Vom Rand des Fichtenwaldes dringt ein dunkles Heulen zum Rudelplatz. Der Beta der Bergwölfe bittet um Erlaubnis das Rudelgebiet betreten zu dürfen

Ich hielt den Blick gesenkt, hob ihn jedoch als er sagte er würde sich schlecht fühlen. Das wollte ich nicht, weshalb ich mich zwang meine Haltung ein bisschen aufzurichten und ihn zumindes anzusehen, auch wenn es mir schwer fiel. Bei dem Wort Abenteuer musste ich lächeln, auch wenn es immer noch unsicher wirkte. Es hatte sich tatsächlich ein bisschen abenteuerlich angefühlt und mich daran erinnert, dass das Leben in der Wildniss so volkommen anders war, als das was ich kannte. Es ist so anders in der Freiheit, sagte ich daher leise und fast ehrfürchtig. Es war ziemlich viel auf einmal, aber nicht unbedingt schlecht. Als Marek dann von den Jungwölfen sprach, hob ich den Kopf ganz und sah ihn mit großen Augen an. Oh, ich meine es ist bestimmt gut wenn er andere jüngere kennenlernt. Aber ...ich mache mir Sorgen, wenn ich nicht weiß wo er ist. Unschlüssig huschte mein Blick hin und her, zu Marek, zu Rebell, zum Beta und seiner Gefährtin und wieder zu Marek. Was sollte ich jetzt machen?, überforderung bahnte sich an und ließ meinen Atem etwas unregelmäßig werden. Doch ein dunkles Heulen unterbrach mein Gedankenkarusell, erschocken drehte ich mich in die Richtung aus der es gekommen war.

Ich hatte eindeutig nicht damit gerechnet, dass @Rebell auf meine Aufforderung eingehen würde, so dass dieser mich wohl durch sein Anspringen umwarf. So rollten wir einen Moment etwas über den Boden, ehe ich spielerisch knurrte und so sachte wie möglich Rebell mal hier und mal dort zwackte - wo es mir in meiner Position eben möglich war. Das Heulen nahm ich aufgrund meiner Ohren nicht wahr - dafür war es wohl zu weit weg. Zudem war ich gerade "beschäftigt" damit, zu versuchen Rebell zu Boden zu ringen und diesen dort irgendwie nieder zu drücken.

Marek verschwand und ich sah ihm einen Moment hinterher, dann atmete ich tief durch und lief zu Tayro und Acyra. Hallo, entschuldigt die Störung. Marek sagt der Beta der Bergwölfe möchte etwas von ihm. Aber ich sollte euch bescheid sagen, dass ihr bitte hier bleiben sollt. Er braucht euch auf dem Rudelplatz . Erklärte ich den beiden was Marek gesagt hatte und kippte meine Ohren vor und zurück. Ich fühlte mich unsicher und nervös, konnte aber nicht genau sagen wieso. Das ich nicht wusste wo Jett war, machte mir große Sorgen und ließ den Knoten aus Angst in meinem Magen wachsen. Von dem Druck wurde mir ein bisschen schlecht, aber das ließ sich noch unterdrücken. Trotzdem vermied ich es zu Rebell zu gucken, das würde mich nur noch nervöser machen. Das Marek mich gebeten hat ihn zu fragen ob er mir bei der Suche half, machte es nicht besser.

Ich war erstaunt über Acyra das sie es scheinbar so einfach hatte sich Taya anzunehmen. Gleichzeitig war ich froh darüber das es den Anschein machte das es wirklich gut funktionieren wird mit uns drei. Schließlich nahm ich mir noch ein kleines Stück Fleisch von der Beute welches mich auch schon gut sättigte, da hatten Zodiac und ich wirklich einen guten Fang gemacht. Meine Schulter tat auch kaum noch weh und mein Blick folgte meiner Gefährtin bis zu Sia hinüber, welcher ich kurz freundlich zunickte, ehe ich damit begann mein Fell zu putzen.

