten