Da war noch der vertraute Geruch von Nero und..warte..war das Tristan? Mit benebeltem Blick hob ich meinen Kopf, nur um diesen wieder sinken zu lassen. Als Tristan mir Kräuter brachte und ins offen stehende Maul legte versuchte ich gehorsam zu kauen, doch sofort schoss ein heftiger Schmerz durch mein Maul, welcher mich aufjaulen ließ - auch wenn meine Stimme eindeutig entkräftet war. Statt nun also mit den hinteren Mahlzähne zu kauen, schob ich kraftlos die Kräuter zu den scharfen Schneidezähnen. Hier war der Schmerz nicht so heftig und es gelang mir tatsächlich die Kräuter zu zerbeißen - wenn auch nicht so klein wie es wohl hätte sein sollen. Schließlich schluckte ich sie herunter. Da..danke.. Meine Stimme war nur ein Flüstern
Ich lächelte und stubste Fenris an. "Aber sehr gerne doch", sagte ich dann verschmitzt. "Gleich geht es dir besser!" Vor den Patienten war es wichtig Humor und Stärke zu zeigen. Die Psyche spielte eine große Rolle. Wenn ein Wolf fest daran glaubte, dass er wieder gesund wird, dann wurde er auch gesund und wenn ein Wolf fest daran glaubt krank zu werden, dann wurde er auch krank. Ich erinnerte mich an die zwei alten Wölfe, die ich auf meiner Wanderung kennengelernt hatte und mit denen ich damals als Jungwolf gereist war. Der alte Rüde, Toka, hatte mir viel beigebracht, während die alte Fähe, Sirina, eher ein Gewitter auf Beinen dargestellt hatte. Ich musste grinsen, als ich an meine alten Freunde dachte. Schließlich wurde mein Blick wieder klar und ich sah auf Fenris hinab. Wir sollten versuchen ihn zum Rudelplatz zu bringen. Mit ernstem Blick wandte ich mich zu Kobalt und Nero um. "Helft mir ihn zu tragen. Wir sollten ihn lieber zurückbringen."
Klar! sprang ich Tristan sofort zur Seite. Ich konnte mir gut vorstellen, dass kalter feuchter Boden kontraproduktiv für Fenris Genesung sein würde. Dennoch nagte ich besorgt an der Unterlefze ich hoffe Bruderherz lässt sie Helfen und von uns tragen wobei er wohl kaum eine andere Wahl haben würde.
Fenris mühte sich - quälte sich praktisch selbst - mit den Kräutern. Der kraftlose und schmerzverzerrte Aufschrei meines kleinen Bruders der folgte, ließ mich erschrocken zusammenzucken. Meine Rute wanderte angsterfüllt zwischen meine Hinterläufe und Sorge glomm so deutlich in meinen Augen, wie ein Waldbrand in tiefster Nacht. Tristan mochte mich mit seinen Worten nicht beruhigen - obwohl er lächelte und scheinbar fest an eine baldige Genesung von Fenris glaubte. Doch ich konnte nur hoffen. Ich verstand nichts von Kräutern und Krankheiten. Sie war ein unsichtbarer Feind, der sich an meinem Bruder verging und das behagte mir einfach nicht. "Natürlich!", meinte ich jedoch fest, wenn auch ein wenig zittrig. Ich folgte meinen Worten beinahe sofort und trat zu Fenris hinüber. Er war inzwischen größer als ich und ich könnte ihn nicht mal mehr tragen, wenn ich wirklich wollen würde. Wahrscheinlich könnte ich nur noch dabei helfen, ihn auf den Rücken von Nero oder Tristan zu hieven. Zu mehr wäre ich wohl tatsächlich nicht mehr fähig. Dementsprechend sah ich nur fragend in die Runde, wer meinen Bruder tragen wollte. Ich wäre dann die Unterstützung.
Als Kobalt zu uns trat versuchte ich äußerlich auch ruhiger zu werden. Tristan und sie erschienen mir sehr gefasst, da wollte ich nicht wie ein Welpe aussehen. Du kannst ihn mir auf den Rücken legen! meinte ich zu meiner Schwester in fester stimme, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich momentan dazu in der Lage wäre. Meine Läufe zitterten leicht. Aber ich hoffte es wurde keiner bemerken. Fenris hätte nicht gezögert, er ist stark. Dann kann ich auch nicht zögern. außerdem war Tristan noch da um mir zu helfen. Ich blicke zu ihm. Wir sollten wohl baldmöglichst aufbrechen.
