Mit Adrias Frage hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Ich dachte, es wäre schlichtweg eine nette Geste, jemandem seine Beute anzubieten. Wenn an mir bereits der murrende Hunger zu nagen begann, warum nicht auch an den anderen?
Vermutlich hatte die Tatsache, dass meine Schwester bei der vorigen Jagd nicht besonders erfolgreich gewesen war, ebenso eine nicht allzu einflusslose Rolle. Nicht, dass ich sie auf diese Weise bedauern wollte. Dieses Gefühl wollte ich keinesfalls bei ihr auslösen. Aber glaubte ich auf der anderen Seite doch, dass es sie vielleicht glücklicher machen würde, wenn ich ihr meine Beute anbot.
Insgeheim wurde ich etwas nervöser. Diesen Grund konnte ich ihr schließlich unmöglich nennen, oder?
Ich legte die kleine Maus vorsichtig auf eine scheinbar trockenere Stelle des Bodens.
„Ich... dachte, du hast vielleicht Hunger“, meinte ich stattdessen – was schließlich auch stimmte; nur den zweiten mitspielenden Grund verschwieg ich, mir auf die Zunge beißend, und fühlte mich sogleich schuldhaft schlecht, dass ich Adria gegenüber nicht die ganze Wahrheit hinter meiner Geste preisgab.

Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete Marlo genau. Er benham sich nicht wie sonst, die Art wie er zögerte passte nicht zu ihm. Klar verstand ich meinen Bruder manchmal nicht und ich hatte das Gefühl das die Welt in ihm größer war als er uns blicken ließ, aber jetzt gerade klang er einfach nicht wirklich ... marlohaft.
Aber er war mein Bruder und da ich ihm nicht misstraute ließ ich es einfach gut sein, er würde seine Marlo-Gründe haben mir nicht alles zu sagen und daran würde ich nicht zerren.
Hab ich, aber dann teilen wir. Ok? bot ich meinem Bruder einen Kompromiss an. Meine Rute begann leicht zu wedeln während ich das sagte. Ich würde mich schlecht fühlen seine Beute allein zu fressen und ihn dabei leer stehen zu lassen. Zwar war die Maus winzig aber ich hatte nicht vor nachzugeben. Entweder wir beide oder ich würde ablehnen.
Stur starrte ich Marlo an.

Ein sanftes Lächeln spielte sich auf meinen Lefzen ab. Ihre Liebenswürdigkeit war nicht zu übertrumpfen. Umso mehr ziepte es in mir, dass ich nicht gänzlich ehrlich zu ihr gewesen war. Es wurde zu einem schweren Gefühl, das sich wie massive Brocken herb auf meine Brust legte. Ich weiß, ich hatte die andere Seite meines Impulses unterdrückt, um sie nicht zu kränken. Und trotzdem konnte ich es mir gegenüber irgendwie nur sehr mühsam rechtfertigen.
„Okay“, nickte ich behutsam, versuchte mich von ihrer Herzlichkeit ein wenig trösten zu lassen.
Ich biss vorsichtig einen Teil der Beute ab und schob meiner Schwester das möglichst bessere Stück hin.
„Guten Appetit“, lächelte ich, ein wenig amüsiert darüber, wie banal klein die Beute war und wir sie trotz dessen gemeinsam teilten. Selbst im Ganzen hätte sie uns nicht satt bekommen. Aber darum ging es nicht. Es war der Gedanke dahinter, der zählte.

Mutter verschwand und Marlo teilte seine Maus mit Adria. Zu gerne hätte ich meine Maus mit Flair geteilt, doch ich hatte sie scheinbar verloren, als ich Flair geholfen hatte. Kurz sah ich mich noch um, gab dann aber auf - es hatte schlichtweg keinen Sinn im Matsch nach irgendetwas zu suchen. Lass uns noch etwas fangen, schlug ich Flair vor und schnupperte in der Gegend herum.

Marlo so verkrampft zu sehen machte es mir unmöglich die Maus zu genießen. Wenn es ihm so schwer fiel ehrlich zu sein, dann musste es ja schon sehr unschön sein was er mir verheimlichte. Danke Brüderchen. ich verschlang den Haps mit einem Bissen und leckte mir die Reste von den Fängen. Es schmaler Ausblick fing sich darin das Mama versuchen würde etwas zu fangen, zwar wurmte es mich mitgehen zu wollen aber ich wollte brav sein. Deswegen setzte ich mich einfach hin und wartete. Dabei bohrte ich Marlo mit meinen Blicken weiter Löcher in den Kopf. Weißt du Brüderchen, wenn du mir sag- iiiihhhhkkk!
Mit einem quieken fuhr ich hoch als feuchtigkeit durch meinen Pelz drang und mein Hintern plötzlich im Matsch versank.
Ihhh ich sprang noch ein paar Meter weg und drehte mich im Kreis um das ganze ausmaß meiner Tragödie zu begutachten. Nass und glitschig klebten Schlammbrocken an mir und ich fühlte mich durchnässt bis auf die Haut.
Ich mag es hier nicht! protestierte ich laut und versuchte mich ungeschicktem schütteln alles abzubekommen.

