Noch immer leicht fassungslos beobachtete ich Papa, bis Dash wieder neben mir war. Papa hasst Wasser, erklärte ich leise und lauschte nachdenklich den beiden erwachsenen Wölfen, als dann auch Takeo plötzlich bei uns war. Gerade wollte ich mich schon nach Onkel Marek umsehen, da vernahm ich Worte, die mir wie Messer ins Herz schnitten. PAPA!, rief, nein schrie ich entsetzt. Angst und Schmerz durchflutete mich, ließ mich erstarren, nach Luft schnappen und für einen Moment war alles Schwarz um mich herum. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich schlucken konnte und meine Sicht wieder klar wurde, wenn auch durch Tränen verschwommen. Heftig atmete ich aus und schnappte erneut nach Luft, während meine Läufe zu zittern begannen und schließlich unter mir nachgaben. Wie konnte er sowas nur sagen?

Ich wollte noch etwas zu dem Thema Kolja und Wassee sagen, doch da schrie Ekki plötzlich auf und wirkte so als würde sie gleich umkippen. Ekki? Ekki! Besorgt senkte ich den Kopf soweit hinab das ich Ekkis Schnauze mit meiner heben konnte. Ganz ruhig.

Ich schluckte und nickte, eine andere Art der Antwort konnte ich ihn nicht geben, da als ich mein Maul öffnete um ihm zu erwidern, der Schrei meiner Tochter über den See fegte. Mein Körper erschauderte und wie ein Blitz fuhr es mir durch Mark und Bein, als ich mich auch schon in Bewegung setzte. Das Wasser spritze durch die Gegend als ich mit großen Sprüngen aus dem See und zu meiner Tochter raste. Ekxan! Dass sie, Takeo, Kito und auch Dash anwesend waren bemerkte ich erst jetzt, doch kümmerte ich mich nur um erstere. Vor ihr und Dash kam ich zum stehen und drückte ihr meine nasse Schnauze gehen den Kopf.

Das Zittern war gar nicht mehr in den Griff zu kriegen, egal wie sehr ich mich anstrengte. Dankbar für Dashs Nähe war ich zumindest gewiss, dass ich nicht einfach umfallen würde, während mein Körper mir den Dienst verweigerte. Ich spürte seine Schnauze unter meiner und wollte ihm sagen, wie dankbar ich ihm war, aber außer zu einem - wahrscheinlich entsetzten - Blick in seine Richtung war ich zu nichts im Stande. Erst als ich sah, wie Papa auf mich zugestürzt kam und ebenfalls seine nasse Schnauze an meine drückte, atmete ich tief durch. Papa, kram es gequält, gar ängstlich hervor. Ein Laut, den ich zuvor in meinem bisher so kurzen Leben noch nie von mir gegeben hatte.. Ein Gefühl, dass ich bei anderen gesehen und gerochen hatte, und bei mir selbst vermisst hatte. Ich schluchzte und drängte weinend meine Schnauze zwischen die der beiden Rüden, die mir so viel bedeuteten.

Ich wollte meine Schnauze zurück ziehen als ich ihren Blick sah, vor allem als ihr Vater dazu kam. Dann aber kuschelte sie ihren Kopf an uns beide, also blieb ich und schwieg, den Blick zu Boden gewandt.

Ich brummte ruhig, leise und mit einem Hauch von Erleichterung, als ich meinen Kopf an ihrem rieb, meine Nase in ihr Fell schob und tief ihren Geruch einsog. Sshh, gab ich von mir als ich weiter mein nasses Fell gegen das ihres drückte. Ihre ängstliche Stimme verunsicherten mich etwas, hatte sie doch noch nie so geklungen, doch das Bild was ich abgegeben habe, war wahrscheinlich auch kein sehr erfreuliches gewesen. Ich zog meine Schnauze aus Ekkis Fell und schleckte meiner Tochter mehrmals über die Stirn bevor ich mir meiner Nase gegen Dashs Ohren stupste. Danke, raunte ich ihm ernst gemeint entgegen. Danke dafür, dass du auf sie aufpasst. Dass du sie nicht allein lässt und dass du für sie da bist, wenn sie dich braucht und ich nicht da sein kann. Die Freundschaft der beiden hatte schon früh begonnen und ich sah kein Problem damit, dass sie aus 2 verschiedenen Rudeln waren. Schließlich hatte ich auch Emfan zum Freund. Mehr oder weniger.

