Ich achtete auf jede von Kasais Bewegungen, als sie an meine Seite trat. Ich hörte ihre leise Stimme, als sie ihre Tat erklärte und wenig später davonrannte. Sorgenvoll sah ich ihr hinterher und zuckte kurz mit den Ohren, als ich hörte, wie ihre letzte Mahlzeit ihren Magen verließ und roch den unangenehmen Geruch. Meine Nase zuckte kurz, doch sonst verzog ich keine Miene. Nickend sah ich zu Enya. "Versuch es. Aber sei vorsichtig, nicht dass sie sich noch zu sehr aufregt", wies ich sie an, ehe ich zurück zu den Wölfen sah. Ich hatte die gebrochene Stimme von Arjuna gehört und sah sie nun aus der Ferne mitfühlend an. "Es tut mir sehr Leid", sagte ich leise und bekräftigte damit auf ihren Wunsch Kasais Erzählung. Mein Blick glitt zu den anderen Wölfen. Ich hatte nicht mehr zu der Sache zu sagen und wollte auch erstmal warten, bis sich die Lage beruhigte. Erneut wandte ich meinen Blick zu meiner roten Rudelgefährtin und Enya.

Nur langsam beruhigte mein Magen sich. Offenbar fand das neue Leben in mir es nicht angenehm wenn ich zu bedrückt war, oder mir Sorgen über etwas machte. Ich versuchte durchzuatmen, wodurch ich jedoch nur tiefer den Geruch des Erbrochenen einatmete. Ich knurrte missmutig und scharrte dann so gut es ging eine Kuhle, in welche ich das Erbrochene mit Hilfe von Blättern schob. Dann bedeckte ich es mit Erde. Ich fühlte mich erschöpft und vor allem hungrig. Ob ich noch jagen konnte? Wenn ich jetzt schon das Gefühl hatte dass mein Bauch bei jedem Schritt im Weg war? Auch war ich eindeutig nicht mehr so schnell wie sonst und auch nicht so ausdauernd. Ich ließ mich hechelnd auf die Hinterpfoten sinken und sah in das Revier hinein. Es tat mir leid, dass die Jungwölfin den Wunden erlegen war, doch ich hatte nichts tun können. Immerhin war ich die ganze Zeit in der Grube gewesen, aus welcher ich mich irgendwie heraus gekämpft hatte. Was wohl an dem puren Überlebenswillen gelegen hatte. Ich ließ mit hängenden Ohren den Kopf sinken, bekam so eher nur nebenher die Reaktion der anderen mit.

Als heraus kam das der Welpe gestorben war, tat mir das unendlich leid. Mein Blick war sorgenvoll auf Arjuna gerichtet, während meine Ohren sich zu der rötlichen Fähe drehten um dort ebenfalls alles mitzubekommen. Wenn auch nicht unbedingt gewollt. Kurz verunsichert wie ich in so einer Reaktion reagieren sollte sah ich zu Huttser während meine Rute unruhig hin und her zuckte. Ich war eben noch nie in so einer Lage gewesen. Sollte ich zu Arjuna gehen und sie trösten? Oder war es besser wenn ich sitzen blieb und nichts tat. Unschlüssig sah ich zu der Fähe, bis ich dann doch entschlossen aufstand und zu ihr hinüber ging bevor ich sachte meine Schnauze tröstend in ihr Fell drückte.

Die Worte von Gin und Enya waren nicht gerade die, die ich hören wollte und sah Treb mit einem trauernden blick an als er versuchte mich zu trösten. Zuerst mal mein Leben wusste ich was es heißt um jemanden zu trauen, dieser kleine Welpe hat mir gezeigt dass ich anderen vertrauen kann. Ich schloss meine Augen und zeigte für einen kurzen Moment ein Lächeln, ich habe drei Jahre jemanden vertraut und bin Rüden wie auch Fähe immer wieder aus dem Weg gegangen. Doch dann trat kurz nach meiner Ankunft hier in diesem Tal, dieses kleine Energiebündel am Lachsfluss in mein Leben. Sie war nicht mein junges und hätte mir eigentlich egal sein können, doch dieses tat sie nicht irgendwas an ihr hatte mich bewogen mich ihrer anzunehmen. Auch wenn ich nicht ihre Mutter war und sie auch nicht ersetzen hätte können, war es genau das was ich in der Gegenwart von der klein fühlte. Ich fühlte mich als Mutter, meinte ich und öffnete meine Augen als ich eine weitere Schnauze neben der von Treb spürte. Dankbar sah ich Kathl und meinen Gefährten die nehmen saßen und mich trösten, auch sind mir die Blicke von Gin und Hustter nicht entgangenen die Mitgefühl gezeigt hatten. Ich richtete mich langsam wieder auf und blickte zu Gin, gestattet mir bitte zu ihr zu gehen und ihr die letzte Ehre zu erweisen sagte ich in einen ruhigen tun zu ihn.

Ich nickte Gin zu, sah nochmal zu Sinners Freunden und drehte mich dann um, Kasai folgend.
Ein bis zwei Wolfslängen von ihr entfernt blieb ich mit raschelnden Geräuschen stehen, um auf mich aufmerksam zu machen, außerdem sah ich mit fragendem, sowie mitleidigem Blick zu der rötlichen Fähe.

