Fragend kippte ich den Kopf zu Seite und musterte die Fremde durchdringend. Unter meinem Fell begann es, unangenehm zu prickeln, als sie so plötzlich in eine andere Stimmung verfiel. Mein Nackenfell sträubte sich leicht und ich legte die Ohren an. Wieso ändert sie ihre Meinung so plötzlich? Und wieso sollten wir nicht gehen? Du scheinst doch prima alleine zurecht zu kommen und Futter hast du jetzt ja auch... Außerdem wissen wir nicht einmal, wer du bist. Und wenn wir länger bloß stehen, kippe ich um. Mein Bein schmerzte doch sehr, wenn ich einfach nur herum stand. Wir haben noch einen recht langen Weg vor uns, den wir bestreiten wollen. Das ist ein Grund zu gehen. Nenne mir doch einen Grund, zu bleiben, forderte ich im höflichen Ton. Meine grünen Augen funkelten sie mit der gleichen Skepsis an, die eben in Nalus Blick gelegen hatte.

Ich hatte auf die Frage des Rüdens meinen Ohren leicht nach hinten angelegt. Es gab keinen wirklichen Grund, die beiden aufzuhalten wie der Rüde schon meinte, ich würde auch gut alleine zurechtkommen. Und alleine meine Interessen zu verfolgen, wäre kein Grund für sie zu bleiben.  Tut mir leid, ich kann dir leider keinen Grund nennen, warum ihr nicht gehen solltet, sagte ich und blickte die beiden an. 

Ich war bereit zu kämpfen, wenn es sein musste. Doch Zayn blieb trotz seiner veränderten Stimmung ruhig. Ebenso die fremde Wölfin.
Na dann..., meinte ich zu ihr, als sie keinen Grund nennen konnte und wandte mich von ihr ab. Komm, lass uns gehen., sagte ich ruhig zu dem schönen Rüden und setzte mich in Bewegung.

Als ich schließlich glaubte, das wir die Fremde weit genug hinter uns gelassen hatten, blieb ich stehen. Seltsame Begegnung., meinte ich und sah Zayn aufmerksam an. Wie geht es deinem Bein?

Ich nickte verständnisvoll. Nalu machte bereits kehrt, während ich noch eine Sekunde verharrte. Ich bin übrigens gegangen, weil meine Gefährtin und drei meiner Vier Welpen in dem Rudel verstorben sind. Es ist schwierig, neu anzufangen, wenn deine Vergangenheit leblos durch das Revier streift - Erinnerungen sind nicht immer deine Freunde, sagte ich mit fester Stimme. Dann wandte auch ich mich von der dunklen Wölfin ab und lahmte der weißen Fähe hinterher.

Da hast du Recht. Aber seltsam bedeutet nicht immer schlecht. Du musst bedenken, dass sie uns genauso wenig kennt, wie wir sie, wandte ich ein und sah zu meiner Verletzung hinab, als Nalu darauf zu sprechen kam. Es tut weh, gestand ich, aber wenn wir uns bewegen ist es weniger schlimm, als das ewige Herumstehen. Es wird bestimmt bald besser. Der Abstand zwischen Nalu und mir hatte sich verringert. Ich fragte mich insgeheim, ob das mein Verschulden war und ob ich lieber wieder etwas mehr Distanz zwischen uns bringen sollte. Nachdenklich sah ich die junge Wölfin, die schon so viel hatte durchstehen müssen, von der Seite an. B- Bin ich dir zu nahe?, fragte ich schließlich verlegen und senkte meinen Blick.

Meine Ohren waren so gut, dass ich noch hören konnte, was Zayn der dunklen Fähe zu sagen hatte. Es war ein trauriges Schicksal und ich konnte ziemlich gut verstehen, dass er nicht länger bei seinem Rudel hatte bleiben können.

Ich seufzte leise. Ich weiß. Meinst du wir waren...ich war zu streng?, fragte ich nachdenklich, während ich darüber nachdachte, ob mein Verhalten der Wölfin gegenüber zu voreilig gewesen war.
Dann setzte ich mich in einem langsamen Tempo wieder in Bewegung. Ich hoffe, dass es besser wird und dass du mich wissen lässt, wenn du etwas brauchst. Eine Pause zum Beispiel., sagte ich und war sichtlich überrascht, als ich seine zurückhaltende Frage hörte. Abrupt blieb ich wieder stehen und stellte aufmerksam meine Ohren auf, während mein Blick auf ihm ruhte. Ich.., begann ich und bemerkte seinen verlegenen Blick. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Nähe machte mir überhaupt nichts mehr aus. Im Gegenteil. Vermutlich lag es daran, dass er trotz der Nähe immernoch zurückhaltend war. Es macht mir nichts aus. Es ist sogar... ganz schön., gab ich zu und drehte nun selbst etwas verlegen meinen Kopf zur Seite. Dann lief ich los. Los! Weiter geht's. Du hast doch gesagt, dass Stehen dir nicht gut tut., rief ich lachend über meine Schulter, um vom Thema abzulenken.