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis ich mich wieder soweit gefangen hatte, dass ich mich wieder aufsetzen konnte und nicht mehr schluchzte. Ich vermisse sie auch, Papa, meinte ich leise und streckte vorsichtig die Schnauze vor, um Papa über ein Ohr zu lecken und sie schließlich an Dash zu reiben. Wer ist Luna?, versuchte ich dann das Thema zu wechseln und sah Papa neugierig an, während ich versuchte, die letzten Tränen weg zu blinzeln.

Meine Anspannung löste sich, als Kolja aus dem Wasser sprang und ich tatsächlich keinen einzigen Tropfen abbekam. Beim zuschauen bemerkte ich, dass der mir bekannte Geruch von dem jungen Rüden neben Ekki ausging, aber da Kolja schon nichts dazu sagte, ließ ich mich davon nicht beeindrucken.

Plötzlich fühlte ich wie eine große Schnauze gegen mein Ohr stupste. Ich erstarrte kurz, wedelte dann aber unwillkührlich mit der Rute als ich das Wort des dankes aus Koljas Maul hörte. Ich sagte nichts dazu, doch meine Rute schwang noch ein paar Mal hin und her, ehe ich mich wieder völlig auf Ekki besann, aich wenn sie nie ganz meinen Fokuss verlassen hatte. Ich ließ meine Zunge kurz über ihre weiche Schulter fahren, ehe ich, immer noch schweigend, Ekkis Frage hörte und fragend die Ohren aufstellte. Luna?

Ich seufzte und sah meine Tochter an. Erst so wenig von der Welt gesehen und doch so erwachsen.. Auf ihre Frage hin schluckte ich kurz und sah schließlich gen Himmel. Die helle Scheibe am Nachthimmel, der Mond.. das ist Luna. Die hellen Punkte um sie herum sind Wölfe die verstorben sind und Luna zu sich hinauf geholt hat, erzählte ich ihr und Dash und sah die beiden für einen Moment an. So auch Tante Rey und Mama. Meine Ohren drehten sich wieder nach hinten als ich wieder hinauf in den Himmel sah. Immer wenn ein Wolf stirbt, dann wird er für gewöhnlich begraben und tritt an Lunas Seite um von dort oben über die anderen zu Wachen, gemeinsam mit all den anderen Wölfen an Lady Lunas Seite. Ich erzählte ihnen wohl erst einmal nichts von Manegarm, dafür war es einfach die falsche Situation.

Ganz von selbst lehnte ich mich mit der Schulter gegen Dash, als Papa zu erzählen begann. Wann immer er gen Himmel schaute, folgte ich seinem Blick und versuchte mir vorzustellen, was er uns da erklärte. Als er dann davon sprach, dass die verstorbenen Wölfe begraben wurden, stellten sich meine Ohren neugierig auf. Dann müssen wir Mama so schnell wie möglich begraben, forderte ich und sah Papa wieder an. Damit sie ihr Versprechen halten kann, um auf uns aufzupassen.

Fasziniert hörte ich Kolja zu und schleckte Ekki dabei abwesend über die Schulter. Auch mein Blick wanderte gen Himmel als die beiden hinauf sahen. Das klingt schön. Also ist Dev auch da oben? Das muss ich Hazel und Niya... Ach ja... Sofort schob ich den Gedanken an meine Schwestern fort. Es würde ihnen gut gehen. Ich war mir ganz sicher. Die beiden waren stark. Ganz bestimmt würden sie Mama finden. Meine eigenen Gedanken hörten sich so heuchlerisch und falsch an, das ich es lieber ganz ließ. Wieder kam das Thema auf Ekkis Mutter und das man sie begraben müsse damit sie auf meine Freundin und ihre Familie aufpassen konnte. Ich nickte bestätigend, sagte aber nichts. Das war kein Thema bei dem ich auch nur irgendwie ein Mitsprache recht gehabt hätte. Zwei weitere Gerüche waren mittlerweile dazugekommen. Beide waren mir nicht direkt bekannt, doch ich konzentrierte mich zu sehr auf Ekki um zu erkennen das es sich bei dem einen eindeutig um den Alpha handeln musste, den ich nach Reyleighs Tot eigentlich schon einmal gesehen hatte.