Tristans Vorschlag drang nur schwerlich zu mir durch und traf zu meiner großen Überraschung auf starken Widerstand. Ich fühlte ihn wie eine Mauer, die sich gegen die Worte des großen Rüden stemmte. Ich hatte Angst. Angst davor, was mich auf dem Rudelplatz erwarten würde. Alles würde anders sein. Der Gedanke, dass ich nun Vater sein würde, war beunruhigend und ließ meinen Puls ansteigen. Doch Tristan erinnerte mich auch an Kobalt. An meine Kobalt, die ganz alleine war. Ohne mich. Die Mauer in meinem Inneren weichte bei dem Gedanken etwas auf und auch wenn meine Angst nicht im geringsten weniger geworden war, setzte ich beim Gedanken an meine Gefährtin nun eine Pfote vor die andere.

(Rudelplatz, Nebelwölfe)

In vollem Tempo sprintete ich hinter Flair her und schaffte es endlich, ihn zu üerholen und mich vor ihm in die Kurve zu werfen, womit ich ihm den Weg abschnitt. Stopp!, sagte ich bestimmt und funkelte den Welpen wütend an. Warum hörst du nur nicht zu? Es ist gefährlich, hier zu sein. Du kannst icht einfach davon rennen! Schau, beinahe wärst du geradewegs ins Moor gestolpert. Du hättest sterben können, verdammt!, keifte ich Flair entgegen. Tu das nie wieder. Was hätte ich bitte gemacht, wenn du dich verletzt hätest? Sag mir das mal bitte?

Ich hatte immer wieder fröhlich gewufft während des Rennens. Doch plötzlich überholte Freya mich und blockierte meinen Weg. Fast rannte ich in sie hinein, bremste aber gerade so ab. Als sie mich jedoch derart anfuhr, legte ich verschreckt die Ihren an und zog zitternd die Rute dicht an meinen Bauch, so dass sie fest zwischen meinen Hinterpfoten verschwand. Darauf gefasst, dass Freya mich nun sicher so beiden würde, wie meine Geschwister es immer getan hätten, drückte ich mich winselnd Richtung Boden, ja machte mich so klein wie es nur irgendwie ging und versuchte sogar, indem ich meinen Kopf zwischen meine Vorderpfoten drückte, meine Ohren davor zu schützen gebissen zu werden. Die ganze Zeit über winselte und zitterte ich. Bitte tu mir nicht weh.. Meine Stimme war sehr leise und voller Angst.

Als Flair sich ängstlich zusammen rollte und wimmerte legte ich mitleidig den Kopf schief. Aber nein, Flair. Ich tu dir nicht weh. Ich möchte doch, dass du dich nicht verletzt, dann würde das doch überhaupt keinen Sinn ergeben... Komm mal her. Behutsam zog ich das zitternde Knäul an mich heran und kuschelte mich an es. Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Was soll ich denn tun, wenn dir etwas passiert, hm?

Ich hörte zwar, was Freya sagte, doch minderte es meine Angst nicht wirklich. Immerhin hatten meine Geschwister auch immer gesagt, dass sie mich nicht verletzten würden, bevor sie mich an Rute oder Ohren über den staubigen Rudelplatz geschliffen hatten. Als Freya mich zu sich zog, spannte ich mich an und jaulte kurz schrill auf. Mein Herz hämmerte derart stark, dass ich mir gar einbildete es zu hören. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich Freya an. Aber..aber hier ist doch nichts, was mir weh tut.. raunte ich dann, noch immer zitternd.

Ach Flair, hier können überall fremde Wölfe sein. Nicht jeder möchte einem was gutes. Aber ich verspreche, dass ich dir nicht wehtun werde. Niemals. Und das Moor ist gefährlich. Ein falscher Schritt und... Man verschwindet für immer. Fürsorglich putzte ich Flairs Fell und schmiegte mich weiter an ihn. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie es ihm ging, ich wusste nichts über ihn oder seine Vergangenheit und ich würde ihn nicht danach fragen. Wenn er wollte, könnte er mit mir reden. Du musst vorsichtig sein.

