"Auf Wiedersehen, Vico!", rief ich ihm nach und nicht nur Casanova war über die plötzliche klare Aussprache des hellen Rüden überrascht. Huiii. Doch nun, wo Vico weg war, konnte ich mich Casanova mit voller Aufmerksamkeit widmen und nickte stumm, als er sagte, wir sollten mal in die Richtung der Silberwölfe aufbrechen. Die Schneeflocken auf meinem schwarzen Fell ignorierte ich gekonnt, denn viel zu sehr wollte ich die Informationen aufsaugen, die mir der Betawolf mitteilte. Marek ist also der Alpha. Das war schon einmal gut zu wissen, damit ich wusste wie ich mich verhalten sollte, wenn ich ihm gegenüberstand. Immerhin wollte ich einem Alpha auch den nötigen Respekt zollen, wie mein Blödmann von Vater es mir beigebracht hatte. Doch an diesen wollte ich keinen Gedanken verschwenden, da sah ich lieber den stattlichen Casanova an, der mir weiter vom Tal und einem Alphatreffen erzählte. "Das klingt irgendwie recht friedlich", kommentierte ich seine Erzählung, denn immerhin war es sicher nicht Gang und Gebe, dass Alphawölfe sich trafen und miteinander über Probleme sprachen. Ein friedliches Konzept, wie ich zugeben musste. Als er abschweifte und sich entschuldigte, schüttelte ich lächelnd den Kopf, doch wollte ich ihn nicht unterbrechen, weshalb ich weiterhin stumm zuhörte. Arrogant, huh? Ob meine Schwester auch arrogant war? Wobei ich mit Arroganz umgehen konnte -ja von wegen, hat man bei deinem Vater gesehen- nur Gewalt war ein Thema von dem ich mich am liebsten meilenweit fernhielt. "Tochter...? Warte mal, wenn Marek der Gefährte von Reyleigh ist, dann ist die Tochter", ich stand kurz auf einer langen Leitung, ehe meine Augen sich weiteten, "meine Nichte! Ich bin vielleicht Tante!" Nun war ich wie vom Donner gerührt, doch auf eine positive Art und Weise, denn ich mochte Welpen so gerne! Mir kam für den Moment auch gar nicht die Frage in den Sinn, warum die Tochter woanders aufgewachsen war. Allerdings verflog meine Freude, als Casanova sich plötzlich mit einem solch ernsten Gesichtsausdruck in meine Richtung drehte und meinte, dass er mir etwas erzählen müsste. Verwirrt legte ich die Stirn in schmale Falten und legte den Kopf leicht schief. "Was meinst du?", fragte ich ihn vorsichtig, denn mir entging sein entschuldigender Blick nicht, der mich nur noch mehr verwirrte. Was ist hier los?

Natürlich war die Information der Welpen nicht unerheblich, also beschloss ich ihr wenigstens noch das positive zu erzählen. Ja die Reylight die ich kannte hat zwei Welpen bekommen. Der eine heißt Rebell und wird denke ich einmal das Rudel übernehmen, die kleine heißt Naila. Sie ist bei uns aufgewachsen, eine tolle Fähe. Freundlich und Großherzog, Rebell habe ich noch nicht näher kennengelernt. Er ist eher zurückhaltend aber höflich, zumindest habe ich das so empfunden. Meine Stimme spiegelte wieder wie angespannt ich war. Mirabelle die Reylight die ich kannte, ist vor einer Weile gestorben. Nach Nailas Geburt und deshalb haben wir den Welpen genommen bis sie erwachsen war. Es... Tut mir so leid wenn es wirklich deine Schwester war. Ich habe sie nie wirklich näher kennen gelernt, aber sie hatte den Ruf eine sehr liebe und freundliche Fähe zu sein. Sie wurde von allen gemocht die ich kenne. Nun hatte ich es ihr gesagt und verstummte schließlich. Aufmerksam beobachtete ich ihre Reaktion, achtete auf Ihre Mimik. Ich mochte die Hilflosigkeit nicht die ich nun fühlte und hoffte ich könnte noch etwas für sie tun.

