Ich grinste erst, als er hinfiel, jedoch wurde mein Grinsen bald zu einem leicht erstaunten Ausdruck. Jive raste wie ein brauner Blitz auf mich zu und ihm nächsten Moment lag ich rücklings am Boden. Ich japste vor Lachen nach Luft und strampelte mit den Pfoten, allerdings schaffte ich es nach einer halben Ewigkeit, doch wieder ernst dreinzuschauen "Niemals!", knurrte ich zurück und fing an, ihm die Nase abzuschlecken. Ich hoffte, dass dies bei ihm dasselbe auslösen würde wie bei meinen Eltern...

Überrascht prustete ich als Leyla meine Schnauze unter Beschuss nahm und riss den Kopf schnaubend in die Luft. Ich war es nicht gewohnt von Fähen so angegangen zu werden, schon gar nicht von Jungwölfen die nur wenige Monate jünger waren als ich. Dennoch hielt ich stand und blieb über ihr stehen um meine Würde zu behalten. Mit einem angeekelten Ausdruck im Gesicht schüttelte ich den Kopf um den Speichel von meiner Schnauze zu schütteln und leckte zum Abschluss noch über den Nasenrücken. Du bist echt frech!, rief ich lachend aus, sowohl amüsiert als auch überrascht. Mit einer schnellen Bewegung nahm ich ihre Schnauze in mein Maul und hielt sie fest. Dabei achtete ich aber penibel darauf sie nicht zu verletzen, ich meinte es schließlich spaßig. Enschuldire disch, nuschelte ich mit geöffnetem Maul und ihrer Schnauze im Maul und sah sie dabei möglichst ernst an, was mir angesichts der Lage aber merkbar schwer fiel

Okay, vielleicht war ich doch etwas zu weit gegangen, aber immerhin hatte er normal darauf reagiert. Ich wedelte mit der Rute und prustete los, was allerdings ziemlich schwierig war, da ich meine Schnauze kaum bewegen konnte. "Dhu bvischt fiesch!", sagte ich etwas ernster und wedelte mit den Pfoten in der Luft herum, "Entfuldige" Ich konnte nicht mehr und musste nachgeben. Dennoch war mir vor lauter Lachen schon ganz heiß unter meinem Pelz und so hoffte ich, dass Jive loslassen würde. Irgendwie war das beängstigend, wenn er so auf mich herabschaute...

Ich gluckste als sie mein Verhalten als gemein erklärte, musste ihr innerlich aber Recht geben. Ich selbst fühlte mich ebenfalls nicht wohl in dieser Lage, doch gab es nun kein Zurück mehr. Als sie schließlich doch noch eine Entschuldigung rausbrachte, durchflutete mich Erleichterung und ließ mich etwas stärker grinsen. Geht doch!, erwiderte ich, bemüht um einen triumphierenden Blick und ließ ihre Schnauze schließlich los. Frech sah ich sie an, dann schleckte ich ihr flüchtig über die Schnauze und sprang über sie hinweg. Fang mich!, forderte ich sie lachend heraus und gab dann Fersengeld. Mit hohem Tempo jagte ich durch den Wald und versuchte möglichst viele Haken zu schlagen um es Leyla zu erschweren

Ich starrte ihm kurz etwas überrascht nach, dann sprang ich auf und lief mit wedelnder Rute hinter ihm her "Dich krieg ich!", knurrte ich verspielt und hetzte ihm nach. Einmal stolperte ichb über eine Wurzel, doch ließ mich davon nicht abhalten "Gleich hab ich dich!", jaulte ich siegessicher und sprang in immer größeren Sprüngen auf ihn zu. Währenddessen schleckte ich mir noch durch's Gesicht, versuchte das wieder hinzurichten, was Jive angerichtete hatte... Ich war schon relativ nah an Jive dran, doch durch sein Hakenschlagen wurde es immer schwerer ihn zu fangen. Plötzlich verhedderte ich mich mit den Vorderpfoten an einer Wurzel und stolperte geradewegs mit dem Gesicht voran in ein kleines Gebüsch. Eigentlich war es nicht so schlimm, doch ich tat schwer verletzt und blieb liegen

Ich hörte Leylas Rufe hinter mir und lachte nur laut auf. Versuch es doch, versuch es doch, rief ich ihr in einem lauten Singsang über die Schulter zu, konzentrierte mich aber schnell wieder auf meinen turbulenten Lauf um mich nicht doch noch auf´s Maul zu legen. Wie bestellt hörte ich da auch schon ein Rumpeln und mit einer Vollbremsung und einem geschickten Umherwirbeln sah ich zu wie die helle Fähe hinter mir in ein Gebüsch purzelte. Demonstrativ kniff ich die Augen zu und öffnete sie erst wieder als es ungewohnt ruhig wurde. Leyla war verschwunden. Irritiert, jedoch auch auf ein schnelles hervorspringen der Altersgenossin gefasst, schlich ich heran und blieb neben dem Gebüsch stehen. Leyla lag in diesem...regungslos. Mein Herz machte einen erschrockenen Satz als ich zum Kopf der jungen Fähe sprang und sie vorsichtig an stupste. Leyla, Leyla, sag doch was!, flehte ich mit zitternder Stimme und spitzte hoffnungsvoll die Ohren.