Wie ich diesen Zustand der Schwäche hasste. Und vor allem hasste ich es, dass mein Bruder und meine Schwester - die Wölfe, welche ich zu schützen ich mir geschworen hatte, mich so sahen. Allein..laufen..ich kann allein laufen. Brachte ich hervor und versuchte auf die Pfoten zu kommen. Doch sie rutschten immer wieder weg, schwankten. Das Fieber schien mich auszulachen. Aus einem Impuls heraus biss ich die Zähne fest aufeinander, wodurch jedoch wieder dieser höllische Schmerz durch mein Maul zog und sich wie ein Beben durch meinen Körper ausbreitete. Ich winselte auf und kämpfte dann mit den Tränen. Ich darf nicht schwach sein! Wieder und wieder versuchte ich auf die Pfoten zu kommen, sank dann jedoch völlig erschöpft wieder zu Boden.
Stärke: 7 II Kampfgeschick: 7 II Geschwindigkeit: 9
Für sie ist das ganze Bergrudel ihre Familie
Fähe 4 Jahre / 9 Monate / Heilwölfin des Bergrudels
Saikko hat sich vor geraumer Zeit ihre rechte Vorderpfote zerbissen, so dass sie mit dieser zwar auftreten kann, aber kein Gespür mehr in dieser hat. Daher bewegt Saikko sich meistens auf nur drei Pfoten. Bei kaltem Wetter spürt Saikko ab und zu ein Stechen in dem intakten Teil der Pfote.
Ich schüttelte den Kopf, sah erst Nero an und dann Fenris, der versuchte alleine zu gehen. "Ich trage deinen Bruder. Du wirst mir dabei helfen, in dem du versuchst ihn auf meinem Rücken zu behalten." Ich hatte eine Ausbildung zum Heilwolf genossen. Natürlich waren mir Neros zittrige Beine aufgefallen. "Kobalt, du läufst vor und zeigst uns welchen Weg wir durch das Moor gehen können, damit wir nicht einsinken!" Dann wandte ich mich an Fenris und meine Stimme wurde kaum merklich ein klein wenig weicher. "Wir brauchen keine weiteren Helden, Fenris." Er erinnerte mich daran, wie ich früher gewesen war. Ich wiederholte genau die Worte, die damals die alte Fähe Sirina mir zu gesagt hatte, als ich mit einem Vielfraß gekämpft und mich danach wieder einmal dickköpfig zur Wehr gesetzt hatte, weil ich ihre Heilkräuter nicht wollte. "Sich in der Not helfen zu lassen, ist keine Schwäche. Es ist eine deiner Stärken, dass du Wölfe um dich herum hast, die für dich da sind. Akzeptiere sie!" Ohne auf ein weiteres Wort von den Beteiligten zu warten, schob ich meine Schnauze unter Fenris Bauch und drückte meinen Kopf unter seinem Körper hindurch, sodass er auf meinen Rücken rollte. Vorsichtig stand ich auf, aber alleine würde ich den ausgewachsenen Rüden nicht ausbalancieren können. An dieser Stelle brauchte ich Nero.
Doch natürlich wehrte sich Fenris dagegen. Ich unterdrückte mir ein Winseln als ich zusehen musste, wie er sich abmühte. "Ihr sollt euch keine Sorgen machen" erinnerte ich mich, aber das hielt meine Sorgen nicht ab. Oh Bruderherz.. Glücklicherweise half Tristan aus der Situation. Seine Ruhe und Bestimmtheit beruhigten mich und ich war erleichtert. Sofort schämte ich mich aber dafür. Fenris versuchte so stark zu sein und ich war nicht einmal in der Lage ihn zu tragen. Er leidete. Dabei wollte ich doch alle nur glücklich machen. Die Jagt hätte ihn ablenken sollen und jetzt muss er zum Rudelplatz zurück getragen werden. Ich wollte nur Helfen und Fröhlichkeit verbreiten! Nur unschuldige Abenteuer, aber die Welt da draußen war anders. Meine fröhlichen Abenteuer haben in letzter Zeit immer im Disaster gegendet und statt Freude stürze ich alle nur noch mehr in Sorge. Tristan holte mich aus dem Strudel der Verzweiflung zurück. Gab mir eine Aufgabe. Sofort war ich an seiner Seite und als er Fenris anhob lief ich zu der Seite wo er drohte herunter zu stürzen und half die Balance zu halten. Tristan ist weiße und klug, er kann Fenris helfen, er kann allen helfen. Ich blickte zu ihm hoch: ich wollte genauso sein wie er.