Rebell und Naila, diese Namen würde ich mir auf jeden Fall merken, denn wenn es wirklich die Welpen meiner Schwester waren, dann hatte ich einen Neffen und eine Nichte. Doch meine Begeisterung über dieses neu gewonnene Wissen hielt nicht lange an, denn nun wurde mir auch bewusst, dass Casanova das feine Wort "kannte" benutzte, was bedeutete, dass diese Bekanntschaft in der Vergangenheit lag. Auf einmal fühlte ich eine seltsame Beklemmung, die meinen Körper befiel und als Casanova mir erzählte, dass sie tot war, hörte für einen schrecklichen Moment meine Welt auf sich zu drehen. Stocksteif, als wäre ich gerade eingefroren, stand ich vor dem Betawolf, denn sogar meine Atmung setzte aus. Ich vergaß einfach weiter zu atmen. Sie ist... tot...? Als ein leichtes Schwindelgefühl einsetzte, erinnerte ich mich an den lebenswichtigen Sauerstoff, den meine Lunge gierig aufnahm und blinzelte einige Male, ehe ich mich setzte. Mein leerer Blick zog an Casanova vorbei und in diesem Augenblick fühlte ich... Ja was eigentlich? Ich wusste es nicht zu benennen. Tot, wiederholte ich in meinen Gedanken. Irgendwie war dies ein Szenario gewesen, welches ich bisher nicht mit eingeplant hatte und ich könnte meinen Schädel gegen den nächsten Baumstamm rammen, dass ich es nicht getan hatte. Doch was hatte ich erwartet? Ihre Abreise war so viele Jahre her, dass es eigentlich gar nicht so unwahrscheinlich war, dass sie nicht mehr lebte. Und wenn es sich bei der toten Fähe gar nicht um deine Schwester handelt? Natürlich blieb diese minimale Chance, aber irgendwie... Ich wusste es nicht auszudrücken, aber ich glaubte nicht an solch ein Wunder, obwohl ich sonst eine recht optimistische Fähe war. Schwer schluckte ich und senkte betreten den Kopf, leckte mir dabei unsicher über die Lefzen. "Oh." Ich drückte mit meiner schwarzen Pfote in den Schnee und beobachtete wie feine Schneeflocken auf meinem Pfotenabdruck landeten, diesen wieder schließen wollten, als würden sie meine Spuren verwischen wollen. Langsam hob ich meinen Kopf wieder, sah zu Casanova hoch. Meine Schnauze öffnete sich, nur um sich dann wieder zu schließen, da ich absolut nicht wusste wie eine geeignete Reaktion ausfallen sollte. "Ist es dann so eine gute Idee zu Marek zu gehen? Ich will auch keine Wunden bei ihm oder seinen Welpen aufreißen." Mir war bewusst, dass ich etwas anderes hätte sagen müssen, aber aus irgendeinem Grund war dies das Erste, was mir in dem Augenblick einfiel. Ich hatte noch nie jemanden geliebt, hatte dafür weder Sinn noch Zeit gehabt und war immer weiter und weiter gezogen, mit einem klaren Ziel vor Augen. Doch ich konnte mir vorstellen, dass wenn man jemanden geliebt hatte und derjenige dann starb, dass man nicht unbedingt diese Wunden wieder aufreißen wollte. Also willst du jetzt aus lauter Rücksicht einfach aufgeben? Ich wusste doch gar nicht, ob es sich wirklich um meine Schwester handelte, aber auch wenn es sie war, brannte der Wissensdurst in mir. Wie war es ihr ergangen? Wie war sie so gewesen? Hatte sie ein erfülltes Leben gehabt und wie war ihre Familie und ihr Rudel so? Ich erinnerte mich kaum an sie, nur grob an ihre Erscheinung und ihre sanfte Stimme, bevor sie dann das Rudel verlassen hatte. Schwach lächelte ich Casanova an, doch erreichte das Lächeln nicht meine Augen. "Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Das wäre... ziemlich unangenehm geworden." Wie peinlich wäre es bitte gewesen, wäre ich in das Rudelgebiet gelaufen und hätte irgendeine schwarze Fähe angequatscht, ob sie Reyleigh hieß? Doch ich schätzte es, dass Casanova mir ehrlich gegenüber gewesen war und nun verstand ich auch seine Unsicherheit, die ich völlig falsch gedeutet hatte. Wie sie wohl gestorben ist?

