Beinahe zur selben Zeit bemerkte ich den fremden Geruch, der vor uns lag. Ich hielt inne, ehe ich schließlich in die Richtung sah, in welche Zayn deutete. Ich bin mir nicht sicher., gab ich zu. Meine Stimme ebenso leise, wie die des Rüden. Vielleicht hat der Geruch des Hirsches sie angelockt., überlegte ich laut, während ich die schwarze Fähe ansah. Dann legte ich den Kopf schräg. Hallo zu sagen, kann nicht schaden.. oder?

Mir war schon klar, dass der Versuch unentdeckt zu bleiben kläglich scheitern wird, doch dass man mich so schnell ausmacht hätte ich nun auch nicht gedacht.
Mit einer leicht angespannten Haltung sah ich zu den zwei Wölfe rüber, die mich um einiges früher ausmachen konnten als ich sie, wobei mir ein Wort durch den Kopf ging Unvorsichtig. Ich war mir nicht bewusst, wo ich mich grade aufhielt. Es könnte einerseits Niemandsland sein, oder schon das Revier eines Rudels. Vorsichtig sah ich mich nochmals um, und machte dann nur ein paar kleine Schritte auf die beiden zu, ließ jedoch genügend Abstand zwischen.

Sieht so aus, als hätte sie uns bemerkt, flüsterte ich Nalu noch zu, ehe ich meine Rute leicht pendeln ließ. Hallo! Können wir dir irgendwie helfen?, fragte ich freundlich, blieb aber bei der hellen Fähe. Wenn du den Hirsch gerochen hast, es ist noch etwas übrig. Wir haben schon gefressen. Magst du? Es wäre ohne hin schade gewesen, so viel zum verwesen zurück zu lassen.

Ja., sagte ich an Zayn gerichtet, ließ die fremde Fähe aber nicht aus den Augen. Automatisch war ich angespannt, wenn Fremde in meiner Nähe waren. So war es anfangs auch mit dem Rüden gewesen. Und doch überwog meist meine Neugierde. Gehörst du zu einem der Rudel?, fragte ich deshalb.

Vielleicht könnt ihr mir in der Tat  irgendwie helfen, meinte ich und sah mich noch einmal um. Ich traute den beiden nicht, egal wie freundlich sie sind. Komisch, dass du mir gerade diese Frage stellt. Denn genau dieselbe Frage wollte ich euch beiden gerade stellen, antworte ich der Wölfin, während ich in einem großen Bogen um die beiden herum zum Hirsch ging und mir ein Stück nahm.

Die Fremde wirkte skeptisch, was ich nachvollziehen konnte. Nein. Sind wir nicht. Ich war mal ein Schattenwolf, aber das ist eine ganze Weile her, antwortete ich auf ihre Frage. Und du? Neugierig beäugte ich die dunkle Wölfin, verharrte aber weiterhin nahezu regungslos neben Nalu. Auf Grund meiner Beinverletzung war das bloße Stehen äußerst unangenehm, ich versuchte allerdings, mir nichts anmerken zu lassen.

Ich verengte meine Augen. Was ist an meiner Frage komisch?, fragte ich mich, während Zayn bereits für uns antwortete. Ich wusste nicht, was ich von der schwarzen Fähe halten sollte. Dass sie skeptisch war, fand ich in Ordnung aber sie bedankte sich nichtmal für das Fleisch. Wie können wir dir helfen?, fragte ich dann und blieb weiterhin wachsam, froh darüber, dass der Rüde noch immer bei mir stand. Ob Zayn von ihrem Duft auch angezogen wird? , ging es mir durch den Kopf. Denn auch wenn ich ihren Duft als Fähe nicht so wahrnehmen konnte, wie es ein Rüde tat, konnte ich durchaus erkennen was für hübsche Augen sie hatte.

Ich bin nicht mal in einem Rudel geboren worden, antwortet und blickte zu beiden, während ich ein zwei Schritte mit einem Stück Fleisch von Hirsch zurückwich. Um zwischen mir und ihnen genügend Platz haben, damit ich mich verteidigen konnte, wenn es nötig wäre. Vor einiger Zeit bin ich einem Rüden über den Weg gelaufen, er sagte es gebe hier fünf Rudel, doch mehr konnte er mir nicht sagen. Ich wüste jedoch zu gern wo ihre Reviere liegen, und wie die Rudel so sind, meinte ich und sah die Wölfin an.

Dass sie nicht in einem Rudel geboren worden war, nahm ich wortlos zur Kenntnis. Sicher hatte sie es deshalb nicht immer einfach gehabt.
Also.., begann ich und orientierte mich kurz, ehe ich weiter sprach. Das Gebiet der Silberwölfe liegt links von uns und das der Nebelwölfe rechts. Jedenfalls war es das, was Zayn mir kurz vor der Jagd gesagt hatte. Ich bin auch noch nicht lange in diesem Tal, deshalb ist das im Moment alles was ich weiß. , gab ich zu. Aber was das anging zählte ich auf den Rüden, welchen ich nun ansah. Wie es ihm mit seinem verletzten Bein ging, wusste ich nicht und dennoch konnte ich mir gut vorstellen, dass er Schmerzen hatte.

