Ich räusperte mich. „Ich habe beschlossen,euch doch die Geschichte zu erzählen. Jetzt, da noch neue dazu gekommen sind.“ Ich schloss die Augen und versuchte mich genau an Mizus Worte zu erinnern. „Miron und Callista waren ihre Namen. Als Welpen gehörten sie zwei verschiedenen Rudeln an, doch sie trafen sich oft und verliebten sich mit der Zeit. Als Callistas Vater dies erfuhr, verbannte er sie. Miron hielt zu ihr und verließ sein Rudel. Zusammen zogen sie los und gründeten unterwegs ein neues Rudel, auf der Suche nach ein zu Hause. Sie nahmen viele junge Wölfe auf. Wölfe, die noch keine Ahnung von Richtlinien und Respekt hatten. Sie waren kein großes Rudel und auch nicht besonders stark, aber dafür liebenswürdig und verspielt. Irgendwann trafen sie auf ein großes mächtiges Rudel, die Silberwölfe. Skalli hieß ihr Alpha. Er zeigte ihnen, einen Platz, an dem sie bleiben konnten. Es war in den Bergen, es gab zwar wenig und kleine Beute und viel Unwetter, aber alles in allem viele Versteckmöglichkeiten und Sicherheit. Miron und Callista bedankten sich und versuchten mit dem auszukommen, was sie hatten. Durch ihr witziges und friedliches Gemüt, fanden sie sich schnell mit der Lage ab. Callista wünschte sich immer mehr einen eigenen Welpen, doch aus irgendeinem Grund, wollte ihr Luna keinen schenken. Traurig sah Callista ein, dass sie niemals einen eigenen Welpen haben würde und so blühte sie darin auf, die Jungwölfe zu versorgen, ihnen das Jagen beizubringen und für sie da zu sein, wie eine Mutter. Alle im Rudel liebten Callista. Doch eines Tages rannten zwei junge Bergwölfe davon, um ein wenig die Gegend zu erkunden und landeten im Revier der Schattenwölfe. Es kam zu einem Kampf, doch beide Jungwölfe schafften es zu fliehen. Einer von ihnen war schwer verletzt. Es war Callistas Liebling Andras. Ein paar Tage später, starb er an den Verletzungen. Voll Schmerz machte sich Callista auf den Weg zu Hati, um ihn zur Rede zu stellen. Sie traf in den freien Gebieten auf ihn, doch Hati wollte seine Schuld nicht einsehen. Callista versuchte immer wieder ihn zur Vernunft zu bringen, doch bald schon verlor Hati die Geduld mit ihr und ermordete sie. Gerüchten nach, war er in sie verliebt gewesen, doch als sie ihn abgewiesen hatte, wurde er zornig und brachte sie schließlich um.
Als Miron die Leiche seiner Geliebten fand, wurde er traurig und bat Skalli um Rat und Schutz. Skalli versprach ihnen zu helfen und schwor die Gerechtigkeit gelten zu lassen.
Doch auch Hati hatten einen Pakt geschlossen mit Kalua dem Alphawolf der Nebelwölfe.
Es kam zu einem erbitterten Krieg.
Schatten- und Nebelwölfe gegen Berg- und Silberwölfe. Die Bergwölfe waren nicht gut im Kämpfen, doch dafür kannten sie sich in ihrem Gebiet aus und waren sehr schnell. Doch am Ende waren nur noch wenige von ihnen übrig, als plötzlich Akela, die Betawölfin des Nebelrudels Hati, die Kehle aufriss, waren sie alle wie versteinert. Es war ein Akt, um den Krieg zu beenden.
Die Silber- und Bergwölfe gewannen den Krieg und Len, der Sohn Hatis, musste schwören, nicht erneut anzugreifen. Dieser verlangte allerdings, die Verbannung Akelas, die Hati getötet hatte. Skalli willigte ein. Miron wollte keine weitere Vergeltung. Hati war tot. Das war alles, was für ihn zählte. Nun konnte er in Ruhe um die wunderschöne, tapfere Callista trauern.“ Als ich geendet hatte, öffnete ich die Augen wieder und sah in die Runde. Ich hatte die Geschichte nicht so gut erzählt, wie Mizu. Leider erinnerte ich mich auch nicht mehr an seine Art, es zu erzählen. Diese Geschichte aber würde ich nie vergessen.