Tatsächlich reagierte sie gefasster als ich erwartet oder befürchtet hatte, das änderte trotzdem nichts daran, dass es mir schrecklich leid tat. Es gab eine gewisse Art Fähe die meinen Beschützerinstinkt rührte und Mirabelle gehörte dazu. Vorsichtig und unschlüssig, machte ich einen Schritt in ihre Richtung. Hielt dann aber inne und beobachtet wie sie die Pfote in den Schnee steckte. Es war ja auch ziemlich viel zu verdauen, alles auf einmal und an einem Ort an dem man keinen kannte. Die Frage gab mir den Rest, mit einem Schritt stand ich vor ihr. Hey, ich denke es ist eine sehr gute Idee. Natürlich tut es weh, aber Marek ist ein großer Junge. Er wird mit Sicherheit die Schwester seiner Gefährtin kennen lernen wollen. Außerdem ist es bestimmt schön für ihn, etwas über sie zu erzählen. Vielleicht hilft es euch beiden. Meine Stimme war sanft, so wie ich mit Lyvianne sprach wenn sie traurig war. Da ich Mirabelle nicht gut genug kannte um zu wissen was sie in Ordnung fand und was nicht, wollte ich ihr Raum geben. Trotzdem beugte ich mich kurz vor und stubste sie sanft mit der Nase an. ich wollte dich nicht traurig machen, aber ich konnte es einfach nicht verheimlichen.

Ich realisierte nur am Rande wie Casanova auf einmal dicht vor mir stand, doch stieg mir sein Geruch in die Nase, der eine leichte beruhigende Wirkung auf mich ausübte. Dass er mich aufbaute und mir sagte, es wäre eine gute Idee dorthin zu gehen, lies mich wieder ein wenig optimistischer dreinschauen. Letztendlich musste man sagen, dass ich Reyleigh noch weniger gekannt hatte als Chris und auch wenn ich sie nun nicht mehr fragen konnte, warum sie mich damals nicht mitgenommen hatte, so hatte ich dennoch irgendwie mein Ziel erreicht. Wenn sie es ist, rief ich mir ins Gedächtnis. Als der dunkle Rüde mich mit seiner Schnauze anstupste, sah ich ihn an und lächelte mild. Ich hatte es noch nie gemocht andere in meinen Strudel der Traurigkeit zu ziehen, wenn ich mich darin befand. Außerdem schätzte ich es, dass Casanova versuchte mich aufzumuntern, wo er mich doch so gut wie gar nicht kannte. "Es war gut, dass du es mir gesagt hast, denn sonst hätte ich wohl wie ein Vollidiot da gestanden", erwiderte ich ruhig und drückte kurz mit leichten Druck meine Schnauze dankbar gegen seine Schulter. "Danke Casanova." Ich richtete meinen Kopf wieder und versuchte die Gefühle weiterhin in mir zu halten. "Ich denke wir können jetzt zu den Silberwölfen gehen." Auch wenn ich jetzt noch unsicherer war, denn wie sprach man jemanden am besten auf so etwas an? Und dann auch noch einen Alpha, der mich nicht kannte und den ich nicht kannte? Was für einen Rüdengeschmack hatte Reyleigh denn so gehabt? Laut Casanova waren die Silberwölfe ein wenig arrogant und die stärksten Wölfe -Machos?- im Tal. Vielleicht war der aber auch ganz nett und plüschig? Wenn ich einen Alpha als plüschig bezeichne, kann ich mir auch gleich meinen Grabstein aussuchen gehen.