Noch einen Moment blieb ich ruhig liegen, doch innerlich lachte ich laut in mich hinein. Dann, im nächsten Augenblick schlug ich die Augen auf und sah ihn amüsiert an. Kurz danach fasste ich mit einer Pfote an seine Schulter und gab ein siegessicheres Glucksen von mir "Gefangen!", rief ich triumphierend und grinste, "Jetzt musst du mich fangen!" Damit rappelte ich mich auf und war schon drauf und dran loszufetzen, als ich mit leicht verzerrtem Gesicht wie versteinert stehen blieb. Denn während ich aufgesprungen war, hatte ich so ein seltsames Ziehen in der Schulte verspürt und so sah ich Jive ein wenig unschlüssig an. Meine Rute pendelte ein wenig verkrampft hin und her, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen

Immer wieder hatte ich der jungen Fähe panisch gegen die Schnauze gestupst, bis sie plötzlich die Augen aufschlug und ich vor lauter Schreck einen gefühlten drei Meter hohen Satz machte. Fassungslos starrte ich sie an, unfähig irgendwas zu sagen. Hat sie mich gerade wirklich nur auf die Pfoten genommen? Als sie mich auch noch so frech an der Schulter berührte und anschließend davonhetzte, war es vorbei. Ein Knurren, welches wohl bedrohlicher klang als es sein sollte, entrann meiner Kehle und ließ mich die Zähne fletschen. Na warte! Ein siegessicheres Grinsen legte sich auf meine Lefzen, als ich mich in Bewegung setzte und mit geschmeidigen Bewegungen hinter der Fähe herrannte. Der Nebel machte es schwer sie zu sehen, doch vertraute ich auf meine Nase. Wenn ich dich erwische, begann ich eine Drohung und stieß ein lautes Heulen aus. Ich wollte sie genauso erschrecken wie sie es bei mir gemacht hatte.

Uiuiuiuiiii, dachte ich nun doch erin wenig erstaunt und sah Jive mit großen fragenden Augen an "J-jive?", stotterte ich vorsichtig, denn so kannte ich meinen Freund gar nicht Hilfe?! Ich hatte mich wieder gefasst und sauste auf und davon durch den Nebel, die Rute ein wenig angstvoll gesenkt. Ich flog dermaßen durch den Nebel und achtete dieses Mal vollkommen auf meinen Weg. Ängstlich ignorierte ich das leichte Stechen in der Schulter und streckte die Beine weiter nach vorne. Dennoch konnte ich spüren, wie Jive, eine brauner Blitz, auf mich zukam. Langsam fing ich an zu schnaufen und merkte, dass ich das Tempo nicht mehr lange durchhalten würde. Darum hüpfte ich mal in die eine, dann in die andere Richtung, um es ihm zu erschweren. Allerdings war ich nicht ganz so flink wie sonst, denn meine Beine waren tatsächlich etwas weich. Hallo, das ist dein Freund!?

Ich lachte hämisch und stieß erneut ein Heulen aus. Es funktioniert! Von Leylas Verletzung hatte ich nach wie vor noch nichts mitbekommen und konzentrierte mich ganz auf das Schnaufen vor mir. Sie wurde langsamer! Und noch dazu schlug sie Haken. Ich nutzte dies zu meinem Vorteil und lief einen großen Bogen, um sie von der Seite zu erwischen und anzuspringen. Hab dich!, rief ich und spürte wie sich ein triumphierendes Lachen löste. Ich hielt sie mit meinen Vorderläufen fest und rollte so mit ihr ein paar Mal über den Boden. Als wir zum Stillstand kamen, lag sie nur dummerweise auf mir. Ich lachte laut auf und sah sie grinsend an. Hattest du Angst?

Jetzt hat er mich gleich!, dachte ich ein wenig erschrocken und bereitete mich hon mal darauf vor, dass er mich gleich anspringen würde. Und ein paar Augenblicke später rollten wir auch schon über die Erde. Die Welt drehte sich so oft, dass ich bald nicht mehr wusste wo oben und unten war; außerdem war mir leicht schwindlig... Endlich hörte die Welt auf, sich zu drehen und ich bemerkte zu meiner Freude, dass Jive unter mir lag. Als er anfing zu lachen, musste ich ebenfalls laut loslachen und ich japste: "Natürlich! Du warst sehr furchteimflößend!"

Ich grinste und überlegte kurz ob sie das nun ernst meinte oder mich erneut auf die Pfoten nahm. Doch schließlich entschied ich, dass das ja nicht so wichtig war. Grinsend drückte ich ihren Oberkörper einen Moment mit meinen Vorderpfoten hoch, dann rollte ich mich unter ihr hervor. Als ich neben ihr stand blickte ich mit einem leichten Lächeln auf sie herab und ließ mich dann auf die Hinterläufe plumpsen. Also, fing ich an. Wollen wir zurück?

Au! Ich lachte, dann fiel mir ein, dass wir eigentlich im Lager sein sollten "Ja, nicht, dass uns schon jemand vermisst...!", meinte ich nachdenklich und versuchte, mich aufzusetzten, "Würde es dir etwas aufmachen, von meinen Hinterläufen runterzugehen?"

Ups. Offenbar hatte ich beim hinsetzen auch noch Leylas Hinterläufe erwischt. Verlegen sprang ich auf und schüttelte mich schnell. Oh, tut mir Leid, brabbelte ich schnell und drehte die Ohren mit einem verlegenen Lächeln zurück. Im Versuch von der unangenehmen Situation abzulenken, drehte ich mich schnell weg und trottete los. Na komm, du Schnecke!, rief ich ihr auffordernd zu und begann dann schneller zu werden. Vielleicht ist Mama ja noch nicht zurück!

=> Rudelplatz (Nebelwölfe)

"Schon okay, passiert jedem mal!", meinte ich nur und folgte ihm, "Wenn ich eine lahme Schnecke bin, was bist dann? Ein Faultier?" Laut lachend überholte ich ihn und lief Richtung Rudelplatz. Langsam fing es an, mir im Rudel zu gefallen!
(-> Rudelplatz Nebelwölfe)