Ich bin Aletheia, begrüßte ich den Rüden und die Fähe, die gerade mit Lyvianne angekommen waren.
Dann lauschte ich der Geschichte, die Casanova mir schon erzählt hatte. Ich fragte mich, ob Rudelanwärter diese immer hier, auf der Wiese erzählt bekamen.

Naya:
Ich lächelte freundlich zu den zwei fremden Wölfen, die sich als Odhran und Akela vorstellten. ich heiße Naya! Diesmal versuchte ich mir die Geschichte genau zu merken, denn ich hatte vom letzten Mal schon vieles vergessen.

Eine Gruselgeschichte? Vielleicht. Als Odhran sich vor mich warf, sah ich kurz auf ihn herab. „Steh auf“, sagte ich dann. „Ich bin euch dankbar, dass ihr das Rudel beschützen wollt und ich freue mich, euch alle im Rudel willkommen zu heißen. Ich nehme euren Schwur an, Odhran.“ Ich leckte mit meiner Zunge einmal über seine Kehle, um ihm deutlich zu machen, wie sehr ich sein Vertrauen schätzte. Dann richtete ich mich auf. „Jeder, der sich Bergwolf nennen möchte, soll einen Schritt vortreten.“

Interessiert beobachtete ich den Rüden, der nach dem alten Brauch der Alpha seine Kehle anbot. Ich kannte dieses Ritual noch von früher. Mein Vater hatte es sehr wichtig gefunden und mir früh beigebracht. Auch ich war der Meinung, dass es ein wesentlicher Teil des Aufnahmeprozesses war. Zwar war ich mir sicher, dass Lyvianne hier niemandem das Leben nehmen würde, doch ich spürte die Anspannung in der Luft und war auch ein wenig erleichtert, als sie den Rüden annahm. Er kennt das Rudel noch nicht lange und schon weiß er, dass er für alle Mitglieder sein Leben geben würde... Ich wünschte ich hätte diese Entschlossenheit diesbezüglich. Urplötzlich schwand jede Andeutung eines Lächelns aus meinem Gesicht, als Lyvianne uns alle vor die Wahl stellte. ich wusste, dass ich mich demnächst entscheiden müsste, doch so bald? nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen und beobachtete wie der Krieger und der Welpe sich auf die entgegengesetzte Seite bewegten. In meinem Rudel hatte es immer etwas länger gedauert bis ein neues Mitglied den Schwur leistete. Es musste seine Ernsthaftigkeit zuerst beweisen. Der Schwur war reine Formalität. [i]Ist das Bergrudel wirklich das richtige Zuhause für Naya und mich? Odhran und Akela sehen wie Krieger aus, doch sie sind neu, genau wie Snow und der Welpe. Naya hat bisher immer auf der Flucht gelebt. Sie braucht Beständigkeit und ich weiß nicht, ob diese hier gegeben ist. Auch wenn das Rudel einige starke Wölfe hat, scheinen viele doch recht unerfahren. Kann ich ihnen das Leben meiner Schwester anvertrauen, das einzige, was mir noch von meiner Familie bleibt?[i] Ich hatte Naya noch nicht gefragt, denn ich wusste, dass mir die Entscheidung dann nicht leichter fallen würde. Unsicher sah ich zu ihr und sehnte mich in diesem Moment so sehr nach meiner Familie wie schon lange nicht mehr.

Naya:

Ich hatte von meiner Mutter den Schwur erklärt bekommen, als sie noch lebte, doch ihn in echt zu sehen war beängstigend. Lyvianne könnte Odhran jetzt ganz leicht töten, doch sie tat es nicht. Erleichtert atmete ich aus. Dann war der Moment gekommen. Ich sah zu wie der braune Rüde und der Welpe sich zu der Alpha stellten und blickte dann zu meiner Schwester hoch. Sie sah etwas nervös aus und ich wusste, dass sie gerade ganz schwer nachdachte. Auch wenn ich wohl direkt "ja" gesagt hätte, überließ ich ihr die Entscheidung. Ich mochte die Wölfe des Bergrudels. Sie waren freundlich und das gefiel mir, doch ich wusste auch, dass Aletheia nicht wollte, dass mir etwas passierte. Ich vertraute ihr, dass sie die richtige Entscheidung machte.