Meine neue Bekanntschaft hatte wohl nicht vor nachzugeben. Im Gegenteil: seine Körpersprache strotze von Dominanz und die Worte die aus seinem Maul kamen waren nicht weniger provokant. "Deine Jagd?! Als ich hier ankam war es noch Wolfsleer. Sperr deine Augen das nächste Mal besser auf, du Saboteur!", entgegnete ich entschlossen und machte ebenfalls einen weiteren Schritt auf ihn zu, meinen Schwerpunkt stabilisierend. Wenn ich ganz ehrlich zu mir war hatte ich überhaupt keine Lust auf einen Kampf. Ich war noch nicht bei voller Stärke und der verdammte Hunger war wirklich eine Plage. Wie ironisch, dass ich genau deshalb in dieser unpraktischen Lage war. Aufzugeben kam allerdings auch nicht in Frage. Ich war verdammt nochmal im Recht und das würde der Mistkerl zu spüren bekommen.

Ich lief davon, nachdem ich eine Weile bei den Wölfen geblieben war .

-> Wald

Ich lief den Gleisen bis zu einem kleinen Wäldchen nach, durch das ich dann hindurch streunte, bis mir auch das zu langweilig wurde. Ich brauche Gesellschaft... order irgendwas anderes gegen diese verfluchte Langeweile...

-> Wald

Mit ein lächeln blickte ich Nava an, nun gut schnapp dir das Kaninchen, und dann lass uns verschwinden meinte ich und sah zu den Rüden und der Fähe rüber.

Aye!Aye! bellte ich und sprang los um mir das Kaninchen zu nehmen. Fröhlich hüpfte ich um Monster herum. Wo gehe wir hin?

Ich sagte einfach nichts mehr. Während in mir ein Sturm tobte, starrte ich einfach nur schweigend ins Leere. Ich werde das einfach absitzen, dachte ich patzig, ohne länger auf die beiden Streuner und der Nebelwölfin zu reagieren. Und es half! Wenige Minuten später wurde die Streunerin auch schon ungeduldig und zog mit ihrem Macker ab. Zurück blieben nur noch die Nebelwölfin und ich. Ihr letzter Satz echote in meinem Kopf hin und her. "Es macht dich nicht schwach". Verbittert biss ich die Zähne zusammen. Es machte mich vielleicht nicht schwach aber es entehrte mich. Ich würde mir nicht von fremden Wölfen helfen lassen, nur weil mein Mentor durchgedreht war. Der Schmerz brannte wie Feuer in mir und auch mein Nacken fühlte sich wirklich nicht gut an. Aber es war nur ein Biss. Ein tiefer Biss aber eben nur ein Biss. Ich würde es überleben. So wie Stín den Zigeunerwolf überlebt hatte. Mit finsterem Blick sah ich auf und der Fähe in die Augen. "Und was willst du noch?". War die Tatsache, dass ich bereits wieder sitzen konnte, nicht ausreichend?

Etwas verblüfft sah ich Nava an, als sie ohne zu zögern das Kaninchen, von den Rüden schnappt und fröhlich um mich herum sprang. Wo hin es geht weiß ich auch noch nicht, ich möchte erst einmal nur weg von hier antwortet und machte mich auf.

Nun konnte ich mir ein Knurren beim besten Willen nicht mehr verkneifen. Dunkel drang es aus meiner Kehle und endete mit einem wütenden Wuffen. "Was interessiert dich meine Wunde? Du hast nichts damit zutun, es ist immer noch meine Entscheidung!", ließ ich meinem Frust freien Lauf und sah die Fähe dabei angepisst an. Irgendwo in meinem Inneren tat es mir schon Leid, dass ich meinen Frust jetzt so haltlos an ihr ausließ aber ich verstand auch nicht, wie sich jemand so sehr um einen wildfremden Wolf scheren konnte. Es kann dir doch egal sein...oder?

Aufmerksam war ich Dash in das kleine Wäldchen gefolgt, welches durch den Lachsfluss vom großen Wald getrennt wurde. Meine Ohren waren gespitzt und drehten sich mal nach links, mal nach rechts. Ich versuchte den Überblick zu behalten was hinter uns passierte, während wir vorwärts ins Ungewisse marschierten. Noch immer hielt ich es für eine schlechte Idee zu zweit ins Revier der Nebelwölfe zu marschieren. Tristan würde sich niemals freiwillig stellen. Doch Dash schien einen Plan zu haben und er kannte die Rudel. Ich hatte bisher nur wenig Kontakt zu ihnen gehabt, weswegen ich beschloss, ihm zu vertrauen. Der Geruch von Moor wurde immer stärker, weswegen sich meine Schritte verlangsamten. Abwartend blickte ich Dash aus meinen grünen Augen an.

@Dash

Wir kamen bald an der Grenze des Nebelrudels an, sie war klar zu erriechen. Ich wollte keinen Streit riskieren wo es nicht sein musste, doch ich wollte auch sehr wissen was mit Stín passiert war. Ich legte den Kopf in den Nacken und ließ ein aufforderndes Heulen hören. Ich schenkte Bijou ein Lächeln und schaltete dann auf meinen Alphamodus, der für die Außenwelt bestimmt war. Ich richtete mich auf, streckte stolz die Brust heraus und verbannte jegliche Emotion aus meinem Gesicht. Keine Schwäche zeigen, so hieß die Devise.

Dash schritt sofort zur Tat und ein lautes, aufforderndes Heulen erklang aus seiner Kehle. Die Nachricht war unmissverständlich und meine Ohren richteten sich nach vorne. Kaum verstummte sein Heulen, war er mir schnell ein Lächeln zu und seine ganze Haltung änderte sich. Dash hatte auch sonst ein imposantes Auftreten, doch nun baute er sich richtig auf, die Brust schwoll an und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, so würde ich behaupten, dass sich auch seine bernsteinfarbenen Augen verdunkelten. Ich positionierte mich an seiner linken Seite um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich Billy seinen Rang streitig machen wollte und machte mich ebenfalls bereit. Meine Muskeln waren angespannt, meine Krallen gruben sich in den weichen Boden. Uns blieb nur noch abzuwarten.
"Wen sie wohl schicken werden?" flüsterte ich leise.

Ich behielt die Grenze vor uns fest im Blick um es mitzubekommen, wenn jemand kam, sollten sie meinen Ruf ignorieren würden wir hineingehen. Ich weiß es nicht. Bijou, wenn es brenzlig werden sollte, dann läufst du auf direktem Wege zum Rudelplatz und gibst dort bescheid, klar? Mein Ton ließ keine Diskussion zu, ich wollte @Bijou in Sicherheit wissen und so konnte sie auch Verstärkung holen, sollte es nötig sein. Hoffentlich nicht.

Die Lage war ernst und dementsprechend blickte ich auch ernst drein. Mit einem Kopfnicken signalisierte ich Dash, dass ich ihn verstanden hatte. Mein Notfallplan stand und ich würde sicherlich nicht von seiner Seite weichen und wie ein Feigling ins Revier zurück rennen. So würde ich niemals wieder unter seine Augen treten können. Ich würde nach Hilfe heulen. Die Stimmung war zum zerreißen angespannt. Angestrengt blickte ich in die Ferne, versuchte irgendwelche Gestalten zu erkennen, wenigstens Umrisse von Wölfen. "Wie lange wollen wir warten?" Ich kannte das Rudelrevier nicht, wusste nicht wie lange es dauern würde, dieses zu durchqueren.