Es tut mir wirklich leid, sagte ich noch einmal ins nichts. Ob ich es für sie sagte oder einfach einen Gedanken aussprach, wusste ich nicht genau. Doch dann schüttelte ich endlich die Beklemmung ab, straffte die Schultern und lächelte leicht. Ihr kurzes Stubsen, zeigte mir, dass sie keine Abneigung gegen Nähe besaß und dass ich anscheinend eine gute Entscheidung getroffen hatte sie vorzuwarnen. Aufmerksam betrachtete ich die Wölfin vor mir, die ich erst ein paar Stunden kannte, wie sie sich sammelte. Als sie schließlich bereit war mit mir zu Marek zu kommen, nickte ich zustimmend. Also dann, ich war wieder mein übliches selbst. Ein entspanntes Lächeln auf den Lefzen und auch eine entspannte Körperhaltung. Die Ohren aufgestellt, widmete ich mich einen kurzen Moment einem Knoten in meinem Brustfell. Ich muss sagen, ein wenig vermisse ich meine schöne warme Höhle. Aber wenigstens wird mir nicht kalt, dafür ist mein Fell zu dick. Ein Grinsen bei dem meine weißen Zähne aufblitzten, dann deutete ich Mirabelle wieder an mir zu folgen.

-Grenze Silberwölfe, Fichtenwald

Stumm nickte ich bei den Worten von Casanova, da ich gerade nichts darauf zu erwidern wusste. Noch immer hatte ich dieses Gefühl der eiskalten Beklemmung in mir, doch versuchte ich es niederzukämpfen, wie auch den Druck der Trauer zu bewältigen, der mich bereits niederdrückte. Ein wenig verloren klammerte ich mich an den letzten Funken Hoffnung, dass es sich vielleicht nicht um meine Schwester bei der Geschichte handelte, aber das würde ich wohl jetzt gleich herausfinden. Ich versuchte mich von dem Verhalten meines Gegenübers ablenken zu lassen und saugte den tiefen Ton seiner Stimme völlig in mir auf. "Dann hoffe ich, dass du deine Höhle bald wiedersiehst", versuchte ich mich an einem leichten Lächeln, ehe ich dem dunklen Wolf dann folgte.

=> Grenze der Silberwölfe, Fichtenwald

<-- Am großen Lachsfluss

Gut gelaunt lief ich Zayn hinterher. Ich konnte kaum glauben, dass ich gleich tatsächlich einen der Orte sehen würde, von denen mir meine Tante erzählt hatte, als ich noch ein Welpe gewesen war. Der Rüde lief zügig voraus, weshalb wir unser Ziel schon bald erreichten und unser Tempo verlangsamen konnten. Oh.. Ich blieb nach wenigen Schritten stehen und sah mich um. Hier und dort flogen kleine, leuchtende Punkte umher. Es ist wunderschön!, sagte ich leise, während ich den Anblick auf mich wirken ließ. Ich hatte noch nie zuvor Glühwürmchen gesehen und konnte einfach nicht anders - ich musste mir die kleinen Dinger genauer ansehen. Mit einem Satz sprang ich einem der Tierchen hinterher und erschrak, als es plötzlich dunkel wurde. Aber wo ist es denn hin?, fragte ich und sah mich suchend um.

Ich sah Nalu schweigend zu, wie sie die schwirrenden Lichter beäugte. Als eines verschwand fragte sie, wo es denn geblieben wäre. Ich kenne mich zwar mit Glühwürmchen nicht aus, aber sie werden wohl nicht die ganze Zeit leuchten, meinte ich nachdenklich und schloss langsam zu der hellen Fähe auf. Freut mich, dass es dir gefällt. In einigem Abstand stand ich nun neben ihr und lächelte ihr freundlich zu. Hat etwas magisches, findest du nicht? Als würden die Sterne den Boden berühren kommen. Du klingst wie ein Träumer, Zayn! Das war ich wohl auch geworden. Immerzu träumte ich - von besseren Zeiten, meistens. Aber in letzter Zeit war es schwierig gewesen, einen Silberstreif am Horizont ausfindig zu machen. Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken loszuwerden. Nimm dir so viel Zeit wie du magst, sagte ich zu @Nalu und setzte mich geduldig hin.

