Hechelnd hatte ich den jungen Wolf gestützt und zum Rudelplatz gebracht. Meine Schulter war mittlerweile ebenso blutverschmiert wie seine und als er zu Boden ging, berührte ich ihn kurz alarmiert mit der Schnauze, bis ich merkte, dass er bei Bewusstsein war. Als Dash auf uns zueilte, trat ich einen Schritt zurück und setzte mich, um meine Schulter von Billys Blut zu säubern. Dabei hielt ich jedoch einen Teil meiner Aufmerksamkeit auf Dash und Billy, wie man auch an meinem Ohrenspiel ablesen könnte. Ich hatte nicht vergessen wovor mich Billy gewarnt hatte. Sie könnten denken, ich hätte ihn verletzt.

Ich hatte gerade beschlossen Dash zu beichten das ich nicht jagen konnte als ein blutender Wolf auf die Lichtung geschleppt wurde. Meine Rute wanderte blitzartig zwischen meine Hinterläufe und ich fing an zu zittern. Diesen zustand kannte ich nur zu gut.
Für eine Sekunde sah ich mich an der stelle des dunklen Rüden liegen doch ich riss mich zusammen und trat näher. Der Rüde vom Fluss war dabei, ich machte einen großen Bogen um ihn und näherte mich vorsichtig dem verletztem.

Wachsam wurde ich, als ich den Geruch von frischem Blut wahrnahm. Kaum hatte ich ihn wahrgenommen, da war auch schon der Ursprung des Geruches erschienen. Herrje. Entfuhr es mir. Ich sah Arctica, wie sie offenbar sehr unsicher wurde.
Ich trat näher heran um die Fremden anzusehen. Dash schien sehr alarmiert. Einer der Rüden war unverletzt, also würde er wohl nicht der Angreifer gewesen sein, schlussfolgerte ich. Der kleinere lag auf dem Boden und blutete. Was ist denn hier los? Fragte ich mehr an mich selbst gerichtet als an einen der Anwesenden.

Ich schloss seufzend die Augen und genoss Dashs Nähe. Ein Streuner, ich habe ihn provoziert. Es tut mir leid, ich war nur so unendlich wütend. Stin hat mir geholfen zurück zu kommen da meine Beine nicht so ganz wollen wie ich das will . Sagte ich müde, der Sarkasmus war aus meiner Stimme verschwunden. Als eine Wölfin näher kam zog ich leicht die Lefzen zurück, es gefiel mir nicht dass ich verletzt war. Ich versuchte auf die Beine zu kommen aber ich schaffte es nicht, schleich dich nicht so an. Meine Stimme war kühl und meine Ohren an den Hinterkopf gepresst. Ich muss mich nur ausruhen dann bin ich wieder fit, das ist nicht alles mein Blut der Streuner sieht ebenso schlimm aus. In meinen Augen glitzerte Genugtuung ehe ich wieder zu Dash sah. Seine Sorge färbte seine Augen dunkel was mich erneut seufzen ließ. Nein ich hatte nicht an ihn gedacht aber ich hatte etwas tun müssen.

Entschuldige wenn ich dich erschreckt habe. knurrte ich und legte die Ohren an. Du solltest liegen bleiben, ich bin zwar keine Heilerin aber dein Bein sieht sehr böse aus. Ich schaute mich wachsam um. Am besten besorgen wir etwas Brennesseln für ihn. Ich kannte mich nicht aus deswegen sprach ich einfach in die Runde. Für gewöhnlich wuchsen Brennesseln sehr häufig und überall. Da ich mich nützlich machen wollte, und der verletzte Wolf offenbar zu dem Rudel gehörte, musste ich schließlich helfen.

