Meine Rute klopfte dumpf und rhythmisch auf den Boden während ich lyvianne betrachtete. Sie wollte tatsächlich, dass ich bei ihr blieb und ich fühlte mich wie ein Wolkenwolf, als würde ich den Boden überhaupt nicht berühren. Das wissen, dass ich nun einen Ort hatte, eine Person die ich mein Zuhause nennen konnte ließ Wellen des Adrenalins durch meinen Körper fließen.
Meine Augen strahlten während ich mich aufrichtete und das Fell schüttelte. Kleine Staubpartickel und Steinchen flogen zur Seite.
Ich weiß es nicht, es war aber eine ganze Weile. Wir sollten etwas zu Essen besorgen, das Rudel hat sicher Hunger , sagte ich lächelnd. Und ich erst, fügte ich in meinem Kopf hinzu. Hauptsächlich ging es mir jedoch darum, dass sie etwas fraß. Ihre Sorge um das Rudel war ihr ins schöne Gesicht geschrieben und jetzt war ich da um ihr den Rücken freizuhalten.
Willst du nach dem Rechten sehen und ich jage? , fragte ich deshalb freundlich. Ich ging davon aus, dass sie sofort zurück wollte.

Erleichtert über ihre Freude und Zuneigung, erwiderte ich die Zärtlichkeit und sah ihr dann lächelnd nach.
Es fühlte sich alles so richtig an, als hätte ich alles getan bis jetzt um hier zu landen. Fasziniert genoss ich das Gefühl einen Moment ehe ich mich aufmachte um eine gute Beute zu finden an der viele satt würden. Noch war ich nicht so trittsicher und ich kannte das Gebiet nicht, weshalb ich mir erstmal vornahm grob zu erkunden.
Entspannt und weiterhin mit der Rute wedelnd tänzelte ich über die Steine und schnupperte aufmerksam nach Beute. So lief ich eine ganze Weile durch das Gebiet, summte und sang immer wieder ein Lied, was ich schon ewig nicht mehr getan hatte.

Meine Geschwindigkeit half mir jedes mal dabei schnell Beute zu machen, auch wenn ich nicht so stark war wie so manch anderer Wolf.
Dennoch hatte ich ein paar Schwierigkeiten mit den Tieren die hier in den Bergen zuhause waren, denn ich selbst war eher flache Landschaften gewohnt.
Nach meiner Erkundung durch den Felsenwald entdeckte ich eine Gruppe von Berggamsen die sich auf flacherem Boden aufhielten, zwar machte ich mir nicht vor eine von ihnen unter normalen Bedingungen zu erwischen, aber ich roch Blut.
Eine der Weibchen hatte sich anscheinend am Bein verletzt denn ich konnte sehen wie sie humpelte, das war meine Chance. Alleine jagen war eine größere Herausforderung, aber ich fühlte mich als könne ich die ganze Herde alleine erlegen. Grinsend duckte ich mich und schlich entgegen der Windrichtung um die Gruppe herum, mein Glück war, dass ich mich zwischen ihnen und dem Berghang befand. Hier oben drehte der Wind von einer auf die andere Sekunde, so wie auch jetzt, was mich ein wenig aus dem Konzept brachte. Die Herde stob außeinander, doch ich hatte keine Zeit ihre faszinierenden Sprüngen zu zu sehen. Meine Beute sprang erstaunlich flink für die Verletzung davon, doch sie machte einen entscheidenden Fehler und versuchte nicht auf den Berghang zu kommen da ich ihr im Weg war. Sie sprang in die Waldfläche und meine Hinterläufe stießen mich wie eine Sprungfeder nach vorne. Durch meine langen Beine und die Muskeln darin konnte ich so schnell beschleunigen, dass die Berggamse keine Chance hatte. Dennoch lieferte sie mir eine kurze Verfolgungsjagt die ich begrüßte, denn ich liebte das laufen. Mein Herz schlug kräftig in meiner Brust, der Wind jagte durch mein Fell und ich lachte sogar kurz bevor ich die Gamse erreichte. Erneut stieß ich mich hart vom Boden ab und brachte das Tier zu Fall. Dann biss ich ihr die Kehle durch und wedelte heftig mit der Rute, ein kurzes singsang Heulen drang aus meiner Kehle da ich mich so freute, etwas für Lyvianne und das Rudel erbeutet zu haben.
Sofort packte ich das Tier und zerrte es in Richtung Rudelplatz.

-Rudelplatz Bergwölfe

Irgendwie war das nicht der Ort von dem ich gekommen war, ich schnüffelte aber meine Sinne waren noch zu verschwommen.
Ich erlaubte mir eine Pause bevor ich meine Kräfte sammelte und mich an einer engen Stelle entlang der Felswand schob. Der Abgrund war tief und tödlich. Ich passierte gerade die Engstelle und legte mich dahinter unter einen Fels. Hierher konnte mir nur ein Wolf gleichzeitig folgen, eine gute Position um mich auszuruhen ohne von hinten überrascht zu werden.

Ich achtete darauf, dass @Sialuk und ich nahe beieinander blieben. Als wir den Felsenwald erreichten blieb ich stehen und sah sie unschlüssig an. Ich hab noch nie bei einer Verfolgungsjagd mitgemacht, lachte ich nervös und sah mich um. Wir sollten nach seiner Fährte suchen. Weit kann er doch bestimmt nicht sein? Ein Teil von mir hoffte, dass er über alle Berge war. Aber leider gab es gerade bei uns so viele davon, dass die Wahrscheinlichkeit schwindend gering war. Also betete ich zu Lupus, dass der Fremde nicht wirklich so gefährlich war, wie angenommen wurde.