Mhm. , stimmte ich ihm verträumt zu und nickte, während ich meinen Blick über die vielen kleinen Lichter gleiten ließ. So etwas schönes hatte ich tatsächlich noch nie gesehen und Zayns Beschreibung traf es wohl ziemlich gut. Kommst du oft hier her?, fragte ich ohne meinen Blick von den Glühwürmchen abzuwenden. Vorsichtig ließ ich mich nieder und legte meinen Kopf auf die Vorderpfoten. Auf dem Boden leuchteten die kleinen Dinger ebenfalls hier und dort. Wenn auch nicht so verstärkt wie in den Baumwipfeln. Ich glaube das dies mein Lieblingsort werden könnte. , flüsterte ich. Außerdem brauche ich noch einen Schlafplatz., fügte ich ebenso leise hinzu. Ganz ruhig lag ich dort und sah den schwirrenden Lichtern zu. Erst als sich eines der winzigen Dinger plötzlich auf meine Nasenspitze setzte, hob ich wieder meinen Kopf.

Auf ihre Frage hin schüttelte ich den Kopf. Nein, ehrlich gesagt nicht. In letzter Zeit war ich eher mit anderen unterwegs und hier ist es meist eher ruhig. Auch ich verfolgte die Glühwürmchen mit meinem Blick, bis ich aus dem Augenwinkel sah, wie Nalu sich bewegte. Sie legte sich flach auf den Boden, woraufhin eines der kleinen Tierchen auf ihrer Nase landete. Ich musste lachen. Scheinbar ziehen sie nicht nur dich sondern du auch sie magisch an! Auf ihre Aussage hatte ich noch nicht geantwortet.

Aber du hast Recht, entgegnete ich wieder ruhiger. Es ist ein wundervoller Ort. Vor allem bei Nacht. Es war beinahe schade, dass bald wieder der Tag anbrechen würde. Zu gerne hätte ich Nalu weiter zugesehen, wie sie die Würmchen betrachtete. Ihre Faszination für diese stille Schönheit hatte etwas mitreißendes. Wenn du dich ausruhen möchtest, kannst du das gerne tun. Nach deiner langen Reise solltest du wohl auch zur Ruhe kommen dürfen, denkst du nicht? Ich glaube, du bist genug weggelaufen. Wenn es dir lieber ist, halte ich auch Wache. Die erste Nacht in einer neuen Heimat sollte keine schlaflose sein. Du weißt ja nicht mal, ob sie hier bleiben will. Hör doch auf mit diesen großen Tönen. Es war eigenartig - das muss ich zugeben - jemandem den man erst so kurz kannte das Tal als neue Heimat, als Zuhause, vorzustellen, obwohl man sich selbst so lange nicht mehr so fühlte, als wenn man "angekommen" wäre. Doch meine Gedanken zählten hier nicht und so sprach ich zumindest diese nicht laut aus.

Ich stimmte in sein Lachen ein, wodurch es plötzlich dunkel auf meiner Nasenspitze wurde. Das kleine Glühwürmchen entschied sich wieder davon zu fliegen und begann in der Ferne schließlich erneut zu leuchten. Seltsame Wesen., murmelte ich fasziniert und schenkte meine Aufmerksamkeit anschließend wieder dem freundlichen Rüden.
Meinst du mit "anderen" auch Basta?, fragte ich neugierig. Auch wenn es mich eigentlich nichts anging. Aber @Zayn musste ja nicht darauf antworten, wenn er nicht wollte. Ich wäre wohl die Letzte, die darüber verärgert wäre.
Herzhaft gähnte ich. Erst jetzt, wo ich hier unter den Bäumen lag, spürte ich wie müde ich eigentlich war.
Wie erschöpft meine Beine und Pfoten sich anfühlten. Doch das Angebot von Zayn konnte ich doch unmöglich annehmen. Oder? Mit schiefgelegtem Kopf sah ich den Rüden an. Nicht nur wegen seinem großzügigen Angebot, sondern auch, weil er vom Weglaufen und der neuen Heimat sprach. Ist das nun wirklich mein neues zu Hause? Was meine Geschwister jetzt wohl grade machen? Ob sie vielleicht auch an mich denken? Ich schüttelte meinen Kopf, um die Gedanken los zu werden. Aber du wolltest mir doch noch die Grenzen zeigen., sagte ich, ehe ich ein weiteres Gähnen nicht unterdrücken konnte. Und überhaupt... das kann ich doch nicht verlangen., fügte ich schläfrig hinzu und legte meinen Kopf wieder auf meinen Vorderpfoten ab. Warum bist du bloß so freundlich zu mir?, sagte ich ganz leise, kurz bevor mir die Augen zu fielen und ich mich zum schlafen zusammen rollte.

