"Und was lässt dich glauben, dass es diesmal anderst ist?", fragte ich Marek etwas gereizt, bevor ich mich genauso an Wolfspfote wante. "Das verläuft nicht so", doch wante ich meinen Blick gleich wieder auf Marek.

Ich schwieg und zog mich kaum merklich ein wenig von den anderen zurück. Ausnahmsweise ging ich nicht darauf ein, dass Marek mich "Kleine" genannt hatte, weil es ihm schlecht ging. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich ihn dafür büßen lassen.
Mir fiel auf, dass Kerreta ganz allein im Schnee lag. Ich packte ihn vorsichtig mit den Zähnen am Nackenfell und zog in aufs Bärenfell.

"Wenn du es sagst", damit ergab ich mich und stand auf. Das bringt doch eh nichts Ich humpelte Richtung Sonnental ohne auf Reyleigh zu warten, sie würde mich eh mit leichtigkeit einholen.

Seufzend sah ich Kolja hinterher, ehe ich ihm ins Sonnental folgte.

Ich stand wieder auf und schüttelte den Schnee von mir. Mir fiel es schwer dem Gespräch von ihnen zu folgen - ich war ein wenig abgelenkt.
Ich setzte mich wieder hin und baute eine kleine Mauer aus Schnee. Die Langweile packte mich, aber meine Faulheit zwang mich hier zu bleiben. Immerhin hatte ich ein Muskelkater von meiner Toberei letztens.

Als ich aufwachte, war eigentlich alles wie immer. Ich sprang auf - und taumelte. In meinem Kopf hatte sich alles zu drehen begonnen. Vermutlich Nachwirkungen von Gherras Schelle...ich stöhnte, hielt den Kopf ruhig und besann mich auf das Wolfslied. Ich blieb mit müdem Blick stehen. Hinten in der Ecke lag Marek und schlief...uuh das war jetzt aber - wie war das Wort? - ist mir entfallen. Komisch? Nee. Ich grübelte verzweifelt, aber mein Gehirn fühlte sich an wie wenn jemand einen ganzen Becher Honig hineingekippt hätte und ich konnte nur noch in Zeitlupe denken. Vielleicht war das Wort ja auch fffhj...ahaha wie witzig das gab es ja gar nicht!...ich grinste wie besoffen. Bekloppter Honig. Bienen...ob die auch in meinem Kopf waren? Ich...weiß nicht mehr...ugh. Mir war irgendwie komisch.

Ich seufzte schwer, als Kerreta quasi an mir vorbei taumelte. Na toll. Marek hat das Zeug beinahe blind gemacht und Kerreta besoffen... So viel zu deinen Fähigkeiten als Arzt.
Kerreta, bitte tu mir den Gefallen und leg dich wieder hin, ja?, sagte ich leise. Ich hatte wirklich keine Lust, noch jemandem hinterherrennen zu müssen.

Ich lachte sorglos. Keine Sorge, Wolfspfote, alles...bestens? War das das Wort? ich grinste. Hahahh, wie ungeheuer WITZIG, nicht? aber ich legte mich brav neben Marek und gab Ruhe. Honig...!

Ich seufzte wieder und schloss traurig die Augen.

Mein Laufen konnte man inzwischen wirklich einen 'Drei-Gang' nennen. Der Streifschuss auf meine Brust brannte zwar, aber der Schmerz in meinem Bein schrie fast. Am Rudelplatz angekommen, humpelte ich soweit abseits von den anderen wie es nur möglich war und ließ mich einfach in den Schnee fallen. Ich lag nun da, mit angelegten Ohren und ließ den Tränen freien lauf; so dankbar über Regen war ich nich nie gewesen, so konnte man wenigstens meine Tränen nicht sehen, das hoffte ich zumindest. Du darfst nicht tot sein..

Am Rudelplatz angekommen wollte ich was zu Kolja sagen, doch er legte sich bereits so weit weg von uns wie es scheinbar nur ging. Kurz spielte ich mit dem Gedanken ob ich zu ihm gehen sollte, doch würde er jemanden brauchen, hätte er sich nicht so weit weg hingelegt. Er will alleine sein, ich kann es verstehen... Mein Fell war vom Regen durchnässt, doch es kümmerte mich recht wenig. Ich blickte zu Marek und überlegte. Wäre ich an Koljas Stelle und mir würde so etwas mit Marek passieren... Kaum vorstellbar, wie ich als emotionsgeladene Wölfin, damit umgehen würde. Ich sah wieder zu Kolja und lies die Ohren traurig hängen. Was kann ich tun...? Das einzige was mir einfiel war, am nächsten Tag weiter zu suchen bis wir ihn fanden. Doch er konnte überall sein und wir bräuchten mehr Wölfe, damit wir uns vielleicht aufteilen konnten und das Tal durchstreifen konnten. Erschöpft und mit der Wunde des Streifschusses lief ich zu Marek und kuschelte mich an ihn. Jetzt wollte ich einfach nur bei ihm sein und mich vergewissern das es ihm gut ging. Ein letztes mal sah ich zu Kolja, doch ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Schließlich vergrub ich mein Gesicht in Mareks Fell, ehe ich die Augen schloss.

Ich rollte mich zusammen und sehnte mich plötzlich wieder nach Mutter, so wie immer als es wirklich schlecht lief. Ich machte mich so klein wie möglich und versuchte mir ihre Stimme wieder in den Sinn zu rufen, genauso wie das Lied was sie immer sang, dessen Sinn ich erst Jahre später verstand.

Ich glaube daran, dass die Sterne durch die Nacht hinweg scheinen
Ich glaube daran, wenn wir es nur weiter versuchen, alles gut wird
Ich glaube daran, dass wir eines tages unseren Weg finden werden
Und ich glaube an einen schönen Tag

Ich glaube an Liebhaber wie sie Seite bei Seite laufen
Ich glaube daran, dass wir eines Tages zufrieden sein werden
Ich glaube Polaris hört zu, Lady Luna hört uns beten
Und ich glaube an einen schönen Tag
Ja, ich glaube, es wird alles gut werden

Aber nicht für mich und auch nicht für dich
Ich glaube, ich glaube, ich glaube, ich glaube,
Ich glaube, ich glaube, ich glaube, ich glaube,

Ich glaube, dass eine Antwort auf uns wartet, wenn der Tag vorüber ist
Ich glaube, wenn du weiter suchst, wirst du jemanden finden
Ich glaube, dass du und ich unseren Weg verloren haben
Und ich glaube an einen schönen Tag
Ich glaube immer noch an einen schönen Tag

Aber nicht für mich und auch nicht für dich
Ich weis du hst es versucht, ich hab es auch
Manchmal, werden einfach nicht alle unsere Träume wahr

Ich summte es immer wieder vor mir her, bis ich mit Tränen überströmten Gesicht entlich einschlief.