Ich zuckte leicht zusammen, als ich ein Geräusch neben mir wahr nahm. Ich war dermaßen in Gedanken versunken gewesen, dass ich es erst hörte als Enya dicht bei mir stehen blieb. Ich wuffte leise und wedelte freundlich mit der Rute, ehe ich mich erhob. Genau in diesem Moment spürte ich es. Ein Treten in meinem Bauch. Kräftig genug dass es mich erschaudern und auffiepen ließ. Ich sah entschuldigend zu Gin, da ich am liebsten wieder in das Revier zurück gekehrt wäre, zurück an jene Stelle wo ich die Höhle zugeschüttet hatte. Ich ließ meinen Blick zu Boden gleiten. Einerseits wollte ich an einen sicheren Ort, andererseits wollte ich Gin und Enya hier nicht allein lassen.

Wieder spürte ich das Treten, welches dafür sorgte dass mir wieder schlecht wurde. Das Dumme war nur dass es nichts mehr gab, was ich hätte erbrechen können. Statt dessen knurrte nun mein Magen überlaut wie es mir schien. Ich sah Arjuna an Wenn...wenn Gin nichts dagegen hat, können wir dir das Grab zeigen und du kannst dich verabschieden. Xena hatte mir immerhin gezeigt, wo sie den Welpen vergraben hatte.

Ich hörte Arjuna nickend zu. "Ich verstehe", teilte ich mitfühlend mit, während meine Rute in erhobener Position stand. Aufmerksam waren meine Ohren nach vorne gerichtet, doch bei dem kleinsten Geräusch von Kasai oder Enya drehten sie sich zurück. Besonders als ich Kasai auffiepen hörte. Überrascht blickte ich zurück, doch da schien sich die Rote schon gefangen zu haben und machte nun einen leisen Vorschlag. Ich blickte wieder zu Arjuna, ein entnervtes Seufzen unterdrückend. Es gefiel mir nicht, dass ständig jemand für mich antwortete. Dennoch nickte ich und sah Arjuna auffordernd an. "Du darfst das Revier betreten. Kasai, Enya und ich begleiten dich zu dem Grab. Alle anderen warten hier bitte. Ich werde zu euch zurückkommen, dann reden wir über den Rudelbeitritt", ordnete ich an, während ich jedem der Fremden streng entgegenblickte. Sie sollten ja nicht denken, dass sie einfach nochmal eindringen durften. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn Enya und Kasai schon mal zum Rudelplatz gegangen wären, doch Kasai war schließlich die einzige, die wusste wo das Grab war. Ein bedauerndes Funkeln trat für eine Millisekunde in meine braunen Irden. Ich hoffte nur, dass Kasai sich nicht überanstrengte.

Treb
Arjunas Geschichte mit dem Welpen, lastete auf mir, ich wollte sie nicht traurig sehen, der Besuch des Grabes schien eine gute Idee um ihr den Abschied zu ermöglichen. Als Gin sprach hörte ich aufmerksam zu.
Arjuna würde dem Rudel ebenfalls beitreten wollen. Wenn sie aufgenommen wird dann würde sie nicht mehr als fremde sondern als Rudelmitglied zum Grab gehen... warum reden wir nicht zuerst über den Beitritt sondern verkomplizieren die Sache?, dachte ich mir. Ich war nicht genervt aber diese Vorgehensweise wäre taktisch klüger. Ich sagte aber absolut nichts und versuchte weiter meine Gefährtin zu trösten. Dabei setzte sich ein kleiner hartnäckiger Gedanken in meinem Hinterkopf fest, den ich später unbedingt noch einmal auseinander nehmen musste.

Ohne es zu wollen landete ich im Geisterdorf. Glücklich lächelnd lief ich zwischen den Menschenhöhlen umher und erinnerte mich an die Zeit, als ich mit Thora und Pfötchen fast jeden Tag hier war. Zwar hatte ich zwischendurch auch immer wieder mal hier vorbeigeschaut, aber es war immer jemand bei mir. Jetzt, wo ich ganz alleine hier war, war es ein umso schöneres Gefühl, auch wenn die Sache mit Thora nicht unbedingt glücklich geendet war. Ob es ihr und ihren Welpen wohl gut geht? Vielleicht hat sie das Tal auch verlassen, ich hab sie lange nicht mehr gesehen... Zielstrebig ging ich in eine der Höhlen und sprang von innen auf eine der eingebrochenen Wände, um darauf herumzubalancieren. Dabei kicherte ich leise vor mich hin und kam mir ein wenig wie Amy vor, als ich sie als sie noch klein war beobachtet hatte. Irgendwann sprang ich wieder herunter und sah mich um. Ich roch Wölfe, doch mir kam keiner von ihnen bekannt vor, also blieb ich wo ich war.

