Ich setzte mich bei ihren Worten und atmete tief ein. Das war eine harte Information, ich hatte erst vor kurzem mit der jungen Wölfin gesprochen. Ich hatte sie wirklich gerne gehabt, sie war lebenslustig und gutherzig gewesen. Traurigkeit kroch meinen dichten Pelz nach oben, aber ich hielt es unter Kontrolle. So war das Leben nunmal, man wusste nie was als nächstes passierte. Ein schlimmer Verlust. Ja ich stimme dir zu Marek muss es schnellst möglich erfahren. Er wird das Anrecht darauf haben wollen zu entscheiden wo sie begraben wird. Soll ich dich begleiten? . Mein Blick glitt eine Sekunde zu dem stillen weißen Wächter hinter Lyvi. Bei meiner Frage zuckte seine Rute. Dann sah ich Tril an um seine Reaktion auf die Nachricht zu sehen.

Meine Augen weiteten sich und ich legte die Ohren traurig zurück, Lyvianne hatte doch nich jemanden im Revier gefunden, aber niemanden lebendigen. ​"Onkel Mayestril!" Ich erinnerte mich noch genau wie sie mich immer so bezeichnet hatte, Naila war so eine liebenswerte Fähe gewesen, sie zurück ins Silberrudel gehen zu sehen war hart gewesen, aber nichts hiergegen. Ich riss mich allerdings für Lyvianne zusammen, die wegen dieser Sache völlig fertig war. Richtig, Marek muss es gleich erfahren. Ich kann auch mitkommen, wenn du Rückendeckung brauchst. Ich dachte an den zerbrochenen Körper in der Felsenschlucht, meine Ohren blieben angelegt. Oder ich bleibe und versuche sie zu bergen, dann muss Marek das später nicht tun. Es war nicht leicht in diese Schlucht hinab zu kommen und Marek war kein Bergwolf und es so nicht gewohnt zu klettern.

Ich dachte kurz darüber nach und schüttelte dann langsam den Kopf. Ich glaube das ist keine gute Idee, ihm die Nachricht zu überbringen ist eine Sache. Sie herumzutragen eine andere. Ich glaube er sollte vorher entscheiden wo sie begraben werden soll und dann können wir ihm die Wahl lassen, ob er sie holen will oder ob wir sie ihm bringen. So sehr wir sie gerne gehabt haben, es ist seine Tochter. Meine Stimme war ruhig und mein Kopf dachte systematisch. Wir mussten den Frieden und die Allianz zwischen unseren Rudeln wahren.

Ich legte etwas den Kopf schief, ich hatte keine direkte Antwort auf meine Frage bekommen, aber das hatte ja keine Eile, Lyvianne hatte erst noch etwas wichtiges zu klären, was ganz klar vor ging. Bin ich auch der Meinung, sie mitzubringen könnte ein falsches Bild machen. Marek sollte das ganze entscheiden. Ich war traurig, aber auch ich versuchte das ganze logisch zu betrachten, ihn gleich mit der Leiche seiner Tochter zu konfrontieren konnte den Schock wohlmöglich nur verschlimmern.

Ich hatte auf Novas Worte nur leicht mit den Ohren gezuckt, noch immer unsicher ob ich näher an ihn heran treten sollte und durfte. Das Leben muss ja weiter gehen, nicht wahr? murmelte ich dann, bevor Lyv uns rief. Aufmerksam lauschte ich dem Gespräch, wobei ich sichtlich in mich kehrte. Wieder jemand der mir wichtig war ist fort..ich konnte ihr nicht helfen..Aber ich darf jetzt nicht aufgeben. Das Rudel braucht mich. So sehr mich Nailas Tod erneut in die Spirale der Trauer runter ziehen wollte, so gewöhnte ich mich wohl nun daran, dass ich jene denen ich nahe stand mich verließen. Wobei die meisten ihren Tod fanden. Ob ich ein böses Omen über sie bringe? Ich zuckte nur leicht mit den Ohren Onkel Tril hat recht. Marek sollte her kommen und entscheiden was mit ihrem Leichnam geschehen soll. Wir würden sie entehren, wenn wir sie einfach herum schleppen. entfuhr es mir schließlich halblaut. Ich war mir nicht sicher ob einer der anderen mich überhaupt hörte.