Tristan fand die richtigen Worte, die mir so schmerzlich fehlten. "Natürlich! Ich werde einen suchen!", versprach ich und drehte mich, sodass mein Rücken zu der kleinen Gruppe zeigte. Zittrig stieß ich meinen Atem aus und spürte das verräterische Brennen in meinen Augen. Jetzt, wo meine Brüder mich nicht mehr sahen, ließen sich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich konnte Fenris ja verstehen, doch irgendwie verspürte ich auch einen gewissen Ärger. Wir waren doch eine Familie! Warum... wollte er unsere Hilfe nicht und sich stattdessen lieber selber abmühen? Ich schluckte benommen und kam endlich meiner Arbeit nach. Sorgfältig achtete ich darauf, möglichst trockenen Boden und damit einen sicheren Pfad durch das Moor zu finden. Immer wieder wartete ich auf Tristan und Nero, sodass sie zu mir aufschließen konnten.
Mit Fenris auf der Schulter, folgte ich Kobalt vorsichtig und Schritt für Schritt, damit der Rüde nicht von meiner Schulter rutschte und Nero mithalten und mir helfen konnte.
Behutsam und mit ehrfürchtigen Blick auf Tristan gerichtet, folgte ich. Im Lauf war es schwieriger immer exakt a derselben Stelle zu sein, um Fenris zu stützen, aber es klappte erstaunlich gut. Der weiße Heilerwolf hielt ein angenehmes Tempo, dem ich leicht folgen konnte. Gleich geschafft Bruderherz! Mit Kopf und Schulter hielt ich meinen Bruder auf Tristans Rücken und so schafften wir es ohne Zwischenfälle heim.
Am Moor angekommen tänzelte ich ohne Schwierigkeiten über die erhöhten Stücke Land. Die sicheren Wege waren in mein Gedächtnis gebrannt aber trotzdem machte ich nicht den Fehler unvorsichtig zu werden. Dies ist das Moor, ein ruhiger Ort an dem man einige Beute findet. Aber zum jagen gibt es bessere Orte. Das Moor ist schön aber gefährlich. Folge mir und bleibe auf den sicheren Wegen, die leicht erhöhten Stücke Land. Komme nicht zu nah an die Tümpel, das Gas ist giftig und heiß . Warnte ich ihn. Dann grinste ich, keine Sorge unser Revier wird noch hübscher. Am Ende besuchen wir meinen Lieblingsplatz.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Wir kamen am Nebelmoor an. Es war in der Tat ein ruhiger, aber auch beeindruckender Ort. An vielen Stellen dampfte es und in der Luft lag ein Geruch nach Schwefel. Als Morgana mich auf die erhöhten Stellen aufmerksam machte, begriff ich es. Nicht alles, was hier wie festes Land aussah, war auch welches. Interessant! Sogleich fielen mir einige Möglichkeiten ein, wie man dieses Gelände militärisch nutzen konnte.Wer sich hier auskannte, war klar im Vorteil. Ein sehr nützlicher Ort, stellte ich fest, wenn man das Revier verteidigen will. Angreifende Feinde, die sich hier nicht auskennen, sitzen schon praktisch in der Falle. Ich lächelte.
Ich sah mich um, an diesen Gedanken hatte ich noch nie wirklich gedacht. Natürlich hatte ich überlegt wie man das Revier schützen könnte, aber das Nebelmoor war noch nie als eine Verteidigungsmöglichkeit in Betracht gekommen. Du hast recht, es ist ein guter Ort dafür. Lass uns als nächstes ins Jagtgebiet gehen . -Wäldchen
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Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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02.10.2019 14:54
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