Nur minimal stellten sich meine Ohren auf, als Freya begann mich zu putzen, so wie meine Mutter es immer getan hatte. Mehr und mehr beruhigte ich mich, was man vor allem daran merkte, dass das Zittern nachließ. Dann sah ich Freya mit einem nun wieder fröhlichen Blick an, ehe ich mich so drehte, dass ich halb auf dem Rücken lag und meine Vorderpfoten um ihren Fang legen konnte. Nach einigem Recken gelang es mir nah genug mit meiner Nase an ihre zu gelangen, so dass ich schließlich mit meiner kleinen Zunge über Freyas Lefzen schlecken konnte. Aber du bist doch bei mir und passt auf mich auf!

Es freute mich, dass Flair sich beruhigte und ich begann zu lächeln. Natürlich passe ich auf dich auf. Aber es gibt Wölfe die sind stärker als ich, haben mehr zu sagen oder einfach Dinge, wie dieses Moor, die nicht so gefährlich wirken wie sie sind. Und ich werde nicht immer da sein können, weißt du? Aber ich werde es versuchen. Ich dachte kurz nach. Wir haben nicht wirklich viele Optionen, Flair. Du kannst nicht einfach hier bleiben. Entweder wir gehen zu der Alpha, der Anfürerin des Rudels und fragen, ob du zumindest vorläufig hier bleiben kannst oder du musst das Revier verlassen. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, also... Fragend sah ich den Welpen an und hoffte, dass er bleiben wollte. Ich wollte ihn nicht wieder alleine aussetzen, doch ich musste langsam zu Twix zurück. Wie sehr ich sie vermisse...

Wieder hörte ich Freya aufmerksam zu, wobei ich in meiner leicht verdrehten Haltung liegen blieb und eine meiner Vorderpfoten sich weich gegen die Brust der Fähe drückte. Aber ich möchte doch mehr Nebelwölfe sehen und riechen! Es klang leicht enttäuscht. Außerdem gab es doch sonst keinen Ort, an welchen ich gehen konnte. Wenn ich dicht bei dir bleibe, darf ich dann im Revier bleiben? Bitteeeee! Ich schenkte Freya einen bettelnden Welpenblick und wedelte zugleich mit der Rute, was in meiner Haltung wohl witzig aussah.

Ich kicherte und pustete Flair an. Wenn du ganz dicht bei mir bleibst. Und wenn wir Morgana aufgesucht haben. Dann darfst du bleiben. Ganz sicher. Morgana ist eine sehr liebe Anführerin! Fröhlich lächelte ich. Sicherlich lässt sie ihn bleiben... Also, gehen wir sie suchen?

Ich japste fröhlich auf und ließ mich dann zur Seite plumpsen, als hätte mich Freyas pusten umgeschubst. Morgana..das ist ein sehr schöner Name! bellte ich dann, ehe ich mich aufrappelte und mich durch schüttelte. Erwartungsvoll sah ich Freya dann an, bereit ihr dicht zu folgen.

Ja, da hast du Recht. Und Morgana ist eine wirklich tolle Wölfin!, stimmte ich dem Welpen zu und rappelte mich ebenfalls auf. Na, dann komm mal mit. Geh direkt hinter mir und trete nur dahin, wo ich hintrete, riet ich und begann, mir den Weg durch das Moor zu bahnen, wobei ich kleine Schritte machte, damit Flair mir gut folgen konnte.

-> Rudelplatz (Nebelwölfe)

Ich wedelte bei Freyas Worten mit der Rute und wuffte dann, ehe ich ihr in spielerischen Hopsern folgte. Dabei achtet ich darauf mit meinen Pfoten genau da zu landen, wo Freya Pfotenabdrücke im Boden hinterließ. Vor Aufregung hing meine Zunge hechelnd heraus, während ich Rute und auch Ohren aufgestellt hatte.

--> Rudelplatz Nebelwölfe