Ich erreichte den Rudelplatz und sah mich um. Ich konnte Saikko entdecken, die ich schon lang nicht mehr gesehen hatte. Kurz hustete ich, in den letzten Tagen kratzte mir der Hals.
Saikko rief ich und lief zu ihr.

Als Saikko zu und trat, drehte sich eines meiner Ohren in ihre Richtung. Es irritierte mich, dass sie so zurückhaltend auf mich reagierte. Aber vielleicht ging es ihr wie mir, vielleicht wusste sie nicht wie sie mit mir umgehen sollte. Es schmerzte mich, dass wir uns so weit voneinander entfernt hatten. Aber wie wir den Graben überwinden sollte, das war ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Vielleicht konmte ich mit Lyvianne sprechen wenn sich die Situation legte. Auf ihre Anweisung beziehungsweise ihre Frage, neigte ich den Kopf zur Seite. Ja verstanden, ich halte die Stellung . Dafür war ich ja zum Teil auch da, es war immer ratsam wenn der Alpha oder der Beta im Rudelgebiet bzw auf dem Rudelplatz blieb.

Saikko gesellte sich auch zu uns und gab schließlich ebenfalls ihre Meinung preis, die etwa der allgemeinen in der Runde entsprach. Ich lächelte sie kurz an und hörte dann wieder aufmerksam Lyvianne zu, die um meine und Azzuans Begleitung bat. Ich warf einen kurzen, traurigen Blick zu Rolf zurück, der weiterhin unbeweglich auf seinem Platz lag und ins Nichts starrte, ehe ich nickte und mich wieder der Gruppe zuwandte. Natürlich, ich komme mit. Ich würde Lyvianne beschützen, wenn es nötig war, die kleine weiße Fähe war für mich Familie, niemand sollte ihr etwas tun.

In der Zeit in denen Lyvianne mit den anderen sprach, hatte ich geschwiegen und geduldig zugehört. Was die beiden anderen sagten, dem stimmte ich zu, daher neigte ich leicht den Kopf.
Erleichterung ließ meine angespannten Schultern lockerer werden, als Lyvianne mich weiterhin bat bei ihr zu bleiben. Natürlich , antwortete ich und trat noch ein Stück näher zu ihr. Nickte Mayestril zu und wartete ab das wir uns auf den Weg machen würden.

Ich wedelte zaghaft mit der Rute als Lyv sich bedankte. Gebt acht auf euch..bitte.. erwiderte ich dann sanft, ehe ich mich abwand und Akela entgegen trat, welche nach mir gerufen hatte. Akela! Ich war erleichtert die Fähe zu sehen und rieb schließlich sanft meinen Kopf an ihrer Schulter, nachdem ich sie erreicht hatte. Ihr Husten war mir nicht entgangen, weshalb ich Akela nun besorgt ansah. In meinem Kopf arbeitete es bereits, welche Kräuter oder wurzeln ihr wohl helfen könnten.

Keine Sorge, wir passen auf. Ich warf Saikko ein etwas müdes, aber doch warmes Lächeln zu, ehe ich mich einmal ordentlich durchstreckte und kurz das Gesicht verzog, als meine Gelenke knackten, ich wurde einfach nicht jünger. Bin bereit. Rolf würde es nicht mitbekommen, selbst wenn ich ich ihm sagte wo ich hinging, er würde es einfach nicht hören, ich kannte diesen Zustand in dem er war. Ich sah noch ein letztes Mal zu ihm zurück, ehe ich Lyvianne ansah, ebenso abwartend wie Azzuan, ob wir gleich losgingen.