Aber nein, Nalu. So wie sie ihre Vergangenheit und Charakterzüge hat hast du deine. Misstrauen und Skepsis sind Dinge, die eine Barriere zwischen uns und anderen bilden. Vertrauen kann, wenn es aufgebaut wird, diese Barrieren überwinden. Aber ohne Grundlage hast du keinen Grund, zwangsläufig freundlich zu sein. Ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte, weil sie ihre Gefühle gezeigt hatte. Wenn du das aber denkst, dann können wir ja zusammen daran arbeiten, grinste ich. Und ich sage, wenn ch nicht mehr kann. Das verspreche ich. Spielerisch gab ich ihr einen Stups mit der Nase. Oh, ich - gut, das freut mich zu hören! Meine Rute pendelte stark und ich lächelte so breit , wie nur irgend möglich. Da auch ich abrupt angehalten hatte, lachte ich nun auf und starkste unbeholfen hinter Nalu her, als diese weiter lief. Hey, das ist nicht fair, lachte ich und versuchte, sie einzuholen.

Ich nickte einmal kurz. Gut, dann versuche ich kein schlechtes Gewissen zu haben., meinte ich, ehe ich ihn kurz darauf fragend ansah. Und wie soll das aussehen?, fragte ich amüsiert, nachdem ich sein Grinsen zur Kenntnis genommen hatte. Dann lächelte ich leicht, als er mir sein Versprechen gab.
Vielmehr wegen seinem Stupser, als wegen dem reinen Versprechen. Was ist nur mit mir los?, fragte ich mich selbst, während ich schließlich voraus lief. Der Abstand zu ihm tat für den Moment ganz gut, da ich das Gefühl hatte, dass meine Sinne nicht mehr ganz so vernebelt waren und ich klarer denken konnte. Dennoch drehte ich schließlich wieder um und lief einmal um den Rüden herum, ehe ich wieder neben ihm her lief. Ich kenne mich hier nicht aus, deshalb ist es wohl nicht so clever voraus zu laufen., sagte ich und sah ihn von der Seite an. Wobei du mich bestimmt bald eingeholt hättest., zog ich ihn amüsiert auf.

Ohne eine Regung schaute ich den beiden noch hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen. Die Aussage des Rüdens dass er freiwillig das Rudel verlassen hat, überraschte mich nicht, da er nicht so aussah als hätte er sich was Schulden kommen lassen. Schnaubende blickte ich noch einmal zu der Beute und machte mich den in die andere Richtung auf, um ein Plätzchen zu finden, um sich ein wenig ausruhen zu können.

Wie das aussehen soll, ich meine.... Ich denk mir noch was aus, entgegnete ich lachend. Einen Moment lang lief Nalu voraus, dann zog sie einen Kreis um mich, wobei ich sie mit meinem Blick verfolgte. Wahrscheinlich hast du Recht, aber wart's nur ab! Bald kannst du vorlaufen so weit du möchtest! Und dann hol ich dich nicht nur ein, sondern renne an dir vorbei. Lass uns jetzt erstmal zur Grenze der Silberwölfe. Wo wir gerade dabei sind, in dem Rudel lebt eine Wölfin, an die du mich stark erinnerst. Sie heißt Sialuk. Ihr seht euch wirklich ähnlich!, grinste ich, währen ich meiner Begleitung den Weg zeigte.

Da wären wir. Präg dir den Geruch gut ein, du wirst ihn brauchen. Irgendwelche Fragen soweit? Ich setzte mich. Zum einen konnte ich so kurz pausieren und zum anderen signalisierte ich @Nalu so, dass sie sich Zeit lassen konnte.

Wegen seiner Worte, sah ich ihn schmunzelnd an. Das bedeutet dann wohl, dass wir noch eine ganze Weile gemeinsam unterwegs sein werden. Denn abgesehen davon, dass die Grenzen der verschiedenen Rudel sicher nicht innerhalb eines Tages abgelaufen waren, würde er mich bestimmt nicht abhängen können, so lange seine Wunde nicht verheilt war. Gut gelaunt lief ich neben ihm her. Ja, wirklich?, fragte ich verwundert und blickte kurz zu ihm. Sialuk.. ein schöner Name. Die Silberwölfe sind mit den Bergwölfen verbündet. Du gehörtest zum Schattenrudel..., dachte ich laut nach. Woher kennt ihr euch? , schob ich neugierig hinterher, ehe wir schließlich das Laufen einstellten, weil wir die Grenze erreicht hatten.
Aufmerksam schnupperte ich die Gegend ab und versuchte mir jedes Detail gut einzuprägen.
Bist du schonmal in ihrem Gebiet gewesen?, fragte ich und sah bloß flüchtig zu ihm, bevor meine Nase wieder über den Boden schnüffelte.