Ich blickte zu Kasai und Enya und fragte mich ob ihr Trächtigkeit etwas damit zu tun hatte, dass ihr die Sache so zugesetzt hat da sie die kleine nicht wirklich kannte. Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mich zu ihrem Grab begleiten würdest Kasai, antwortete ich ihr und hörte Gin zu während ich kurz zu meinen Gefährten sah. Und dann langsam in einer unterwürfigen haltung auf Gin zu ging, ich hätte da noch ein weiteres Anliegen an dich Gin. Auch wenn dieses Anliegen mir schwerfällt es vorzutragen, bitte auch ich dich um die Aufnahme in dein Rudel. Auch wenn ich nicht gerade eine musster Wölfin bin was ist Rudelleben angeht, würde ich dich gerne noch mal mit einem Rudel versuchen. Ich hatte bis vor kurzem niederen geglaubt jemals noch mal dieses zu tun, und ging mit meinen Vorderläufen vor Gin in die beuge um meine Unterwürfigkeit zu zeigen.

Ich sah Arjuna lange an. Sie machte sich klein und zeigte sich unterwürfig, doch hatte meine Zurückhaltung und Vorsicht bei der Aufnahme dieser Wölfe einen Grund. Wir waren mittlerweile auf drei Wölfe geschrumpft, davon konnten sich nur zwei Wölfe tatsächlich verteidigen. Es lag nicht an den Wölfen oder einer unbedachten Laune, dass ich den komplizierten Weg wählte und erst Arjuna in das Revier ließ, ehe ich mich der Gruppe annahm. Nein, ich würde jeden von ihnen individuell einstufen müssen, bevor ich sie an mein Rudel ließ. Wenn ich unbedacht handle und sie alle voller Naivität in das Revier lasse und sie doch etwas Hinterlistiges planen, hat das Rudel keine Chance.
Besonders wegen Kasais Zustand und der baldigen Erwartung von Welpen - Schutzbedürftigen - würde ich kein Risiko eingehen. Vor allem, da die Gruppe uns zahlenmäßig überlegen war. Nickend blickte ich zu Arjuna. "Wie bereits gesagt, du kannst zum Grab gehen und Abschied nehmen. Anschließend kümmern wir uns um den Rest. Ich benötige Zeit um euch alle kennenzulernen. Ich trage die Verantwortung und ich hoffe, dass ihr meine Lage versteht. Ich kann unmöglich eine so große Gruppe in das Revier lassen, wenn ich keine Ahnung habe wer ihr seid. Also geduldet euch. Wir können die Grabbesichtigung natürlich auch verschieben, aber das liegt an dir, Arjuna."

Ich hatte Gin und Arjuna aufmerksam zugehört und war dabei immer näher zu Enya geschritten. Auch wenn es am Anfang so gewesen war, dass ich ihr misstraute, so war ich froh dass sie mir sichtlichen Beistand leistete. Erschöpft legte ich vorsichtig meinen Kopf auf Enyas Rücken ab, auf jedes Zeichen von Unbehagen ihrerseits achtend. Mit einem Mal spürte ich erneut ein heftiges Ziehen in meinem Bauch und winselte nun laut auf. Mit einem Ruck wand ich meinen Kopf wieder von Enyas Rücken ab und leckte mir beruhigend über den Bauch. Offenbar war das Junge darin ebenso hungrig wie ich, wenn nicht sogar hungriger. Ich begann unruhig zwischen Gin und dem Revier hin und her zu sehen. Das Revier bot Jagdbeute und Sicherheit. Doch ich wollte ihn und Enya hier nicht allein zurück lassen. Bitte..bitte halte noch etwas durch. Zitternd ließ ich mich auf die Hinterpfoten sinken.

Treb
Ich blickte zu der roten Fähe. Es ging ihr immer schlechter und das machte mich leicht nervös. Auch Arjunas Zustand bereitete mir sorgen, ich selbst war auch noch verletzt. Erschöpft ließ ich mich nieder und leckte die Wunde, es blutete nicht mehr aber meine Verletzungen heilten immer relativ schnell, ich würde bald wieder laufen können wenn es sich nicht entzündete...

Ich hatte Gin aufmerksam zugehört als erklärte warum er mit der Aufnahme zögerte. Ich verstand Verhalten von Gin gut er machte sich halt Sorgen um Mitglieder des Rudels, anders als der Alpha in meinen Heimat Rudel den waren wir im Grunde doch egal. Langsam erhob ich mich und blickte zu Kasai als ich ihr winseln vernahm. Auch wenn ich selbst noch nie tragen gewesen war, konnte ich mich gut in ihre Lage versetzen. Ich kann warten Gin in erster Linie, sollte das Wohlergehen von Kasai und ihrem ungeborenen Jungen stehen. Zu den haben wir einen verletzten deren Wunde versorgt werden müsste, was auch vorgang haben sollte vor einem Grab Besuch. Verabschieden kann ich mich auch später noch von der kleinen meinte ich zu ihn.

Nervös tippelte ich mit den Pfoten auf der Erde. Ich war nie sonderlich geduldig gewesen und wir waren, für meinen Geschmack, schon viel zu lange an ein und demselben Ort. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Immernoch warten. Zur Entspannung legte ich meinen Kopf auf Kathls Rücken. Da sie kleiner war, hatte sie genau die richtige Höhe.