Als ich ein tiefes Heulen vernahm, wusste ich dieses noch nicht zu zuordnen und sah direkt zu Marek, welcher sich jedoch schon auf den Weg machte, womit die Obhut des Rudelplatzes nun mir oblag. Kurz versuchte ich mir einen Überblick zu machen und wusste wo sich Rebell mit Zodiac, Acy mit Sia und Maya befand als Maya bereits auf mich und Acy zukam. "Wenn es der Beta selbst ist, ist es vermutlich recht wichtig. Danke dir Maya." entgegnete ich ihr bestätigend und dankbar für die Mitteilung. Nach einem kurzen Augenblick erhob ich mich und wandte mich etwas lauter an das ganze Rudel, auch in Erinnerung rufend was Marek vorhin mit uns besprochen hatte. "Wir bleiben alle erstmal bis auf weiteres auf dem Rudelplatz. Beute haben wir aktuell genug und unsere Grenzen scheinen relativ sicher zu sein. Rebell, kümmer du dich etwas weiter um Zodiac. Vielleicht könnt ihr etwas Abwehr trainieren. Acy, Sia könnt ihr die Baue und den Rand des Rudelplatzes einmal prüfen ob irgendwo etwas ausgebessert werden könnte? Wenn ja wäre es schön wenn ihr das erledigen könntet. Bleibt aber immer in der Nähe des Rudelplatzes und kommt spätestens in der ersten Nacht zurück." sprach ich zwar lauter und etwas bestimmend aber dennoch ruhig zu allen in hörreichweite.

Tayro dankte mir und kurz machte mich das ein bisschen glücklicher. Vorsichtig lächelnd nickte ich dem Betawolf zu und zog mich dann ein Stück zurück. Da richtete er auch schon sein Wort an das Rudel und ich spitze aufmerksam die Ohren. Sogleich sanken sie jedoch wieder nach unten, kleben sich an meinen Hinterkopf. Wie sollte ich meinen Sohn suchen wenn ich nicht gehen durfte? . Fragte ich mich still. Tayro verteilte Aufgaben, doch ich bekam keine. Das war in Ordnung, ich gehörte nicht dazu. Dennoch konnte ich den Stich fühlen der in mein Herz piekste, es fühlte sich nach Zurückweisung an. Reiß dich zusammen und denk nicht so einen Schwachsinn , dachte ich sofort und ärgerte mich über mich selbst. Kam mir schwach und jämmerlich vor, doch wieder drohten alle Gefühle mich zu überschwemmen. Die Sorge um Jett die gleichzeitig mit der Logik rang, dass er spielen musste mit Altersgenossen. Dann Alles was mit Kaya passiert war, denn es ging mir immer noch nah und ich hatte es noch nicht verarbeiten können und am schlimmsten von allen, das Gefühl nicht richtig verankert zu sein. Es fühlte sich an als fehle mir ein Halt, ob es ein Ort oder ein Wolf war, spielte keine Rolle denn es war nichts von beiden hier. Ich fühlte mich schon wieder einsam. Auch wenn ich mir dadurch nur noch jämmerlicher und schwächer vorkam, nickte ich zu den Worten des Betas und schlich zu einer Kuhle im Baum. Ich war nicht immer so ängstlich und vorsichtig, aber wenn ich mental mit so viel kämpfte, war es als hätte ich keine Kapazität mehr. Als könne ich keine negative Emotion mehr ertragen und müsse darauf achten, dass besonders ich nichts tat das etwas in die Richtung hervor rief. Deswegen gehorchte ich stumm, zog mich einfach zurück obwohl mir die Intensität der Gefühle Übelkeit und Magenschmerzen bereiteten. Meine Gedanken rasten, doch ich war so in mich gekehrt, dass man nach außen hin nichts außer ein sehr schwaches zittern wahrnehmen konnte. Zusammengerollt drückte ich mich gegen die Wurzeln des Baumes und versuchte mich selbst durch Augenschließen und ruhiges Atmen zusammenzureißen.

Als ich bemerkte wie sich Maya defensivz urück zog, war ich etwas verwirrt. Habe ich was falsches gesagt? Habe ich sie gekränkt indem ich ihr keine Aufgabe gab damit sie sich ausruhen und mit über den Rudelplatz wachen kann oder war es wegen Jett? Er kommt bestimmt bald wieder. dachte ich mir und dennoch wollte ich nicht das irgendwer aus dem Rudel sich schlecht fühlt wenn ich etwas sagte. Kurz überlegte ich und sprach dann kurz zu Taya. "Taya bleib hier, nimm noch etwas von der Beute damit du groß und stark wirst, ich bin gleich wieder da." Ohne die Antworten der anderen abzuwarten trottete ich langsam hinter Maya her als ich dann die kleine Ecke betrat wohin sie sich zurückgezogen.