Ich schenkte Nalu ein bestätigendes Lächeln. Genau. Dieser Wald grenzt an zwei Reviere an und dass es noch drei weitere Rudel gibt ist auch richtig. Es gibt das Nebelrudel, das Silberrudel, das mit dem Bergrudel verbündet ist, das recht neue Zigeunerrudel und das Schattenrudel, mit dem die anderen Rudel tendenziell weniger gut klarkommen. Wir wollten gerade los, die Grenzen ablaufen., erläuterte ich den Stand der Dinge. Morgana, die Alpha der Nebelwölfe ist dafür bekannt, ein sehr großes Herz zu haben. Marek, der Alpha der Silberwölfe, soll sehr weise sein. Dash, der Alpha der Schattenwölfe.. Er ist recht jung, aber lass dich vom ruf des Rudels nicht täuschen. Sie sind sehr familienbezogen.. Bei den Bergwölfen und den Zigeunerwölfen kenne ich mich leider nicht aus. Ich hatte nur einmal Kontakt zu einem Bergwolf, mit dem ich mich gut verstanden habe. Ich glaube, das Rudel ist auch sehr freundlich. Es wird nur häufig als schwach angesehen. Ob das nun aber der Wahrheit entspricht, kann ich dir nicht sagen. Ich wartete die Reaktion der dunklen Fähe ab.

Während ich der Wölfin zugehört hatte, verzerrte ich das Stück Fleisch, was ich mir genommen hatte, und blickt kurz mit einem kalten Lächeln nach links und rechts. Während ich die Bestätigung des Rüden vernommen hatte, an diesem Wäldchen grenzen also zwei Reviere, damit kann ich schon mal halbwegs was anfangen. Als dieser noch mal die Rudel aufzählte, wurde ich etwas hellhörig und sah ihn mit halb zusammengekniffenen Augen an. Wenn das Schattenrudel so familiär ist, wie du meinst, wundert es mich doch schon, dass du nicht mehr zu Ihrer Familie gehörst, meinte ich etwas stichelnd.

Auch wenn ich bereits gehört hatte, was Zayn der fremden Fähe gerade über die verschiedenen Rudel erzählte, hörte ich dennoch erneut aufmerksam zu. Konnte ja nicht schaden und ich würde es mir besser einprägen können. Die Reaktion der dunklen Wölfin ließ mich jedoch skeptisch werden. Ihr kaltes Lächeln war irritierend. Hatte sie irgendetwas vor?
Als sie dann auch noch gegen @Zayn stichelte, ohne etwas über den Rüden zu wissen, wurde ich sauer. Knurrend machte ich einen Schritt nach vorn. Du könntest etwas mehr Dankbarkeit zeigen, meinst du nicht?

Nun ja, ich -, wollte ich ansetzen, als Nalu die fremde wütend anfuhr. Kurz sah ich sie perplex an, ehe ich leicht zu lächeln begann. Zum einen hatte sie Recht, zum anderen ergriff sie damit Partei für mich. Ob das ihre Absicht war konnte ich zwar nicht sagen, aber dennoch bemerkte ich es.
Weißt du was, @Nalu ? Du hast Recht. Lass uns gehen. Wenn sie kein Interesse an dem hat, was wir ihr sagen und sich nicht mal für die Beute bedanken kann, was wollen wir dann von ihr? Lass uns unsere Energie nicht an sie verschwenden. Wir wollten doch ohnehin gerade gehen?, sprach ich meine Freundin munter an. Nimm dir das nicht zu Herzen, flüsterte ich der hellen Wölfin zu, wozu ich kurz zu ihr humpelte und sie sachte an der Schulter berührte. Lass uns gehen. Es gibt besseres als Streit.

Die Reaktion der Wölfin erfreute mich innerlich, während ich sie emotionslos an sah als diese knurrend vor mir stand. Dankbarkeit zeigen, wieso sollte ich das ? Sie hatten die Beute zurückgelassen, oder nicht ? fragte ich mich und blickte zum Rüden, der sich zu Wort meldete. Was ? ihr könnt noch nicht gehen, ging mir nur durch den Kopf als ich die Worte des Rüden hörte, und wurde etwas unruhig. Also gut doch wieder die etwas freundliche Tour ! Bitte geht nicht ! es tut mir leid, ich wollte dich nicht so angreifen meinte ich und sah die beiden an. Auch wenn mich dieses freundliche Getue anwidert, ließ ich es mir nach außen nicht ansehen, und hoffte einfach darauf noch einige Informationen über das Tal zu bekommen.

Ich ließ die Fähe nicht aus den Augen, während ich Zayns Worten zuhörte. Glücklicherweise schien er meiner Meinung zu sein. Wie kann man bloß SO auf Freundlichkeit reagieren?, fragte ich mich und schnaubte abfällig, ehe ich dem Rüden zustimmte. Ja, sparen wir uns die Energie. Ich war noch immer geladen. Aber es war nur vernünftig, keinen richtigen Streit anzufangen. Überrascht von Zayns flüchtiger Berührung, wandte ich endlich meine Augen von der Fremden ab. So nah ist er mir noch nie gekommen. Seine Nähe beruhigte mich, sodass ich ihm ein Lächeln schenken konnte. Einverstanden. Gehen wir. Gerade hatte ich die Worte ausgesprochen, da meldete sich die dunkle Wölfin wieder zu Wort. Skeptisch sah ich zu ihr, ehe ich schließlich Zayn fragend ansah. Entscheide du das bitte.