Ich drehte den Kopf und bereute es sogleich. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Schulter und ließ mich kurz zischen die Luft einsaugen. Und wer bist du? , kam es etwas unfreundlicher aus meiner Schnauze als ich es beabsichtigt hatte? Die Schulter ist das schlimmste. Ich denke die Pfote ist nicht gebrochen, es hat nicht geknackt aber die Haut und vielleicht ein paar Muskeln sind kaputt. Brummte ich zu Dash und halb in die Richtung der Wölfin. Die weiße konnte ich immer noch nicht sehen was mich nervös die Nackenhaare aufstellen ließ. Wärst du so lieb und würdest dich so hin stellen, dass ich dich sehe weiße? Du machst mich nervös . Brummte ich gereizt aber nicht böse, meine Wut war vorerst befriedigt. Ich fühlte mich wieder mehr wie ich selbst obwohl ich nicht mehr genau wusste wer das war. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Dash mich Billy genannt hatte. Er durfte es noch denn er gehörte seit Beginn zu mir. Aber ich war nicht mehr Billy, ich war nicht mehr der Wolf der ich war als ich zu diesem Rudel kam. Tatsächlich stimmte mich dieser Gedanke so traurig, dass ich die Augen schloss und tief seufzte. War ich ein schlechter Wolf geworden? , fragte ich mich stumm und hielt sie Augen geschlossen um nicht in Dashs sorgenvolles Gesicht sehen zu müssen.

Nur einige Schritte vom Platz entfernt konnte ich Brennesseln ausmachen. Ich lief hinüber und sammelte einige ein nur um sie dann gleich zu dem schwarzen Rüden zurückzutragen. Mein Name ist Szary. Murmelte ich zwischen den Nesseln hindurch. Meine Leftzen brannten schon, aber es würde bald vorbeigehen. Ich legte sie vor seiner Nase ab, und mich gleich daneben. Ich betrachtete seine Pfote. Nun ich schätze wenn es nicht geknackt hat, könntest du Glück gehabt haben. Ich begannt ein wenig auf den Nesseln herumzukauen. Hör zu... ich hob die Augenbrauen als Geste, dass er sich ebenso noch nicht vorgestellt hatte. Das wird verdammt wehtun. Aber es schließt die Wunden und wird auch den Schmerz schneller abklingen lassen. Ich hatte schon oft gesehen wie man Brennesseln nutzt. Es war eine der wenigen nützlichen Sachen, die mein Vater mir auf den Weg gegeben hatte. Tu mir nur einen gefallen und kollabier nicht. Ich schaute mich zu den anderen um. Willst du etwas wo du draufbeißen kannst? flüsterte ich ihm zu.

Ich lief ein Stück um ihn herum, so das er mich im Blick hatte. Szary wusste sicher was sie tat...

Ich betrachtete die Wölfin aus meiner liegenden Position als ich meine Augen wieder öffnete um meine Gedanken zu verdrängen. Kurz wog ich ab zu fragen, was sie eigentlich hier wollte aber ich schluckte den bissigen Kommentar herunter, sie versuchte zu helfen und das erkannte sogar ich.
Ghost, der Beta und Dashs Bruder , brummte ich knapp als ich ihren Blick sah.
Als sie mich bat nicht zu kollabieren knurrte ich dann doch. Ich brauch nichts zum drauf beißen. Ich halte das schon so aus, ich bin kein Schwächling. Knurrte Ich mit zurück gezogenen Lefzen. Die Situation passte mir ganz und gar nicht, was man an meiner angespannten Haltung trotz liegender Position und meinem aufgestellten Fell sehen konnte. Dann doch etwas neugierig beobachtete ich die weiße, die sich nun in mein Blickfeld begab. Ich entspannte mich etwas da nun niemand mehr hinter mir war und stellte die Ohren wieder auf. Sie sah ängstlich aus oder zumindest zurück haltend und ich fragte mich wie Dash die beiden kennen gelernt hatte.