Ich war stehen geblieben und blickte die Felsenwände empor. Erst als Sete anfing zu sprechen, wandte ich mich zurück an sie. "Wenn er vorhin noch auf eurem Rudelplatz war, sollte er nicht allzu weit gekommen sein." Meinen Kopf zum Boden senkend, begann ich zu wittern, bevor mich wieder aufrichtete. "Hier ist schonmal keine Fährte. Sollen wir uns auf beide Seiten der Felsenwände aufteilen. Wir würden uns nicht zu weit voneinander entfernen, da der Bereich zwischen ihnen übersichtlich ist."

Die weiße Fähe war vollkommen auf unsere Aufgabe konzentriert. Ihr Plan schien mir logisch, weshalb ich ihm ohne Umschweife zustimmte. Okay. Lass es uns so machen. Ich senkte meine Nase ebenfalls zum Boden und trabte zielstrebig in die andere Richtung. Nach einer Weile schnellte meine Rute gemeinsam mit meinem Kopf alarmiert in die Höhe. Ich glaube, ich hab was, rief ich Sia zu, während mein Nackenfell sich sträubte. Was meinst du?

Im Halbschlaf überkamen mich seltsame Träume die mir entglitten sobald ich die Augen öffnete. Ich konnte nicht zuordnen was sie bedeuteten, weswegen ich immer wieder einnickte nur um von den Bildern aufgeschreckt zu werden. Schlafen fühlte sich an wie Folter und ich versuchte mich auf dem Fels Plateau so zu drehen das ich immer die schmale Brücke im Auge hatte und die Felswände im Rücken. Aber besonders besser wurde es nicht. Es würde noch dauern bis ich geheilt war. Und ich brauchte dringend Saikkos Hilfe.

Sobald ich Setes Ausruf vernahm, eilte ich an die ihre Seite und witterte. Mein Körper spannte sich im gleichen Moment an und mein Blick schnellte zu der anderen Wölfin. "Ja, das ist seine Fährte. Und sie ist noch relativ frisch." Schien, dass es sich bald herausstellen würde, ob der Rüde wirklich die Tollwut hatte oder seine irrsinnige Attacke gegenüber Nalu und Rebell einen anderen Auslöser gehabt hatte. Noch stand nichts fest. "Sollen wir nach Acyra und Lyvianne heulen, um ihnen mitzuteilen, dass wir seine Spur gefunden haben?" Ich hielt für einen Moment inne, bevor ich fortsetzte: Andererseits würden wir ihn damit eventuell auch alarmieren." Je nachdem, ob er realisieren würde, dass der Ruf seinetwegen ausgestoßen wurde. "Vielleicht zuerst einmal der Spur ein wenig folgen, um ein Bild davon zu kriegen, wohin sie uns führt."

Unschlüssig wand ich meinen Kopf hin und her und spähte über meine Schulter, bis ich entschlossen den Kopf schüttelte. Nein. Wenn wir ihn aufschrecken, handelt uns das nur einen Nachteil ein, da bin ich ganz deiner Meinung. Außerdem... Wenn wir zu viert plötzlich vor ihm stehen, wie sollte er sich da nicht in die Ecke gedrängt fühlen? Nachher greift er noch genau deswegen an. Wir sollten alleine gehen. Für den Fall der Fälle... Wie schnell kannst du laufen? Ich sah @Sialuk fest in die Augen. Ich denke, wir können es schaffen, ihn alleine in Schach zu halten. Wenn dann alle Stricke reiße, können wir immer noch nach Hilfe rufen. Wir dürfen uns nur in keinen Kampf verwickeln lassen. Bist du da bei mir?

Davonrennen. Bei dem Gedanken übermannten mich kurz Erinnerungen an meine letzte Flucht: Einen Haken schlagend versuchte ich, aus der Einkesselung auszubrechen, in welche mich mein Rudel langsam, aber sicher hineinzwang. Sollte ich das nicht schaffen, war ich ihnen auf jeden Fall ausgeliefert. Ich floh weiterhin, merkte aber langsam wie die Erschöpfung immer mehr an mir zerrte und ich an Tempo verlor, meine Jäger noch immer dicht auf den Fersen.
Ebenso daran, wie dieser Fluchtversuch gescheitert war: Ich wich aus und wehrte die Angriffe in einem letzten Aufbegehren so gut es ging ab, aber es waren zu viele und ich war mit meinen Kräften mittlerweile auch schon am Ende. Sie attackierten vor allem meine Schwachstelle, meinen Bauch wo meine Welpen heranwuchsen. Am liebsten wollte ich sie anflehen, wenigsten meine Kleinen zu verschonen, aber ich wusste, dass dieser Versuch zwecklos sein würde...
Schnell schüttelte ich den Kopf. Würden diese Erinnerungen je aufhören, mich zu verfolgen? Aber die Situation war eine andere. Ich war nicht schwanger, nicht erschöpft, hatte nicht ein ganzes Rudel hinter mir her. Und ich war stärker, hatte trainiert seitdem. Mit diesem Gedanken blickte ich auf zu Sete: Ich bin eine passable Läuferin. Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: Und ja, ich bin bei dir.