"Maya ist alles in Ordnung? Tut mir leid wenn ich etwas falschen gesagt habe. Ich möchte dich im Moment nur etwas schonen, alle vom Rudel müssen top fit sein falls was passiert. Wegen Jett brauchst du dir bestimmt keine Sorgen machen. Sobald es geht lassen wir jemanden nach ihm suchen und wenn nötig suche ich selbst nach ihm. Wir sind ja schließlich ein Rudel und dazu gehörst auch du und Jett. Wir passen aufeinander auf." sprach ich ruhig und freundlich zu ihr, ehe ich wieder in Richtung der Beute und Taya deutete. "Du hast schon etwas mehr Erfahrung mit Jett. Magst du mir und Taya etwas Gesellschaft leisten und auf die anderen aufpassen bis Marek wieder da ist?" fragte ich sie und hoffte darauf das sie mir dabei helfen würde.

Da ich so auf mein Atmen fixiert war, zuckte ich zusammen als Tayros Stimme plötzlich so dicht neben mir ertönte. Erschrocken atmete ich ein paar Mal tief durch und blinzelte bis ich wieder in der Gegenwart war. Die Menge an Gefühlen und Gedanken hatte mich so weit nach innen gezogen, dass ich mich kurz daran erinnern musste wo ich war. Mit kurzer verzögerung hörte ich die Worte des Betas und schluckte schwer, aber es ging schon wieder. Die Ablenkung war gut gewesen, sonst wäre ich wahrscheinlich tiefer abgetaucht. Mit vorsichtigem Nicken antwortete ich ihm, alles in Ordnung. Ich .. es war nur ein bisschen viel. Das war nicht deine Schuld. Stellte ich sofort klar, er sollte bloß kein schlechtes Gewissen haben, nicht meinetwegen. Seine Worte taten dennoch gut und wärmten mich ein bisschen, auch wenn das Gefühl nicht ganz weg ging und Erschöpfung an meinen Pfoten zog. Aber er gab mir eine Aufgabe, was mir wieder ein klein bisschen Energie zurück gab. Auch wenn ich nicht ganz entziffern konnte, weshalb er es tat, war es eigentlich auch egal. Die Geste war sehr lieb und ließ meine Rute ein bisschen hin und her wedeln. Ja ich leiste euch gerne Gesellschaft, ich habe Taya noch gar nicht kennen gelernt glaube ich..... Ich bin nicht so gerne allein. Dass ich ihm das beichtete, bereitete mir ein wenig Unbehagen aber es erklärte vielleicht zumindest warum ich manchmal komisch reagierte. Ich mache mir Sorgen um Jett aber.. ich weiß er muss auch mit gleichaltrigen spielen. Ich hoffe nur er ...macht nichts dummes oder tut sich weh. Nicht dran denken Maya, ich kniff die Augen zusammen und drängte die Gedanken der Angst erfolgreich wieder zurück. Wenn man ihnen keinen Raum gab, dann blieben sie klein. Das hatte ich schon vor einer ganzen Weile gelernt.

Nachdem ich gegessen hatte und die letzten Tage überaus viel passiert war, begann Müdigkeit mich heimzusuchen. Wie immer wollte ich allerdings nicht einschlafen. Am Rande bekam ich mit, dass ein fremder Wolf an unserer Grenze geheult hatte, versuchte dieses Ereignis an Anlass dazu zu nehmen, dennoch wachzubleiben, aber vergebens. Schließlich begann ich wegzudösen, mit meinem letzten bewussten Gedanken, dass ich hoffentlich, hoffentlich nicht schlafwandeln würde.

"Huhuu?" gab ich einen verschlafenden, desorientierten Laut von mir, als ich durch einen Stups aus meinem dösenden Zustand gerissen wurde und schwankte gefährlich auf die Seite, konnte mich aber gerade noch so fangen. Die plötzliche Anspannung meiner Glieder riss mich wieder aus meinem noch recht tranceartigen Zustand. Ich blinzelte und konnte Acy vor mir ausmachen, die mich ansah. Noch einmal blinzelte ich, bis ihre Worte wirklich in mein Hirn gewabert waren. "Mhmmm." gab ich zur Antwort und gähnte dann einmal. Dann sah ich Acyra abwartend an, war zu benommen und geschafft in diesem Zustand um auch nur irgendwie selber aktiv zu werden und nach einem möglichen Schlafplatz Ausschau zu halten.