Lachend schüttelte ich den Kopf. Ich würde sowas nicht machen. Aber Corvin. Mein Sohn und seine Freunde haben etwas zu wenig nachgedacht. Sialuk war so freundlich und hat ihn vom Rudelplatz bis hierher gebracht. Ich sah mich um. Es müsste ziemlich genau hier gewesen sein, stellte ich fest. Und ja - ich habe Zeit. Wir können so viel Zeit zusammen verbringen wie du magst. Wir können die Reviergrenzen auch acht mal abgehen. Meine Schultern bebten vor Lachen.

Würdest du nicht?, dachte ich und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. Ist wohl die klügere Entscheidung. Aber bist du denn gar nicht neugierig?, fragte ich nach und setzte mich, nicht weit von ihm entfernt, hin. Mein Blick wanderte in die Richtung des Silberrudel-Gebietes. Er hatte wohl Glück, dass er an jemand so nettes geraten ist. Ist das schon lange her?, wollte ich wissen.
Als er so herzhaft anfing zu lachen, sah ich den Rüden an und zog eine Grimasse. Nun.. wir wollen es nicht gleich übertreiben. , sagte ich leicht grinsend. Dann wandt ich meinen Blick wieder von ihm ab und erhob mich, damit ich die Gegend weiter erkunden konnte.

Ich dachte kurz über ihre Frage nach. Doch. Neugierig bin ich schon. Aber wer sagt denn, dass das bedeutet, dass ich gleich leichtsinnig sein muss? Corvin hat mit vielem Glück, weißt du? Er hat Freunde und das Rudel und im Revier der Silberwölfe... Marek war sehr geduldig mit ihm. Dass er in dem Gebiet war sollte etwa vier Monde her sein. Ich blickte Nalu an, während sie sich die Gegend ansah und lächelte friedlich. Sag Bescheid, wenn du fertig bist, ja? Aber hetz dich nicht, wir haben Zeit, wiederholte ich mich. Ich würde dir als nächstes das Revier der Bergwölfe zeigen wollen. Dann schließen wir nachher hier wieder ab und du kannst die Glühwürmchen nochmal sehen. Was hältst du davon?

Du bist sehr diszipliniert, oder?, fragte ich und sah nachdenklich in die Ferne. Das kann ich von mir nicht behaupten. Jedenfalls, was meine Neugier angeht. Wenn ich etwas wissen will, dann will ich es wissen. Dass das nicht immer vernünftig ist, weiß ich. Aber bisher ist es immer gut ausgegangen. , ich grinste den Rüden an, ehe ich mich weiterhin umsah. Dann nickte ich, als er meinte, ich solle ihm Bescheid geben, wenn ich fertig bin. Das Gebiet der Silberwölfe schien groß und schön zu sein. Jedenfalls soweit ich das von dieser Grenze aus beurteilen konnte. Ich war bereits jetzt schon auf die anderen Gebiete gespannt.Oh, ich würde sehr gerne noch einmal die Glühwürmchen sehen!, sagte ich und wedelte freudig mit meiner Rute. Ich glaube, ich bin so weit. Wir können gerne weiterlaufen., sagte ich nach einer Weile. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich mir die Gegend und die dazugehörigen Gerüche weitestgehend eingeprägt hatte.
Zayn?, fragte ich dann jedoch, bevor wir uns auf den Weg gemacht hatten. Denn mir kamen seine Worte von vorhin in den Sinn, dass sein Sohn mit vielem Glück und unter anderem das Rudel hat. Hast du jemals daran gedacht irgendwann vielleicht doch wieder einem Rudel beizutreten?

Kommt darauf an, inwiefern du "diszipliniert" definierst. Ich würde sagen, dass ich lediglich versuche, mich aus Ärger raus zu halten, entgegnete ich und lächelte sanft. In diesem Moment stutzte ich kurz. Irgendetwas war anders. Könnte es sein...? Vorsichtig lehnte ich mich vor und schnupperte in Nalus Richtung. Du duftest nicht mehr, stellte ich fest. Zumindest nicht nach - du weißt schon, schob ich verlegen hinterher, weil ich nicht ausdrücken wollte, dass die helle Wölfin komisch riechen würde.

Okay, dann lass uns weiter. Du wirst die Glühwürmchen bestimmt noch häufiger sehen!! Ich erhob mich. Die Schmerzen in meinem Bein hatten, angenehmer Weise, etwas nachgelassen. Dennoch war es unangenehm, das Bein zu belasten, weshalb ich neben Nalu her humpelte. Doch bevor wir wirklich gingen stellte sie mir eine Frage, die ich mit einem Nicken kommentierte. Ich würde gerne wieder einem Rudel beitreten. Aber zu den Schattenwölfen könnte ich nicht zurück. Wenn ich wollte, was ich nicht wirklich tue. Und du? Möchtest du zu einem Rudel dazu stoßen?

Ich wartete auf ihre Antwort, setzte mich aber schon langsam in Bewegung.

-> Lachsfluss