Ich drückte meine Nase in Billys dichtes Fell als wollte ich mich vergewissern, dass er wirklich noch lebte. Ihn verletzt zu sehen brachte mich fast selbst um. Ich hatte versagt ihn zu beschützen. Mal wieder. Die weiße ist Arctica und die Jungwölfin dahinten heiß Akaya. Sie sind auf Probe bei uns. Dann fasste ich einen Entschluss. Niemand kam damit durch meine Familie zu verletzen. Kannst du mir den Streuner beschreiben? Ich würde ihn jagen und ich würde ihn erwischen. Er würde sich wünschen nie geboren worden zu sein. Zum ersten Mal schien es, dass ich wie ein Schattenwolf fühlte und dachte.

Mit seiner Art erinnerte Ghost mich an einen sturen, pupertären Welpen. Am liebsten hätte ich ihm mal den Kopf gewaschen. Aber ich wollte keinen Streit anfangen und ihn vorallem nicht weiter anstacheln. Ich robbte liegend etwas näher an ihn heran und zupfte zuerst einige Fellbüschel aus der Wunde um sie zu säubern, wie ich es gelernt hatte. Ich habe nie gesagt, dass du ein Schwächling wärst. nuschelte ich mit dem Fell im Maul. Ich spuckte es auf den Boden, der Kupfergeschmack des geronnen Blutes breitete sich in meinem Maul aus. Pfui. ich schnaufte einige einzelne Haare aus Nase und Mund. Zähne zusammenbeißen! Kündigte ich mich an und drückte die zerkauten Brennnesseln fest auf seine Schulter. Ich unterdrückte ein Niesen und den Drang mir das Brennen von Nase und Maul zu reiben.

Ich schüttelte wehement den Kopf obwohl das starke Schmerzen auslöste und Sterne vor meinen Augen tanzten. Wir haben beide Dampf abgelassen. Er ist ebenso stark verletzt wie ich, bring du dich nicht auch noch in Gefahr. bat ich ihn mit festem Blick. Ich wollte nicht, dass Dash auch noch verletzt wurde und ahnte nun wie er sich fühlen musste. Es tat mir furchtbar leid, Dash... Ich.. Es. Aber weiter kam ich nicht als die Wölfin meine Wunde säuberte und dann die Brennessel darauf drückte. Ein dunkles Knurren drang aus meiner Kehle und ich schloss einen kurzen Moment die Augen als schwarze Punkte mein Sichtfeld verengen. Als ich die Augen wieder öffnete ging mein Atem schnell und stoẞweise, Du hast nicht übertrieben . Sagte ich mit einem leicht zitternden Grinsen was sofort wieder verschwand als ich Dash anschaute.

Mach dir keine Sorgen Billy, ich kümmere mich schon darum. Mir wird nichts passieren. Ich lächelte Billy an, wie ich es immer tat, doch diesesmal konnte ich es nicht bis in meine Augen zwingen. In ihnen brannte kalte Wut. Sie war nicht heiß, das ich sofort in etwas beißen wollte, nein, sie fokussierte sich akkurat auf einen einzigen Wolf und ich würde auch warten bis ich meine Rache bekam. Ich rieb meine Schnauze an Billys Kopf um ihm etwas gegen den Schmerz zu helfen.

Ich schenkte Ghost ein schüchternes Lächeln.
Du hast sicher tapfer gekämpft.
Ob das jetzt richtig war?
Unsicher klappten meine Ohren nach hinten und ich sah kurz zu Szary.

Es war zu erkennen das Dash seinen Bruder sehr liebte. Ich lächelte leicht als Ghost zugab das es doch mehr wehtat. Also doch nicht so ein harter Brocken wie er vorgibt zu sein. Ich lies die Nesseln an Ort und Stelle liegen.
Die anderen Wunden sind nicht so tief. Die sollten alleine heilen wenn du sie sauber hälst. sagte ich. Es hatte sich schon an einigen Stellen dicker Schorf gebildet. Knabber es nur nicht immer wieder auf sonst bleiben tiefe Narben.
Mein Kopf schnellte zu Arctica als sie das Wort ergriff. Ich musste grinsen. Wieviel Mut hatte es sie wohl gekostet jetzt den Mund aufzumachen?