Verdutzt ließ ich von meiner "Jagd" ab, als Adria auf quietschte und drehte mich zu ihr. Verstehe ich, stimmte ich ihr zu. Der Schlamm ist nervig. Demonstrativ schüttelte ich mir Schlamm von meinen, nun braunen, Pfoten. Der Schlamm-Po meiner Schwester entlockte mir allerdings ein kurzes, wenn auch mitleidiges Grinsen. Mama meinte ja, dass wir uns hiernach sauber machen gehen, sprach ich ihr gut zu als mir eine Idee kam. Prüfend drückte ich meine Pfoten in den weichen Boden. Er gab nicht allzu sehr nach. Also... PLATSCH! Ich hatte mich einfach auf die Seite geworfen und rollte mich durch den Matsch, bis ich kein weißer Wolf mehr war. Ich rappelte mich auf und schüttelte mich. So wollte ich Adria quasi Beistand leisten. Es wäre nicht fair, wenn nur sie einen Matsch-Po hatte und Flair eine Matsch-Brust.

Ich kaute meinen Bissen zu Ende, doch kaum tauchte der Geschmack auf, war dieser auch schon wieder fort. Aber war es dennoch etwas Besonderes. Mein erster – wenn auch kleiner – Fang. Und ich war froh, dass ich mir diesen mit meiner Schwester hatte teilen dürfen.
Meine Aufmerksamkeit schwappte einen Moment zu Mutter herüber, der ich geachtet zunickte, ehe sie verschwand und meine Ohren wieder ganz bei Adria waren. Doch zuckten sie plötzlich vor Überraschung, als sie im hohen Ton unverhofft aufquiekte.
Zunächst verwundert, beobachtete ich, wie Adria einen großen Satz machte. Bis mir klar wurde, dass es der Matsch war, der sie wie von einem Igel gestochen hochschrecken lassen hatte. Ebenso wie Lejan konnte auch ich ein leichtes Schmunzeln nicht vermeiden.
Aber ich gab ihr durchaus recht. Ich konnte mich mit dieser Gegend ebenso wenig anfreunden wie sie. Der weiche, muddige Untergrund sollte mir nicht groß missfallen. Nur die unheilvolle Atmosphäre, die dieser Sumpf ausstrahlte, gefiel mir nicht wirklich.
Mein Blick ging hinüber zu Flair und Lejan. Nur um gleich darauf sehen zu müssen, wie sich mein Bruder überzeugt in den dunklen Morast fallen ließ. Wälzend schwand sein Weiß und was übrig blieb, war nichts als ein einziger, großer Klumpen Matsch.
Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht; ehe ich mich versah, tat ich es ihm ähnlich. Mit einem Mal spürte ich die kühle Feuchtigkeit der Erde an Bauch und Brust. Unbeschwert robbte ich durch den Schlamm, ließ mich von diesem einsinken, verbarg meine Schnauze darin. Und bereute es im nächsten Moment.
Der Geschmack von moorig-bitterer Erde weitete sich über meinen Mund aus; so sehr ich auch versuchte, diesen von der Zunge zu bekommen, er wurde bloß intensiver. Ich verzog die Schnauze und wünschte mir sogleich den flüchtigen Geschmack der Maus zurück.
Meine Pfoten rappelten sich auf, raus aus dem zähen Brei, der nun träge unter mir haftete. Ich schüttelte sich kräftig durch, kleine Schlammbrocken landeten wirr um mich herum.
Mir entfuhr ein ruhiges Lachen beim Anblick unserer verschmutzten Körper und vor allem beim Anblick meines Bruders, den man von Weitem vermutlich kaum noch wiedererkennen konnte.
„Die Matschwölfe aus den Nebelsümpfen“, nannte ich uns im gespielt mysteriösen Ton und lachte amüsiert. Doch ein dumpfes Brummen fuhr plötzlich dazwischen. Mein Magen meldete sich im Hunger hörbar zu Wort.
„Und das war wohl unser murrender Gehilfe aus den Tiefen des Tümpels.“
Leicht verlegen senkte ich den Blick, ließ meine Erheiterung jedoch nicht verborgen.