Unter anderem, ja. Ich war eine Zeit lang bei meiner Familie außerhalb und vorher war ich mit zwei Freunden unterwegs. Aber nicht Basta. Mit Basta ist es eher so, dass man ihm immer mal wieder über den Weg läuft. Er ist echt eigenbrötlerisch, aber auch sehr lustig. Strenggenommen war ich also weniger mit ihm "unterwegs", aber ich habe so den ein oder anderen Tag in seiner Gesellschaft verbracht, erklärte ich. Als die helle Fähe gähnte und sich zunächst gegen mein Angebot zu sträuben schien, musste ich grinsen. Wie du schon sagtest: die Grenzen laufen nicht weg. Außerdem bin ich nicht wirklich müde. Vor allem im Gegensatz zu dir. Sie rollte sich zusammen. Ich legte mich ebenfalls hin, wobei ich auf den Abstand zwischen uns achtete. Sie sollte sich sicher fühlen. Warum sollte ich es nicht sein? Eine bessere Antwort als eine Gegenfrage hatte ich nicht parat. Ruh dich erstmal aus. Dann sehen wir weiter, ja? Ich lauf auch nicht weg. Wenn etwas ist, bin ich da und stehe dir mit Rat und Tat zur Seite, entgegnete ich leise lachend.

Auch wenn ich meine Augen bereits geschlossen hatte, versuchte ich ihm aufmerksam zuzuhören. Das heißt, wenn ich hier bleiben würde, dann würde ich ihm wahrscheinlich auch irgendwann noch einmal begegnen., schlussfolgerte ich. Ich wusste bisher noch nicht genau, was ich von Basta halten sollte. Dafür hatte ich ihn zu kurz gesehen. Aber wenn Zayn sagte, dass er lustig ist, dann glaubte ich ihm das. Und deine Freunde... vielleicht darf ich sie eines Tages kennenlernen?, murmelte ich in meinen Pelz hinein. Ich war nicht gern allein. Das hatte ich schon immer gewusst. Nur jetzt wo ich meine Familie verlassen hatte, war es noch deutlicher geworden. Ich grinste leicht, als er mich bezüglich der Grenzen wiederholte, sagte jedoch nichts mehr dazu. Vielmehr dachte ich über seine Gegenfrage nach. Weil ich eine Fremde bin., antwortete ich und öffnete noch einmal kurz meine Augen, um ihn anzusehen. Auch er hatte sich nun hingelegt, jedoch immernoch den sicheren Abstand zwischen uns eingehalten. Danke...Für alles. Lächelnd schloss ich wieder meine Augen und schlief bald darauf ein.

Als ich aufwachte, war es früh am Morgen. Das helle Licht kitzelte meine Nase und ich war mehr als bereit für diesen neuen Tag, denn ich hatte das Gefühl, lange nicht mehr so gut geschlafen zu haben. Das hatte ich wohl ihm zu verdanken. Ich blickte zu Zayn. Guten Morgen., sagte ich lächelnd und erhob mich vom Boden, ehe ich mich ausgiebig streckte. Du bist tatsächlich noch hier.