Bäh! Lejan, Marlo nicht du auch noch! ich musste lachen während ich meine Brüder sah wie sie sich in kleine Schlammmonster verwandelten. Lejans Weiß verschwand zu einem durchdringendem braun wurde. Sie sahen nicht nuzr aus wie Matschmonster, sie rochen auch so!
Durch Marlos geschüttel flogen Matschbröckchen wie minigeschosse durch die Luft und landeten überall, auch auf mir. IKH! quiekte ich erneut als ich einen großen Brocken direkt auf die Nase bekam, lachend suchte ich schutz hinter Flair.
Ahhh! wir werden angegriffen Flair, Matsch von oben! Matsch von oben! rief ich lachend und warf kichernd mit der Pfote Dreck richtung Marlo und Lejan. Meine Rute pendelt wie irre hin und her. Das Tümpelmonster ist bestimmt zu langsam für uns! ich hob heroisch den Kopf und grinste breit.

(Sorry dass ich so spät antworte. Ist etwas schwierig wenn ich für meine Schulung lernen soll und zugleich die "Lust" dazu finden soll im Forum aktiv zu sein. Notfalls darf Flair von Dagger mit gezogen werden)

Ich hatte einfach eine Weile trotzig drein geblickt. Es machte doch so Spaß sich durch den Schlamm zu bewegen! Als Dagger verschwand um zu jagen, begannen mit einem Mal die anderen auch im Matsch zu spielen, ja Adria versteckte sich sogar hinter mir, obwohl ich wohl ein wenig kleiner war als sie. Verspielt knurrte ich Ich werde dich beschützen, Addy! Mit diesen Worten machte ich mich so groß wie ich konnte. Doch noch ehe ich mich kämpferisch auf die beiden anderen Rüden werfen konnte, tauchte Dagger wieder auf. Och aber wir spielen doch gerade so schön!

[ Alles gut, ist verständlich c: ]

Adria entlockte mir ein glockenhelles Lachen, als sie in eine Abwehrhaltung ging und hinter den kleineren Flair flüchtete. Heiter warf ich meinem nicht mehr so weißen Bruder einen Blick zu, ehe gleich darauf ein dicker Klumpen Dreck in unsere Richtung flog. Adria schien in die Offensive zu gehen.
„Und trotzdem könnt ihr ihm nicht entkommen”, versuchte ich geheimnisumwittert zu knurren und doch sickerte die verspielte Nuance in meinem Ton hörbar hindurch. Ich konnte meine Freude und auch meine Rute wohl ebenso wenig erstarren zu lassen wie meine Schwester. „Das Tümpelmonster wird sich holen, was es will.”
Ich war bereits drauf und dran, die Angriffseröffnung anzunehmen und als Matschwolf an der Flanke des Tümpels zu kämpfen. Doch ließ eine bekannte Stimme meinen Kopf umwenden.
Mutter war zurück. Und mit ihr eine junge, frische Beute. Schon antwortete mein Bauch darauf mit hörbarem Grummeln. Ich warf Adria und Flair den Kopf zu. „Da seid ihr doch noch einmal davongekommen”, scherzte ich vergnügt und schüttelte mir den losen Rest des Schlamms aus dem Fell.
So ungern ich das Spiel auch abbrechen wollte, trat ich meinem Magen zu liebe zu unserer Mutter herüber. Ich lächelte ihr fröhlich zu und begann sogleich, den nagenden Hunger zu stillen und den krautigen Geschmack der Erde von der Zunge zu bekommen.

Ich knurrte spielerisch, während ich meinen Bruder tatkräftig dabei unterstützte, Adria und Flair zu gruseln. Ich hatte den Spaß meines Lebens. Gleich hat es euch, flüsterte ich bedrohlich, danach kicherte ich. In dem Moment kam Mutter aus dem Dunkeln der Bäume. Sie hatte große Beute dabei und ich lief Marlo fröhlich wedelnd hinterher. Auch ich versuchte mich an dem Fleisch und mampfte zufrieden vor mich hin. Danke, flüsterte ich und sah meine Mutter aus schelmischen Augen an.

Ich zögerte erneut, ein wenig trotzig dass wir vom spielen unterbrochen worden waren. Doch ich habe hunger..aber..aber ich habe sonst nie jemanden zum spielen. Bedrückt ließ ich meine Ohren hängen, trottete dann jedoch folgsam zu der Beute und versuchte mein Glück darin, ein Stück des Fleisches heraus zu reißen, was nicht gerade einfach war.